Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton
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»Andere Sorgen hast du nicht?«, erkundigte sich Luca mürrisch. »Ich frage mich, wie wir ihnen entwischen und zum Schiff zurückgelangen können! Taff dürfte sich inzwischen Sorgen um uns machen, und Min Jian-Ksu wird zu toben beginnen, wenn er erfährt, dass wir wieder auf eigene Faust gehandelt haben.«
Der Ingenieur schwieg und bemerkte, dass sämtliche Sendhoren nun die Spear verließen. Sie gruppierten sich um die Aggregate, an deren Vorderseiten sich Klappen öffneten. Fremdartige Kontrollen wurden sichtbar, verschiedenfarbige Lampen begannen hektisch zu flackern. Dann ertönte ein helles Singen, grellweiße Lichtbahnen schossen aus den Geräten und trafen das Boot. Gedankenschnell fraßen sie sich durch das Metall des Druckkörpers, und dann schrie Luca in heller Panik auf.
»Nein – nein – nein! Lars, die Giftpilze zerschneiden die Spear, als wäre sie Schrott ...«
Er behielt Recht.
Es verging nicht mehr als eine halbe Stunde, dann war von dem Boot nur noch ein Haufen annähernd gleichgroßer Teile übrig. Die Schneidaggregate wurden wieder abgeschaltet, und dafür gingen nun Dutzende von Sendhoren mit mechanischen Geräten ans Werk. Andere begannen damit, ihre Beute zu begutachten und je nach ihrer Beschaffenheit auf verschiedene Haufen zu sortieren.
Lars schüttelte den Kopf.
»Sie benehmen sich tatsächlich, als wären sie professionelle Schrotthändler aus alten Tagen. Zudem bin ich sicher, dass sie so etwas nicht zum ersten Mal tun, dafür arbeiten sie viel zu routiniert. Sie scheinen sich darauf spezialisiert zu haben, alle Raumschiffe auszuschlachten, die in diese Falle geraten.«
»Sehr schön«, bemerkte der Kybernetiker bissig. »Wenn ich mir nur in Gedanken vorstelle, dass sie mit unserer schönen PROKYON X genauso verfahren, wird mir regelrecht schlecht.«
»Das dürfte nicht ganz so einfach sein«, tröstete Gunnarsson ihn. »Der Kreuzer ist ein wesentlich dickerer Brocken und besitzt genügend Waffen, um die Grünen abzuwehren. Außerdem dürfte Taff sich hüten, ihnen in die Falle zu gehen wie wir.«
»Meinst du?«, fragte Luca gedehnt. »Er wird hineintappen, ob er will oder nicht, das steht für mich schon jetzt fest! Schließlich ist er nicht der Mann, der uns einfach im Stich lässt – er wird auf die Suche nach uns gehen, und schon ist es passiert ...«
»Vermutlich hast du Recht«, gab der Ingenieur bedrückt zu. Dann schwiegen beide und sahen weiter den kleinen grünen Wesen zu, die eifrig dabei waren, ihr Zerstörungswerk zu vollenden. Vorerst kümmerten sie sich nicht um die Menschen, die sie etwa fünfzig Meter seitlich einfach abgestellt hatten. Sie wussten, dass diese nicht daran denken konnten, zu fliehen, solange sie derart gefesselt waren.
»Da kommt etwas«, sagte Ladora plötzlich und deutete mit dem Kopf zu einem der beiden Tunnel im Hintergrund. Dort kam ein großer länglicher Körper in Sicht und schwebte fast geräuschlos in die Halle. Er hatte die Form eines Weberschiffchens, war ungefähr dreißig Meter lang und im Mittelteil etwa sieben Meter breit. Im vorderen Drittel befand sich ein kleiner Aufbau, auf dem fünf Sendhoren standen, die offenbar das Fahrzeug steuerten. Es sank zwischen den Männern und den Überresten der Spear langsam zu Boden, und Lars betrachtete es mit fachlichem Interesse.
»Dieses Gefährt bewegt sich offenbar mit Hilfe von gesteuerten Magnetfeldern fort«, erklärte er. »Eine Art von Magnetbarke also, die in den Leitbahnen der Energiewand eine beträchtliche Schnelligkeit erreichen kann. Diese grünen Giftpilze verfügen über eine erstaunlich hochentwickelte Technik, die ihnen eigentlich gar nicht zuzutrauen wäre.«
»Denen traue ich alles zu«, knurrte Luca erbittert. »Sieh nur: Sie laden Behälter aus und fangen an, den Spear-Schrott darin zu verstauen, alle Materialien fein säuberlich getrennt. Ob sie überhaupt ahnen mögen, welche komplizierten Anlagen und beträchtlichen Werte sie zerstört haben?«
»Der Wert oder Unwert aller Dinge ist relativ, wie alles im Leben«, sagte Lars ruhig. »Die Winzlinge würden, schon aufgrund ihres seltsamen Körperbaus, mit einem intakten Boot wohl kaum etwas anzufangen wissen. Als Schrott, den sie für ihre Zwecke verwenden können, scheint es ihnen von größerem Nutzen zu sein. Das alles ist jetzt aber ziemlich unwichtig. Ich frage mich dafür, welches Schicksal sie uns wohl zugedacht haben mögen. Sie kümmern sich überhaupt nicht mehr um uns.«
»Irrtum!«, berichtigte der Freund und wies mit dem Kopf auf sechs Sendhoren, die sich ihnen von der Seite her näherten. »Verdammt – sie bringen Schneidwerkzeuge mit, Lars! Ob sie etwa vorhaben, uns ebenfalls in Einzelteile zu zerlegen?«
»Das würde den Teilen nicht sehr gut bekommen«, meinte Gunnarsson und verlor einen guten Teil seiner Ruhe. »Wir sollten aber nicht gleich das Schlimmste befürchten. Ich glaube eher, dass sie nur unsere Fesseln zerschneiden wollen, damit sie uns besser von hier wegbringen können.«
Er irrte sich gründlich.
Je zwei der »Pilzköpfe« stellten sich neben ihm und Luca auf. Dann schnellten ihre Tentakelarme vor und umklammerten die Beine der Raumfahrer so fest, dass sie sich nicht von der Stelle rühren konnten. Die beiden restlichen bauten sich vor ihnen auf und betasteten ihre Kombinationen eingehend. Schrille Pfiffe wurden gewechselt, dann zuckten zwei scharfe Klingen hoch und schlitzten die Kleidungsstücke von den Beinen bis zur Brust hoch auf!
Die beiden Männer versuchten, sich zu wehren, aber die Tentakelarme hielten sie unerbittlich fest. Luca schrie und fluchte, doch die Sendhoren achteten überhaupt nicht darauf.
Sie waren daran gewöhnt, alles irgendwie nutzbringend zu verwerten, was ihnen als Beute zufiel – auch lebende Wesen!
7
Der Feldsauger sah das Ziel seiner Wünsche nun schon ganz dicht vor sich. Er hatte seine Geschwindigkeit bis auf wenige Sekundenmeter reduziert und trieb langsam auf die Wachboje zu. Sein künstliches Bewusstsein triumphierte, denn er hatte es doch geschafft, ehe ihm die Kraft ausgegangen war.
Jetzt konnte ihm nichts mehr geschehen, sein Fortbestand würde für lange Zeit gesichert sein. Nur noch ganz kurze Zeit, und dann würde sich sein Saugstachel in die Wand der Boje bohren und ihr soviel Energie abzapfen, wie er nur vertragen konnte. Der Energietransformator würde sie gierig aufsaugen, sich wieder zur vollen Größe ausdehnen und einen riesigen Vorrat speichern.
Noch war es aber nicht soweit.
Nicht jede beliebige Stelle der Wachboje war für sein Vorhaben geeignet. Es gab bestimmte Zapfstellen, an denen die Struktur der energetischen Hülle um ein Geringes von der Norm abwich. Früher einmal waren sie besonders gekennzeichnet gewesen, aber das war jetzt längst nicht mehr der Fall.
Weshalb, das hatte der Feldsauger ebenso vergessen wie so vieles andere. Er wusste nur noch, dass er eine solche Zapfstelle ausfindig machen musste, wenn er Erfolg haben wollte. Er änderte seine Bewegungsrichtung und trieb dann parallel zur Wandung der Boje dahin. Die künstlichen Sinne seines Handlungskopfs waren voll aktiviert und tasteten sie eingehend ab.
Schon die geringen Ausstrahlungen der erstarrten Energie ließen seine Gier fast übermächtig werden. Sein Saugstachel begann unruhig zu zucken, obwohl er noch keinen Arbeitsimpuls erhalten hatte. Es war wirklich allerhöchste Zeit für ihn.
Dann