Dr. Norden Bestseller Box 12 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden Bestseller Box 12 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 21
»Wir haben noch immer jeder Gefahr ins Auge geblickt«, sagte er, ihr zublinzelnd. »Immerhin ist es für eine junge unverheiratete Frau peinlich, wenn ein unverheirateter Mann in ihrer Wohnung angetroffen wird.«
»Meinen Sie, es wäre weniger peinlich, wenn die Frau, wie auch der Mann, verheiratet wären?« fragte sie mit leisem Lachen.
»Sie wissen genau, was ich meine, Elisabeth. Ich will Sie nicht ins Gerede bringen.«
»Ich habe Ihnen Nachtasyl gewährt, sonst nichts«, erwiderte sie. »Übrigens tue ich nichts, was ich nicht auch verantworten kann. Aber der langen Rede kurzer Sinn, wir sitzen in einem Boot, Bastian.«
Er kam langsam auf sie zu. »Hoffentlich…« Er kam nicht weiter, denn es läutete.
»Na, dann«, sagte Elisabeth, aber in ihren Augen war keine Angst, sondern ein Lächeln.
*
»Sandra«, flüsterte Götz, der die ganze Nacht an Sandras Bett verbracht hatte.
Ihre kühle Hand strich über seine eingefallenen Wangen.
»Du bist so müde, Götz«, sagte Sandra. »Du siehst elend aus.«
»Es war eine elende Zeit ohne dich.«
»Warum hast du nicht mehr geschrieben?«
»Das erzähle ich dir später. Ich habe immer an dich gedacht. Immer nur an dich. Es hat mir Kraft gegeben, diese Zeit durchzustehen, Liebstes. Mehr will ich jetzt nicht sagen. Du hast auch so viel durchgemacht.«
»Du bist so müde, Götz. Du mußt schlafen. Geh heim. Ich weiß jetzt, daß du wiederkommst.«
»Heim«, murmelte er. »Wir werden uns ein Heim schaffen, das nur uns gehört, Sandra. Eine Burg, die nur betreten darf, wer sich vor dir verneigt.«
»Liebster Götz«, sagte sie zärtlich, »so anspruchsvoll bin ich nicht. Ich wünsche mir nur, daß du immer zu mir zurückkommst. Und ich werde immer auf dich warten, zusammen mit unserem kleinen Götz. Ich möchte ihn endlich bei mir haben.«
»Ich werde ihn holen, Sandra.«
Sie blickte ihn aus verklärten Augen an. »Eigentlich ist es schön, wenn du ihn zuerst siehst, Götz. Ich wollte ihn dir schenken, als Beweis meiner Liebe. Sonst kann ich dir doch nicht viel geben.«
»Du selbst, ist das nichts?« fragte er. »Ich bin glücklich, daß wir einen Sohn haben, Sandra, aber ich bin noch viel glücklicher, daß ich dich nicht verloren habe.«
»Und ich bin glücklich, daß ich dich wiederhabe«, sagte sie. Ihre Lippen fanden sich zu einem langen, innigen Kuß. Ihre Herzen schlugen im gleichen Takt. Götz legte seine Hände um ihr Gesicht.
»Meine geliebte Frau«, sagte er zärtlich. »Bis zum Ende meines Lebens werde ich es dir danken, daß du nicht an mir gezweifelt hast.«
Hatte sie das nicht? Waren nicht schreckliche Zweifel in ihr gewesen, so schreckliche, daß sie selbst Anna Renz Glauben geschenkt hatte?
Sandra faltete die Hände, als Götz gegangen war. Herrgott, hilf mir, dachte sie. Götz darf nie erfahren, wie verzweifelt ich manchmal war. Aber geliebt habe ich ihn immer.
*
Leonore von Hellbrink atmete tief auf, als sie ihrem Sohn die Tür öffnete. Sie breitete ihre Arme aus, legte sie um seinen Hals. Sie weinte still in sich hinein.
»Ich habe Sandra gefunden, Mama«, flüsterte er. »Wir haben einen Sohn. Aber sonst habe ich nichts, womit ich Sandra Freude bereiten könnte. Gar nichts. Bitte, hilf mir.«
»Wo ist Sandra? Ich möchte zu ihr gehen. Ich möchte sie auch in Papas Namen um Verzeihung bitten.«
»Auch in Papas Namen?« fragte Götz.
»Er wird selbst mit dir sprechen, mein Junge, anders als gestern. Aber du mußt jetzt erst einmal schlafen.«
»Ja, schlafen, und dann muß ich unseren Sohn holen. Sandra ist in der Frauenklinik von Dr. Leitner. Sie hat sehr viel durchgemacht, Mama. Es darf ihr niemand mehr weh tun.«
»Es wird ihr niemand mehr weh tun. Ich verspreche es dir, Götz. Auch Papa denkt anders als früher.«
Sie brachte ihn zu seinem Zimmer, und er sank auf sein Bett. Sie zog ihm die Schuhe aus, aber das merkte er schon nicht mehr.
»Mein Sohn schläft«, sagte sie zu Marie. »Er darf nicht gestört werden. Ich habe seine Tür abgeschlossen. Ich muß jetzt etwas Wichtiges erledigen.«
Sie fuhr zur Leitner-Klinik, und da staunte man nicht schlecht, als sie ihren Namen nannte. Dr. Leitner mußte erst seine Zustimmung geben, bevor sie Sandras Zimmer betreten durfte.
Dann stand sie an Sandras Bett, und Sandra meinte zu träumen.
»Blumen und alles, was das Baby braucht, bekommst du später, Sandra«, sagte Leonore von Hellbrink. »Ich konnte jetzt nicht noch einkaufen. Ich wollte dir nur ganz schnell sagen, daß du zu uns gehörst, und daß wir dich bitten, uns zu verzeihen. Kannst du es?«
»Götz sieht so elend aus. War er krank?« fragte Sandra. »Ich bin doch gar nicht wichtig. Ich sorge mich so sehr um Götz, und unser Baby braucht ihn doch.«
*
Mit Tränen in den Augen stand Leonore von Hellbrink dann vor Dr. Leitner.
»Wo ist das Baby?« fragte sie. »Sandra braucht es. Lebt es überhaupt, ist es gesund, oder will man sie nur schonen?«
»Das Baby lebt und ist gesund, und es befindet sich in bester Obhut. Mehr möchte ich jetzt nicht sagen, Frau von Hellbrink. Manches bedarf noch der Klärung. Gegen Frau Renz ist ein Verfahren anhängig.«
»Ich verstehe nicht«, sagte Leonore bestürzt. »Wer ist Frau Renz?«
Dr. Leitner war konsterniert. Also auch das wußte sie nicht. Er hätte besser gar nichts sagen sollen.
»Ich denke, Ihre Schwiegertochter wird es Ihnen selbst erklären. Es ist sehr viel auf sie eingestürmt.«
»Durch unsere Schuld. Sie wußte wohl nicht einmal, daß Götz so lange verschollen war. Es gibt keine Entschuldigung für uns, Herr Dr. Leitner.«
»Nun, ich denke, daß darüber bald nicht mehr gesprochen zu werden braucht. Wenn die junge Familie vereint sein wird, sind die Sorgen rasch vergessen. Sandra ist ein versöhnlicher Mensch. Sie liebt Ihren Sohn, gnädige Frau, und das hat sie unter Beweis gestellt. Daß sie in diese üble Affäre um Frau Renz verstrickt wurde, ist nicht ihre Schuld. Die Einzelheiten darüber werden Sie bald erfahren.«
Damit mußte sich Leonore vorerst zufriedengeben. Sie fuhr nach Hause. Götz schlief, und sie sorgte dafür, daß im Haus absolute Ruhe herrschte. Carola blieb ohnehin in ihrem Zimmer. Sie hatte genug nachzudenken über ihre Torheit, doch ihren Eltern blieb die Hoffnung, daß sie daraus gelernt hatte.