Globetrotter-Spirit: Reisen als Lebensschule. Группа авторов

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aber nicht herausforderndes Verhalten trägt generell dazu bei, Missempfindungen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Westliche Frauen, die der Einladung arabischer, alleinstehender Männer ins Haus folgen, müssen sich allerdings nicht wundern, wenn von ihnen mehr als Small Talk erwartet wird. Bodenloser Leichtsinn wäre es auch, in islamischen Ländern als Frau allein zu zelten.

      Dass weisse Frauen in islamischen Ländern mitunter als Freiwild betrachtet werden, liegt nicht allein am anderen Rollenspiel der Geschlechter. Viele Touristinnen suchen nicht selten ganz gezielt amouröse Abenteuer, um länger mit der Reisekasse auszukommen oder um lange ungestillt gebliebene Bedürfnisse zu befriedigen. Damit erweisen sie allerdings nachfolgenden Reisefrauen keinen guten Dienst.

      Aber ehrlich gesagt, westliche Frauen zeigen eher selten Respekt gegenüber dem islamischen Sittenverständnis. Kokettes Auftreten, provozierendes Schwingen der Hüften oder gar im Minirock mit gespreizten Beinen in einem Lokal zu sitzen, wo arabische Männer in Begleitung ihrer verschleierten Frauen speisen, zeugt nicht gerade von Sensibilität. In solch peinlichen Situationen habe ich seitens der Männerwelt eher Verwirrung oder Nachsichtigkeit (nicht Aggressivität) beobachtet. Böse Gesichter machten dagegen bei derartigen Konfrontationen eher die muslimischen Frauen.

      Aufgrund dieser Beobachtungen finde ich es ziemlich unfair, wenn Gast-Frauen muslimische Männer generell als Sex-Lüstlinge bezeichnen, solange sie nicht selbst bereit sind, sich mit den anderen Kulturwerten auseinanderzusetzen. Das geht allerdings nur, wenn die eigenen Wertbegriffe, Ansichten und Interessen nicht zum Mittelpunkt gemacht werden. Ich persönlich mag orientalische Länder, ihre Gerüche, Farben, die Gelassenheit und Würde, die oft von alten Menschen ausgehen, aber auch den tiefgründigen Humor, der den Arabern eigen ist. Man sollte zumindest als Besucher der landesüblichen Kultur so viel Achtung entgegenbringen, wie man selbst für sich wünscht.

      Da in islamischen Ländern eine Frau fast immer unter dem Schutz eines männlichen Begleiters reist, ist es in solchen Regionen von Vorteil, mit einem Partner unterwegs zu sein. Ich war in islamischen Ländern in männlicher Begleitung als auch allein auf Reisen und erinnere mich keiner besonderen Schwierigkeit, weil ich eine Frau war. Natürlich ist man als Frau durch Geschichten anderer Frauen stets gewarnt und man wappnet sich mit einer grossen Portion Misstrauen.

      Ich erinnere mich zum Beispiel an eine Schiffsreise von Port Sudan nach Suez. Ich hatte zweite Klasse gebucht und die fensterlose Vierbettkabine war entsetzlich stickig und eng. Die drei mitreisenden arabischen Frauen hatten auch erstaunlich viel Gepäck dabei. Aus ihren Koffern quollen Stoffe, Kleider und schwere Parfümdüfte, die mir fast den Atem nahmen. Als mir der Steward eine freie Kabine in der ersten Klasse anbot, nahm ich dankbar an, war aber ihm gegenüber skeptisch. Das war unbegründet. Er wollte nichts von mir, er war einfach zuvorkommend. Und als er mir voll Stolz und Liebe von seiner Frau erzählte, die in Kairo auf ihn wartete, schämte ich mich für mein Misstrauen.

       Allein reisen hat auch Vorteile

      Viele Frauen reisen gerne zu zweit oder zu dritt oder mit einem Partner. Aber bereits zwei Personen bilden eine kleine Insel im Strom des Fremden und Neuartigen, das man eigentlich entdecken möchte. Sobald ich einen Reisebegleiter habe, konzentriere ich mich automatisch mehr auf diesen. Wenn ich aber allein unterwegs bin, sind einheimische Menschen viel zugänglicher, und Kontakte kommen eher zustande. Nur so habe ich das Gefühl, mittendrin zu sein im pulsierenden Treiben der anderen Welt.

      Ich machte auch die Erfahrung, dass der allein reisenden Frau im Allgemeinen viel mehr Hilfsbereitschaft zuteil wird und sie weniger Misstrauen erntet als allein reisende Männer. Vor allem zu Frauen und Kindern bekommt sie leichter Zugang. Wo herkömmliche Gesetze noch gelten, sieht sich der Mann stets als ritterlicher Beschützer. Mit dieser Mann-Rolle sah ich mich viel öfter konfrontiert als mit sexuellen Belästigungen.

      Was mich auf Reisen besonders fasziniert, ist die Verständigung mit Menschen, die eine andere Sprache sprechen. Da man sich dann mit Worten schwertut, kommt die Körpersprache zum Ausdruck, und die scheint mir ehrlicher als Worte zu sein, die oft verschleiern oder von der wahren Aussage ablenken. Dagegen täuschen die Signale des Körpers kaum.

      Von Vorteil war es manchmal, in entlegenen Regionen als weisse Frau ganz allein aufzutauchen. Das überraschte und dämpfte jeden Argwohn. Besonders leicht hat man es in Regionen, wo die Frau innerhalb ihrer Gesellschaft eine starke Rolle einnimmt, wie zum Beispiel in Westafrika oder in der malayischen/indonesischen Inselwelt, wo trotz der islamischen Übertünchung die Frau traditionsgemäss grossen Freiraum hat. Bei den Minangkabau in Sumatra, die eigentlich als strenggläubige Muslime gelten, besteht sogar noch eine altüberlieferte matriarchale Gesellschaftsform.

      Frauen, die sich nicht trauen, allein zu reisen und zu Hause keinen Reisepartner finden, werden entlang der Reiserouten mit anderen Reisenden zusammenkommen. Es ist von grossem Vorteil, sich unterwegs und nur streckenweise einem anderen anzuschliessen, da man so an diesen nicht gebunden ist und sich jederzeit wieder trennen kann. Und vielleicht entdeckt die anfangs ängstliche Frau schneller als sie denkt, dass es gar nicht so schwer und gefährlich ist, allein zu reisen.

       Gefahren minimieren

      Dass Reisen gefahrlos ist, wird allerdings niemand behaupten. Aber mit etwas Um- und Vorsicht kann man Risiken entsprechend einschränken. Es lässt sich lernen, mit der Gefahr bewusst umzugehen. Dazu braucht man nur Augen und Ohren offenzuhalten und auf seine innere Stimme zu hören. Wer jedoch vor lauter Angst sich innerlich verkrampft, wird wenig Freude in fernen Ländern haben, wird nicht das Schöne und Tiefgehende wahrnehmen und nicht teilhaben an den reichhaltigen Geschenken, die das Reisen bereithält.

      Was sich oft bewahrheitet ist: Wer seine Gedanken auf Gefahr konzentriert, zieht sie an. Reisende, die bereits von vorherein wissen, dass sie vom ungewohnten Essen krank werden, müssen sich nicht über Dauerdurchfall wundern.

      Um mir auf Reisen ein gewisses Mass an Wohlbefinden zu bewahren, habe ich mir angewöhnt, Disziplin einzuhalten. Ein Wort, das ich früher nicht mochte, da ich es mit festen Normen, Zwang und persönlicher Einengung in Bezug setzte. Aber Selbstdisziplin ist auf Fernreisen als Selbstschutz unbedingt notwendig. Das betrifft vor allem das Trinkwasser, die Körperpflege und dass ich in bestimmten Regionen auf Obst, das ich nicht schälen kann, auf rohen Salat oder Eiscreme verzichte. Als ich noch mit Selbstdisziplin auf Kriegsfuss stand und in Indien grünem Salat nicht widerstehen konnte, handelte ich mir einen halbmeterlangen Spulwurm ein, und durch Barfusslaufen holte ich mir einen Hakenwurm.

      Reisenden ist es oft unangenehm, dass sie vielerorts unverhohlene Neugier wecken. Das tut zwar nicht weh, kann aber die Nerven strapazieren. Als Fremder angestarrt zu werden, lässt sich nicht vermeiden, da man eine andere Hautfarbe hat, sich anders bewegt und verhält, anders spricht. Genug Gründe, um interessant zu sein, vor allem an Orten, wo der Alltag in einem steten Gleichmass abläuft. Ein freundliches Lächeln oder ein paar Worte in der Lokalsprache bewirken oft kleine Wunder und sind fähig, Brücken zu bauen.

      Wichtig ist immer, selbstsicher, aber nicht überheblich aufzutreten. Menschen, deren natürliches Gespür noch nicht durch zivilisatorische Einflüsse beeinträchtigt ist, erkennen jede kleinste Unsicherheit, was mitunter ausgenutzt werden könnte. Sie fühlen aber auch jede arrogante Regung und gehen dann sofort auf Distanz. Wer sich Respekt verschaffen kann (damit ist nicht Kolonialherrengehabe gemeint), wird nicht so schnell übervorteilt werden.

       Weitverbreitete Arroganz und Ignoranz

      Wie mir fremde Menschen begegnen, hängt vor allem davon ab, wie ich mich ihnen gegenüber verhalte. Bin ich offen, darf ich Offenheit erwarten. Gehe ich mit anderen rücksichtslos um, darf ich nicht auf Schonung bauen. Auf Reisen gilt die alte Faustregel: «Wie ich dir, so du mir.»

      Im Allgemeinen

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