Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie - Harvey Patton страница 88

Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie - Harvey Patton

Скачать книгу

bevorstehende Wutausbruch Hans als geradezu bedeutungslos.

      6

      Die Sendhoren hatten längst vergessen, dass sie eigentlich von einem Planeten stammten. Irgendwann, vor unendlich langer Zeit, hatte man ihre Vorfahren in die Wachboje gebracht und mit der Aufgabe betraut, die in ihrer Wandung vorhandenen technischen Anlagen zu betreuen. Sie waren so etwas wie kosmische Ingenieure gewesen.

      Einen großen Teil des technischen Wissens besaßen sie auch jetzt noch, nur wandten sie es nicht mehr sinngemäß an. Das Vergessen ihrer Aufgabe lief mit dem ihrer Herkunft parallel.

      Für die Sendhoren war Lerving ihre Welt, etwas anderes außer ihr kannten sie nicht. Es gab etwa eine Million von ihnen, und sie hatten sich den in der Wachboje herrschenden Bedingungen restlos angepasst. Auch als sich diese im Lauf der Zeit immer weiter verschlechterten, hatten sie sich zu helfen gewusst.

      Früher einmal waren sie von außen her mit allem versorgt worden, was sie brauchten. Das geschah jedoch schon seit Langem nicht mehr, die Boje war ein abgeschlossenes, stagnierendes System. Die darin Lebenden mussten gezwungenermaßen mit den Dingen auskommen, die sie besaßen, und sie zu erhalten trachten.

      Das war nicht immer einfach, denn die technischen Anlagen nutzten sich zwangsläufig immer mehr ab. Versagten sie ganz, wurden sie demontiert und die noch brauchbaren Teile an anderer Stelle zur Reparatur anderer Maschinerien verwendet. Das wiederholte sich immer und immer wieder, nach und nach wurden die Sendhoren wahre Meister der Improvisation auf allen technischen Gebieten. Auch in Bezug auf Recycling hätte jede beliebige andere Zivilisation von ihnen eine Menge lernen können.

      Das einzige, über das sie ausreichend verfügten, war Energie. Sie waren allseits davon umgeben, wenn auch in starrer, plastischer Form. Die Rückverwandlung geringer Mengen dieses Mediums in einen »lebenden« Zustand war für sie jedoch leicht. Mit diesen Kräften betrieben sie die Anlagen, die ihnen Wärme lieferten, die Atemluft regenerierten, Wasser und Abfallprodukte immer wieder aufbereiteten.

      Diese erstarrte Energie war aber gleichzeitig auch ihr Feind! Ständig gingen von ihr unmerkliche Schwingungen aus, führten zu Mutationen oder machten sie steril. Um sich dagegen zu schützen, trugen die Sendhoren fast ihr ganzes Leben lang eine Kleidung aus einem speziellen, absorbierenden Kunststoff. Sie umschloss ihre ganzen, nur etwa fünfzig Zentimeter hohen Körper, nur die fünf kurzen hornigen und unempfindlichen Fortbewegungsorgane nicht.

      An all dies hatten sie sich längst gewöhnt; sie waren zu wahren Meistern an Anpassung und Anspruchslosigkeit geworden. Ihr ganzes Leben verlief in einer Monotonie, die nur in sehr langen Abständen durch aufregende Ereignisse unterbrochen wurde.

      Das war immer dann, wenn automatisch jene riesigen Maschinen anliefen, die an zwanzig verschiedenen Stellen gleichmäßig über ihre Welt verteilt waren. Dann erfasste Erregung das Volk von Lerving, es wusste aus Erfahrung, dass die Ankunft fremder Wesen bevorstand. Sie erschienen stets mit großen metallenen Fahrzeugen, die genau im Mittelpunkt der Wachboje materialisierten, ohne sich wieder aus ihr befreien zu können.

      Sie versuchten es wohl, mussten sich dazu jedoch zwangsläufig der Energiewandung nähern. Dort gerieten sie in den Einflussbereich starker Traktorstrahl-Projektoren, vor denen es kein Entkommen mehr gab. Sie wurden unaufhaltsam angezogen und dann durch ein System von energetischen Leitbahnen in besondere Hohlräume gebracht. Da gleichzeitig ihre eigenen Maschinen lahmgelegt wurden, waren sie von da ab vollkommen hilflos. Die Sendhoren hatten eine neue Beute, und sie gingen damit auf ihre besondere Weise um.

      Nun war es endlich wieder einmal soweit!

      Die großen Maschinen waren angelaufen, ein silberglänzender metallener Diskus im Mittelpunkt von Lerving aufgetaucht. Aufruhr breitete sich überall aus, viele tausend Sendhoren suchten eiligst die verschiedenen Hohlräume auf. Niemand wusste, wohin sich diese Fremden begeben würden, aber sie mussten kommen! Dann sollten sie so empfangen werden, wie es ihnen gebührte.

      Die neuen Ankömmlinge waren jedoch besonders vorsichtig. Eine lange Zeit verging, ohne dass sie irgendwelche Anstalten machten, sich der Wandung der Wachboje zu nähern. Doch die kleinen Wesen warteten geduldig – irgendwann musste es bestimmt geschehen.

      Dann löste sich ein kleines Fahrzeug von dem großen Körper und kam auf die Energiewand zu. Die Fremden sandten also Späher aus, und bald registrierten die in jener Gegend lauernden Sendhoren das Auftreffen verschiedener energetischer Impulse. Sie hüteten sich jedoch, sich vorzeitig bemerkbar zu machen. Erst, als der kleine Metallkörper nahe genug herangekommen war, aktivierten sie die Zugstrahlprojektoren.

      Der Erfolg war durchaus zufriedenstellend. Das Fahrzeug raste unaufhaltsam auf die Wandung zu, wurde in einen Tunnel gesteuert und von den Leitbahnen erfasst. Die in dieser Region wartenden Sendhoren triumphierten, diesmal war das Glück ihnen hold. Unzählige andere trösteten sich mit der Hoffnung, das große Schiff später in ihren Besitz bringen zu können.

      Dann schoss das Fahrzeug in die Halle, wurde von einem starken Prallfeld erfasst und abrupt abgebremst.

      Es krachte zu Boden, überschlug sich unter splitternden Geräuschen und blieb dann still liegen. Der Anführer der Sendhoren stieß einen schrillen Pfiff aus, und dann eilten seine Untergebenen von allen Seiten her auf das Beuteobjekt zu.

      *

      Stöhnend kam Lars Gunnarsson wieder zu sich.

      Er schluckte und spürte den süßlichen Geschmack seines eigenen Blutes, zudem hatte er das sichere Gefühl, dass einige seiner Zähne locker waren. Blut tropfte auch aus seiner Nase und lief ihm in die Augen. Sie waren so verklebt, dass er nichts von der Umgebung erkennen konnte, und sein Schädel brummte wie die Bässe einer riesigen Orgel.

      »Nur ruhig, alter Knabe! Du lebst ja noch!«

      Mühsam langte er in eine Tasche seiner Kombination, holte ein Reinigungstuch hervor und wischte über sein Gesicht. Dann bekam er die Augen auf, blinzelte und sah, dass die Spear auf dem Rücken lag. Unter ihm war eine glatte Glasfläche, die er als eine der Sichtluken des Fahrzeugs erkannte. Neben ihm bildete eine chaotische Ansammlung von herumgeschleuderten losen Gegenständen eine Art von wenig erbaulichem Stillleben.

      »Wo ist Luca?«

      Er richtete sich langsam auf, ignorierte die bunten Ringe vor den Augen und atmete tief durch. Allmählich wurde ihm besser, und er sah sich nach seinem Gefährten um. Er entdeckte ihn unter den Überresten des kleinen Medoschranks, der sich beim Aufschlag losgerissen und seinen Inhalt verstreut hatte. Der Kybernetiker lag verkrümmt da und regte sich nicht.

      »Verdammt, das hat uns wirklich böse erwischt!«, brummte Lars undeutlich und spuckte einen Mundvoll Blut aus. Er erhob sich vollends, unter seinen Füßen knirschten die Scherben mehrerer zerstörter Bildschirme. Der Pilotensitz befand sich genau über ihm, die Anschnallgurte waren herausgesprungen und baumelten rings um seinen Kopf.

      »Wie die Anfänger haben wir uns benommen! Dabei hätten wir mit allem rechnen müssen, nachdem keine der Anlagen mehr funktionierte. Hätten wir uns angeschnallt, wäre uns vieles erspart geblieben.«

      Er bewegte sich zur Seite, räumte Plastikteile und geborstene Medikamentenbehälter fort und drehte Ladora auf den Rücken. Der Freund war noch ohne Bewusstsein, seine linke Schläfengegend wurde von einer mächtigen Beule geziert. Gunnarsson tastete seine Glieder ab und stellte beruhigt fest, dass offenbar nichts gebrochen war. Er tätschelte Lucas Wangen, erzielte aber damit keinen Erfolg. Dann fiel sein Blick auf eine heil gebliebene Flasche, und ein flüchtiges Lächeln

Скачать книгу