Dornröschen muss sterben. Ulrike Barow

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Dornröschen muss sterben - Ulrike Barow

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das Strandleben genießen?«, fragte Jens.

      »Du meinst, mit ins Wasser und Mädchen und dem ganzen Kram?« Jannis strahlte seinen Freund an.

      »Genau. Und Sport, und Eis essen. Das ganze Programm halt. Ich habe den anderen vom letzten Jahr gemailt. Die sind fast alle wieder da. Jasmin und Anna habe ich schon auf dem Schiff getroffen. Sie wollten sich am Kajakverleih treffen. Anna habe ich kaum wiedererkannt. Sie war doch so ein bisschen, na du weißt schon, nicht gerade schlank, und die hat jetzt eine …« Jens wurde rot. »… also die hat jetzt eine super Figur, ehrlich. Und ganz lange schwarze Haare.«

      »Gut, dass du mich vorgewarnt hast. Wäre sonst ganz schön peinlich geworden, wenn ich mich ihr in blindem Eifer galant vorgestellt hätte.« Jannis lachte. »Noch irgendetwas, das ich wissen müsste?«

      »Nee, eigentlich nicht. Jasmin hat sich kaum verändert. Sogar den grün-weißen Werder-Schal, den du ihr im letzten Jahr geschenkt hattest, trug sie um den Hals. Trotz der Wärme.«

      Jannis sprang auf. »Na, dann! Stürzen wir uns ins pralle Leben!«

      Sie liefen bis zum ersten Strandaufgang. Hier standen die Container von der Surfschule und dem Kajakverleih, ein beliebter Treffpunkt der Jugendlichen. Wer hierher kam, fand sofort Anschluss.

      Die beiden wurden mit großem Hallo empfangen. Alle waren versammelt, Jasmin, Maik, Anna, Heiner, Andreas, der Bäcker aus dem Insel-Markt und noch viele, deren Namen Jannis erst wieder ins Gedächtnis zurückholen musste.

      »Erzählt, wie habt ihr die unwichtigen Tage zwischen den Baltrum-Urlauben verbracht? Aber bitte, bitte kein Wort über eure Urgroßelterntanten und -onkels. Wir wollen es einfach nicht wissen!« Alle lachten lauthals und eine fröhliche Wiedersehensrangelei begann.

      »Los kommt, wir gehen ein Stück weiter zu den emsigen Sportlern«, sagte Heiner schließlich. »Vielleicht lassen die uns mitspielen. Dann können wir denen mal zeigen, wie man das richtig macht.« Er stand auf und klopfte sich den Sand von seinem Bauch, der sich über die knappe Badehose wölbte. Eindeutig ein Zufluchtsort für viele, viele kleine Hamburger mit Pommes, dachte Jannis.

      Links und rechts des Bohlenweges, der sie zu den Sportlern führte, saßen Familien in den Strandkörben, beseelt vom Wetter und dem Wissen um ein paar freie, unbeschwerte Tage. In diesem Jahr standen die Körbe besonders eng beieinander, denn die Stürme und Sturmfluten des letzten Winters hatten ein gutes Stück Strand abgenagt. Es würde eine lange Zeit, kräftigen Ostwind und viele heranwandernde Sandbänke brauchen, bis der Strand wieder zu seiner alten Größe herangewachsen wäre.

      »He, pass doch auf, wo du hintrittst!« Ein zornrotes Gesicht mit Körper dran hatte sich vor Jasmin aufgebaut, die, einem Schubser von Jens ausweichend, fast in einem Strandkorb gelandet war. »Mir reicht das allmählich. Erst dieser Krach hier am Strand, dann die schreienden Blagen überall und jetzt auch noch du. Kann man hier nirgends seine Ruhe haben? Kann ich ja auch gleich nach Malle fahren und mir den Kopp zudröhnen.«

      »Wäre gar nicht schlecht, die Idee«, erwiderte Jasmin, während sie mit zwei langen Sätzen wieder den sicheren Steg erreichte. »Fahrkarten gibt’s im Reisebüro. Und denk dran, Opa, demnächst in der Urne ist es schön stille.« Sie reihte sich seelenruhig wieder in die Gruppe ein und zuckte mit den Schultern. »Der alte Bock hat mich gestern auf dem Schiff schon genervt. Da hat er nämlich seiner Tochter eine gelangt. Scheißkerl. Der kann mich mal.«

      Sie liefen weiter, und nach kurzer Zeit hatten sie das erste Spielfeld erreicht. Prellball. Damit kannte sich keiner von der Gruppe aus und sie beschlossen, sich ein wenig beim Volleyball umzusehen. Ganz unauffällig. Unverbindlich. Würden sich in den Sand hocken. Könnte ja sein, dass mal einer der anderen Spieler ausfiele. Dann würden sie schon einspringen. Nur nicht aufdrängen. Aber mitmachen, das wäre schon klasse.

      Es dauerte etwa zehn Minuten, dann standen sie alle abwechselnd im Feld. Sogar

      der dicke Heiner war dabei.

      Auf den T-Shirts ihrer Gegner stand Postsportverein Leer. Und die Truppe war verdammt gut.

      Zwei Stunden später und um mehrere Erfahrungen hinsichtlich ihrer sportlichen Laufbahn reicher, lagen Jannis und die anderen fix und fertig im weißen Inselsand. Aber auch die Leeraner bestanden auf einer Pause. Zwei von ihnen liefen zur Mehrzweckhalle und holten eine Runde Mineralwasser für alle. Die nächste halbe Stunde nutzten sie, sich näher miteinander bekannt zu machen. Auch dazu ist so ein Sportfest bestens geeignet, dachte Jannis, bevor er seinem Gegenüber eine höchst komische Geschichte aus dem Leben seines Urgroßvaters mütterlicherseits erzählte.

      14

      Britta war hin- und hergerissen. Sie fand es total süß, dass Hendrik angeboten hatte, in die Halle zu kommen. Gleichzeitig war ihr aber auch bewusst, dass sie hier einen Job zu erledigen hatte. Sie war als Betreuerin verantwortlich für die Gruppe. Jetzt hatte sie schon den Vormittag verpasst und ihre Arbeit den anderen aufgehalst. Aber sie hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass die Vergangenheit in Form ihres Exmannes wieder auftauchen würde.

      Er war damals nach Australien gegangen, als sie ihm den Stuhl vor die Tür gesetzt hatte. Schlagen ließ sie sich nur einmal. Danach war Schluss.

      Nun war ihm offensichtlich das Geld knapp geworden. Ihre größte Sorge war gewesen, dass er mit der Morgenfähre auf der Insel auftauchen würde. Bis jetzt hatte er sich allerdings nicht blicken lassen. Das änderte aber nichts an der Tatsache, dass sie Angst hatte. Angst vor seiner Aggressivität, Angst vor der Aussicht, dass er sich wieder in ihr Leben einzuschleichen versuchte, und Angst, dass er ihre Beziehung mit Hendrik herausbekäme. Obwohl ihn das überhaupt nichts anging. Sie waren seit Jahren geschieden. Und trotzdem.

      Sie wünschte nichts sehnlicher, als dass er wieder aus ihrem Leben verschwinden würde.

      »He, Britta, aufwachen, deine Gruppe will was zu trinken haben. Wo steht euer Vorrat?«

      Britta schreckte auf. »Da hinten, hinter dem Strandkorb, entschuldige bitte, ich war in Gedanken.«

      Marco Schneider schaute sie mitleidig an. »Das habe ich gemerkt. Probleme mit Hendrik?«

      »Nee, nee, das ist okay, lass man, wird schon wieder.« Sie band ihre Haare zu einem Pferdeschwanz und begleitete die beiden Spieler zum Strand.

      15

      Der Chef der Strandspiele schaute nachdenklich hinter ihr her. Von Brittas Lebensfreude war im Moment nicht viel übrig geblieben. Es war ein mühsames Lächeln gewesen, das sich beim Anblick ihrer beiden Schützlinge auf ihrem Gesicht gezeigt hatte.

      Er kannte Britta nun schon eine ganze Weile, und es war ihm immer so vorgekommen, als könnte sie so leicht nichts erschüttern.

      Als er vor Jahren damit begonnen hatte, die Turnspiele auf Baltrum zu entwickeln und umzusetzen, hatte er in ihr eine begeisterte Mitstreiterin gefunden. Sie brachte Gruppen aus allen Leeraner Vereinen dazu, sich an der Veranstaltung zu beteiligen. Inzwischen kamen Mitspieler aus ganz Niedersachsen, in jeglicher Altersstufe. So war die große Mehrzweckhalle, in der im Winter die Strandkörbe lagerten, jetzt mit lautem, fröhlichem Leben erfüllt.

      Sein Küchenteam war perfekt organisiert. Die Zutaten für das Frühstück wurden morgens vom Insel-Markt angeliefert und das Abendessen von einem örtlichen Hotel zubereitet. Auch wenn einige Insulaner der Veranstaltung skeptisch gegenüberstanden – fünfhundert spielbegeisterte Menschen brachten eben doch einige Unruhe – im Großen und Ganzen

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