Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Das glaube ich kaum bei den Unmengen an Kaffee, die sie bei mir bestellt«, gab Andrea Sander zurück und sah ihm wohlwollend nach.
Sie hatte von der rätselhaften Erkrankung seiner Frau erfahren und bangte und hoffte mit dem gesamten Klinikpersonal um Fees Gesundheit.
Als ihr langjähriger Freund und Kollege nach kurzem Klopfen eintrat, hob Jenny Behnisch nur kurz den Kopf.
»Ach, du bist es, Daniel«, begrüßte sie ihn beiläufig und vertiefte sich sofort wieder in den Artikel, den sie eben studierte. »Ich weiß ja, dass deine Frau etwas ganz Besonderes ist. Das hat sie schon oft unter Beweis gestellt. Dass sie sich aber auch eine ganz besondere Krankheit aussuchen muss …« Sie verstummte, den Blick immer noch fest auf den Bildschirm geheftet.
»Willst du damit sagen, dass ihr immer noch keine Ahnung habt, was ihr fehlt?«, fragte Daniel und rang sichtlich um Fassung. »Es muss doch irgendeinen Anhaltspunkt geben.«
Jenny seufzte und griff nach der Kaffeetasse, die neben ihr am Computer stand.
»Viel ist es nicht. Und das, was wir haben, ist äußerst unspezifisch. Das macht die Sache ja so schwierig.«
Zu nervös, um zu sitzen, ging Daniel um den Schreibtisch herum und sah seiner Freundin über die Schulter.
»Das will schon was heißen, wenn du sogar das Internet zu Rate ziehst«, bemerkte er mit einem Anflug von Ironie.
»Du kennst mich gut!« Jenny zwinkerte ihm zu und blätterte auf die nächste Seite. »Kannst du mir nochmal genau schildern, wie das alles angefangen hat?«, bat sie ihn und bedeutete ihm mit einem Nicken, sich einen Stuhl heranzuziehen. »Kaffee?«
Daniel haderte mit sich. Auch sein Kaffeekonsum war in letzter Zeit sprunghaft angestiegen.
»Vor lauter Kaffeepausen kann ich schon nicht mehr schlafen«, scherzte er gequält und kam Jennys Aufforderung nach und setzte sich.
Sie sah ihn mitfühlend an.
»Dann soll Andrea dir einen Tee bringen«, machte sie einen Vorschlag und hob schon den Hörer, ehe Daniel Gelegenheit hatte zu widersprechen. »Und du musst unbedingt Tatjanas Lavendelherzen versuchen. Oder möchtest du lieber die Zitronen-Häufchen mit Lemon-Curd? Die zergehen auf der Zunge. Ein Gedicht, ich sag es dir!« Selbst die sonst so nüchterne Klinikchefin geriet angesichts von Tatjanas Backkunst ins Schwärmen. Seit einiger Zeit erhielt Jenny das Gebäck für ihr Büro nicht mehr aus der Klinikküche, sondern wurde jeden Morgen von der Bäckerei Bärwald beliefert. »Wenn das so weitergeht, werde ich irgendwann doch noch kugelrund.« Sie warf einen skeptischen Blick auf ihre gertenschlanke Körpermitte. »So viel Stress kann ich gar nicht haben, dass mein Körper diese Kalorienzufuhr ungestraft wegsteckt.«
»Das fürchte ich allerdings auch«, seufzte Daniel und konnte dem Anblick der Lavendelherzen nicht widerstehen. »Wir müssen momentan fast jeden Abend neue Kreationen für Tatjanas Backbuch verkosten. Warum nur erfindet sie keine neue Diät?«
»Damit Fee auch weiterhin einen guten Grund hat, dich zum Sport zu schicken«, zwinkerte Jenny belustigt, ehe sie wieder ernst wurde und sich dem Bildschirm zuwandte. »Also, wie ging das los mit ihrer Krankheit?«
»Lass mich nachdenken!« Mit einem weiteren Keks in der Hand lehnte sich Dr. Norden zurück. Sein nachdenklicher Blick schweifte aus dem Fenster. »Vor ungefähr einer Woche klagte sie zum ersten Mal über Unwohlsein, Kopfschmerzen und Husten. Typische Anzeichen einer beginnenden Grippe. Ich riet ihr, zu Hause zu bleiben und sich auszuruhen. Aber du kennst ja Fee …«
»Ich kenne euch beide«, unterbrach Jenny ihn vielsagend lächelnd und danke Andrea, die ein Tablett mit Teekanne, Tasse und verschiedenen Zuckersorten brachte und sich diskret wieder zurückzog. »Aber ich darf nichts sagen. Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen.« Alle drei verband dieselbe Leidenschaft für den Beruf, und Jenny wusste nur zu gut, dass sie nicht in der Position war, Fee für ihren Eifer zu kritisieren. »Und dann? Wie ging es weiter?«
»Gestern Abend war sie sehr schweigsam und hat nicht viel gegessen.«
»Kein Wunder bei diesem Ausschlag im Mund. Da würde ich auch keinen Bissen hinunter bringen.«
»Und heute früh waren dann ihre Lippen geschwollen. Den weiteren Verlauf kennst du«, beendete Daniel seine Berichterstattung. Es war nicht viel, was er zu erzählen hatte.
»Erinnerst du dich an irgendetwas Ungewöhnliches? Ein neues Medikament, das sie eingenommen hat? Ich bin für jeden Hinweis dankbar …« Jenny Behnisch sah ihren langjährigen Freund hoffnungsvoll an.
Doch zu seinem großen Bedauern konnte Daniel nur den Kopf schütteln.
»Nein, nichts.«
»Gut. Das heißt: Nicht gut. Ich werde auf jeden Fall weiterforschen. Es MUSS einen Hinweis geben.«
»Dein Wort in Gottes Ohr«, seufzte Daniel. Er leerte seine Tasse und wollte schon aufstehen, als Jenny ihn zurückhielt.
»Darf ich dich in einer anderen Angelegenheit um deine Einschätzung bitten?«, fragte sie vorsichtig, und sofort sank Dr. Norden wieder in den Stuhl zurück.
»Wenn es nicht gerade darum geht, in welcher Farbe du dein Wohnzimmer streichen sollst …«, lächelte er.
Ganz positiver Mensch wollte er sich auch in dieser schwierigen Lage nicht unterkriegen lassen.
Jenny dankte es ihm mit einem belustigten Lachen.
»Keine Angst, für Tipps dieser Art sorgt Roman schon«, konnte sie Daniel beruhigen, während sie auf ihrem mit Unterlagen bedeckten Schreibtisch nach einer ganz bestimmten Akte suchte. »Ach, hier haben wir ja die Aufnahmen. Es geht um deinen Dachdeckermeister«, ließ sie durchklingen, dass sich die Geschichte des Unfalls bereits bis in die Chefetage herum gesprochen hatte. Sie schob die CD in den Computer und wartete, bis ein Bild auf dem Monitor erschien. »Die Indikation für eine Operation steht außer Frage. Bis jetzt sind die neurologischen Symptome noch dezent und wir können die Operation ohne Probleme morgen früh ansetzen. Aber ich frage mich, was passiert, wenn wir es nicht schaffen, sein Hüftgelenk zu rekonstruieren …« Ihr besorgter Blick ruhte auf dem Monitor.
»Die Hüfte kann einsteifen. Es ist auch möglich, dass Herr Hühn ein künstliches Hüftgelenk braucht«, machte Daniel keinen Hehl aus den möglicherweise schwerwiegenden Folgen der Verletzung.
Nachdenklich wiegte Jenny den Kopf.
»Ich sehe eher die Gefahr einer bleibenden Lähmung durch die Verletzung des Ischiasnervs«, erklärte sie sehr ernst. »Das würde bedeuten, dass der junge Mann ein Fall für den Rollstuhl wäre.«
Doch auch in diesem Fall wollte Dr. Norden keine voreiligen Schlüsse ziehen.
»Hast du schon die Ergebnisse der neurologischen Untersuchungen? Seinen Reflexstatus? Die Sensomotorik?«, fragte er kritisch.
»Das bekommen wir alles«, antwortete Jenny und warf einen Blick auf die Uhr. »In einer Stunde ist Visite. Hast du Zeit, dir den Patienten gemeinsam mit uns noch einmal genauer anzuschauen?«
Diese Bitte kam Daniel mehr als recht. Auf diese Weise