Mary und das Geheimnis der Kristallpaläste. Elfriede Jahn
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Mary und das Geheimnis der Kristallpaläste - Elfriede Jahn страница 7
Er war es, der gute Geist, der Beschützer, den man ihr zur Seite gestellt hatte.
„Ich heiße Mary“, flüsterte sie leise, als sie ihm die Hand reichte. In dem Augenblick, als sich ihre Hände berührten, durchzuckte Mary ein merkwürdig vertrautes Gefühl, wie ein Blitz flammte in ihren Gedanken ein verschwommenes Bild auf. Sie sah Troy und sie sah sich selbst, es war wie eine Erinnerung aus einem längst vergangenem Leben. Sie wollte diesen Augenblick festhalten, so fasziniert war sie von ihrem Gegenüber. Die Kraft und die Liebe, die von ihm auf sie überströmten, gaben ihr ein noch nie da gewesenes Gefühl. Fasziniert sah sie in sein Gesicht. Es wirkte jung und dann doch auch wieder alt und weise. Sie fühlte sich von der ersten Sekunde an wohl in seiner Nähe.
Troy betrachtete das hübsche Mädchen, an dessen Seite ihn das Schicksal gestellt hatte, und war überrascht. Er hatte schon vieles auf Erden gesehen, eine Aura wie diese war allerdings selbst ihm noch nie begegnet. Ein strahlendes Violett umgab Mary. Troy war fasziniert von dieser Kraft, die von ihrem außergewöhnlichen Aurafeld ausging.
„Die höchste Göttliche Energie“, dachte er im Stillen. Dieser Gedanke ließ ihn unwillkürlich lächeln, und er wusste, warum gerade Mary auserwählt worden war. Langsam ließen sich ihre Hände wieder los. Troy trat einen Schritt zurück.
„Du solltest mit den Vorbereitungen beginnen“, sagte er, „wir werden uns bald wiedersehen. Bevor die Reise beginnt, werde ich wieder zu euch stoßen und dann machen wir uns gemeinsam auf den Weg.“
Er lächelte Mary noch einmal warm zu, bevor er sich abwandte und davonging. Mary schloss kurz die Augen. Als sie sie wieder öffnete, konnte sie Troy nicht mehr sehen. Sie war verwirrt und enttäuscht, weil ihre Begegnung so abrupt geendet hatte und sie noch so viele Fragen hatte, doch sie war auch ungemein erleichtert. Das war die Bestätigung, auf die sie gewartet hatte. Ihre Vision war Wirklichkeit gewesen und kein Traum!
„Was für Vorbereitungen denn?“, fragte Larry verstimmt. „Hat dieser Troy denn nichts Genaueres gesagt?“
Mary hatte die Freunde noch im Bootshaus angetroffen und überschwänglich von ihrer Begegnung mit Troy erzählt. Während Doff zufrieden wirkte, sah Larry verdrießlich aus. Mary strahlte von innen heraus und das machte ihn misstrauisch und verunsicherte ihn.
„Das ist wieder einmal typisch für dich!“, schimpfte Doff. „Hast du denn gar kein Vertrauen, Larry?“
Mary, die sich an ihre intensiven Gefühle erinnerte und an die Sprachlosigkeit, die es unmöglich gemacht hatte, Fragen zu stellen, spürte erschrocken, dass sie errötete. Das entging Larry nicht und es machte Mary selbst unsicher.
„Er wird zu uns kommen, wenn es so weit ist“, sagte sie mit mehr Nachdruck, als sie vorgehabt hatte. „Und dann erfahren wir bestimmt mehr.“
„Hoffentlich“, bemerkte Larry skeptisch und presste seine schmalen Lippen zusammen.
Doff, der sich von Larrys schlechter Laune nicht beirren ließ, gab zu bedenken: „Vielleicht hat Troy ja gemeint, dass wir unsere Dinge in Ordnung bringen sollten, bevor wir aufbrechen?“
Zu seiner Überraschung gab Mary ihm dafür einen Kuss und Doff stammelte verlegen, dass Troy ihn nicht gemeint haben könne, weil er selbst nichts in Ordnung zu bringen habe.
„Was ist mit Master Ruppy?“, widersprach Larry. „Er hat keine eigenen Kinder und du bist der einzige Nachfolger, damit seine Sargfabrik in der Familie bleibt.“
„Was heißt Sargfabrik?“, regte Doff sich auf. „Mein Onkel stellt keine Särge her, er verkauft sie.“
„Wenn schon“, beharrte Larry, „Er wird dich verfluchen, wenn du einfach verschwindest.“
„Juckt mich nicht, wenn ich in Pakistan bin.“ Doff kicherte. „Master Ruppy ist wirklich sehr um seinen Blutdruck besorgt. Wer würde ihn denn begraben, wenn er selbst nicht mehr da ist? Nein, der wird sich hüten, sich aufzuregen.“
„Hut ab vor deiner Logik“, schnaubte Larry sarkastisch.
„Kehr vor deiner eigenen Tür!“, rief Doff. „Denk an die Larkins!“
Das tat Larry auch, allerdings nur kurz. „Denen werde ich zwar fehlen, aber die finden sicher bald einen anderen Idioten, der für diesen Hungerlohn die Touristen herumschippert.“
Mary dachte, dass die kleine Rangelei damit beendet sei, doch Larry spielte noch einen letzten Trumpf aus. „Und was ist mit der Schule?“, fragte er.
Doff, dem die Schule gestohlen bleiben konnte, zuckte nur mit den Schultern, aber Mary wurde nachdenklich.
„Das Schuljahr ist bald vorüber“, sagte sie. „Und auf Laura kann ich mich verlassen. Ihr wird schon etwas einfallen.“
Dann zuckte sie zusammen. „Murphy!“, rief sie, „beinah hätte ich Murphy vergessen!“
Murphy hatte Mary den Kater getauft, den sie vor einem Monat auf der Hauptstraße nahe der Bushaltestelle am Straßen-rand halb tot und mit umgeknicktem Schwanz gefunden und ins Tierheim gebracht hatte. Seither hatte sie ihn oft besucht. Weil sie gut mit Tieren umgehen konnte, war sie inzwischen ein gern gesehener Gast im Tierheim.
„Morgen muss ich mit dem Bus nach Corrdall Fort, Murphy holen. Was ist, kommt ihr mit?“
„Warum willst du Murphy holen?“, fragten Larry und Doff wie aus einem Mund.
„Damit Laura nicht einsam ist, wenn wir auf unsere große Reise gehen“, antwortete Mary.
Larry, Doff und Mary nickten, und Mary war erleichtert, dass nun zwischen den beiden Streithengsten wieder alles in Ordnung war, und ging nach Hause zu Laura.
Den Rest des Tages versuchte Mary, sich zu benehmen wie immer. Ihre Großmutter sah sie zwar hin und wieder nachdenklich an, doch sie stellte keine Fragen, und dafür war Mary ihr dankbar. Nach dem Abendessen, das sie gemeinsam zubereiteten, schlief Laura auf der Bank in der Küche ein und ging danach früh zu Bett.
Am nächsten Morgen verließ Mary sehr früh das Haus, während ihre Großmutter noch schlief. Zu ihrer Überraschung wurde sie bereits von Larry erwartet, der in einer Ecke des Gartens stand, die Emily nicht einsehen konnte. Ein Blick in sein Gesicht sagte Mary, dass etwas Aufregendes geschehen sein musste.
„Was ist?“, fragte sie neugierig.
Larry grinste nur. „Das musst du selbst sehen!“
Als Mary und Larry das Bootshaus betraten, glaubte sie, ihren Augen nicht trauen zu können.
„Das alles war heute früh einfach da!“, strahlte Doff sie übermütig an.
Mary musste so heftig lachen, dass ihr die Tränen in den Augen standen. Doff hockte auf dem Boden neben einer Kiste, auf der sein Name stand. Er hatte sich eine sehr große Sonnenbrille aufgesetzt, eine grüne Schirmmütze über die roten, abstehenden Haare gestülpt und sah durch ein Fernglas. Um ihn herum verstreut lagen eine dicke Windjacke, warme Hosen und andere für eine Reise ins Gebirge geeignete Kleidungsstücke sowie ein Rucksack. Zwei Kisten waren noch ungeöffnet.
„Eine für dich“, grinste Doff, „und eine für Larry.“
„Von