Elbflucht. Klaus E. Spieldenner

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Elbflucht - Klaus E. Spieldenner страница 10

Автор:
Жанр:
Серия:
Издательство:
Elbflucht - Klaus E. Spieldenner

Скачать книгу

in Medizin sowie einen Master in Public Health. Ihre Erforschung von Todesfällen bei Kindern macht sie zu einer besonders überzeugenden Professorin für forensische Pathologie. Und sie hat mir diesen Job schon seit Jahren wiederholt angeboten. Und nun habe ich zugeschlagen. Bevor es zu spät ist!“

      Sandra hatte sich wieder gefasst. „Aber ... aber so schnell?“

      „Nun, ich wusste es schon länger.“

      „Und du hast ...!“

      „Ich wollte erst warten, wie es weitergeht. Und als man Professor Kensbock überreden konnte, habe ich letztendlich zugesagt. Traudel wird schon heute Abend hier erwartet und ihr altes Appartement beziehen. Du kennst es ja. Es stand die gesamte Zeit – bis auf einige Gäste – leer.“

      „Wollen wir über die beiden Leichen von Santa Fu reden?“

      „Es tut mir leid, Sandra. Ich habe diesbezüglich keinerlei Infos. Ich war dabei, meine Unterlagen zusammen­zupacken, während Dr. Fischer unten die Überreste der beiden Toten obduziert. Aber ich hole ihn. Er kann dir mehr darüber berichten.“

      Pellin war aufgestanden und hatte den Raum verlassen.

      Waren das gute oder schlechte Nachrichten, dass Pellin die Rechtsmedizin verließ und Traudel Kensbock zurückkehrte? Das musste sie erst einmal verdauen, bevor sie Prognosen abgab. Und wieso war Fischer noch in Hamburg?

      Pellin war zurück, im Schlepptau hatte er Dr. Sebastian Fischer.

      „Wie ich höre, Sandra, weißt du Bescheid über den Wechsel in der Führung der Rechtsmedizin. Dann setzte ich mich noch mal schnell auf den Chefsessel, bevor die gnadenlose Professorin aus Leipzig eintrifft.“ Fischer grinste über das ganze Gesicht und die Kommissarin wunderte sich, woher er seine positive Energie bezog.

      „Du möchtest sicher etwas über die Leichenfunde aus Fuhlsbüttel wissen? Es handelt sich tatsächlich um zwei Männer. Lagen bestimmt zehn Jahre in der Sprunggrube. Vom Alter her sind beide zwischen vierzig und sechzig Jahre alt. Der Größere war wohl eher kräftig, hatte schon ein neues Hüftgelenk, und der Kleinere ist ohne jegliche Brüche. Zahnstatus des Dicken – nennen wir ihn Igor – schlecht. Raucher, Amalgam, Goldkronen im Mund, daher meine Idee mit Igor. Die Zähne des jüngeren Mannes: weniger Amalgam, auch ungepflegt, dafür Zahnlücken hinten, auch ein starker Raucher.“ Fischer schwieg und schien kurz zu überlegen.

      „Marke?“

      „Was meinst du?“

      „Welche Marke haben die beiden geraucht, Basti?“ Sandra grinste.

      Fischer schüttelte den Kopf. „Du solltest das ernst nehmen!“

      „Ha, ha, das sagt der Richtige!“

      „Gibt es sonst etwas? Kleidungsstücke?“

      „Natürlich, steht alles im Bericht. Er ist vor wenigen Minuten auf Anfrage direkt zum Kriminalrat raus.“

      „Würdest du es mir trotzdem sagen?“

      „Klar! Beide Leichen trugen Anstaltskluft. Also die Bekleidung der Gefangenen, wie sie damals gebräuchlich war. Bei Igor fehlt jedoch die Jacke. Sein Grabnachbar war komplett bekleidet. Ansonsten keine Namen. Taschen leer. Keine Etiketten oder Ähnliches, soweit wir das noch erkennen konnten. Um die DNA der beiden kümmert ihr euch ja selber.“

      „Wie, damals?“

      Fischer schaute fragend.

      „Die Anstaltskluft!“

      „Ach so! Ja, ab dem Jahr 2011 hat man den Gefangenen erlaubt, ihre eigene Kleidung zu benutzen und anzuziehen. Das spart der Justiz inzwischen sicher einen Haufen Geld.“

      „Und 2008 wurde die Grube in Santa Fu gebaut und in Betrieb genommen.“

      Fischer stutzte, und legte die Stirn etwas in Falten. „Gut zu wissen, das bestätigt meine Vermutung. Die beiden Männer wurden also zwischen 2008 und 2010 in dieses Grab verbracht.“

      „Kannst du mir bitte noch etwas über die Todesursache sagen, Basti?“

      „Entschuldige, das hätte ich glatt vergessen: Igors Todesursache festzustellen, war etwas tricky. Doch ich bin mir absolut sicher, Igor wurde erwürgt. Eigentlich gibt es nahezu keine Chance, nach so einer langen Liegezeit Todesursachen wie Erwürgen oder Erdrosseln nachzuweisen. Es sei denn, die großen Hörner des Zungenbeins oder die Fortsätze des Schildknorpels wurden durch die angewandte Gewalt gebrochen. Ein solcher Fund spricht für grobe Gewalt gegen den Hals. Diese Teile des Kehlkopfskeletts sind aber sehr klein und oft schwer zu finden“, so Fischer weiter. „Doch zum Glück lagen sie – gut verpackt – in den Wolldecken!“

      Sandra empfand Ehrfurcht vor so viel Wissen und nickte stumm.

      „Der Kopf seines kleineren Grabnachbarn dagegen weist einen wüsten Trümmerbruch auf. Erschlagen, gestürzt? Da muss ich wohl noch mal intensiver ran. Willst du mal schauen?“ Fischer war aufgesprungen.

      „Nein, lass mal, Basti. Mir ist eh flau im Magen, die Sache mit Dr. Kensbock!“

      „Wie, ich dachte, ihr habt euch gut verstanden?“

      Sandra zuckte mit den Schulterblättern und war ebenfalls aufgestanden.

      „Wie ist dein Eindruck zu diesem Leichenfund?“, fragte sie den Rechtsmediziner beim Rausgehen.

      „Keine Ahnung, keine Meinung, kein Konzept!“, begann er plötzlich zu singen. Sandra fiel der Song von Marius Müller-Westernhagen ,Es geht mir gut!‘ ein.

      Wie lange schon konnte sie das nicht mehr von sich selbst behaupten.

      „Wieso bist du nicht in Stuttgart, Basti?“

      „Ausgefallen!“, grinste der Angesprochene.

      Kriminalrat Jensen und Kommissar Mikael Vitthudt, genannt MikVit, erwarteten die Kommissarin in ihrem Büro. Sandras Laune war auf einem Tiefpunkt, aber sie unterdrückte den Satz: „Habt ihr keine eigenen Räume?“ Dafür setzte sie sich demonstrativ auf die Fensterbank. Draußen zog ein Gewitter auf. Ein typischer Tag, wie sie ihn nicht mochte.

      „Ich habe den Bericht des Rechtsmediziners erhalten!“, begann Jensen. Sandra legte eine neugierige Miene auf. Ihr Vorgesetzter musste ja nicht wissen, was sie schon alles wusste.

      „Der Kleidung nach zu urteilen, handelt es sich um zwei Häftlinge der JVA Fuhlsbüttel. Sie sind beide gewaltsam zu Tode gekommen. Es dürfte für uns nicht schwer sein, ihre Namen herauszubekommen. Der Todeszeitpunkt war wohl irgendwann im Zeitraum von 2008 bis 2010. Wenn wir die Personalunterlagen der Haftanstalt einsehen, werden wir schnell die fehlenden Inhaftierten identifizieren können. Ein Kinderspiel!“

      „Richtig!“, merkte MikVit an. Gut, dachte Sandra, Mik hat noch einige Dienstjahre vor sich und möchte es sich nicht mit Jensen verscherzen. Ihr war dieses dämliche Wort ,Kinderspiel‘ schon Anlass genug, aggressiv zu werden, zumal ihre Magensäure wieder mal verrücktspielte. Nur mit Mühe unterdrückte sie einen Gefühlsausbruch.

      Sandra war aufgestanden und hinter

Скачать книгу