Haushaltsnahe Dienstleistungen für Familien. Mareike Bröcheler

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Pigou mit dem Phänomen des sog. „Hausfrauenparadoxons“ (Pigou 1920, zit. in Thiessen 2004: 73). Dies ergibt sich für ihn daraus, dass Dienstleistungsarbeit von Frauen nur in das Bruttoinlandsprodukt (BIP) einfließt, wenn sie hierfür bezahlt werden, nicht jedoch, wenn sie diese Leistungen unentgeltlich erbringen, wie in ihrer Position als Hausfrau. „So sinkt das Sozialprodukt, wenn ein Mann seine Haushälterin oder Köchin heiratet.“ (ebd.) Die sich im Zuge der Industrialisierung etablierende geschlechtstypische Aufteilung auf die beiden Arbeitssphären (öffentlich und privat) bilanziert der sozialkritische Ökonom Galbraith als „Verwandlung der Frauen in eine heimliche Dienerklasse“ und damit „eine ökonomische Leistung ersten Ranges“ (Galbraith 1974: 51).14 Die ökonomische Nicht-Beachtung der Sorgearbeit in den „androzentrische[n] Wirtschaftsmodelle[n]“ (Meier-Gräwe 2015b: 6) wurde später insbesondere durch die Frauenforschung der 1970er Jahre kritisiert. Um die in privaten Haushalten geleistete Arbeit sichtbar werden zu lassen, solle auch sie ökonomisch sichtbar werden. Zu Beginn der 1990er Jahre führte diese Kritik in Deutschland zur Einführung von Zeitverwendungserhebungen (ZVE)15, die im nächsten Schritt eine Bewertung der unbezahlten Arbeit ermöglichten. Seitdem bildet das Satellitensystem Haushaltsproduktion ergänzend zur VGR den Wert der unbezahlten Arbeit16 ab und macht ihn mit dem Wert der geleisteten Erwerbsarbeit vergleichbar. In den bisherigen drei Erhebungswellen wies der Bereich der unbezahlten Arbeit dabei stets eine höhere Zeitverwendung auf als der Bereich der Erwerbsarbeit – zuletzt (2013) betrug der Mehraufwand 35 % (siehe Abbildung 2). Nach Bewertung17 der unbezahlten Arbeit weist diese einen Umfang von nahezu 40 % der gesamten im BIP erfassten Bruttowertschöpfung Deutschlands auf (vgl. Schwarz 2017). Der monetarisierte Wert der in allen privaten Haushalten und Familienhaushalten geleisteten Sorgearbeit bestärkt damit deren gesellschaftliche Relevanz.

      Abbildung 2: Jahresvolumen bezahlter und unbezahlter Arbeit im Zeitvergleich

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      Quelle: Eigene Darstellung nach Schwarz 2017: 249

      Familienhaushalten, die im Zuge der alltäglichen Daseinsvorsorge ihre gesellschaftlich relevanten Funktionen erfüllen, indem sie Leistungen der Haushaltsproduktion erbringen, kommt letztlich eine enorme Bedeutung nicht nur individuell, für die in ihnen versorgten Haushaltsmitglieder, sondern auch für den Wohlstand und die Wohlfahrt einer Gesellschaft insgesamt zu – sie sind sogar deren unmittelbare Voraussetzung.

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