Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Staffel

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Doch auch dieses Glück währte nicht lange. Bald darauf stand Ricarda schon fix und fertig angezogen vor dem Spiegel des großen Kleiderschranks. Trotzdem war es erst zehn Uhr.

      »Hey, Ricky, was hältst du davon, wenn wir in die Praxis Dr. Norden fahren und uns mal ansehen, was Sebastian so den ganzen Tag treibt?«, fragte sie ihr Spiegelbild. »Hast du Lust?«

      Die fröhliche Frau im Spiegel nickte, und so schlüpfte Ricarda in ihre regenbogenbunte Wetterjacke und machte sich auf den Weg.

      Schon von Weitem entdeckte sie den Mann ihrer Träume. Sebastian kniete auf dem kaputten Dach des Einfamilienhauses und ruckelte an einer der gesprungenen Dachplatten, die sich zwischen anderen verkeilt hatte. Schon hatte die Krankenschwester beide Arme in die Luft geworfen und den Mund geöffnet, um ihren Freund auf sich aufmerksam zu machen, als ein gellender Schrei durch die regengeschwängerte Luft hallte.

      »Baaaaaassstiiiiiii!«, schrie auch Ricarda aus Leibeskräften.

      Doch es nützte nichts. Unvermittelt hatte sich die Dachplatte gelöst. Sebastian, der mit beiden Händen kräftig daran gezogen hatte, verlor den Halt und rutschte aus. Hilflos musste Ricarda mit ansehen, wie er über das Dach hinab und über die Kante schlitterte. Reflexartig versuchte er, sich festzuhalten, während in der Praxis die Arbeit weiterging, als wäre nichts geschehen.

      »Herr Weidner bitte«, rief Wendy eben den nächsten Patienten auf.

      Janine stand am Schrank und suchte Patientenkarten heraus. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie den Schatten, der blitzschnell am Fenster vorbei sauste.

      »Was war denn das?« Ruckartig fuhr sie herum und eilte zum Fenster. Sie sah gerade noch, wie ein Körper auf dem Haufen Schutt aufschlug, den Straßenarbeiter im Garten der Praxis aufgehäuft hatten. »Ach, du meine Güte, der Dachdecker!« Ihr Herz raste, als sie ohne lange nachzudenken zur Tür lief.

      Auch Ricarda war losgestürmt. Sie erreichte Sebastian gleichzeitig mit Janine. Ohne auf Dr. Nordens Assistentin zu achten, kletterte sie auf den Schutthaufen, der Sebastians Leben gerettet hatte. Das war nicht so einfach, denn immer wieder rutschte sie auf den vom Regen glitschigen Abfällen aus. Doch endlich kniete sie neben Sebastian nieder. Die Nässe, die durch ihre Jeans drang, ignorierte sie ebenso wie die Scherben, die sich in ihre Knie bohrten. Entsetzt starrte sie ihren Freund an. Er hatte die Augen geöffnet, den leeren Blick gen Himmel gerichtet. Im ersten Moment vergaß Ricarda ihre gesamte Erfahrung und warf sich seinen Oberkörper.

      »Basti, sag doch was!«, bettelte sie den Bewusstlosen weinerlich an und umklammerte sein Gesicht mit beiden Händen.

      Mit sanfter Gewalt gelang es Janine, die verzweifelte Frau zur Seite zu schieben. Als ehemalige Krankenschwester wusste sie genau, was zu tun war.

      »Er ist nicht ansprechbar«, klärte sie Daniel Norden auf, der von Wendy über den Unfall informiert worden und herbei geeilt war. »Seine Atmung ist schwach.«

      Endlich wurde auch Ricarda wieder vernünftig. Mit dem Handrücken wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht und beugte sich vor.

      »Basti, kannst du mich hören?«, fragte sie dicht an seinem Ohr laut und deutlich.

      »Keine Reaktion.« Janine sah ihren Chef fragend an.

      »Der Wagen ist schon unterwegs«, konnte Dr. Norden den beiden Frauen mitteilen.

      Dieser Tag hatte es in sich, und fast fühlte er sich ein wenig schuldig am Unfall des Dachdeckers.

      Bevor er jedoch Gelegenheit hatte, die mitgebrachte Arzttasche zu öffnen, war bereits das entfernte Geräusch einer Sirene zu hören.

      »Ein Glück, dass die Straßen heute wieder frei sind.« Janine hatte sich auf dem wackeligen Berg aufgerichtet, um bessere Sicht zu haben. »Sonst würde das nicht so schnell gehen.«

      In diesem Moment bog der Rettungswagen in die Straße ein, in der die Praxis lag, und hielt am Straßenrand. Da die Gefahr einer Rückenverletzung bestand, brachten die Ersthelfer die richtige Ausstattung gleich mit.

      »Bitte machen Sie Platz«, forderte der Notarzt Ricarda auf, die sich zwar gefangen hatte, aber immer noch wie Espenlaub zitterte. »Sonst kommen wir hier nicht hoch mit der Schaufeltrage und der Vakuummatratze.«

      Folgsam rutschte Ricarda vom Schuttberg herunter und wartete geduldig darauf, dass die Kollegen ihre Arbeit beendeten.

      Kurz bevor der Rettungsassistent die Türen zuschlagen konnte, konnte sie endlich wieder einen klaren Gedanken fassen.

      »Kann ich mitfahren? Ich bin Krankenschwester im Londoner Bridge-Hospital und kann bei der Versorgung helfen. Normalerweise arbeite ich zwar auf der Gefäßchirurgie, aber das ist ja sicher kein Problem. Bitte, ich kann Sebastian in dieser Situation nicht allein lassen …« Weiter kam sie nicht.

      In diesem Augenblick hatte der Sanitäter genug von ihrem Redeschwall.

      »Sind Sie eine Verwandte?«, fragte er barsch.

      Ricarda schüttelte die gebändigte Lockenpracht.

      »Nein.«

      »Seine Frau?«

      »Nein, ich bin seine Freundin«, erklärte sie und schickte Dr. Norden einen hilfesuchenden Blick.

      »Das stimmt«, verstand der den stummen Hilferuf richtig. »Es wäre schön, wenn sie mitfahren könnte.«

      »Also gut«, gab sich der Ersthelfer einen Ruck. »Aber nur, wenn sie nicht pausenlos redet. Das hält ja der geduldigste Mensch nicht aus.«

      Im Normalfall wäre Ricarda beleidigt gewesen.

      »Na, so schlimm bin ich jetzt auch wieder nicht«, verzichtete sie Sebastian zuliebe aber auf eine Diskussion und kletterte in den Rettungswagen.

      Sie nahm neben der Liege Platz. Bedacht darauf, den Zugang nicht zu berühren, den der Arzt inzwischen in die Vene auf seinem Handrücken gelegt hatte, griff nach seiner Hand und hielt sie fest. Sie war eiskalt und Ricardas Herz zog sich zusammen vor Angst.

      *

      »Das Fieber ist unverändert hoch«, stellte Jenny Behnisch fest. Eine scharfe Sorgenfalte teilte ihre Stirn, als sie auf ihre langjährige Freundin herabblickte, die wie ein Häuflein Elend im Bett lag und kaum mehr ansprechbar war. In ihrer Hand lag ein Zugang, durch den Ringerlösung in ihren Körper tropfte, um zu vermeiden, dass sie austrocknete. Denn trinken konnte Fee nicht mehr. »Was haben die Bluttests ergeben?«

      Lernschwester Carina hatte es sich nicht nehmen lassen, sich um die sympathische Ärztin zu kümmern, mit der sie während ihrer Zeit auf der Kinderstation so gut zusammen gearbeitet hatte. Sie hielt ein Klemmbrett in der Hand und starrte auf die Zahlenkolonnen.

      »Die Entzündungsparameter sind ein bisschen erhöht. Aber sonst ist alles unauffällig.«

      »Ich verstehe das nicht«, seufzte Jenny und beugte sich über Fee. »Die einzigen Anhaltspunkt, die wir haben, sind diese Schleimhautmanifestationen in Form von Erosionen der Mundschleimhaut.«

      »Diese blutige Kruste an der Lippe ist neu«, machte Mario Cornelius seine Chefin aufmerksam. Auf ihre Bitte hin war auch er an Fees Krankenlager geeilt. »Haben wir schon die Ergebnisse des Abstrichs?«

      »Noch

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