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stand vor dem sich öffnenden Garagentor, als sich ihm jemand von hinten näherte. Blitzartig fuhr er herum. Ein grimmig dreinschauender Koloss funkelte ihn an. Die grauen, im Nacken zusammengebundenen Haare verliehen ihm den Anschein eines Altrockers. Der Typ passte perfekt zu dem verkorksten Morgen.

      „Hallo Schreiner, du hast mich vielleicht erschreckt! Was willst du hier?“

      Der Mann grinste. „Nachdem Anrufe bei dir keinen Erfolg haben, komme ich halt persönlich, um dich an unsere Abmachung zu erinnern! Es ist demnächst Liefertag!“

      Björn begann zu zittern. Der Kraftprotz trat einen Schritt auf ihn zu.

      „Was, was meinst du? Du bekommst dein Geld. Hab noch ein paar Tage Geduld!“ Er wich in die Garage zurück.

      Der Riese folgte ihm. „Es geht nicht um die Kohle. Ich krieg fünf Prozent Anteile an eurer Firma, so, wie wir es vereinbart haben! Und zwar hurtig!“ Er packte Björn an den Armen und drückte ihn gegen die Garagenwand. „Sonst werde ich ungemütlich!“

      „Carlo“, Björn versuchte, ruhig zu bleiben, „du weißt, ich benötige die Zustimmung der Familie, das dauert ein wenig.“

      „Kumpel, du brauchst zu lange!“, spie ihm der Angreifer entgegen, wobei einzelne Speicheltropfen in Björns Gesicht landeten. „Ich hab dir die 200.000 Euro vereinbarungsgemäß gegeben. Jetzt bist du dran! Du verarschst mich nicht weiter!“

      Schreiner löste sich von ihm und ging einen Schritt zurück. Bevor Björn etwas erwidern konnte, schlug der Kerl ihm in die Magengrube. Der Hieb raubte Björn die Luft, er sackte zusammen und stöhnte.

      „Das war die letzte Warnung. Ich erwarte deinen Anruf, wann wir zum Notar gehen können! Lass dir nicht zu viel Zeit, sonst komme ich wieder. Dann bin ich nicht so nett!“

      ***

      Diana hatte das Gefühl, in dieser Nacht kaum geschlafen zu haben. Sie wälzte sich im Bett hin und her und grübelte über Kai nach. Hinzugekommen war eine ständig wachsende Unruhe vor ihrer Begegnung mit Julia.

      Am Morgen schmerzten ihr alle Knochen. Sie überlegte kurz, ihren Mann anzurufen, beließ es aber bei dem Gedanken.

      Sollte er ein wenig schmoren, denn sie ärgerte, dass er sich nicht gemeldet hatte und keine Sorgen um sie zu haben schien. Seufzend sendete sie ihm schließlich doch eine Kurznachricht: Bin angekommen. Wetter prima. Bad Homburg schön. Um 11 Uhr ist der Termin. Grinsend vermied sie Anrede und Absender. Er durfte ruhig merken, wie sauer sie war!

      Das Frühstück rührte sie kaum an und bald war es Zeit, sich auf den Weg zu machen. Die Arztpraxis lag 400 Meter entfernt in derselben Straße. Das Gewitter vom Vorabend hatte die Luft gereinigt, es hatte merklich abgekühlt.

      Gemächlich ging sie an der Promenade entlang und wurde mit jedem Schritt langsamer. Tat sie das Richtige? Sollte sie nicht besser alles dabei belassen, wie es war? Was würde es ihr bringen, eine neue Familie kennenzulernen? Zweifel rasten durch ihren Kopf.

      Letztlich gab sie sich einen Ruck und marschierte entschlossen das letzte Stück zur Praxis, die sich im Erdgeschoss eines Hauses aus der Gründerzeit befand. Diana klopfte an die Praxistür und betrat den Eingangsbereich. Hinter einem Empfangstresen saß eine Sprechstundenhilfe und schrieb etwas. Rechts von ihr waren zwei weiße Türen mit Behandlungszimmer 1 und Behandlungszimmer 2 beschriftet. Links führte eine Glastür in das Wartezimmer.

      Beinahe hätte sie auf dem Absatz kehrtgemacht! „Guten Morgen“, grüßte sie stattdessen und stellte sich vor den Schalter.

      „Einen Augenblick, ich bin gleich für Sie da“, entgegnete die Assistentin, ohne aufzusehen. Sie legte ihren Stift beiseite und warf eine Karteikarte in ein Körbchen neben ihr. Dann blickte sie auf. Sofort bildeten sich Falten auf ihrer Stirn.

      „Oh, Frau Doktor!“ Sie hielt eine Sekunde inne. „Äh, oh, entschuldigen Sie“, stammelte sie und starrte Diana an.

      „Mein Name ist Fiedler“, half diese ihr, „ich habe einen Termin zur Vorsorgeuntersuchung.“

      „Ja, äh, ach so. Einen Moment.“ Die Sprechstundenhilfe sah auf ihren Bildschirm. „Ja, da haben wir Sie. Würden Sie das bitte im Wartezimmer ausfüllen.“ Sie gab ihr ein Formular und einen Kugelschreiber. Erneut zögerte sie. „Besser, Sie nehmen dort kurz Platz.“ Sie zeigte auf einen Stuhl, der vor den Behandlungszimmern an der Wand stand.

      Als Diana saß, sprang die Assistentin auf und eilte in eines der Sprechzimmer.

      Wenig später erschien sie, gefolgt von einer Frau, die die Angestellte um eine Kopflänge überragte. Diana glaubte, in einen Spiegel zu sehen. Langsam erhob sie sich mit zittrigen Knien.

      Julia trug einen weißen Arztkittel, ihre nackten Füße steckten in Sandalen und die Haare waren genauso zusammengebunden, wie es Diana zu tun pflegte, wenn sie arbeitete. Sogar die grünen Augen und der Leberfleck am Hals, den sich Diana im vorigen Jahr hatte entfernen lassen, waren identisch!

      Die Ärztin schien irritiert. „Guten Morgen, Frau …“, sie schaute auf eine Karteikarte, „Fiedler.“ Ihre Stimme war einen Tick dunkler. „Kommen Sie bitte mit.“ Sie blieb einen Moment wie unschlüssig stehen, drehte sich ein wenig steif um und hielt die Tür zum Behandlungsraum 2 auf.

      Er war mit einem Schreibtisch, vor dem zwei Hocker standen, einem gynäkologischen Stuhl, einer Liege und einem Wandschrank eingerichtet, wobei die Farbe Weiß dominierte.

      Julia zeigte auf einen Besucherstuhl, ging um den Tisch herum, und setzte sich auf einen Drehsessel. „Wer sind Sie?“, fragte sie mit einem unsicheren Ton.

      Dianas Hände waren klatschnass, in ihrem Magen brodelte ein Vulkan. „Ich bin Ihre …, deine Zwillingsschwester Diana.“ Sie nahm Gunters Mappe aus ihrer Handtasche.

      „Ich habe keine Schwester“, entgegnete Julia mit ein wenig festerer Stimme.

      „Das dachte ich bisher ebenfalls. Bis ich diese Unterlagen sah.“ Sie reichte ihr die Kopie der Urkunde zur Adoptionsfreigabe und die ihrer Geburtseintragungen, dazu den Bericht des Anwalts.

      Die Ärztin las die Seiten langsam durch. Sie schien mehrmals zu beginnen. Endlich gab sie Diana die Blätter zurück, die auf dem Stuhl hin und her rutschte und die Finger fest verwoben hatte.

      Julias Gesicht hatte jegliche Gesichtsfarbe verloren. „Ich muss gestehen, ich bin perplex. Wenn die Dokumente echt sind, …“ Sie brach den Satz ab, stand auf, ging zum Fenster, wo sie sich gegen die Fensterbank lehnte.

      „Deine Ähnlichkeit ist frappierend“, duzte sie Diana erstmals. „Meine Assistentin kam völlig aufgelöst zu mir und behauptete, dass draußen eine Doppelgängerin säße.“

      Diana wurde ruhiger. „Genau diesen Eindruck hatte ich, als ich dich gerade sah!“

      Die Schwester schien zu überlegen und spielte mit ihren Haaren. „Ich gebe zu, dass mich das im Augenblick überfordert!“ Sie sah die Zwillingsschwester an. „Können wir uns später in Ruhe unterhalten? Das Wartezimmer ist voll. Wo wohnst du? Ist es möglich, dass wir uns am Abend sehen?“

      „Ja, ich wollte bis Sonntag bleiben. Ich übernachte im Parkhotel.“ Sie stockte. „Könnte ich unsere Mutter treffen?“

      Julia stutzte eine Sekunde. „Weiß ich nicht. Ihr geht

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