Verfluchtes Taunusblut. Osvin Nöller
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Читать онлайн книгу Verfluchtes Taunusblut - Osvin Nöller страница 9
Ihre Schwester runzelte die Stirn. „Wie hast du es erfahren?“
Diana erzählte in wenigen Sätzen von Renates Besuch. Julia schüttelte den Kopf, nahm ein Taschentuch aus dem Kittel und wischte sich die Augen. Ihre Lippen bebten. „Sie ist tot!“
***
Björn saß am Schreibtisch und versuchte, der Übelkeit Herr zu werden. Auf der Fahrt in die Firma hatte er zweimal anhalten müssen, um sich zu übergeben. Im Büro tauschte er das verschmutzte Hemd gegen ein frisches, das für Notfälle immer im Schrank hing. Er war sich sicher, dass Tanja von dem Vorfall in der Garage nichts mitbekommen hatte. Außerdem war er froh, dass seine Sekretärin im Haus unterwegs gewesen war, als er eintraf.
Er hatte die Bürotür geschlossen. Um sich abzulenken, nahm er den Quartalsabschluss und überflog ihn kurz. Mit den Zahlen war er weitgehend zufrieden. Der Gewinn war allerdings in den ersten drei Monaten leicht zurückgegangen, was vor allem daran lag, dass sich die Kosten deutlich erhöht hatten.
Er wusste, dass er das in der Gesellschafterversammlung überzeugend zu erläutern hatte. Dies sollte ihm gelingen, wobei er den wahren Grund verschweigen musste. Er selbst war für den gestiegenen Aufwand verantwortlich, obwohl ihm die Steigerung ziemlich hoch vorkam. Eva Harms, die Leiterin der Buchhaltung, konnte ihm die Ursache sicher erklären. Den Bericht legte er in die oberste Schreibtischschublade.
Seine Kopfschmerzen wurden ein wenig schwächer. Mit zittrigen Händen wählte er Hugos Nummer, der schon nach dem ersten Klingelton abnahm. Björn berichtete ihm von Schreiners Besuch.
„Hugo, rede bitte mit dem Typ. Er muss sich gedulden!“, forderte er. „Ich benötige zunächst Barbaras Genehmigung, wie du weißt.“
„Vergiss es! Ich habe mit ihr gesprochen. Julia hat ihr von dem Investor erzählt und die Reaktion war eindeutig. Sie wird nie zustimmen!“
Er erschrak. Wie sollte er aus dieser Sache rauskommen?
Das war vermutlich der Grund für Mutters Anruf gewesen. Glücklicherweise hatte er bisher nicht zurückgerufen.
„Verdammt! Was mache ich jetzt?“ Die Kopfschmerzen verstärkten sich wieder. „Ich bin derzeit nicht in der Lage, Schreiner die Schulden zurückzahlen und ohne Barbaras Placet bekommt er keine Anteile.“ Er zögerte einen Moment. Entschlossener fuhr er fort. „Er muss sich ein paar Monate gedulden! Das Thema erledigt sich biologisch! Sie wird von Tag zu Tag weniger.“ Es überraschte ihn, wie leicht ihm die Worte über die Lippen kamen. Er hatte einen großen Respekt vor ihr, aber er spürte, dass sie mit dem Leben abgeschlossen hatte. Seine Probleme lösten sich demnächst in Luft auf! Ein Grinsen überzog sein Gesicht.
„Hugo, wenn sie tot ist, habe ich freie Bahn. Christian interessiert sich nicht für die Firma, solange er Geld erhält. Den bekomme ich auf meine Seite und damit kann mir Julia egal sein.“
„Sei nicht so optimistisch! Barbara sieht zwar schlecht aus, ist jedoch eine Kämpferin. Ich würde mir für Schreiner eine Lösung einfallen lassen. Der wartet nicht mehr lange, wie du bemerkt haben dürftest.“
Björn stutzte. „Du bist ein schöner Freund! Erst schleppst du mir den Vogel an und dann lässt du mich hängen“, beschimpfte er den Familienanwalt.
„Es reicht!“, entgegnete dieser barsch. „Ich hab dir nicht gesagt, dass du dir das Geld vorab leihen sollst. Ich bin ebenso wenig für deine Spielschulden verantwortlich! Das war zu verlockend für dich, oder? Sieh zu, wie du das allein hinbekommst!“
Das Klicken in der Leitung verriet ihm, dass Hausmann das Gespräch beendet hatte. Das Büro verschwamm vor seinen Augen und er schloss eine Schreibtischschublade auf. Er entnahm ihr einen Beutel mit weißem Pulver. Sorgfältig verteilte er es auf dem Tisch vor ihm. Kurze Zeit, nachdem er das Kokain geschnupft hatte, kehrten die Lebensgeister zurück.
Er stand auf, lief zum Fenster und starrte auf das Vordach der Produktionshalle, die sich dem neueren Verwaltungsgebäude direkt anschloss. Falls Barbara hinter sein Geheimnis käme, würde es ziemlich unangenehm für ihn werden!
***
Julia bog mit ihrem Opel Corsa in die Einfahrt des Lautrupschen Anwesens in der Kreuzallee ein. Das zweiflügelige Einfahrtstor war geöffnet und der Parkplatz leer. Alles schien wie immer zu sein.
Sie schloss die Tür zur Wohnung ihrer Mutter auf und eilte in die Bibliothek, wo sie Barbara vermutete.
Diese sah überrascht auf. Ihre geröteten Augen deuteten darauf hin, dass sie vor Kurzem geweint haben musste.
Julia ging zu ihr und nahm sie vorsichtig in den Arm, um sich danach in den zweiten Sessel neben sie zu setzen.
„Hallo, gibt es etwas Neues? Ist die Polizei noch da?“
Barbara hatte sie am Morgen in der Praxis angerufen und ihr mitgeteilt, dass die Putzfrau Renate tot in ihrem Wohnzimmer aufgefunden hatte. Mehr wusste sie bisher nicht.
Die Mutter schüttelte den Kopf. „Nein. Zwei Kommissare waren hier und haben mir Fragen gestellt. Ob sie Verwandte habe, mit wem sie befreundet sei und zum ganzen Drumherum hier. Sie gehen davon aus, dass sie gestern Abend gestorben ist. Was genau geschehen ist, wissen sie nicht.“ Sie schluchzte. „Warum sie? Wieso nicht ich?“
Sie faltete ein Taschentuch auseinander und schnäuzte sich die Nase, um sich sofort kerzengerade aufzurichten. „Die Beamten wollen wiederkommen. Christian war bis eben hier. Er ist ziemlich fertig.“
Julia nahm ihre Hand. „Was ist mit Björn? Weiß er es?“
Barbara nickte. „Er hat vor ein paar Minuten angerufen, nachdem ich ihn vor Stunden um einen Rückruf gebeten hatte. Es schien ihn nicht sonderlich zu berühren.“ Ihre Worte klangen bitter.
Julia fröstelte es und sie überlegte fieberhaft, wie sie ihr eigentliches Thema beginnen konnte. Es war sicher unfair, es in dieser furchtbaren Situation anzuschneiden, aber es half nichts! Sie musste Gewissheit erlangen! Schließlich trat sie die Flucht nach vorne an. „Wieso hast du mir nie erzählt, dass ich eine Zwillingsschwester habe?“
Barbara schaute sie mit großen Augen an. Sie knetete hektisch die Hände. „Wie kommst du darauf?“, fragte sie in ruhigem Ton.
„Meine Schwester Diana war heute Vormittag in der Praxis und hat mir die frohe Botschaft überbracht! Jetzt sag endlich, was das zu bedeuten hat! Warum hatte ich keine Ahnung?“
Die Mutter atmete tief ein, sah zum Fenster und Julia befürchtete zunächst, dass sie nicht antworten würde. Plötzlich ging ein Ruck durch sie und Julia glaubte einen Moment, ein zartes Lächeln gesehen zu haben.
„Es war sicher ein Fehler, dass wir dir nichts davon gesagt haben. Anfangs gab es widrige Umstände, irgendwann, befürchte ich, war es zu spät. Ich weiß nicht, ob du mir glaubst, dass ich mir fest vorgenommen hatte, dir alles zu erzählen, bevor ich endgültig gehe. Mir fehlte bisher allein der Mut.“ Sie tupfte sich mit einem Taschentuch die Lippen ab. Mit einem Mal klang sie eifrig. „Woher kam sie? Wie hat sie dich gefunden? Ist sie noch da?“
Julia schaute sie nachdenklich an. „Ja, sie ist in der Stadt. Ich treffe sie heute Abend.“ Dann berichtete sie, was ihr Diana erzählt hatte. Barbara legte die Stirn in Falten.
„Was ist das für ein Wahnsinn? Wie kam Renate an die