Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King. Andreas Suchanek
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Читать онлайн книгу Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King - Andreas Suchanek страница 58
»Ja. Vielleicht war der Hass sogar groß genug, um einen Einbruch mit Sachbeschädigung zu begehen.«
»Glaubst du, Mrs. Granger ist für die Verwüstung in der Galerie zuständig?«
»Zumindest hatte sie rote Farbe unter den Fingernägeln.«
»Was?«
»Ich habe es gesehen, als sie uns rauskomplimentiert hat. Wobei ich sagen muss, dass sie überhaupt nicht aussieht wie jemand, der einen Einbruch begeht.«
»Leider hat sie ein sehr gutes Motiv.«
»Vielleicht können wir uns hier noch etwas umsehen«, sagte Olivia.
Auf einmal hörte Chris jemanden vor sich hin pfeifen. Der Gärtner, der vorhin die Rosen geschnitten hatte, ging auf einen Geräteschuppen zu. »Wir fragen den mal. Komm.«
Sie holten den Alten ein, als er die Tür zum Schuppen öffnete.
»Entschuldigen Sie, Mr. …«
»Edgar. Nennt mich Edgar, so wie jeder hier«, sagte der Gärtner.
»Also gut, Edgar. Hi. Das ist Chris, ich bin Olivia.«
Edgar nickte. »Habt ihr Mrs. Granger gefunden?«
»Ja. Danke. Leider habe ich vergessen, Mrs. Granger noch etwas zu fragen und möchte sie nicht noch einmal deswegen behelligen.«
Chris ließ Olivia mit dem Alten erzählen und spähte in den Geräteschuppen. Er war vollgestellt mit Werkzeugen, aber keinen Eimern mit roter Farbe.
»Wurde hier kürzlich zufällig gestrichen?«, fragte Olivia.
»Äh, nein. Warum?«
»Weil …« Sie fuhr sich durch die Haare und trat einen Schritt näher.
Sie sieht wirklich verdammt süß auf, wenn sie so mit den Augen klimpert.
»Das klingt jetzt sicher etwas merkwürdig«, fuhr sie fort. »Aber ich habe mir überlegt, meinen Großvater in diesem Hospiz anzumelden. Allerdings hasst er die Farbe Rot. Das macht ihn irgendwie aggressiv. Deshalb wäre es mir recht, wenn es hier keine roten Wände gäbe, verstehen Sie?«
»Mhm«, machte Edgar und kratzte sich am Kinn. »Wir haben hier keine roten Wände.« Er öffnete die Tür vom Geräteschuppen, hob die Gartenschere auf, mit der er die Rosen geschnitten hatte, und trat ein. Offenkundig war das Gespräch für ihn damit beendet.
»Wir hätten noch eine Frage, Edgar«, sagte Chris.
»Ach, ihr jungen Dinger. Immer so neugierig.«
»Wir wollen Sie auch nicht lange aufhalten, versprochen«, sagte Olivia.
Im Schuppen schepperte es, gefolgt von einem derben Fluch aus Edgars Mund. »Wer hat schon wieder meine Handschuhe genommen?«
»Edgar?«, fragte Olivia noch einmal.
»Ja, doch.« Er kam zurück und lehnte sich in den Türrahmen.
»Wissen Sie zufälligerweise, was zwischen Mrs. Granger und Rebecca Reach vorgefallen ist?«
»Rebecca Reach?«, fragte Edgar.
»Ja, die Galeristin. Sie wollte hier gerne eine Ausstellung vorbereiten, aber Mrs. Granger möchte das nicht.«
»Wundert mich auch nicht.«
»Inwiefern?«, fragte Chris.
»Ach, die beiden sind sich nicht mehr sehr grün. Hat etwas mit diesen Bildern von Mrs. Granger zu tun.« Edgar zog ein Tuch aus seiner Hosentasche und tupfte den Schweiß ab.
»Klären Sie uns auf?«, fragte Olivia.
»Mrs. Granger malt ganz gerne. Das ist ihr Ausgleich, sagt sie immer, und sie wollte gerne bei Mrs. Reach ausstellen, aber die meinte, die Bilder wären nicht gut genug. Außerdem unterstellte sie, dass Mrs. Granger von anderen Künstlern geklaut hätte.«
»Sie hat Plagiate erstellt?«, fragte Chris. Das war ein absolutes No-Go, obwohl es viele große Firmen machten. Sogar Hollywood klaute Bilder aus dem Internet, verfälschte diese und verwendete sie als Hintergrundfotos in den neuesten Blockbustern. Mit genug Geschick und Manipulation flog das selten auf, aber wenn es herauskam, war das der Todesstoß für den Künstler.
»Das sagte zumindest Mrs. Reach, aber Mrs. Granger stritt es ab.«
»So etwas lässt sich doch aber beweisen«, sagte Chris. Man musste nur die Bilder vergleichen.
Edgar zuckte die Schultern. »Ich kenn mich mit diesem Künstlerkram nicht aus. Am Ende hieß es, dass die Sachlage nicht eindeutig geklärt werden konnte, was weiß ich. Mrs. Granger wollte ab da auf alle Fälle nichts mehr mit der Reach zu tun haben. Ich muss jetzt aber wirklich los. Der Rasen muss gemäht werden.«
»Natürlich«, sagte Chris. »Wir wollen Sie nicht länger aufhalten. Danke für Ihre Hilfe.«
Chris legte die Hand auf Olivias Schulter und deutete zurück auf den Parkplatz. Sie gingen schweigend nebeneinander her, jeder in seine eigenen Gedanken versunken. Bei Olivias Dodge blieben sie stehen.
Olivia drehte sich zum Wagen und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. »Was machen wir jetzt?«
»Ich werde mit Lucian sprechen. Mrs. Granger hat ein Motiv und sie hatte rote Farbe unter den Fingernägeln. Schätze, da spricht einiges gegen sie.«
»Ich weiß nicht. Ich habe immer noch nicht das Gefühl, dass sie dahinter steckt.«
»Tja, manchmal ist das so. Die Schuldigen wirken selten schuldig. Schaust du nie CSI?«
»Nein. Wir haben keinen Fernseher zu Hause. Mum sagt, das ist schlecht fürs Gehirn.«
Chris lächelte, zückte sein Smartphone aus der Hosentasche und warf einen Blick drauf. »Drei Anrufe von Lucian. Dabei habe ich ihm gesagt, dass ich heute früh nicht erreichbar bin.«
»Was kann er denn wollen?«
»Vermutlich ist ihm sein Kaffee ausgegangen, was weiß ich. Ich rufe ihn gleich zurück, dann kann ich ihm auch gleich die Sache mit Mrs. Granger erzählen.« Aber erst musste er sich von Olivia verabschieden, auch wenn Lucian schon im Kreis lief, weil er sich nicht zurückmeldete. Chris trat einen Schritt näher und stützte sich mit einem Arm direkt neben Olivias Schulter am Autodach ab. »Wann sehen wir uns wieder?«
»Bald, hoffe ich.«
»Darf ich dich anrufen? Ich muss erst checken, was an Arbeit auf mich wartet.«
»Klar, wenn du das nicht nur so sagst, sondern es auch machst.«
Er beugte sich nach vorne. Ein leichter Duft aus Kokos stieg in seine Nase. »Ich halte immer meine Versprechen.«
Sie wandte ihm das Gesicht zu. »Gut zu wissen.«