Mary und das Geheimnis der Kristallpaläste. Elfriede Jahn

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Mary und das Geheimnis der Kristallpaläste - Elfriede Jahn

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      „Na, im Versandhaus haben wir das nicht bestellt!“, rief Doff selig. Sogar Larry schien sich riesig zu freuen.

      „Weihnachten zu Ostern!“, rief Doff und winkte mit einer langen Unterhose.

      Als Mary die für sie bestimmte Kiste öffnete, lag obenauf ein Reiseführer von Pakistan. „Genau so einen hab ich mir gewünscht“, sagte sie.

      Wie Mary packte nun auch Larry ihre Kiste aus. Da kamen eine Daunenjacke, Socken, lange Hosen, warme Unterwäsche und Pullover zum Vorschein. Sie fanden außerdem Wasserflaschen, einen Rucksack, einen Kompass und für jeden einen warmen Schlafsack und einen Notfallbeutel mit Taschenlampe, Kerzen, Streichhölzern und Verbandszeug in den Kisten.

      Bisher war ihre Reise nur eine Vision gewesen und ihr Abenteuer nur eine Möglichkeit. Nun, da aus der Vision Realität wurde, waren sie überwältigt. Schweigend packten sie ihre Rucksäcke. Sie waren kaum fertig, als Troy durch die offen stehende Tür trat und sich zu ihnen auf den Boden hockte, als würden sie einander schon lange kennen.

      „Ich bin Troy“, sagte er und gab Doff und Larry die Hand.

      Beide bedankten sich für die vielen Sachen. Troy lächelte nur und winkte ab. Seine Bescheidenheit und sein ungezwungenes Benehmen eroberten Doffs Herz sofort und Larry fand Troy zu seiner eigenen Überraschung ebenfalls sehr sympathisch. Troy breitete eine Weltkarte vor ihnen auf dem Boden aus und tippte mit seinem Zeigefinger auf so geheimnisvolle Länder wie China, Indien, Afghanistan, den Iran und schließlich auf Pakistan.

      „Und wann geht es los?“, fragte Doff beeindruckt. Er konnte es gar nicht erwarten, Master Ruppy und seinen Särgen zu entkommen.

      „Wir brechen bei Vollmond auf“, sagte Troy lächelnd.

      Larry, der die Gezeiten gut kannte, schnappte nach Luft. „Das ist ja heute!“, rief er.

      „Genau“, bestätigte Troy ruhig und sah Mary an, die seinen Blick erwiderte, ohne zu erröten, was sie unendlich erleichterte.

      „Cool!“, murmelte Doff, und wurde sich dann bewusst, dass ihm nicht mehr allzu viel Zeit blieb, um sich mit einem ausreichend großen Vorrat an Süßigkeiten einzudecken. Doch plötzlich sprang er überraschend flink auf, warf seine Schirmkappe hoch in die Luft und hüpfte selbst auf und ab, während er triumphierend rief: „Hurra! Wir fliegen nach Pakistan!“

      „Genau gesagt nach Islamabad“, lächelte Troy. „Heute Abend.“

      Ab jetzt ging alles rasend schnell. Gegen Mittag holte Mary Murphy, begleitet von Larry und Doff, aus dem Tierheim. Abgesehen davon, dass sein Schwanz den Knick behalten würde, war aus dem jämmerlichen, schwarzen Fellbündel, das sie ins Tierheim gebracht hatte, ein prächtiger Kater geworden. Laura, deren Katze vor zwei Jahren selig eingeschlafen war, würde sich freuen.

      „Ja, wen bringst du denn da?“, rief sie, als Mary ihr den laut schnurrenden Murphy auf den Schoß setzte. Mary schluckte und holte tief Luft, aber Laura unterbrach sie. „Du willst mich nicht allein lassen. Habe ich recht?“

      Mary nickte bedrückt.

      Sie hatten Futter und ein Katzenklo besorgt, das im Badezimmer Platz fand, obwohl Murphy es wohl kaum brauchen würde, weil er ein Freigänger war, wie Mary im Tierheim versichert worden war. Sie wollte ihrer Großmutter mit ihrem Geschenk so wenig Arbeit wie möglich machen. Murphy fühlte sich sofort zu Hause. Nachdem er gefüttert worden war, rollte er sich in der Küche auf der Bank neben dem Ofen zusammen und schloss zufrieden die Augen.

      Laura, die wusste, dass sie Mary nicht aufhalten konnte, und die das auch gar nicht wollte, machte ihrer Enkelin den Abschied leicht. Nachdem sie Mary lang an sich gedrückt gehalten hatte, küsste sie sie zärtlich auf den Kopf und murmelte dabei etwas in der alten Sprache. Danach zog sie sich in ihr Zimmer zurück. Murphy sprang von der Ofenbank herab. Jämmerlich miauend, schaute er so lange auf die geschlossene Tür, bis sie sich einen Spaltbreit öffnete. Er schlüpfte durch den Spalt und dann schloss sich die Tür hinter ihm.

      Im Bootshaus traf Mary sich mit Troy, Larry und Doff. Als sie mit ihren Rucksäcken in den Abendbus nach Exeter stiegen, ging gerade der Vollmond auf und übergoss Lysardh Fount mit seinem Zauber. In Exeter nahmen sie den Bus nach London. Kurz vor Mitternacht kamen sie in Heathrow an. Troy, der für alles gesorgt hatte, übergab ihnen ihre Tickets, die Pässe und Wechselgeld, half ihnen beim Einchecken – er war ständig an ihrer Seite. Schweigend warteten sie in der Halle, bis ihr Flug aufgerufen wurde. Immer wieder zählte Doff seine vier Nylonsäcke, die mit Süßigkeiten gefüllt waren. Mary, Larry und Troy trugen kleine Täsch-chen, die sie um die Hüften geschnallt hatten, was wirklich cool aussah, wie Doff neidisch feststellte. Jetzt ärgerte er sich darüber, dass er seine eigene Hüfttasche im Rucksack vergraben hatte. In der Maschine nahmen sie ihre Plätze ein. Mary hatte den Platz am Fenster, neben ihr saß Troy, dann kam Larry und Doff saß am Gang.

      „Es ist so weit“, sagte Larry erstaunlich ruhig, als ihr Flugzeug auf die Startbahn rollte; wie Mary und Doff flog auch er zum ersten Mal.

      Unter ihnen wurde das Lichtermeer von London kleiner und kleiner. Mary sah auf die langsam entschwindende Stadt, über der ein riesiger, voller Mond hing. Sie war aufgeregt und wehmütig zugleich. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie unterwegs sein würden und ob sie ihre Großmutter jemals wiedersehen würde. Troy nahm kurz ihre Hand und drückte sie beruhigend, und als Mary in seine klaren, grünen Augen sah, verlor sich ihre Angst. Zeit, verstand sie plötzlich, war wirklich etwas Relatives. Mary war jedoch zu müde, um darüber nachzudenken, und schloss die Augen. Noch konnte sie es kaum glauben, aber ihr großes Abenteuer hatte tatsächlich schon begonnen!

      Einige Zeit später wurde Mary von merkwürdigen Geräuschen aus dem Schlaf gerissen. Sie rieb sich die Augen und sah sich um. Scheinbar gab es leichte Turbulenzen, denn das Flugzeug schwankte ein wenig hin und her. Sofort gingen die roten Signallleuchten an, die die Passagiere dazu aufforderten, Platz zu nehmen, sich anzuschnallen und ihren Sitz in die aufrechte Position zu bringen. Ohne sich Gedanken zu machen, folgte Mary dieser Anweisung. Sie schaute zu Troy hinüber und stellte fest, dass er aus dem Fenster in die Dunkelheit sah, als ob er etwas suchen würde.

      „Beunruhigt dich etwas?“, wollte sie wissen.

      Troy antwortet zuerst nicht. Er schien zu konzentriert zu sein ... nach einigen Sekunden reagierte er auf Marys Frage: „Alles in Ordnung, mach dir keine Sorgen!“

      Kaum hatte Troy den Satz zu Ende gesprochen, begann das Flugzeug heftig zu wackeln und von draußen war ein Rauschen zu hören, das immer lauter wurde. Einige Passagiere wurden unruhig und Doff und Larry wirkten inzwischen sichtlich nervös.

      „Oh mein Gott, wir werden abstürzen! Ich bin zu jung, um zu sterben“, rief Doff. Er griff nach Larrys Hand und zog seinen Gurt noch ein wenig enger.

      „Reiß dich zusammen!“, fuhr Larry ihn an und zog seine Hand weg. Er wollte es zwar nicht zugeben, aber auch er hatte Angst.

      Mary sah aus dem Fenster und erschrak: War da draußen etwas? Hatte sie da nicht gerade dunkle Schatten an der Außenseite des Flugzeuges gesehen? Sie wurde das Gefühl nicht los, dass es kein Unwetter war, was diese Turbulenzen verursachte. Troy sah ernst vor sich hin, und Mary wusste, dass sie recht hatte.

      „Was ist da los?“, erkundigte sie sich leise bei Troy.

      „Wo Licht ist, da ist auch Schatten ... Es sind Schattenwesen, sie folgen uns. Du musst wissen, dass es auch Mächte gibt zwischen Himmel und Erde, die unser Vorhaben verhindern wollen. Keine Sorge, sie

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