Ethnobombe. Michael Exner

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Ethnobombe - Michael Exner

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sie ist alles andere als klein. Außerdem komplett verlassen und ausgeräumt, praktisch klinisch rein.“

      Da Sibo hielt es nicht mehr aus. „Die Leiche, was ist mit der Leiche?“

      „Keine Angst“, grinste Olmaz. „die läuft nicht weg. Sagen Sie uns, ob Sie sie hier untersuchen wollen oder vor Ort. Je nachdem fliegen wir Sie hin oder holen die Leiche hierher.

      Aber etwas anderes: Einer von Ihnen müsste auf jeden Fall dorthin, um sich die Anlage am Kediet Ijill anzusehen. Unsere Wissenschaftler sind sich nicht einig, ob man in einer solchen Anlage ein hochkomplexes Virus bauen kann oder ob dort nur daran geforscht wurde. Natürlich können Sie nur die leeren Räumlichkeiten besichtigen, aber vielleicht sehen Sie anhand von Anschlüssen oder der Anordnung der Labore etwas, was wir nicht erkennen können.“

      Da Sibo nickte. „Ich muss mir die Klimaanlagen anschauen, vielleicht lässt das auf Druckverteilungen innerhalb des Labortraktes schließen. Das hilft schon.“

      Sara war benommen. „Sie sagen das, als wären Sie sicher, dass das Virus ein Werk von Menschen ist. Die bauen so etwas, um locker mal ein paar Millionen Leute umzubringen?“ Sie schrie fast.

      Olmaz schaute sie an. „Sehen Sie sich die Anlage an, dann wissen Sie, was ich meine.“

      Da Sibo stand auf. „Ich hole die Leiche selbst. Fliegen Sie mich rüber.“

      „Und ich komme mit!“ Sara hatte es so entschieden gesagt, dass sich zunächst kein Widerspruch regte, aber sie wusste, dass sie keine guten Argumente haben würde, käme es zu einer Diskussion. Sie wurde hier gebraucht, zumal die Vorbereitungen für die Ankunft von mindestens 20 weiteren Leuten liefen. Andererseits wollte sie mal raus hier und was war besser, als mit Alva eine Pause zu machen.

      Da Sibo wollte noch zwei Laboranten mitnehmen, das wurde von Karregeen aber kategorisch abgeblockt. Leute seien genug in Mauretanien, auch die notwendige Technik, vor allem ein Vakuum-Kühlcontainer zum Transport der Leiche. Außerdem sei ein Pathologe mit seinem Team vor Ort.

      Sie hatten kaum Zeit, ihre laufenden Arbeiten zu übergeben - nach einer Stunde ging es los. Zunächst per Hubschrauber zur ‚Oriskany‘. Dann mit dem Flugzeug weiter nach Mauretanien. Da Sibo hatte Bedenken geäußert. Er befürchtete, dass sie mit einem Militär-Jet fliegen müssten, aber Karregeen hatte ihn beruhigt. Sie flogen mit einem Learjet, der speziell für Starts und Landungen auf Flugzeugträgern konzipiert war und natürlich einiges an Bequemlichkeit bot. Außerdem war der Laderaum groß genug für den Transport des Kühlcontainers.

      Der Flug mit dem Hubschrauber von der ‚Maaru‘ zur ‚Oriskany‘ dauerte nur ein paar Minuten, im Flugzeug aber wurden Sara und Alva sofort von der Müdigkeit übermannt. In den letzten zwei Wochen hatten sie täglich 16 bis 18 Stunden gearbeitet. An manchen Tagen sahen sie sich gar nicht, vor allem wenn Alva im Labor übernachtete, um eine Versuchsreihe zu überwachen. Jetzt hatte die Hoffnung auf den Durchbruch einen großen Teil der Spannung von ihnen genommen.

      Sara erwachte nach drei Stunden als Erste. Mühsam hob sie den Kopf von Alvas Schulter. Der wurde auch sofort wach und sah völlig verständnislos in die Runde. Beide lockerten ihre verspannten Glieder.

      „Mann, hab ich einen Hunger.“ Als Alva das sagte, merkte Sara erst, wovon ihr schlecht war. In dem Moment erhob sich die Stewardess, die sie gerade noch lächelnd beobachtet hatte.

      „Darf ich Ihnen etwas bringen?“

      „Hunger, viel Hunger!“ hauchte Sara theatralisch. „Aber bitte kein Hähnchen!“

      „Wie wäre es mit Irish Stew? Oder Rumpsteak?“

      „Ja und ja“ meldete sich da Sibo.

      Eine Stunde später saßen sie mit Olmaz und Karregeen zusammen und diskutierten „Sicherheitsaspekte“, wie Olmaz es nannte. Prof. Mauters und Jonas Winter waren zugeschaltet. Anna Kampa wollte später dazu stoßen, im Moment saß sie aber noch in einem anderen Meeting. Da Sibo hatte zu diesem Treffen gedrängt. Er hatte aus dem Fenster gesehen und festgestellt, dass sie von vier Jagdflugzeugen begleitet wurden.

      „Jetzt reicht’s.“ polterte er entgegen seiner sonstigen Art und stellte Solman Olmaz zur Rede. „U-Boote und Patrouillenboote können Sie mir ja noch mit der Explosion vor Barbados erklären. Aber den Flugzeugträger und jetzt hier die Jäger – das passt schon lange nicht mehr.“

      Karregeen und Olmaz hatten sich angesehen und dann dieses Treffen anberaumt.

      „Irgendwann müssen wir Ihnen sowieso reinen Wein einschenken.“ begann Olmaz.

      „Na, dann los!“

      „Wo fange ich an?“ Er schaute ein wenig hilflos zu Karregeen.

      „Vielleicht 2019? Das kennt jeder.“

      „Ok, als im Herbst 2019 die 5 Samenbanken in die Luft flogen, tauchten am nächsten Tag bei einigen Zeitungen Bekennerbriefe der 'Liga der Vernunft' auf. Jeder glaubte diesen Schreiben, denn das krude Vokabular der Briefe und die verdrehte Logik dieser Anschläge passten zu ihnen. Es wurde ja auch nicht dementiert.

      Als unsere Experten die Anschläge untersuchten, kamen bald leise Zweifel auf. Man hatte sich zwar große Mühe gegeben, das Ganze ziemlich dilettantisch aussehen zu lassen, aber es kam ein Mosaiksteinchen zum anderen. Besonders die beiden Banken, die in Deutschland gesprengt wurden, gaben Rätsel auf. Die Sprengsätze selbst und die ganze Ausführung waren nicht besonders einfallsreich, aber auf Grund von Molekularanalysen der Markierungssubstanzen konnte der Sprengstoff eindeutig zugeordnet werden. Er stammte aus einem Diebstahl in einem BKA-Hauptquartier, der so raffiniert ausgeführt wurde, dass er nur durch einen Zufall aufgeflogen war. Der Sprengstoff wurde durch Attrappen ausgetauscht, die so raffiniert waren, dass sie selbst die Scanner bei Kontrollen getäuscht hatten. Um an das Zeug heranzukommen, mussten absolute Experten am Werk gewesen sein. Sämtliche elektronische Sicherungen wie Hand- und Irisscanner, Bewegungs- und Hauttonussensoren wurden genauso ausgetrickst wie jeder andere moderne Schnickschnack, wofür die Deutschen bekannt sind. Den Sicherheitsservern wurden biometrische Daten vorgetäuscht, die nur sie selbst kannten. Das funktioniert nur mit entsprechendem Insiderwissen. Dort waren nicht nur die Besten ihres Faches am Werk, sondern sie waren auch hervorragend informiert und ausgerüstet. Und spätestens da war klar, dass die Spinner von der 'Liga' nur vorgeschobene Marionetten sind.“

      „Haben Sie herausbekommen, wer wirklich dahinter steckt?“ „Nicht mit Sicherheit, wir vermuten eine Organisation hinter der 'Liga'. Es gibt offenbar eine Gruppe, die ähnliche Ziele verfolgt. Allerdings ist diese Organisation deutlich gefährlicher, weil skrupelloser und vor allem finanziell potenter. Ihr gehören wahrscheinlich einige der reichsten Gruppierungen und Familien dieses Planeten an. Sie können sich militärische Stärke in jeder vorstellbaren Dimension kaufen, genauso wie die besten Wissenschaftler dieser Welt. Wie es aussieht, ist ab einer bestimmten Summe jeder käuflich. Leider ist es uns bis jetzt nicht gelungen, jemanden dort einzuschleusen. Im Gegenteil, sie scheinen uns immer einen Schritt voraus zu sein. Aber wie gesagt, das ist noch eine Vermutung.“

      „Und die Explosion des Patrouillenbootes?“ Sara war ziemlich blass.

      „Können wir nicht zuordnen. Wir wissen nur, dass es ein kleiner Torpedo war, abgeschossen von einem Ein-Mann-U-Boot. Die Dinger sind kaum sechs Meter lang, bestehen aus einer kleinen Kabine, in der ein Mann liegen kann, der Rest ist Antrieb und Bewaffnung. Schnell, wendig und kaum zu orten, wenn es sich auf Grund legt. Der Pilot hat einen hervorragenden Kampf geliefert. Wir konnten ihn erst nach 20 Stunden stellen. Die Reste, die wir aufgelesen haben, weisen darauf

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