Märchen aus Griechenland, Band 1. Группа авторов

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Märchen aus Griechenland, Band 1 - Группа авторов

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Brief des Prinzen, und darin stand, wenn sie ihn haben wolle, so solle sie das Becken mit Wasser füllen, den Ring hineinwerfen und dreimal rufen: "komm, komm mein goldenes Gertchen!" Dann würde er als Taube geflogen kommen, sich in dem Wasser baden und in einen Mann verwandeln; darum solle sie ein Loch in die Zimmerdecke machen, damit er durch dasselbe zu ihr könne.

      Das Mädchen tat, was in dem Briefe geschrieben stand, und so wie sie das Becken mit Wasser gefüllt und den Ring hineingelegt hatte, kam das Täubchen geflogen, badete sich in dem Wasser und verwandelte sich in einen schönen jungen Mann, und nachdem sie lange Zeit mit einander geschwatzt hatten, badete er sich wieder, ward zur Taube und flog davon. Beim Abschiede gab er ihr eine Nuß und sagte, daß sie dieselbe aufschlagen und das anziehen solle, was sie darin finde.

      Darauf schlug das Mädchen die Nuß auf, und fand darin einen ganzen Anzug, auf dem der Himmel mit seinen Sternen zu sehen war. Als sie ihn angezogen hatte und aus ihrer Kammer trat, da bewunderte sie alle Welt und ihre Schwestern begannen neidisch auf sie zu werden.

      Nach einigen Tagen ließ sie ihren Geliebten wieder zu sich kommen und beim Abschied gab er ihr diesmal eine Haselnuß, die sie zerschlagen und was darin sei anziehen solle. In der Haselnuß war aber ein ganzer Anzug, auf dem das Meer mit seinen Wellen zu sehen war. Als sie nun diesen angezogen hatte, und aus ihrer Kammer trat, da bewunderte sie alle Welt und ihre Schwestern beneideten sie noch mehr.

      Beim dritten Mal gab er ihr eine Feige und sagte, daß sie die aufschneiden und das, was darin wäre, anziehen solle. In der Feige war ein Anzug, auf dem der Maimonat mit seinen Blumen zu sehen war, und als sie mit diesem aus ihrer Kammer trat, da bewunderte sie alle Welt. Ihre Schwestern aber wurden so neidisch auf sie, daß sie sich mit einander berieten, was sie ihr Böses antun könnten. Darauf beschlossen sie, ihre Schwester zu belauschen, wenn sie sich wieder einsperrte, um zu sehen, wie sie zu den schönen Kleidern käme. Als sie nun merkten, daß sie sich wieder eingesperrt hatte, da schlichen sie an ihre Türe, in der ein kleiner Riß war, und sahen, wie sie Wasser in das Becken goß, den Ring hinein warf, und dem Täubchen rief, und wie sich das in einen schönen Prinzen verwandelte, der mit ihr koste und dann wieder als Taube davon flog.

      Nachdem sie das alles mit angesehen hatten, wollten sie ihrer Schwester ihr Glück nicht allein gönnen, sondern auch ihr Teil daran haben. Sie berieten sich also, wie sie das machen sollten, und als sie darüber einig waren, beschlossen sie, daß es zuerst die Älteste versuchen solle. Wie sie nun am andern Morgen zusammen ins Bad gingen, ließ diese einen Sack Perlen auf die Erde fallen, kauerte sich nieder, um sie aufzulesen, und blieb so hinter den anderen zurück. Dann aber lief sie schnell in die Kammer der Jüngsten, nahm das Becken, füllte es mit Wasser, legte den Ring hinein und rief dreimal: "komm, komm mein goldenes Gertchen!" aber in der Eile hatte sie nicht gesehen, daß in dem Becken ein Messer lag, und als nun die Taube geflogen kam, sich in das Becken stürzte und untertauchte, da schnitt sie sich an dem Messer in den Hals, und das Wasser wurde rot von dem Blute, das aus der Wunde floß; die Taube aber schwang sich auf und flog fort. Darüber erschrak die älteste Schwester so sehr, daß sie alles stehen ließ und davon lief.

      Als nun die Jüngste aus dem Bade zurückkehrte und ihr Täubchen rufen wollte, da sah sie das Becken mit dem blutigen Wasser und nun erriet sie, was vorgegangen war, und begann zu weinen und zu schluchzen: "ach! ach! welches Unglück!" Nachdem sie sich aber satt geweint, ging sie zu ihrem Vater und sagte: "lieber Vater, ich kann nicht länger bei dir bleiben, sondern muß in die Fremde, laß mir also einen schönen fränkischen Anzug machen und rüste mir ein Schiff aus, um damit in die Welt zu fahren." Als alles fertig war, was sie verlangt hatte, stieg sie zu Schiff und ließ es nach Indien fahren.

      Auf ihrer Fahrt mußte aber das Schiff einmal anlegen, und die Prinzessin stieg ans Land, um sich ein bischen umzusehen. Als sie eine Weile gegangen war, sah sie, wie eine Taube von einem Stoßvogel verfolgt wurde, und hörte, wie sie den fragte: ob er denn gar kein Herz für die Krankheit des Königssohnes habe, den alle Ärzte aufgegeben hatten. Darauf antwortete der Stoßvogel: "die Ärzte wissen freilich nicht, wie der zu heilen ist." Da fragte die Taube: "mit welchem Mittel ist er zu heilen?" Jener antwortete: "wenn man uns tötet und aus unserem Fleische mit dem Wasser jener Quelle eine Salbe kocht und damit den Hals des Jünglings bestreicht, so wird er heil."

      Als das die Jungfrau hörte, legte sie sofort ihr Gewehr auf beide Vögel an und schoß sie mit einem Schusse herunter. Darauf schöpfte sie Wasser aus der Quelle, die der Stoßvogel angegeben, und kochte aus dem Fleische der beiden Vögel eine Salbe. Als sie damit in Indien angekommen war, verkleidete sie sich als Arzt, zog vor das Schloß ihres Geliebten, und rief was sie konnte: "wer braucht einen guten Arzt, wer kauft gute Arzeneien?" bis es der König hörte, sie vor sich kommen ließ und fragte: "kannst du meinen Sohn heilen?" Sie antwortete: "erst muß ich ihn sehen", und nachdem sie ihn gesehen hatte, sagte sie: "ich heile ihn in acht Tagen, daß er wieder auf die Jagd gehen kann." Als das der König hörte, freute er sich ungemein. Die anderen Ärzte aber riefen: "wenn der den Königssohn in acht Tagen heilt, so laß uns allen die Köpfe abschlagen." Doch der König hörte nicht auf sie und ließ die Jungfrau gewähren. Als sie nun den Hals des Kranken zum ersten Male mit der Salbe bestrich, da wurde ihm schon besser, und nach zwei Tagen begann er schon zu sprechen, und nach acht Tagen ging er mit dem Arzte auf die Jagd.

      Als der König sah, daß sein Sohn völlig heil war, fragte er den Arzt, welche Gnade er sich von ihm ausbitte zum Danke für das Gute, das er ihm erwiesen habe. Da antwortete dieser: "ich verlange weiter nichts von Euer Majestät als ein großes Gastmahl zu meinen Ehren, dem alle Fürsten von ganz Indien beiwohnen sollen"; und der König versetzte: "was du verlangst, ist für mich eine Kleinigkeit; weil du es aber wünschest, mag es sein."

      Sofort ließ der König ein großes Gastmahl bereiten und lud die Fürsten von ganz Indien dazu ein, und als die Mahlzeit zu Ende war, da erhob sich die Jungfrau und bat den König, daß er Stille gebieten solle, weil sie ein Märchen erzählen wolle. Sobald nun alles still geworden war, begann sie und erzählte der Reihe nach alles, was sich mit ihr und dem Königssohne zugetragen, und als sie zu Ende war, warf sie ihren falschen Bart und ihre Mannskleider weg und rief: "ich bin das Mädchen, von dem ich euch erzählt habe, ich bin die Frau des Königssohns." Als das der König hörte, umarmte er sie und rief: "du bist meine Schwiegertochter." Darauf stellte er eine große Hochzeit an und gab das Paar zusammen, und sie lebten von da an herrlich und in Freuden.

      Der halbe Mensch.

      Es war einmal eine Frau, die gebar keine Kinder und war darüber so betrübt, daß sie eines Tages zu Gott betete: "lieber Gott, schenke mir ein Kind, und wenn es auch nur ein halbes wäre." Da schenkte ihr Gott einen Knaben mit halbem Kopfe, halber Nase, halbem Munde, halbem Körper, einer Hand und einem Fuß, und da er so mißgestaltet war, so behielt ihn die Mutter immer zu Hause, und schickte ihn nicht auf die Arbeit. Eines Tages aber ward ihm die Zeit lang und er sagte zu seiner Mutter: "Mutter, ich mag nicht mehr zu Hause bleiben, gieb mir ein Beil und ein Maultier, ich will hinaus in den Wald und Holz holen." Aber die Mutter erwiderte: "wie kannst du Holz schlagen, liebes Kind, du bist ja nur ein halber Mensch." Doch er bat so lange, bis ihm die Mutter endlich ein Beil und ein Maultier gab. Damit ging er in den Wald, schlug Holz und brachte es nach Hause zurück, und da er diese Arbeit ganz gut machte, so ließ ihn die Mutter gewähren.

      Als er nun eines Tages nach Holz ging, kam er an dem Schloß der Königstochter vorüber, und wie ihn diese mit einem Fuß und einem Arm auf dem Maultier sitzen sah, lachte sie sehr und rief ihre Mägde: "kommt und seht den Halben!" Als die ihn erblickten, wollten sie platzen vor Lachen. Das verdutzte den Halben so sehr, daß ihm sein Beil auf die Erde fiel. Da bedachte er sich eine Zeitlang und fragte sich: "soll ich absteigen und es aufheben, oder soll ich nicht absteigen?" Endlich aber stieg er doch nicht ab, sondern ließ das Beil liegen und ritt weiter. Da sprach die Prinzessin zu den Mädchen: "seht doch den Halben,

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