Globetrotter-Spirit: Reisen als Lebensschule. Группа авторов

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dein Leben und kann dir von niemandem genommen werden.

       2. Teil: Weltenbummeln – warum und wozu?

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       Walo Kamm beim Pioniertrekking im Himalaya; der Sherpa Guide kocht fein auf englische Art (Nepal, 1967).

       Im Lauf der Jahrzehnte sind mir als Chefredaktor Tausende von Manuskripten von LeserreporterInnen zugekommen, die unaufgefordert hereinflatterten (damals buchstäblich noch flatterndes Papier statt flimmernder Bildschirme). Darunter gelegentlich auch Texte mit tiefgründigen Gedanken zum Sinn des Reisens. Auf den folgenden Seiten eine Auswahl zum Nach-Denken:

       Ein Jahr Auszeit für alle? Wie wir zu glücklichen Langzeitreisenden wurden.

       Die Kunst des Reisens. Gedanken zu einem äusserst wirksamen Heilmittel.

       Wenn in den Adern Globetrotterblut pulsiert, bricht irgendwann das Reisefieber aus. Erfahrungsbericht von einer Langzeitreise.

       Warum, in aller Welt, reisen wir in alle Welt? Weg von hier, einfach mal raus …

      image Globetrotter-Magazin 47, Frühling 1997

       Als Frau allein unterwegs

       Gedanken zum Reisen als Entwicklungsprozess

       Von Christine Cerny

      «Du willst wirklich allein quer durch Afrika?» Wem ich auch von meinem bevorstehenden Unternehmen erzählte, reagierte mit Kopfschütteln, Erstaunen oder Ausdruck des Zweifelns an meinem Verstand. Nun, diese abenteuerliche Route hätte ich wahrscheinlich nicht gewählt, wenn es sich um meine erste Alleinreise gehandelt hätte. Einige Jahre Rucksackreisen durch asiatische und orientalische Länder lagen aber bereits hinter mir. Und wem Fernreisen zur Gewohnheit geworden sind, der kommt nicht so schnell davon los. Es gibt auf dieser Welt aber auch so viel Faszinierendes zu entdecken!

      «Hast du denn keine Angst – so ganz allein?» war die häufigste Frage, die ich zu hören bekam. Eine Frage, die ich mir selbst vor meiner ersten grossen Reise gestellt hatte. Damals war ich noch eingebunden in einen mittelbürgerlichen Alltag, war regelmässige Gehaltsbezüge gewohnt und glaubte, ohne Versicherungsverträge keine Sicherheit zu haben. Gleichzeitig aber hatte ich das Gefühl, am eigentlichen Leben vorbeizugehen. Sehnsüchte nach fernen Ländern und aussergewöhnlichen Erlebnissen wurden wach. Und immer stärker begann ich den gleichförmigen Alltag als enge Haut zu empfinden, der ich zu entschlüpfen wünschte. Aber ich wusste noch nicht wie.

      Zwar hatte ich davor einmal länger Urlaub genommen, um die USA und Mexiko zu bereisen, doch es ist ein grosser Unterschied, ob man die Sicherheit hat, nach der Reise in gewohnte Gegebenheiten zurückzukehren – oder alles aufgibt, um sich der Welt und ihren bereithaltenden Abenteuern ganz zu öffnen. Genau das war meine Wunschvorstellung. Aber noch plagten mich Ängste, die eine solch gewaltige Umstellung betrafen. Auch verunsicherten mich zunächst die Warnungen anderer, was mir nicht alles passieren konnte: Raubüberfälle, Vergewaltigung, Krankheiten, gewaltsame politische Unruhen.

      Und da gab es noch die kleinen Bedenken, die den Reisealltag angingen. Wo werde ich eine Unterkunft finden? Wie werde ich mich verpflegen? Wie werde ich als pingelige Hausfrau, die ich ein Jahrzehnt lang war, mit unhygienischen Zuständen zurechtkommen? Und wie werde ich mit fremden Situationen überhaupt fertig werden? Das Fremde, das Nicht-Vertraute ist es, das am meisten bange macht. Die Angst vor dem fremden Land, den andersartigen Menschen und exotischen Sitten widerspiegelt die grundlegende Angst vor jeder Veränderung und vor allem, was neu und unbekannt ist.

      Ein Arbeitskollege, der ein Jahr lang auf Weltreise war, bemerkte meinen inneren Kampf und sagte: «Nicht überlegen musst du – tun musst du es!» Diese Worte verfehlten nicht ihre Wirkung. Zum Entsetzen meiner Familie kündigte ich die gut bezahlte Stelle als Buchhalterin in der Schweiz, löste Haushalt und Versicherungen auf, verkaufte das Auto und tauschte meine Habseligkeiten gegen Rucksack und Travellerschecks.

       Start auf Traveller-Trampelpfaden

      Nachdem ich in England einen Sprachkurs absolviert hatte, schloss ich mich einer organisierten Gruppe junger Leute an, die per Lastwagen und mit Zeltausrüstung durch den Orient nach Asien unterwegs waren. Nach drei abenteuerlichen Monaten kamen wir in Nepal an. Von da an fühlte ich mich «reif» genug, um allein weiterzureisen. Zunächst schlug ich die üblichen Traveller-Routen durch Südostasien ein – mithilfe (damals noch) «alternativer» Reiseführer. Da gab es oberschlaue Tipps, wo man spottbillig schlafen und noch billiger essen konnte. Fahrpläne von Bussen und Zügen waren abgedruckt, deren Abfahrtszeiten sich allerdings inzwischen geändert hatten.

      Eine Zeitlang machte ich mit und trottete den Trampelpfaden der anderen entlang. An - Globetrotter-Treffpunkten erfuhr ich als Neuankömmling, wo es Pancakes und preiswerte Souvenirs gibt und wo man sonst noch einen Dollar einsparen kann. Die Kultur und Menschen des Landes interessierten jedoch nur wenige.

      Ich begegnete hier der gleichen Kleinkrämerseele, vor der ich zu Hause Reissaus genommen hatte. Auch in der Fremde wurde mit westlichem Massstab gemessen und bewertet. Ich wurde es ebenso leid, so viele Nörgeleien zu hören. Viele klagten über die Reisestrapazen, jammerten über harte oder durchhängende Betten, über Hitze und Luftfeuchtigkeit oder über zu viel Sand und Staub. Sie beschwerten sich über den «Saufrass», wo exotische, würzige Gerichte nur darauf warteten, ausprobiert zu werden. Sie sehnten sich nach Kartoffelsalat, Wiener Würstchen, Käsesahnekuchen. Die Tendenz «am schönsten ist es doch zu Hause» war nicht zu überhören. Sie sehnten sich nach alten Gewohnheiten, die sie noch gar nicht aufgegeben hatten. Sie fanden einheimische Sitten und Bräuche oftmals komisch und die Menschen, die sie praktizierten, rückständig, Menschen, deren Lebenssinn sie nicht kannten und auch nicht kennenlernen wollten. Mädchen aus dem Westen, die in Bikini oder «oben ohne» Badevergnügen suchten, wo einheimische Frauen nur angezogen ins Wasser gingen, wunderten sich über die neugierigen Blicke der einheimischen Männer und nannten sie mit grosser Selbstüberzeugung «geile Böcke».

      Ziemlich nervig fand ich den ständigen Infoaustausch, wo es das beste und preisgünstigste «Gras» und Haschisch gibt. Es hatte den Anschein, als könnten viele Reisende nur mithilfe dieses Stoffs erlebnisfähig werden. Und in Indien schämte ich mich für jene Westler, die bettelnd unter bettelnden Indern hockten, um sich durch das exotische Abenteuer zu schnorren.

       Eigene Wege in die Natur und Wildnis

      Bald verliess ich die breiten Trampelpfade der Traveller und begann meiner eigenen Wege zu gehen. Wege, die mich quer durch Buschland, Urwald oder Savanne führten. Arglos wie ein Kind wanderte ich durch den Lebensraum wilder Elefanten, Nashörner, Bären und Leoparden. (Befreundete Zoologen meinten später dazu, ich hätte mehr Glück als Verstand gehabt.) Ich nahm teil an Naturschutzprojekten zum Schutz von Regenwäldern und Tigern. Die wilde, ursprüngliche Natur wurde mir zur grossen Vertrauten und Verbündeten. Inmitten

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