Verfluchtes Taunusblut. Osvin Nöller

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Verfluchtes Taunusblut - Osvin Nöller

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Familie besitzt in Bad Homburg eine Firma mit dem Namen BioGenüsse GmbH. Die stellen Biotiefkühlkost her. Ein ziemlich großes Unternehmen mit rund 1 500 Mitarbeitern. Die Mutter ist die Hauptgesellschafterin und der älteste Sohn Geschäftsführer. Das habe ich im Internet recherchiert.“

      „Aha, hört sich nicht übel an. Was sagt Kai zu dem Ganzen?“, fragte die Freundin.

      „Hhm, du weißt, wie er ist. Die Unterlagen hält er für eine Fälschung. Meine Idee, hinzufahren, empfindet er als schwachsinnig. Das hat er zwar nicht direkt gesagt, aber bestimmt gedacht. Gestern Abend hatten wir einen üblen Krach. Er hat mich auf die Palme gebracht. Zum Schluss meinte er gönnerhaft, ich solle fahren, wenn es mir danach besser ginge.“

      „Wo ist er jetzt?“, bohrte Biggi weiter.

      „Rate mal. In seinem geliebten Tennisverein. Seit er Präsident ist, verbringt er gefühlt jede freie Minute dort, um den Klub auf Vordermann zu bringen, wie er es ausdrückt. Falls er nicht in der Apotheke oder bei einer Fortbildung ist.“ Ihre Worte klangen bitter.

      „Süße, wie oft hab ich dir gesagt, dass das mit euch so nicht weitergeht? Diese Ehe macht dich kaputt! Du bist eine eigenständige Frau. Zieh endlich einen Schlussstrich!“

      Biggi hatte es auf den Punkt gebracht. Eigentlich lebten sie nebeneinander her.

      Die Freundin ließ nicht locker. „Kai springt wer weiß wo rum und du flüchtest in deine Kinderprojekte. Komm zu dir!“

      „Hör auf, ich will jetzt nicht über das Thema sprechen.“

      „Okay Kleines. Verstehe ich.“

      „Danke. Sag, du kennst doch Kais Freund Gunter. Ich hab ihn gestern angerufen und gebeten, anhand der Urkunde nachzuforschen.“ Sie atmete tief durch. „Das fand sogar Kai vernünftig. Wahrscheinlich hofft er, dass Gunter herausfindet, dass das alles nicht stimmt.“ Sie machte eine kurze Pause. „Da ist übrigens noch was. Bei den Unterlagen lag ein Artikel zum Flugzeugabsturz meines leiblichen Vaters. Jemand hat darüber geschrieben: Diana, er wurde ermordet!“

      9. Mai 2016

      Barbara und Renate tranken Tee auf der Couch im Wohnzimmer, das durch seine ungewöhnliche Einrichtung auffiel. Die Wände und die Decke waren mit dunklem Holz getäfelt. In drei Nischen hingen moderne, farbenfrohe Bilder. Ein runder Kronleuchter aus Kristallglas ergänzte die teuren Möbel. Links und rechts vom Couchtisch standen zwei Sofas mit einem leuchtend violetten Stoffbezug, der dennoch zu dem Stil des Raumes passte.

      Barbara stellte ihre Tasse mit zittriger Hand ab. „Ich lebe nur noch kurze Zeit.“ Als ihre Freundin antworten wollte, schüttelte sie den Kopf. „Lass mich ausreden. Ich habe vor vier Wochen eine weitere Chemotherapie abgelehnt. Das musst du für dich behalten, denn bisher weiß es nur Julia. Ich werde es den Jungen demnächst mitteilen.“ Ein Hustenanfall, der von einem Reißen in der Brust begleitet wurde, strafte sie für die anstrengenden Worte.

      „Um Himmels Willen, warum?“ Renate rutschte ein wenig näher an sie heran.

      Barbara wischte sich mit einem Taschentuch den Mund ab und röchelte. „Weil ich eine dritte Tortur nicht mehr verkrafte. Sie würde ohnehin erfolglos sein.“ Ihre Gesichtszüge verhärteten sich. „Nur die Ärzte hätten was davon“, schob sie zynisch nach. „Ich bin, wie es so schön heißt, austherapiert, und erwarte meine letzte Stunde.“ Der Schmerz wanderte zum Rücken. Langsam lehnte sie sich zurück und verspürte trotz allem die Erleichterung, der Freundin ihre Entscheidung mitgeteilt zu haben.

      „Du bist eine Kämpferin! Denk daran, was du in den vergangenen Jahren erreicht hast! Die Firma, deine Kinder, und all die Wohltaten, die du für die Allgemeinheit leistest. Du darfst nicht aufgeben!“ Renate schnäuzte sich die Nase und wischte sich eine Träne aus dem Auge.

      „Das hört sich toll an! Dennoch muss ich akzeptieren, dass es zu Ende geht!“ Barbara gab sich Mühe, tapfer und entspannt zu wirken, wobei sie mit zunehmenden Luftproblemen kämpfte.

      „Es ist vorbei, wenn man die Augen zumacht! Nicht eine Sekunde früher! Du wirst gebraucht! Auch von mir! Du besiegst die Krankheit!“

      „Es ist rührend, wie du mich aufbauen willst.“ Sie nahm die Hand ihrer Freundin. „Danke! Es besteht keinerlei Grund, gram zu sein. Ich hatte ein teilweise hartes, trotzdem erfülltes Leben. Vielleicht wird es ein bisschen kurz. Insgesamt kann ich zufrieden sein.“ Sie schwieg und suchte eine schmerzfreiere Haltung. „Einzig die Entscheidung, Diana wegzugeben, war ein schlimmer Fehler! Ich hätte damals stärker sein müssen, war aber ein blödes Küken in einer Welt der Großkopferten! Es hat einfach zu lange gedauert, bis ich zurechtgekommen und selbstständig wurde!“ Sie wischte sich die Lippen ab. „Wie gern würde ich meine Tochter noch einmal sehen!“

      Renate wirkte plötzlich angespannt. „Möchtest du einen weiteren Versuch anstellen, sie zu finden?“

      „Macht keinen Sinn! Hugo war vor vielen Jahren erfolglos, wieso sollte man sie heute aufspüren? Die Behörden waren seinerzeit stur und reagieren jetzt mit Sicherheit nicht anders! Es ist zu spät!“

      Renate blickte zum Kamin. „Wenn du aufgibst, ist es bald vorbei. Du darfst die Hoffnung nicht verlieren! Manchmal gibt es Zufälle!“

      „Schluss damit! Ich habe übrigens in einem Begleitbrief zum Testament verfügt, wie ich mir meine Beerdigung vorstelle.“

      „Hör auf! Das möchte ich nicht hören!“ Die Vertraute schluchzte unvermittelt los.

      Barbara versuchte, die Schmerzen zu ignorieren, und nahm sie in den Arm. Ihre Stimme wurde sanft. „Ich danke dir dafür, Liebes, dass du eine tolle Freundin bist!“ Sie streichelte ihr über den Rücken. „Hör mir bitte einen Moment zu. Ich mach mir Sorgen um Björn.“

      Renate löste sich von ihr und schaute sie direkt an.

      „Er ist der Geschäftsführungsaufgabe nicht gewachsen und glaubt, ich merke nicht, dass er trinkt und wer weiß was nimmt. Das Vermögen der Familie hängt an seinen Entscheidungen.“

      „Hugo unterstützt ihn.“

      „Schön wär's! Ich bin seit Längerem nicht mehr sicher, welche Interessen unser Familienanwalt vertritt!“, sagte Barbara hart und ein bisschen lauter. „Man muss ihm auf die Finger schauen!“

      Die Freundin nickte. „Er hat sich verändert!“, sie hielt einen Moment inne, „und nicht zum Besten. Warum entbindest du Björn nicht von den Aufgaben?“

      „Weil ich dafür weder die Kraft noch die Zeit besitze. Wer soll die Firma dann führen? Christian weigert sich, erwachsen zu werden und Julia würde ohne ihren Beruf verkümmern! Damit hinterließe ich einen üblen Scherbenhaufen!“

      Mit diesen Worten setzte sie sich kerzengerade hin. Ein Schmerz ging durch ihren Rücken, als ob jemand mit einem Messer in ihr bohrte. Es fröstelte sie, obwohl sie bei den sommerlichen Temperaturen eine dicke Strickjacke trug. Mit äußerster Beherrschung unterdrückte sie einen Schmerzenslaut.

      „Du solltest übrigens wissen, dass vieles von dem, was wir angestellt haben, nach meinem Tod bekannt wird! Ich habe manches aufgeschrieben und möchte es nicht vernichten! Die Kinder haben ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren.“

      Renate verlor den letzten Hauch an Gesichtsfarbe. „Wir müssen es ihm sagen!“,

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