Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

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Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D. Wyatt Earp Paket

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und überlegte verzweifelt, wie sie die Worte entziffern konnte. Sie hatte früher einmal eine Brille gehabt, aber die war drüben im Waschhaus hingefallen und seitdem nicht mehr repariert worden. Es gab hier in Nogales keinen Brillenmacher. Dazu mußte man entweder nach Phoenix oder aber nach Flagstaff hinauffahren.

      Wie ein gefangenes Tier lief die alte Frau durch die Stube, abgerissene Worte vor sich hin murmelnd.

      Plötzlich blieb sie vor dem Vertiko stehen, von dem es ihr grünlich entgegenfunkelte.

      Lag da nicht das zerbrochene Lupenglas, mit dem ihr Mann, der niemals eine Brille gehabt, aber in den letzten Jahren doch eine gebraucht hätte, die Gazette gelesen hatte?

      Jetzt reflektierten die Linsenstücke das Licht, das durch den grünen Schirm der Kerosinlampe auf sie fiel.

      Mrs. Morrison griff nach dem größten Scherbenstück. Judy hatte die Lupe damals im Hof fallen lassen, doch die Mutter hatte sich nicht entschließen können, das Glasstück wegzuwerfen, weil ihr verstorbener Mann noch auf dem Sterbelager damit die Gazette gelesen hatte…

      »Wirf doch die Scherben weg!« Wie oft hatte Judy das gesagt. Und Gil hatte die beiden Stücke sogar schon einmal in den Abfalleimer geworfen. Aber die Mutter hatte sie gefunden und wieder herausgenommen.

      Sie wischte den Staub von dem größten Glasstück und nahm dann den Zettel wieder auf.

      Wie Spukbilder sprangen die winzigen mit Tinte geschriebenen Buchstaben unter dem Glas verzerrt auseinander und schienen sie verspotten zu wollen, hatten plötzlich Gesichter, grinsten sie an und verschwammen wieder, in sich zusammenkriechend wie Schneckentiere.

      »Wo… ist… Gil«, las sie mühsam mit keuchendem Atem. »Wenn Gill nicht zurück… kommt, kommt… das Mädchen… auch… nicht mehr…«

      Der Zettel entglitt der Hand der Wäscherin.

      So einfach die Frau auch war, plötzlich hatte sie doch begriffen: Man hatte Judy entführt!

      »Nein!« keuchte sie. Und sie wußte doch, daß es so war. Vielleicht wäre sie nicht einmal so schnell darauf gekommen, wenn sie nicht noch vor Stunden von Judy selbst die Sache mit Bensons Kind gehört hätte. Und vom Tod des Viehhändlers.

      Was ging in Nogales vor?

      Harry Bensons Tochter war in der Nacht aus dem Haus geholt worden!

      Am hellichten Tag hatte man den Viehhändler Cox meuchlings ermordet!

      Und nun war Judy weg!

      Sie haben sie entführt! hämmerte es im Hirn der alten Frau. Sie muß von den gleichen Menschen entführt worden sein, die wissen wollen, wo Gilbert ist!

      Aber das wußte sie doch selbst nicht! Sie hätte ihnen diese Frage also gar nicht beantworten können!

      Kopflos lief sie in ihrer Stube auf und ab, dann kleidete sie sich plötzlich in rasender Eile an und wollte auf die Straße hinauslaufen.

      An der Tür hielt sie schreckgelähmt inne. Vor ihr stand ein Mann. Groß, breitschultrig und reglos verharrte er da, wie ein Schemen aus dem Dunkel.

      »Gil!« entfuhr es den bebenden Lippen der Frau.

      Der Mann bewegte sich nicht.

      Da wich sie zurück, klammerte sich an den Türpfeiler.

      Nein, es war nicht Gil! Er konnte es nicht sein, denn der Mann da war größer!

      Die Wäscherin glaubte, das Herz müsse ihr stehenbleiben.

      Würgende Angst bannte sie auf die Türschwelle. Tief in sich zusammengekauert hockte sie da und starrte auf den Mann, der wie eine Wand vor ihr aufragte.

      Endlich, nach Ewigkeiten, kam Leben in die Gestalt des Mannes. Er bewegte sich, drehte sich um und ging mit harten, sporenklingenden Schritten über die Straße davon.

      Immer noch wie gelähmt vor Angst starrte die Frau hinter ihm her, sah ihn längst nicht mehr, lauschte aber seinem Schritt, dessen Geräusch nicht schwächer werden wollte.

      Wie von Furien gejagt richtete sie sich auf und eilte ins Haus zurück.

      Keuchend und nach Atem ringend lehnte sie an der Flurwand.

      »Lieber Gott, was ist geschehen! Lieber Gott…«, flüsterte sie. Taumelnd tastete sie sich in ihre Stube zurück, stand am Tisch und starrte auf den Zettel. Ihr faltenzerschnittenes Gesicht wurde von einem fahlen grünen Schimmer bedeckt, den der Lampenschirm darauf malte.

      Da wurde an das Hoffenster geklopft.

      Die Frau griff sich entsetzt an die Kehle, glaubte sie doch, den Mann draußen stehen zu sehen.

      Sie schloß die Augen und war einer Ohnmacht nahe.

      Da wurde wieder gegen die Scheibe geklopft. Und plötzlich drang ganz deutlich und klar durch das zertrümmerte Nebenfenster die Stimme von Mrs. Brisbane, der Frau des Bäckers, dessen Hof an den ihren schloß: »Mrs. Morrison, ich habe Lärm gehört, ist etwas geschehen? O Gott, Mrs. Morrison! Wie sehen Sie aus! Ist Ihnen nicht gut? Warten Sie, ich komme sofort hinein!«

      »Nein!« keuchte die Wäscherin, »lieber nicht. Er… läßt keinen aus dem Haus und bestimmt auch keinen herein!«

      Aber die resolute Bäckersfrau schüttelte nur den Kopf und kam durch die Küchentür ins Haus. Gleich darauf erschien sie in der Stube.

      »Mrs. Morrison! Um Himmels willen. Sie sind krank! Sie müssen sich sofort hinlegen.«

      Da sah sie das Loch in der Scheibe, das sie von draußen nicht hatte sehen können, weil sie am Nebenfenster gestanden hatte. Die Scherben auf dem Boden hatten sie aufmerksam gemacht.

      »Was ist denn geschehen?« stammelte sie, nun selbst erblassend.

      Die Wäscherin taumelte zurück und sank in einen alten verschlissenen Sessel.

      Da erspähte die Bäckerfrau den Stein, die Schnur und daneben den Zettel und das Lupenglas.

      Sie konnte ohne Brille lesen, nahm den Zettel auf und las ihn, die Worte leise mitsprechend, mehrmals.

      »Phin Clanton!« entfuhr es ihr.

      Die Wäscherin zuckte zusammen.

      »Phin…?« kam es gepreßt aus ihrer Kehle. »Ja, er muß es gewesen sein! Er war es. Als ich eben aus der Haustür wollte…, weil ich zum Sheriff… Zum Sheriff…«

      »So beruhigen Sie sich doch, Mrs. Morrison. Warten Sie, ich werde Ihnen sofort einen heißen Tee von Kamille aufbrühen, das beruhigt.«

      »Ein Mann stand vor der Haustür und ließ mich nicht auf die Straße!« keuchte die Wäscherin. »Es ist bestimmt Phin Clanton gewesen!«

      *

      Ein furchtbarer Tag lag hinter Harry und Ireen Benson. Nicht die geringste Spur ihres Kindes hatte sich finden lassen. So sehr der Pferdehändler sich auch bemüht hatte. Er kam spät am Abend ermattet heim und sank in seiner Wohnstube in einen der großen Sessel, schloß die Augen

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