WattenAngst. Andreas Schmidt

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WattenAngst - Andreas Schmidt

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spricht nicht gerade für seine Intelligenz.“ Wiebke betrachtete den Kriminaltechniker mit einem zweifelnden Blick. Piet Johannsen zuckten die Schultern. Er nahm die markante Nickelbrille ab und polierte sie umständlich, hauchte auf die Gläser und putzte mit einem Tuch darüber. „Oder wir haben es sogar mit einem sehr intelligenten Täter zu tun, der uns an der Nase herumführen will.“

      „Dann wäre es ein gefährlicher Gegner“, bemerkte Wiebke.

      Piet Johannsen nickte. Er setzte die Brille auf und betrachtete Wiebke lange. „Und genau das ist es, was mir Sorge bereitet, Wiebke.“

      „Hast du persönliche Gegenstände gefunden?“

      Kopfschütteln. „Nichts. Kein Portemonnaie, kein Handy, kein Schlüssel.“ Johannsen deutete auf den Kia. „Vielleicht hat sie alles im Auto gelassen. Schade nur, dass auch der Wagenschlüssel noch nicht aufgetaucht ist.“

      „Wir werden ihn öffnen müssen.“

      „Ist schon eingestielt“, sagte Johannsen. „Der Schlüsseldienst ist unterwegs, ein Richter hat den nötigen Beschluss ausgestellt.“

      „Sehr schön“, lobte Wiebke. Es war selten, dass ein diensthabender Richter so schnell reagierte. Vermutlich waren die Behörden nach dem Mord an Hans Olaf Berger aufgescheucht und legten an Tempo weiter zu.

      Wiebke warf einen Blick auf die Uhr. Erika Brütsch erwartete sie sicher schon. „Ich muss los“, sagte sie. „Mal sehen, was die Vermieterin uns über Kerstin Möller erzählen kann.“

      NEUN

      Husum, Lundweg

      Eine Nachbarin, die auf dem Bürgersteig mehr schlecht als recht das nasse Laub zusammenkehrte, bedachte Wiebke mit einem misstrauischen Blick. Wiebke nickte der alten Frau freundlich zu, dann stand sie vor dem Haus von Erika Brütsch. Es handelte sich um ein unauffälliges Reihenhaus mit geklinkerter Fassade und einem auffallend hohen Spitzdach. Von Grünspan überzogene Waschbetonplatten führten durch einen kleinen Vorgarten zum Eingang des Hauses, das aus den frühen 1960er-Jahren stammte und sich nicht von denen in der direkten Nachbarschaft unterschied.

      Inzwischen hatte ein feiner Nieselregen eingesetzt, der Wiebkes Kleidung und das Haar innerhalb weniger Minuten durchnässt hatte. Sie fröstelte. Seit einigen Tagen versuchte Wiebke, die ersten Anzeichen einer Erkältung zu verdrängen. Doch die Halsschmerzen ließen sich nicht verleugnen. Später würde sie sich Schmerztabletten aus der Apotheke und Zitronen aus dem Supermarkt besorgen.

      Doch jetzt gab es Arbeit. Wiebke wollte keine Zeit verlieren, denn alles deutete darauf hin, dass Kerstin Möller entführt worden war.

      Eilig durchschritt sie den Vorgarten, nahm die drei breiten Stufen und fand sich unter einem schmalen Vordach wieder, das sie mehr schlecht als recht vor dem Nieselregen schützte. Fröstelnd schlug Wiebke den Kragen ihrer hüftlangen Jacke hoch und versenkte die Hände tief in den Taschen, während sie sich orientierte. Es gab ein in die Fassade eingearbeitetes Klingelbrett. „Brütsch“ stand in vergilbten Lettern darauf. Darunter befand sich eine nachträglich montierte Funkklingel mit der Aufschrift „K. Möller“.

      Wiebke betätigte den oberen Knopf und lauschte dem tiefen Gong, der drinnen ertönte.

      Die anderthalb Minuten, die Wiebke wartete, fühlten sich an wie eine Ewigkeit, dann wurde die Tür einen Spaltbreit geöffnet.

      „Ja bitte?“ Misstrauen lag im Blick der alten Dame, die durch den Spalt spähte. Eine Panzerkette zwischen Tür und Rahmen verhinderte, dass ungebetene Gäste sich Zugang zum Haus verschaffen konnten.

      „Frau Brütsch? Erika Brütsch?“ Wiebke blickte in das rundliche Gesicht einer älteren Dame, die sie auf Ende siebzig, vielleicht sogar auf Anfang achtzig schätzte. Die blauen Augen der Frau waren wachsam auf die Besucherin gerichtet.

      Wiebke zog den Dienstausweis hervor und stellte sich vor.

      „Polizei?“ Die Miene der alten Dame hellte sich auf. Die Tür wurde geschlossen. Wiebke hörte innen das Rasseln der Kette, dann wurde ihr die Haustür wieder geöffnet.

      Wiebke ließ den Ausweis verschwinden und lächelte die alte Dame freundlich an. „Sie haben uns angerufen.“

      „Weil ich mir große Sorgen um Frau Möller mache.“

      Wiebke folgte der Frau in einen schummrigen Flur. Eine altmodische Deckenlampe mit rauchigem Glas verbreitete einen diffusen Lichtschein. Neben der Haustür gab es eine antiquierte Garderobe mit wetterfesten Jacken, überwiegend in Grau- und Brauntönen, daneben ein ovaler Ankleidespiegel. Auf einer Hutablage entdeckte Wiebke einen dunkelbraunen Cordhut, der von einer feinen Staubschicht überzogen war.

      „Der gehörte Knut, meinem Mann“, sagte Erika Brütsch, die Wiebkes Blick gefolgt war. Ein wehmütiges Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. „Ich habe es nicht übers Herz gebracht, ihn dort wegzunehmen, nachdem er …“ Die alte Dame brach ab und senkte den Blick, dann machte sie eine wegwerfende Handbewegung, so, als könne sie die Erinnerung an ihren verstorbenen Mann damit zu Seite schieben. „Kommen Sie.“

      Nacheinander betraten sie die Stube des kleinen Hauses. Wiebke blickte sich um. Auch hier alte, schwere Möbel, die den nicht allzu großen Raum förmlich erdrückten.

      Eine Fensterfront in den Garten hinter dem Haus sorgte bei dem trüben Wetter mehr schlecht als recht für Licht.

      „Nehmen Sie Platz.“ Erika Brütsch deutete auf den großen Sessel vor dem gekachelten Sofatisch.

      Wiebke nahm die Einladung an und beobachtete die alte Dame, die gedankenverloren an das große Fenster trat und hinausblickte. Eine hölzerne Pergola mit Plexi-

      glasdach bot einen Freisitz auch bei schlechtem Wetter. Die Terrasse selbst bestand aus einer rissigen Betonplatte, die an den Rändern mit Grünspan bedeckt war.

      „Sie haben uns angerufen, weil Sie Ihre Mieterin vermissen“, begann Wiebke das Gespräch.

      Die alte Dame nickte, ohne sich zu ihrer Besucherin umzudrehen. „Das kenne ich von ihr nicht. Frau Möller ist eine sehr ordentliche und eine höfliche Frau. Sie meldet sich immer kurz ab, wenn sie das Haus verlässt. So auch gestern Abend. Jeden Abend geht sie joggen, auch sonntags.“

      Wiebke schwieg. Sie wollte den Redefluss der alten Dame nicht unterbrechen. Erst als Erika Brütsch verstummte, hakte sie nach: „Immer dieselbe Strecke?“

      „Meistens. Entweder in dem Wäldchen bei Mild-

      stedtfeld oder draußen, am Dockkoog.“

      „Wann ist sie gestern aufgebrochen?“

      „Gegen sechs Uhr abends.“

      „Gibt es eine gute Freundin, einen Freund oder Familienangehörige, zu denen sie anschließend gefahren sein könnte?“ Obwohl Wiebke wusste, dass der Wagen von Kerstin Möller auf dem Wanderparkplatz stand, stellte sie diese Fragen. Sie erhoffte sich einen Hinweis auf das soziale Umfeld der jungen Frau.

      „Es gibt eine gute Freundin, ja. Und seit einigen Wochen sogar einen Mann in ihrem Leben.“ Jetzt drehte sich Erika Brütsch zu Wiebke um. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen. „Die junge Liebe ist so schön“, schwärmte sie mit geröteten Wangen. „Aber ich denke

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