Katharina Schratt. Georg Markus

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Katharina Schratt - Georg Markus

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dann Souper mit Wolter, Schratt und Fräulein Wessely; es war merkwürdig.« Elisabeth-Biographin Brigitte Hamann meint sogar, daß es »durchaus möglich wäre, daß die Kaiserin diese völlig unorthodoxe Einladung angeregt hatte, um die Schratt kennenzulernen.«

      Fest steht: Spätestens ab diesem Zeitpunkt wußte Elisabeth von der großen Zuneigung, die ihr Mann für die Schratt empfand. Ab jetzt nahm die Kaiserin die Sache selbst in die Hand. Sie war es, die jede Gelegenheit nützte, um Kaiser und Schauspielerin zusammenzuführen. Denn für sie war Katharina Schratt der ideale »Ersatz« für die Zeit, da sie Hof und Hauptstadt verlassen wollte. Elisabeth hatte sich bereits immer mehr von ihrem Mann abgewendet und jeglichen intimen Kontakt zu ihm verloren. Sie lebte mehr und mehr in einer dem höfischen Protokoll völlig fremden Welt, wollte ausgedehnte Reisen unternehmen, begeisterte sich für griechische Philosophen und den Poeten Heinrich Heine. Außerdem begann sie selbst zu dichten. Ihr ganzes Interesse galt jedenfalls all jenen Wissensgebieten, mit denen der trockene und unromantische Kaiser nichts anzufangen wußte. »Wolkenkraxeleien« nannte er die ihm völlig sinnlos erscheinenden Beschäftigungen seiner Frau.

      »AUF DEN VERSPROCHENEN TRATSCH

      BIN ICH SCHON SEHR NEUGIERIG«

       Was für den Kaiser interessant war

      Ganz anders mußte auf den Kaiser die Schauspielerin Katharina Schratt wirken. Sie stand mit beiden Beinen in der Welt. Was sie interessierte, dafür konnte sich auch Franz Joseph begeistern. Er war in der Hofburg und im Schönbrunner Schloß ein Gefangener seiner selbst, was »draußen« vor sich ging, wurde von ihm ferngehalten. Dafür sorgten vor allem seine Adjutanten und Obersthofmeister.

      Und dann kam eine Frau, die erstmals den Mut besaß, ihm zu erzählen, was außerhalb des meist recht langweiligen Hofgeschehens passierte. Das mußte ihm gefallen.

      »Die Tante Kathi hatte vor allem eine wunderbare Gabe: Sie war eine phantastische Erzählerin. Wie keine andere verstand sie es, dem Kaiser in legerem Plauderton zu berichten, was am Theater, in der Wiener Gesellschaft, in den Cercles, Salons, Stammtischen oder sonst wo ›im Volk‹ vor sich ging. Der Kaiser war an jeder Form von Tratsch interessiert. Zudem hatte sie unendlichen Charme und einen köstlichen Humor. Der Kaiser konnte nur bei ihr lachen. Und zwar so, daß ihm die Tränen heruntergeronnen sind. Der Mann, der von früh bis spät nur Unangenehmes über sich ergehen lassen mußte, fand bei ihr die Stunden des Ausgleichs. Das hat sonst niemand anderer in seiner Umgebung zuwege gebracht.«

      Der Gelehrte Gustav Marchet, als Unterrichtsminister ein dem Monarchen nahestehender Staatsmann, sagte einmal sehr treffend zur Schratt: »Sie sind das Fenster, durch das der Kaiser hinausschaut.«

      »Und genau das war sie wirklich«, meinte Katharina Hryntschak, deren Taufpatin übrigens die ›Tant’ Kathi‹ gewesen war. »Kaiser und Schauspielerin hatten ein ähnliches Naturell. Die Tante war in keiner Weise belesen. Wenn ihr ein Theaterdirektor über die Sommerferien oder für den Kuraufenthalt in Karlsbad neue Stücke zum Lesen mitgegeben hat, dann hat sie ihm die Rollenbücher im Herbst unberührt wieder auf den Schreibtisch gelegt. Solange ich bei ihr gelebt habe, lagen auf ihrem Nachtkästchen nur rote, schmale Bücher, die sogenannten Engelhorn-Hefte, das waren eigentlich Schundromane. Da sie nachts sehr schwer einschlafen konnte, hat sie oft bis drei Uhr früh in diesen Engelhorn-Heften gelesen. Mich als jungen Menschen hat das zur Verzweiflung gebracht, aber an Literatur, an Schöngeistigem war sie nicht interessiert.«

      Ebenso der Kaiser. Tatsächlich findet sich in den Hunderten von Briefen der reichen Korrespondenz zwischen Franz Joseph und Katharina Schratt keine einzige Zeile, in der ein intellektuelles Thema abgehandelt worden wäre. Es geht fast immer nur um Tratsch. »Überhaupt, wenn Sie mir Theatertratsch schreiben, machen Sie mir eine Freude«, schreibt der Kaiser am 1. November 1888 an die Schratt. »Es ist vielleicht nicht schön und recht von mir, aber wahr …« Anderswo erklärt er, daß er während einer Theatervorstellung mit dem Opernglas beobachtete, daß die neuengagierte Margarethe Formes »keine durchstochenen Ohrläppchen« hätte. Er will genauestens informiert werden »über das Malheur mit der platzenden Taille« und andere »amusante Zwischenfälle« auf und hinter der Bühne: »Stimmt es, daß dem Schauspieler Louis Nötel die linke kleine Zehe, wieder die Folge einer Hühneraugen Operation, amputirt werden mußte?« (Als Nötel kurze Zeit später »trotz abgeschnittener Zehe« stirbt, beruhigt der Kaiser die Schratt brieflich: »Welches Glück, daß Sie keine Hühneraugen besitzen!«)

      Tratsch, Tratsch, Tratsch: »Ich wollte Sie fragen, was für ein Costume Sie am Gschnasfeste hatten …« Oder: »Der Witz Thimigs über Dr. Burkhard ist sehr gut.« Oder: »Auf den versprochenen Tratsch in Ihrem nächsten Briefe bin ich schon sehr neugierig.« Oder: »Sie merken sich ganz gut die hübschesten und interessantesten Sachen, um mich durch Mittheilung derselben zu erfreuen.« Oder: »Ich bin schon sehr neugierig, alle Details dieser schwarzen Theaterverschwörung bei unserer ersten Promenade mündlich von Ihnen zu hören …«

      Und in einem anderen Brief, nachdem Frau Schratt die Befürchtung gehegt hatte, ihm »zuviel Tratsch« geliefert zu haben, schreibt der Monarch:

      »… Sie haben weder Vorgestern, noch je sonst zu viel geplauscht, im Gegentheile, ich kann Ihnen nur dankbar sein, wenn Sie mit mir über Alles recht offen und von der Leber weg sprechen. Wenn man so manche Arbeit, Sorge, so manchen Kummer hat, wie ich, so ist ein zwangloses, offenes und heiteres Aussprechen eine wahre Freude und deßhalb sind mir die Augenblicke, die ich mit Ihnen zubringen darf, so unendlich werth.«

      Typische Briefstellen Katharina Schratts an Franz Joseph: »Heute beantworte ich erst die Fragen, dann kommt der Tratsch …«, »Im Theater herrscht auch wieder gereizte Stimmung. Fr. Gabillon und Fr. Schönfeld wurden gestern vom Director aus der ersten Culisse, von welcher sie die Abschiedsvorstellung der Barescu betrachten wollten, fortgewiesen. Die beiden Damen sind empört und nennen jetzt den Burckhard (Direktor des Burgtheaters, Anm. d. A.) alles eher als einen gnädigen Herrn …« Von einem Kuraufenthalt schreibt sie: »Wenn ich von der Anekdote, welche ich in Karlsbad gehört, nicht die Pointe vergesse, so kann ich Eure Majestät hoffentlich zum Lachen bringen, was mir immer so unendlich viel Freude bereitet …«

      So weit war es allerdings nach der Soiree in Kremsier noch lange nicht. Doch Kaiserin Elisabeth ahnte, als sie ihren Mann und die Schratt dort in zwanglosem Gespräch beobachten konnte, daß diese Frau die Gabe besaß, ihren immer einsamer werdenden Mann blendend zu unterhalten. Um diese Verbindung, die ihr selbst absolute Freiheit verschaffen sollte, weiter zu fördern, ließ sich Elisabeth nun etwas Besonderes einfallen. Zur Verwirklichung dieses Planes engagierte sie Heinrich von Angeli, den damals berühmtesten Porträtmaler Wiens.

      Angeli war bei Hofe ungeheuer geschätzt. Elisabeth wußte, daß der Kaiser nicht nur von seinen Bildern begeistert war, sondern auch die menschlichen Qualitäten und den Humor des Professors der Kunstakademie besonders schätzte. Angeli war sowohl Hofmaler des österreichischen Kaiserhauses als auch der bevorzugte Porträtist der Queen Victoria und deren Sohn, des Prince of Wales. Von Angeli ließen sich die deutschen Kaiser Friedrich, Wilhelm I. und II. ebenso malen wie der russische Zar Alexander III., der Bankier Baron Rothschild und der Afrikaforscher Stanley, der legendäre General Slatin Pascha oder Franz Grillparzer und unzählige andere Aristokraten,

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