Haushaltsnahe Dienstleistungen für Familien. Mareike Bröcheler

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Haushaltsnahe Dienstleistungen für Familien - Mareike Bröcheler

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ausgelagert wird, ist die Verteilung Neuer Hausarbeit (von der Koordination und Absprache bis zur Wahrnehmung von Terminen bei Ärzten, Behörden, Beratungsstellen etc.) lediglich unter den Haushaltsmitgliedern möglich. Selbst Aufgaben, die mit einem hohen emotionalen Anteil verbunden sind, etwa die Betreuung von Kindern oder die Ernährungsversorgung nach den eigenen Vorstellungen, lassen sich – wenn auch unter Inkaufnahme von Abweichungen vom eigenen Zielsystem – besser an Dritte delegieren als Neue Hausarbeit (vgl. Thiele-Wittig 1991).

      Die Komplexität alltäglicher Lebenswelten von Privathaushalten verdeutlicht schließlich die Notwendigkeit eines wahren Alltagsmanagements, im Sinne des Planens, Organisierens, Ausführens und Kontrollierens aller Aufgaben der alltäglichen Daseinsvorsorge. Auch wenn einzelne Faktoren mit Wirkung auf das alltägliche und haushälterische Handeln durch die vorgestellten haushaltswissenschaftlichen Theorien abgebildet werden können, treten deren Wirkungsweise oder Aspekte der gelebten Praxis von Haushaltsführung samt Zuständigkeiten in diesem Modell nicht explizit hervor.

      1) Alltägliche Lebensführung als Tätigkeitszusammenhang: Es geht um die Gesamtheit aller Tätigkeiten, die den Alltag von Personen ausmachen, um eine „alltägliche Synchronie des Lebens“ (Voß 1995: 30). Dies bewirkt eine phasenweise stabile Form des gelebten Alltags, der sich bspw. durch Routinen und Regelmäßigkeiten auszeichnet. Dem zugrunde liegen stets auch Sinnstrukturen, die jedoch nicht im Fokus des Konzeptes stehen – diesen bildet die gelebte Praxis.

      2) Alltägliche Lebensführung als Zusammenhang und Form der Alltagstätigkeiten: Die integrative Perspektive ist dabei nicht an der Fülle aller Tätigkeiten interessiert, sondern an den einzelnen Lebensbereichen, die zur Betrachtung ,,dimensional aufgeschlüsselt werden in zeitliche, räumliche, sachliche, soziale, sinnhafte, medial-technische, emotionale oder auch körperliche Aspekte“ (Jurczyk, Voß, Weihrich 2016: 67) und dann als „Arrangement der einzelnen Arrangements“ (Voß 1995: 32) zusammenzuführen sind. Schließlich kann so auch zwischen unterschiedlichen Formen der Lebensführung unterschieden werden.

      3) Alltägliche Lebensführung als Handlungssystem der Person: Die Integration aller Tätigkeiten ist die Hauptaufgabe der alltäglichen Lebensführung als Handlungssystem. Sie ist damit das fundamentale und wichtigste System für Individuen als Teil einer Gesellschaft, vermittelt zwischen diesen beiden Sphären. Das Handlungssystem ist unmittelbar an die Person gebunden, also nicht losgelöst zu betrachten oder auf andere Personen übertragbar.

      4) Alltägliche Lebensführung als aktive Konstruktion und Leistung: Die Bindung an die Person verweist bereits darauf, dass alltägliche Lebensführung situations- und kontextadäquat „aktiv konstruiert, alltäglich praktiziert und erhalten sowie […] bei Bedarf auch modifiziert werden muss“ (Jurczyk, Voß, Weihrich 2016: 69; Herv. i. Orig.). Es handelt sich dabei um ein strukturiertes Verfahren zur Alltagsgestaltung, welches reflexiv und unbewusst angewandt wird. Dies geschieht zwar in Abhängigkeit der Lebenslage von Personen, wird jedoch in aktiver Auseinandersetzung und daher individuell verschieden ausgearbeitet und lässt einen stabilen Bezugsrahmen entstehen.

      5) Die Eigenlogik des Systems alltägliche Lebensführung: Trotz des Charakters einer aktiven Herstellungsleistung ist alltägliche Lebensführung überwiegend Resultat situativer Entscheidungen, die nur begrenzt reflektiert werden. So ergibt sich eine „funktionale wie strukturelle Eigenständigkeit“ (Jurczyk, Voß, Weihrich 2016: 69), eine innere Eigenlogik des Systems.

      6) Die nicht-deterministische Vergesellschaftung alltäglicher Lebensführung: Auch als subjektbezogene Herstellungsleistung sind gesellschaftliche Rahmenbedingungen für die alltägliche Lebensführungvon Personen relevant, beeinflussen sie in ihrer Art und Weise. Neben objektiven Lebenslagen wirken auch soziokulturelle Einflüsse (Deutungsmuster, Standards oder Ideologien) sowie Lebens- und Familienformen hier prägend. So verschränken sie sich etwa in Beziehungen oder in privaten Haushalten miteinander, in denen Lebensführung kooperativ entsteht und erhalten wird.

      7) Alltägliche Lebensführung als System sui generis: Schließlich ist die alltägliche Lebensführung als System sui generis zu verstehen, welches als Vermittler zwischen Individuum und Gesellschaft dient. Das Verhältnis zwischen diesen Sphären ist durch „Form und Logik“ (Jurczyk, Voß, Weihrich 2016: 72) dieses Systems geprägt, das in jeder einzelnen Tätigkeit von Personen dieses System der Alltagsgestaltung zum Tragen kommt.

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