Erlebnis Bergjagd. Группа авторов

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Erlebnis Bergjagd - Группа авторов

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kam. So vergingen die Minuten, wir hielten fast den Atem zurück. Der Hirsch tat uns nicht den Gefallen, den wir uns wünschten. Selbst dann nicht, als ein plötzlicher Windhauch kam und das Wild mit einigen raschen Fluchten im Bestand verschwand. Wir konnten nur seinem Spiegel nachsehen.

      Abends zogen wir mit Nutz wieder zum Stand des Vortages. Die letzte halbe Stunde des Büchsenlichtes war angebrochen, da zuckte ich plötzlich zusammen. Hinter dem Waldrand fiel mir eine Bewegung auf. Mir schien, als ob sich etwas gerührt hätte. War es nur ein Zweig im Abendwind? Behutsam hob ich das Glas. Nichts. Minutenlang blickten wir scharf zur verdächtigen Stelle hinüber, doch nur die herbe Schönheit des Hochwaldes zeigte sich. Wir plauderten leise flüsternd weiter – ich erzählte dem Jäger eben von meinem Revier im Flachland, von dem Rehwild und dem Schwarzwild, das in unserer Gegend besonders gut zu gedeihen scheint –, da, wieder eine Bewegung! Mein Blick erhaschte einen verdächtigen kleinen Farbfleck. Oder war es nur ein brauner, verdorrter Farn?

      Jetzt erblickte ich das Wild. Es trat fast bis zum Rand des Bestandes vor und schien den Wind zu prüfen. Die Minuten vergingen. Hirsch oder Kahlwild? Hinter dem Wildkörper rührte sich jetzt wieder etwas. Das Kalb?

      Der Schlag lag schon im Halbdunkel, als das Kahlwild endlich ausgetreten war. Zuerst ein Alttier, dann zwei Schmaltiere und zuletzt ein Spießer. Die große Frage war: Steht noch ein Kalb beim Rudel, versteckt hinter dem Waldsaum, in den Fratten, im Gestrüpp des Schlages oder in einer Bodenmulde?

      Das Leittier windete und äugte mit straffen Lauschern in unsere Richtung. Erst dann senkte es das Haupt und begann zu äsen. Doch immer wieder verhoffte es, prüfte den Wind und äugte hinaus in den allmählich verdämmernden Schlag.

      Die Sonne stand längst hinter dem Sulzberg. Es war ein Wettrennen mit der Zeit, der Abend legte immer mehr Dunkel und Dunst zwischen die Pflanzen des Hanges. Kurz vor dem letzten Büchsenlicht hatte ich die volle Sicherheit, daß kein Kalb beim Rudel stand. Die Einladung lautete: „Hirscherl“ oder Tier. Ich trug dem Alttier die Kugel an. Das Wild hob sich im Schuß, warf sich mit einem mächtigen Satz nach vorne und flüchtete halb bergab in die Dämmerung hinein. Ich wußte, daß ich gut abgekommen war und ahnte, daß das Wild unten am Schlag liegen würde.

      In der Viertelstunde, die wir nach dem Schuß abwarteten, erlosch das letzte Tageslicht, doch stieg inzwischen der Vollmond über dem Bergrücken auf. Von der Taltiefe zog trauernder Herbstnebel hoch, in dem das Auge nur sucht und irrt, weil es nicht sogleich finden kann, was es sucht. Dann aber fanden wir das Tier dennoch dort, wo wir es vermutet hatten. Es hatte einen tadellosen Schuß. Wir zogen zum Jagdhaus zurück, um ein Fahrzeug für den Abtransport des Wildes zu holen.

      Eine halbe Stunde später standen wir zu dritt, mit meiner Frau und dem Revierjäger, vor dem erlegten Stück. Erst jetzt überkam mich die Freude. Auch meine Frau wünschte mir Weidmannsheil, und als ich dankte, wurde mir die Tatsache bewußt, daß wir das erste Mal gemeinsam vor einem von mir erlegten Stück Schalenwild standen!

      Ich freute mich auch besonders darüber, daß die Grandeln des Tieres schön gefärbt und geformt waren. Es gibt kein schöneres Damengeschenk als Hirschgrandeln, keinen anderen Damenschmuck, den man eigenhändig „erbeuten“ könnte.

       W. Brenner

       Zwischen Nacht und Tag

       Auerhahnbalz im steirischen Gebirge

      Auf den Urhahn zu jagen, kann das schwerste oder auch das leichteste jagdliche Unternehmen sein, je nach Ablauf, jagdlichem Glück, korrekt Weidmannsheil genannt, oder je nach Revier, Wetter, Führung oder Fügung. Erlebt habe ich die Hahnjagd in der Balz in den verschiedensten und herrlichsten Formen. Hätte ich diese aber nicht alle erlebt, so müßte ich heute entweder sagen, die Hahnbalz sei ein streckenloses Vergnügen und nur ein Naturerlebnis; oder aber, daß den Urhahn zu erlegen, leicht wie Kinderspiel wäre! Ich hätte bei beiden Behauptungen recht, weil es so viele Möglichkeiten und auch Unmöglichkeiten der Auerhahnjagd gibt. Weil ein Auerhahn eben kein Fasan ist. Weil die Hahnjagd so unendlich viele Überraschungen für den Jäger bereithält. Weil der Auerhahn ein Erlebnis bietet, wie kaum ein anderes Wild unserer Länder. Und weil es mit der Jagd auf ihn allmählich zu Ende geht.

      Seit meiner Kindheit träumte ich davon, einen, nur einen einzigen Großen Hahn zu erlegen. Mein Wunsch ging in Erfüllung. Ich glaube nicht, daß ich die selbstauferlegte Enthaltsamkeit in der Zukunft aufgeben werde. Viele Jahre der zeitlichen Distanz, ein Verblassen der erlebten Stimmung und noch manches andere müßten kommen, um mich dazu zu bewegen.

      Den einen Schuß, mit dem ich meinen Hahn streckte, werde ich nie bereuen. Für diesen einzigen Urhahn will ich mein Leben lang dankbar sein. Durch ihn wurde mein Heimatrecht in der Bergjagd nicht nur gefühlsmäßig, sondern auch greifbar besiegelt. Das genügt mir. Was blieb, ist eine Sammlung von unvergeßlichen Erinnerungen und ein in Balzstellung präparierter Hahn in meinem Jagdhaus. Es dauerte zwei Jahre, bis ich meinen Hahn hatte. Wie fast jedes von mir erlegte Wild, verlangte auch mein Hahn eine Unmenge Geduld. Das Schicksal, mein Weidmannsheil, zögerte eben.

      Man kommt auch immer mehr zur Einsicht, daß ein einziger Auerhahn als Strecke für ein ganzes Jägerleben reichen kann, ja, reichen muß! Weil es mit der Hahnjagd allmählich „vorbei“ ist, weil es immerhin noch Tausende von Jägern gibt, die nie einen Hahn erlegt haben und auch nie mehr einen erlegen werden können! Weil der Große Hahn zu einer Rarität der mitteleuropäischen Wildbahnen geworden ist, zu einem fast mythischen Recken, dessen Zukunft für die Jäger und Naturschützer nur noch Aufgaben und nicht jagdliche Streckenerfolge bereithält.

      Zwischen sterbendem Winter und aufkommendem Frühling, zwischen Nacht und Tag, wiederholt sich alljährlich ein ergreifendes Wunder: Im Bergwald balzt der Urhahn. Aus der Tiefe der Erdengeschichte, aus der Ferne der ersten Schöpfungstage ertönt sein Lied mit den in ihrer Schlichtheit wundervoll steigenden Strophen, eine geflüsterte Liebeserklärung an das Leben, an die Berge und an die Wälder. Bei steigendem oder sinkendem Licht, halb in der Nacht, zwischen dunklen Fichten und weißen Schneeflächen, in den Zweigen hellgrüner Lärchen meldet das sehnsuchts- beladene Geschöpf. Vielleicht ist seine Art insgeheim schon zum Tode verurteilt; das Einzelwesen weiß aber nichts davon und singt die einfachen Strophen voller Lebensfreude und Liebeswillen.

      Es gibt jetzt kein zwanzigstes Jahrhundert im Wald, nur Frühling und Sehnsucht. Der Große Hahn balzt. Er kennt kein überschwenglich buntes Lied, keine Arie der raschen Einfälle, nur einige leise perlenden Laute, stets wiederkehrende Strophen, Kompositionen höchster Schlichtheit. Morgenschimmer, verblassender Sternenhimmel, dunkel in die Dämmerung ragende Nadelzweige, Rauschen von Wasser und Wind, seufzend kühles Einatmen, dazu das Lied aus der unsichtbaren Tiefe des Frühlingswaldes, jagende Herzschläge: Der Urhahn balzt. Das ist die Abstraktion des Lebens, der Liebe und der Jahreszeit, reduziert auf ureinfache, wiederkehrende Strophen.

      Stimmen, Stimmungen und Bilder von eigenartigem Reiz, in keiner Jahreszeit so wie im Frühling erlebt, selbstvergessene Sinneskraft, dionysische Ekstase in den scharfen Konturen des Föhnfrühlings gezeichnet, ein schwebendes, träumerisch verdämmerndes Lied; in nur wenigen Farben entsteht ein Bild höchster Vollendung, die überschäumende Freude am geliebten Leben: Der Urhahn balzt. Wie viele, besser gesagt wie wenige von uns erleben, erlebten noch dieses Naturwunder?

      Zwischen Winter und Frühling, zwischen Nacht und Tag spielt sich alljährlich ein Schauspiel ab, ergreifend in der Einsamkeit der Szene, fast anachronistisch durch die Lebensgewohnheiten des Akteurs inmitten der Aufschließung des Bergwaldes zur Wirtschaftslandschaft. Würde er eine Vergangenheit verkörpern, die nicht mehr zurückzuholen ist, so könnte mancher ihn belächeln, so könnten andere mit einem Achselzucken über das Schicksal seiner Art zur Tagesordnung übergehen. Doch was wäre der Bergwald ohne

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