Erlebnis Bergjagd. Группа авторов

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Erlebnis Bergjagd - Группа авторов

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mein letzter Blick auf Erden gegolten. Aber er blieb für mich nur ein Traum. Doch was das Ärgste ist, und was ich doch eigentlich wollte und versprach: Sie hat wieder nicht geknallt, meine gute, treue Büchse!

      WOLFGANG FREIHERR VON BECK (1905–2005), geboren in Hohenberg am Starnberger See, Oberbayern, hatte seit frühester Kindheit engen Umgang mit Wald und Wild. Als Volljurist leitete er lange den väterlichen Gutsbetrieb. Nach dem Zweiten Weltkrieg führte Wolfgang von Beck als bayerischer Jagdreferent in München einen doppelt schweren Kampf: einmal gegen den wahllosen, ungezügelten Wildabschuss der Besatzungssoldaten, ein anderes Mal gegen die Abschaffung des Revierjagdsystems. Er gewann, opferte aber dafür seine Stellung im Ministerium.

      Nach 1949 wandte er sieh ausschließlich der Jagdschriftstellerei und der Wildfotografie zu.

      Der Autor erhielt 1971 das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland, 1973 das Goldene Ehrenzeichen des Landesjagdverhandes Bayern und 1974 den Bayerischen Verdienstorden für seine Leistungen um das Jagdwesen verliehen.

       W. Brenner

       Ein schöner Damenschmuck

       Tiergrandeln aus einem Gebirgsrevier der Ostalpen

      Schon von weitem erblickten wir die vom Nachmittagslicht beleuchteten Türme der Basilika von Mariazell: eine gotische und zwei barocke Silhouetten, dahinter die Kulisse der Gebirgslandschaft. Wir näherten uns dem Endpunkt der ältesten Pilgerroute Österreichs, die von der Donau zum Heiligtum der Steiermark führt. Auf einem vorgeschobenen Höhenrücken steht die Kirche. Sie beherrscht die Ortschaft und bildet einen architektonischen Mittelpunkt in der wiesengrünen und waldumrahmten Landschaft des Tales.

      In keinem Wallfahrtsort des Landes ist der letzte Nachglanz Altösterreichs noch so gegenwärtig wie hier, in der Kirche der Magna Mater Austriae, der Regina Hungariae, der Patrona der Slawen. In dieser Kirche lebt noch die Erinnerung an die historische Verbundenheit des Donauraumes – ein König von Ungarn ließ die ursprünglich gotische Basilika errichten – und auch an die Vielsprachigkeit der Donauländer. Man meint damit den weiteren Horizont von einst, man meint Rest und Erinnerungen, die selbst im Vergehen noch imposant genug sind und auf die man überall stößt: auf Relikte der europäischen Abenddämmerung vor dem Ersten Weltkrieg. Man meint Stimmung und Melodie, die in der Gegenwart noch als Unterton mitklingen. Es gibt etwas Kostbares, Unersetzliches, dem man eine stille Liebeserklärung schuldet: Reichtum an Kultur und Schönheit.

      Wir kamen aus der Wachau; immer wieder neu erlebtes Glück der Kunst, ob Stift, Kirche oder Kapelle! Und man spürt, daß diese Kunst nicht Produkt nervöser Eiferer war, daß sie eine ruhige Überzeugung ausstrahlt, himmelweit entfernt von allem Düsteren. Die Unmittelbarkeit dieses Eindruckes läßt neben dem Glauben auch eine fast religiöse Weltliebe vermuten. – Ein besonders glückliches Zusammentreffen des Kunstgenusses und der jagdlichen Freude bestimmte diesmal unser Reiseprogramm. Unsere Stimmung stand noch ganz im Zeichen der in der Kremser Minoritenkirche erlebten großartigen Kunstausstellung, und dennoch war ich schon wieder in fröhlicher Erwartung. Die Jagdeinladung in das prachtvolle Revier in der Walster versprach weitere Höhepunkte für unsere kleine Urlaubsfahrt, die wir mit meiner Frau unternahmen.

      Das alte, liebliche Land zwischen Donau und Alpen lag bereits hinter uns. Man müßte öfters diese Strecke befahren, um die Gegend richtig genießen zu können! Niederösterreich, das Kernland im Donautal mit seinen vielen Klöstern und Stiften, Schlössern und Kleinstädten, blieb zurück. Ein mildes Land ist dieses „Land unter der Enns“, es umarmt die eigene Mitte: Wien. Ein idyllisches Land der Thermalquellen, Römerfunde, Weingärten, der Heiden- und Rübenebenen, der dürftigen Föhrenwälder, der Berge, der melancholischen Kleinstädte, der wunderbaren Kunstwerke! Ein gutes Land, und doch in vielem so andersgeartet als die Steiermark, die vor Mariazell beginnt. Es ist leidenschaftsloser, weicher, geschmeidiger als die grüne Mark, wo wir wohnen.

      Die sinkende herbstliche Sonne bestrahlte die Berge.

      Auf dem Umweg über den Kreuzberg bogen wir nun in das Walstertal ein. Die bewaldeten Steilhänge und der häufig hervortretende nackte Kalkfels lassen hier stellenweise dem Bach und der Straße kaum Platz nebeneinander. Die Walster, dieser klare Forellenbach, strudelt mit hier und dort grünweißgischendem Schaum unmittelbar neben den Straßenkurven. Der Wald scheint rundum endlos zu sein, er wächst in eine Höhe, deren Ende man oft aus der Enge der Schlucht gar nicht sieht. Buche und Fichte wechseln einander ab, und eine klare, schwere Luft fließt von den Berglehnen ins Tal hinunter.

      Eine eigentümliche Landschaft, eine isolierte kleine Welt, ist das Walstertal. Rundum Großgrundbesitz, private und staatliche Forstdomänen. Es fehlen daher die verstreuten Bauernhöfe, die für die Berglandschaft der Alpen sonst so typisch sind. Man sieht auch abends keine Lichter am Berghang, man findet kein Weidevieh beim Pirschen, keine Almen, nur Wälder und Wälder und ungestörte Gräben. Ein ziemlich menschenleeres Land, nur von Forstleuten und Holzarbeitern bevölkert, deren kleine Siedlungen kaum auffallen. Die meisten Häuser sind aus Holz, dessen ursprüngliche Farbe im Laufe der Zeit durch Verwitterung eine dunkle Tönung annahm oder aber braun gestrichen wurde. Klein und armselig wirken diese alten Häuser, doch ihre geschnitzten Fensterumrahmungen und vor allem ihre Blumen, eine Fülle von Nelken und Geranien, beleben das bei Regenwetter oft düster wirkende Bild.

      Die Wälder werden von Hochwild, von Gams und Muffel bevölkert. Sobald man die einzige Durchzugsstraße verläßt, trifft man selbst in Sommerzeiten kaum noch Menschen. Auch darin liegt ein Reiz dieser Gegend.

      In diesem Winkel zwischen Hochschwab, Mürztal, Mariazell und Alpenvorland stößt man noch überall auf das 19. Jahrhundert. Das zeigt schon das Kaiserdenkmal, eine Bronzefigur von Franz Joseph in Jägertracht; in einer Kurve der engen Talstraße stehend, die alte Hubertuskapelle, das einstige Kruppsche Jagdhaus neben dem Hubertussee und noch viele kleine Erinnerungssätten. Die Vergangenheit scheint hier noch Macht zu haben und die Gegenwart zu durchdringen, sie ist auf Schritt und Tritt noch gegenwärtig und durchwandert die Landschaft in langen, ruhigen Pensionistenspaziergängen.

      Etwas oberhalb des hier schon breiteren Flußtales liegt das alte Forsthaus, daneben stehen zwei Jagdhäuser der Forstverwaltung. Die wohlbekannten Gesichter des Oberförsters und des Revierjägers lächelten uns bei der Begrüßung an. „Der Herr Graf hat eben vor zehn Minuten angerufen und nachgefragt, ob Sie schon angekommen sind“, berichtete der Oberförster. „Er wünscht Ihnen einen angenehmen Aufenthalt und einen guten Anblick!“ Das war eine nette Aufmerksamkeit des Jagdherrn, in der bedächtig höflichen Art des Revierleiters übermittelt.

      Revierjäger Nutz, dieser Vierziger mit dem Gesicht eines Knaben, mit der Höflichkeit mehrerer herrschaftlicher Revierjägergenerationen, half uns beim Auspacken. Er trug den Koffer meiner Frau ins Jagdhaus. Ich kannte Nutz schon seit Jahren, auch seine außerordentliche Begabung für künstlerische Wild- und Naturfotos, auch seine zähe, ruhige Art beim Pirschen.

      Wie das Feuer eines Hüttenherdes, an dem man sich gelegentlich erwärmt, ist die Beziehung des Jagdgastes zum Berufsjäger, wenn man öfter ins selbe Revier zurückkehrt. Es ist meistens kein hochgeistiges Band, das zwischen den beiden entsteht, sondern ein Kontakt aus gegenseitigem Vertrauen, aus männlicher Achtung, aus natürlicher Distanz. Und je schwieriger die gemeinsame Leistung zu erreichen ist, um so fester wird die kameradschaftliche Bindung.

      So wie eine Landschaft nur im Wandel der Jahreszeiten, nur im Wechsel der Witterung ganz zu verstehen ist, werden auch die Menschen durch ihre Umgebung und ihre Geschichte geprägt.

      Der Menschenschlag, dem Förster und Jäger entstammten, ist besonders interessant. Die Leute sprechen, soweit ortsansässig, nicht die steirische Mundart, obwohl die

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