Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton
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Der Erste Offizier schüttelte den Kopf. »Ich vermag deinen Optimismus in keiner Weise zu teilen, Freund! Wenn Taff schon sagt, dass wir in einer perfekten Falle sitzen, dann ist es auch so, mein Wort darauf. Sein Instinkt ist unschlagbar.«
»Sein sechster Sinn«, korrigierte Gunnarsson lakonisch. »Einen Instinkt besitzt jede Amöbe, er dagegen hat ein vorzüglich arbeitendes Gehirn, mit einigen zusätzlichen Attributen, wie es scheint. Das alles hat ans oft genug geholfen, letztendlich auch aussichtslos erscheinende Situationen zu meistern.«
Ladora gab keine Antwort, sondern konzentrierte sich voll auf die Steuerung der Spear. Die Nähe der energetischen Wand schien die Instrumente zunehmend zu beeinflussen. Ihre Anzeigen schnellten einige Male unmotiviert hoch und fielen dann plötzlich wieder zurück. Nur der Fahrtschreiber allein arbeitete zuverlässig.
Allmählich wurde es auf den Bildschirmen und vor den Sichtluken heller. Die Wandung der Blase sandte einen schwachen, diffusen Lichtschimmer aus, der allerdings nur auf kurze Distanz erkennbar war. Er fiel jedoch nicht gleichmäßig ein, sondern zeigte Abstufungen und unregelmäßige Strukturen. Lars runzelte die Stirn.
»Es sieht fast so aus, als gäbe es Unregelmäßigkeiten in dieser Wand. Vorsprünge oder Vertiefungen. Das lässt darauf schließen, dass sie eine respektable Dicke besitzen muss, aber nicht an allen Stellen gleich kompakt ist.«
Luca grinste flüchtig, ohne aufzusehen.
»Im Auffinden schwacher Stellen beim Gegner haben wir schon oft Erstaunliches geleistet, Alter. Hoffen wir, dass es auch hier so kommt, sonst zieht uns der ehrenwerte Min Jian-Ksu wegen unserer neuen Eigenmächtigkeit diesmal das Fell über die Ohren! Nur dem Erfolgreichen vergibt man seine Fehler, während der Erfolglose auf jeden Fall dafür büßen muss.«
Kurz darauf war die vorgesehene Distanz erreicht. Das Fahrzeug kam zum Stillstand, der Ingenieur betätigte einige Sensoren und eine Anzahl von Antennen schob sich aus der Außenhülle der Spear. Leise summend liefen einige Geräte an, in kurzen Abständen zuckten Strahlenbündel auf die Wand der Falle zu. Sie wurden teilweise reflektiert und gelangten zu den Instrumenten zurück, wo ihre einfallende Intensität gemessen und in Speicherkristallen festgehalten wurde. Schließlich nickte Lars dem Kybernetiker zu.
»Das wäre schon fast alles, Luca. Jetzt fehlt nur noch der Lichttest, aber dazu müssen wir näher an die Wandung heran. Der Schein der Außenbordstrahler reicht bestenfalls zwei Kilometer weit.«
»Das behagt mir gar nicht«, bekannte Ladora in seltener Offenheit. »Die Energiewand scheint gewisse Gravitationskräfte zu besitzen, wir sind ihr in der vergangenen Minute um fast fünf Kilometer näher gekommen, obwohl der Antrieb nicht läuft! Wenn wir Pech haben, kleben wir plötzlich daran fest und kommen nicht wieder frei.«
»Unwahrscheinlich«, beruhigte ihn der Freund. »Mit unserem Triebwerk schaffen wir theoretisch selbst den Start von einem Planeten mit doppelter Jupiter-Schwerkraft, und die weist dieses Gebilde auf gar keinen Fall auf. Andernfalls würden wir jetzt schon mit voller Wucht dagegen geprallt sein.«
Luca zuckte mit den Schultern und schaltete den Antrieb auf Minimalleistung. Langsam trieb die Spear der Wand entgegen, auf deren kaum merklicher Wölbung die Niveauunterschiede immer deutlicher erkennbar wurden. Spitze Vorsprünge ragten wie Stalaktiten daraus hervor, es gab runde Buckel und schluchtartige Klüfte ebenso wie ausgedehnte kleine und größere, zumeist runde Vertiefungen. Die beiden Männer hatten fast den Eindruck, sich über einer Mondlandschaft zu befinden, nicht über der Wandung dieser Raumschiffsfalle.
»Die Anziehung wird stärker«, erklärte der Kybernetiker mit zusammengekniffenen Brauen. »Obwohl ich den Antrieb wieder desaktiviert habe, fallen wir mit zunehmender Geschwindigkeit weiter auf diese ominöse Energiewand zu. Du wirst auf den letzten Test wohl oder übel verzichten müssen, Lars, das Risiko wird allmählich unkalkulierbar für mich.«
»Einverstanden«, sagte der Ingenieur. Luca atmete auf und griff nach den Triebwerksschaltern.
Im gleichen Moment machte die Spear einen förmlichen Satz nach vorn. Starker Andruck kam durch, die beiden Männer wurden tief in ihre Sitze gepresst. Ladora schrie unterdrückt auf, kämpfte mit aller Gewalt gegen den Druck an, aber umsonst. Seine Hand erreichte das Schaltpult nicht mehr – das kleine Fahrzeug wurde immer schneller und stürzte unkontrolliert auf die Wand der Blase zu!
»Verdammt!«, keuchte Luca, und Panik überkam ihn. »Wenn die Wandung auch nur einigermaßen stabil ist, wird die Spear beim Aufprall in kleinste Bestandteile zerlegt. Das kann keinesfalls die Auswirkung einer normalen Gravitation sein – hier zieht jemand mit einem starken Traktorstrahl das Boot heran!«
»Zweifellos«, bestätigte Lars mühsam. Auch er konnte sich nicht bewegen, der mörderische Andruck presste ihn tief in seinen Sessel. »Kannst du nicht wenigstens das Funkgerät einschalten? Wenn wir schon hier draufgehen, sollten die anderen wissen, wie und weshalb.«
»Aussichtslos«, stöhnte der Freund.
Mit rasch zunehmender Geschwindigkeit raste das Boot auf die Wand aus erstarrter Energie zu. Ihr Leuchten wurde nun immer stärker, durch die Sichtluken fiel milchig-gelbes Licht herein. Die scheinbar vollkommen sinnlosen Gliederungen, die Erhebungen, Buckel und Vertiefungen wurden auf den Bildschirmen deutlich sichtbar.
Plötzlich klaffte jedoch in einem der Buckel ein großes rundes Loch auf, und die Spear schoss genau darauf zu. Das geschah buchstäblich im letzten Moment, als die beiden Männer ihren Tod schon vor Augen sahen. Das Fahrzeug raste in diese Öffnung hinein, und fast augenblicklich ließ der Andruck nach. Den Rest kompensierten die Absorber mühelos.
Luca fuhr hoch, seine Hände schossen auf das Steuerpult zu. Er legte Hebel um, betätigte Tasten und Sensoren – umsonst! Der Antrieb lief nicht an, er wurde durch unbekannte Kräfte blockiert.
Der Kybernetiker schlug auf die Taste des Funkgeräts, aber sofort kam aus dem Lautsprecher ein ohrenbetäubendes Knattern, das jeden Versuch einer Verständigung mit der PROKYON illusorisch machte. Resigniert schaltete er wieder ab und sah den Bordingenieur seufzend an.
»Der Gegner hat uns fest am Wickel. Alter! Jetzt hat uns Mins Tiger verschluckt, wie es scheint.«
»So könnte man es tatsächlich nennen«, gab Gunnarsson zu und wies auf die Bildschirme. Was sie zeigten, mutete gespenstisch an.
Das Boot hatte seine Richtung inzwischen um etwa fünfundvierzig Grad geändert. Es raste, immer noch ziemlich schnell, innerhalb der Wandung der Falle dahin, umgeben von einem düster-roten Licht, dessen Intensität ständig wechselte. Schemenhaft zogen unidentifizierbare dunkle Gebilde vorbei, immer wieder erfolgten abrupte Richtungsänderungen nach dieser oder jener Seite hin.
»Diese Wand ist offenbar viel stärker, als wir angenommen haben«, stellte Lars fest. »In ihrem Innern scheint es ein regelrechtes Tunnelsystem zu geben – nein, dieser Ausdruck erscheint mir falsch. Man kann wohl eher von einem System von Leitbahnen reden, in dem wir vorangetrieben werden, wie ein Rohrbahnzug von Magnetfeldern.«
Luca nickte. »Vermutlich richtig. Traktorstrahlen können es nicht mehr sein, dafür wechseln wir zu oft die Richtung. Ich frage mich nur, welchen Sinn das Ganze haben soll. Weshalb hat unser unbekannter Gegner einfach heimtückisch zugeschlagen, ohne auch nur einen Versuch zur Verständigung zu unternehmen? Auf eine höfliche Frage hätten wir gerne eine ebenso höfliche Antwort gegeben.«
Der Ingenieur lächelte flüchtig.
»Vielleicht