Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton

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Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie - Harvey Patton

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Feldsauger hatte sein Ziel nun fast erreicht.

      Alles in ihm drängte danach, sich der Wachboje so schnell wie möglich zu nähern, um endlich neue Energie erlangen zu können. Diesem Verlangen stand aber die Tatsache im Wege, dass er seine Bewegung nicht nach Belieben steigern konnte, ohne in existenzbedrohende Schwierigkeiten zu geraten.

      Die Masse seines Handlungskopfes betrug etwa fünf Tonnen. Bei vollen Energiespeichern war es für seine Felddüsen kein Problem, sie rasch voranzubewegen. Eben diese Speicher waren jetzt aber fast leer! Er zehrte von den letzten Reserven in dem zu einem winzigen, sackförmigen Gebilde zusammengeschrumpften Energietransformator.

      Damit stand der Kosmische Instrukteur vor einem echten Dilemma: Bewegte er sich zu schnell voran, mussten ihm später die Mittel fehlen, seine Beschleunigung rechtzeitig wieder aufheben zu können. Dann würde er hilflos an der Boje vorbeischießen und nie mehr Gelegenheit bekommen, neue Energie aufzunehmen. Er würde weiter durchs All treiben, bis die Reserven verbraucht waren und die Aktivität seines Handlungskopfes erlosch.

      Dann musste er »sterben«, ohne noch eine Chance zu haben, eine weitere Reproduktion zu schaffen, die an seine Stelle treten konnte!

      Der Feldsauger war immer noch imstande, einfache Berechnungen anzustellen. Als deren Ergebnis verzichtete er darauf, seinen Körper weiter zu beschleunigen und trieb im freien Fall mit nur einem Viertel der Lichtgeschwindigkeit dahin.

      Seine Sensoren registrierten den Einfall einer schwächeren energetischen Störung. Ein fremder Körper befand sich irgendwo in seiner mittelbaren Nähe, und das riss ihn für kurze Zeit aus seiner Stagnation. Eine vage Erinnerung zuckte durch sein Bewusstsein – die Erinnerung an eine Zeit, in der er solchen oder ähnlichen Körpern öfters begegnet war.

      Damals war es seine Aufgabe gewesen ... welche Aufgabe ...?

      Er wusste es nicht mehr.

      Um es zu erfahren, hätte er seine Wissensspeicher nach den Dingen durchforschen müssen, die tief darin verschüttet lagen. Eine instinktive Regung wollte ihn dazu bewegen, aber sein Selbsterhaltungstrieb hielt ihn davon ab. Auch dabei hätte er Energie verloren, und erneut verschob er die Lösung aller Fragen auf später.

      *

      Der Flug durch den Hyperraum näherte sich seinem Ende. Der Antrieb, von Lars Gunnarsson so sorgfältig und fast liebevoll gewartet, als wäre er sein leibliches Kind, arbeitete leise und störungsfrei. Ihm war jedenfalls keine Beeinflussung durch die Anomalien in diesem Sternenhaufen anzumerken.

      Luca machte eine entsprechende Bemerkung, aber Taff sagte mit nachdenklicher Miene: »Zumindest keine, die sich rechnerisch oder durch unsere Sinne beweisen lässt, Elektronendompteur. Und doch muss da etwas sein, das sich, vielleicht durch eine Kontraktion der Zeit oder etwas Ähnliches, auf uns auswirkt. Auf die ganze PROKYON, meine ich, nicht nur speziell auf den Antrieb, obgleich dieser scheinbar dabei die Hauptrolle spielt.«

      »Im Endeffekt macht das aber keinen merkbaren Unterschied aus«, warf Min Jian-Ksu ein und strich nervös über seinen kahlen Schädel. »Ich bin dafür, es bei diesem einen Experiment bewenden zu lassen, Taff. Wenn die Zeichen auf Sturm stehen, tut der Vogel gut daran, die schwankenden Äste zu verlassen und sich in sein Nest oder auf sicheren Boden zu begeben.«

      »Ich verstehe, entfernter Urneffe des Kung-fu-tse«, knurrte Caine. »Im Prinzip hätte ich auch nichts dagegen, aber leider sind sowohl unser Nest wie auch der vergleichsweise sichere Boden Terras rund 45 000 Lichtjahre von uns entfernt. Unser stählerner Vogel wird also wohl oder übel den hiesigen Stürmen trotzen müssen.«

      Er erstickte weitere Einwürfe durch eine entschiedene Handbewegung, denn die letzte halbe Minute lief bereits. Der Autopilot begann zu zählen, dann sprang sein Hauptschaltknopf klickend aus der rot markierten Fassung. Das Summen des Hyperantriebs erstarb, und alle starrten erwartungsvoll auf die Sichtschirme und die Zentrale Bildplatte.

      Was würden sie diesmal zu sehen bekommen?

      Falls es gegenüber dem ersten Hyperraumflug keine größeren Abweichungen gab, musste das Schiff mehr als ein Lichtjahr vor dem Sternennest wieder in den Normalraum zurückfallen. Das war ein genügend großer Sicherheitsabstand, zumindest nach der Meinung des Commanders und des Astrogators. Doch wieder einmal kam alles ganz anders als erwartet.

      Obwohl der Antrieb nicht mehr lief, veränderte sich der Anblick auf den Schirmen nicht! Das konturlose Wallen darauf blieb vorerst unverändert, und Toburu-Chan stieß hörbar den Atem aus.

      »Was soll das bedeuten, Taff?«, fragte er irritiert. »Warum fallen wir nicht in den Normalraum zurück?«

      »Wenn ich das wüsste!«, gab Caine zurück. Seine Finger hasteten über die Schalter und Sensoren am Pilotenpult, er war bestrebt, durch entsprechende Manipulationen eine Normalisierung herbeizuführen. Schließlich bestand die Möglichkeit, dass der Autopilot irgendwie versagt hatte …

      Unsinn!, durchfuhr es ihn gleich darauf. Die Anlage kann gar nicht versagt haben, denn der Antrieb läuft nicht mehr! Hier ist etwas im Gange …

      »Alarm, Taff!«, schrie Orvid Bashkiri in diesem Moment auf, und alle fuhren zusammen. »Meine sämtlichen Instrumente spielen verrückt, ich bekomme vollkommen unsinnige und verzerrte Werte herein. Nur der Fahrtschreiber funktioniert noch normal, soweit ich das beurteilen kann. Er zeigt an, dass wir uns nach wie vor mit Höchstgeschwindigkeit im Hyperraum bewegen!«

      »Das ist doch unmöglich«, entfuhr es Luca, aber seine Stimme ging in einer wahren Kakophonie unter. Obwohl die Funkanlagen nicht eingeschaltet waren, brandete aus allen Lautsprechern ein ohrenbetäubendes und nervenzerfetzendes Tosen und Krachen, das die Trommelfelle der Menschen zu sprengen drohte. Sie hielten sich instinktiv die Ohren zu, aber das half nur wenig.

      Dafür erschreckte sie Sekunden später ein neues Phänomen.

      Die grellen Blitze elektrischer Entladungen zuckten aus allen möglichen Anlagen, ob sie nun aktiviert waren oder nicht. Blaue Flämmchen tanzten über das Pilotenpult dahin, Caine sprang rasch auf und entfernte sich davon. Die Luft roch nach Ozon, und immer weiter krachte und dröhnte es aus den Membranen.

      Das alles war hervorragend geeignet, Menschen in Panik zu versetzen. Min Jian-Ksu hatte sich in seinem Sessel zusammengekrümmt, verbarg den Kopf in den Armen und rief vermutlich die Geister seiner Ahnen an. Dorit und Mitani hielten sich schutzsuchend umklammert und sahen ihre Gefährten aus schreckgeweiteten Augen an.

      Toburu-Chan hielt sich noch am besten. Er, der von Nimboid her an Beben und Vulkanausbrüche gewöhnt war, war in Bezug auf Katastrophen relativ abgehärtet.

      Ihm machte es auch nicht viel aus, dass im Schiff momentan die doppelte Schwerkraft zu herrschen schien. Er kämpfte sich zu Caine vor und schrie ihm ins Ohr: »Durchhalten, Taff! Das alles sind, zumindest meiner Ansicht nach, nur sekundäre Erscheinungen, die nicht wirklich lebensbedrohend sind. Solange das Schiff heil bleibt und seine Einrichtungen funktionieren, kann uns nicht viel geschehen. Wir werden es überstehen, dessen bin ich gewiss.«

      Der Commander grinste verzerrt.

      »Hoffen wir es, Herr des Vulkanplaneten«, schrie er zurück. Er musste sich an der Umfassung der Zentralen Bildplatte festhalten, denn nun wurde die PROKYON von Erschütterungen durchlaufen, die den Beben auf Nimboid kaum nachstanden. Von irgendwo her kam das helle Knacken nachgebender Verstrebungen, einige Bildschirme implodierten und streuten ihre Trümmer durch den Raum. Toburus Optimismus schien mehr und mehr an Berechtigung

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