WattenAngst. Andreas Schmidt

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WattenAngst - Andreas Schmidt

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style="font-size:15px;">      „Das werde ich prüfen“, versprach Rick und machte sich mit dienstbeflissener Miene Notizen.

      „Er hat seine Frau hintergangen“, warf Petersen in den Raum. „Dass er sie betrogen hat, ist kein Geheimnis mehr. Und dass sich zum Tatzeitpunkt nicht seine Ehefrau, sondern die Geliebte bei ihm befand, dürftet sogar ihr Schlafmützen auf dem Schirm haben.“ Jan Petersen musterte die Flensburger Kollegen feindselig.

      „Was wollen Sie uns damit sagen?“, erkundigte sich Jensen. Eine steile Sorgenfalte hatte sich auf seiner Stirn gebildet.

      „Drei Möglichkeiten“, sagte Petersen. „Möglichkeit eins: Der Killer wurde von der gehörnten Ehefrau beauftragt, um den notorischen Fremdgänger aus dem Weg zu räumen. Die Ehe bestand nur noch auf dem Papier, und Karen Berger wollte endlich an das Erbe des Mannes, der sie bloßstellte, indem er sich mit anderen Frauen vergnügte.“

      Niemand am Tisch hatte Einwände. Rick schrieb eifrig mit und unterbrach Petersen kein einziges Mal.

      „Möglichkeit zwei: Der Schütze wurde ebenfalls von Karen Berger beauftragt, er sollte allerdings die lästige Geliebte aus dem Weg räumen. Wie wir wissen, ging das in die Hose.“

      „Das ist eine gewagte Theorie“, warf Jensen jetzt ein. „Aber gut, wir sollten nichts außer Acht lassen.“ Er setzte sich, trommelte auf dem Tisch herum. „Und: Möglichkeit drei?“

      „Möglichkeit drei wäre, dass der Mörder, wenn wir weiter davon ausgehen, dass es sich um einen Auftragsmord handelt, von der Geliebten des Opfers beauftragt wurde.“

      „Das Motiv erschließt sich mir nicht“, kritisierte Jensen.

      „Wenn es eins gibt, werden wir es herausfinden“, mischte sich jetzt Kai Christensen ein. „Was wissen wir denn über die Affäre des Opfers?“

      „Annika Rüther, 38 Jahre, ledig“, sagte Wiebke, die sich mit der Vita der Geliebten von Hans Olaf Berger beschäftigt hatte. „Sie betreibt eine Wassersportschule in Westerland.“

      „Wir sollten Klaus mit ins Boot holen“, schlug Christensen vor. Gemeint war Klaus Thomsen, der sympathische Kripochef auf Sylt. „Vielleicht können Nele und Peer der Dame mal auf den Zahn fühlen.“

      Wiebke nickte und notierte sich ein paar Sätze. Spontan kam ihr die Idee, die Kollegen in Westerland erst dann ins Boot zu holen, wenn sie selber sich einen Überblick vor Ort verschafft hatte. „Die Saison ist ja vorbei“, sagte sie. „Annika Rüther dürfte die freie Zeit nutzen, um sich anderen Dingen zu widmen. Oder sie hält sich mit Aushilfsjobs über die Monate, bis die Kitesurfschule am Strand wieder öffnet.“

      Petersen nickte ihr zu. Wiebke ahnte, dass er ihre Gedanken längst erraten hatte.

      Kai Christensen nickte Jensen zu. „Das soziale Umfeld von Hans Olaf Berger habt ihr im Blick?“

      „Wir sind dran“, meldete sich jetzt Tadsen zu Wort. „Ich habe mir die Rechner zur Brust genommen und checke gerade seine Kontakte. Das kann aber im Hinblick auf die lange Liste der Leute, mit denen er zu tun hatte, dauern.“

      „Parallel haben bereits die ersten Befragungen begonnen“, berichtete sein Partner, Uli Baumann. Er hielt plakativ eine dicke Akte in die Höhe. „Wir arbeiten uns wacker hier durch.“

      ACHT

      Vergangenheit, Wenningstedt/Sylt

      „Ich bin schwanger.“ Sie sagte das mit so einem zauberhaften Lächeln, dass er nicht wusste, ob sie sich wirklich freute. Hastig erhob er sich vom Tisch, nahm den dunkelblauen Kaffeepott und trat an die Arbeitsplatte, um die Kaffeemaschine einzuschalten. Er stierte mit klopfendem Herzen ins Leere. Sie kann nicht schwanger sein, schoss es ihm durch den Kopf. Schwer legte er seine Hände auf die Arbeitsplatte, umklammerte den Rand so fest, bis die Knöchel weiß unter der Haut hervortraten. Er atmete durch, rang um Fassung und versuchte, seine Gedanken zu ordnen, indem er aus dem Küchenfenster hinaus in die Dünenlandschaft hinter dem Haus blickte. Möwenrufe drangen durch das auf Kipp stehende Fenster an seine Ohren. In der Ferne sah er eine Handvoll Tiere durch die Luft taumeln.

       „Freust du dich denn gar nicht?“, wagte sie hinter ihm einen zaghaften Versuch.

      Am liebsten hätte er ihr den schweren Kaffeepott an den Kopf geschleudert. Doch er beherrschte sich. Schwieg und wartete darauf, was sie ihm noch zu sagen hatte.

      „Doch, total“, antwortete er schließlich tonlos in das eisige Schweigen hinein. Draußen ging eine Familie mit Kindern vorbei. Der Vater zog einen hölzernen Bollerwagen hinter sich her. Wahrscheinlich machten sich die vier einen schönen Tag am Strand. Eine heile Welt, dachte er verbittert, als das unbeschwerte Kinderlachen erklang. Warum ist mir das nicht vergönnt?

      Sie erhob sich vom Tisch, an dem sie bis eben noch gemeinsam gesessen hatten. Der Holzstuhl erzeugte ein hässliches schabendes Geräusch auf den Fliesen, das ihm einen Schauer über den Rücken jagte.

      „Wir wollten doch unbedingt ein Kind“, flüsterte sie, nachdem sie von hinten an ihn herangetreten war.

      „Ja, das wollten wir“, stimmte er ihr zu, ohne sich zu ihr umzudrehen. „Das war unser Traum.“

      Ihm wurde übel. Er spürte, wie sich seine Kehle zuzog, schaffte es nicht, sich zu ihr umzudrehen. Es war, als hätte man ihm den Boden unter den Füßen weggezogen.

      Warum?, schrie alles in ihm. Warum nur?

      „Eben. Und jetzt hat es geklappt. Ich bin schwanger“, wiederholte sie den alles entscheidenden Satz mit einem feierlichen Unterton in der Stimme.

      Langsam schüttelte er den Kopf. „Das kann nicht sein.“

      „Es ist aber so.“ Sie legte die Hände um seine Hüften und schmiegte sich von hinten an ihn. Er war versucht, ihre Hände fortzustoßen und sich aus der Umarmung zu lösen.

      „Wir bekommen ein Baby. Ist das nicht wundervoll?“

      Nein, ist es nicht, hätte er ihr am liebsten an den Kopf geworfen. Doch er sagte nichts, schüttelte nur den Kopf.

      „Warum sagst du denn nichts?“, fragte sie jetzt. Ihre Stimme klang energischer, vorwurfsvoller.

      Jetzt nahm er ihre Hände und schob sie fort. Er drückte sie von sich fort und wandte sich zu ihr um. Erschrocken blickte sie zu ihm auf, sah sofort, dass etwas nicht stimmte.

      „Von wem das Kind auch immer ist …“, setzte er an, doch sie unterbrach ihn mit einer Handbewegung.

      „Natürlich ist es von dir – wie kommst du darauf?“ In ihrer Stimme mischte sich Verzweiflung unter die aufkommende Wut. Mit einem unsteten Blick schaute sie zu ihm auf. Ihre Pupillen zuckten, Tränen sammelten sich in ihren Augen. „Wir wollten ein Baby, und jetzt bekommen wir eines.“ Fast klang sie trotzig.

      Er schüttelte langsam den massigen Schädel. Die Lippen hatte er zu schmalen Strichen zusammengepresst. „Nein“, sagte er verbittert. „Wir bekommen kein Baby. Du bekommst ein Kind.“

      „Was soll das?“, fragte sie mit tränenerstickter Stimme. Ihr zierlicher Körper bebte.

      „Es ist nicht unser Kind.“

      „Warum

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