Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton
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Wie ein Rausch kam es über das künstliche Bewusstsein des Kosmischen Instrukteurs. Eine unendlich lang erscheinende Zeit hatte er das köstliche Gefühl der in ihn strömenden Energie entbehren müssen. Nun jedoch überwältigte es ihn förmlich und ließ ihn alles andere vergessen.
*
Min Jian-Ksu stapfte durch den Ringkorridor im Kabinentrakt der PROKYON X. Seine Miene war mürrisch, auf der Stirn unter dem kahlen Schädel stand eine steile Falte.
Taff Caine und seine Männer hatten ihn wieder einmal hintergangen, das stand für ihn fest. Sein ausdrücklicher Befehl, die Position des Schiffes nicht zu verändern, war zwar befolgt worden, doch dafür musste etwas anderes im Gange sein. Wo befanden sich Luca Ladora und Lars Gunnarsson?
Er war sicher, dass er sie nicht in ihren Kabinen vorfinden würde. Wo aber sonst, bei den Geistern seiner Ahnen, mochten sie sein?
»Ärger – nichts als Ärger!«, murmelte er vor sich hin. »Ich werde den Tag preisen, an dem er aufhört, und den Ahnen auf den Knien danken. Gleichzeitig wird meine Seele aber auch zutiefst beunruhigt sein – eine PROKYON-Crew, die sich allem fügt und keinerlei Eigeninitiative mehr entwickelt, wäre ein herber Verlust für die allseits bedrohte Erde!«
Seine Besorgnis wegen der augenblicklichen Lage überwog jedoch. Das Schiff befand sich mitten in dieser seltsamen Falle oder Blase, in jedem Augenblick konnte der noch verborgene Gegner aktiv werden. Selbst dann, wenn es nur Ashkar sein sollte, war das schon bedenklich genug. Schließlich hatte dieses Überwesen aus der Vergangenheit deutlich genug gezeigt, wozu es fähig war.
Min erreichte die Kabine der beiden Raumfahrer und betätigte den Öffnungskontakt. Die Tür fuhr geräuschlos zur Seite, die Beleuchtung flammte automatisch auf. Der Asiate blieb im Eingang stehen, seine Blicke durchforschten den Raum.
Nichts!
Er hatte Recht behalten, die beiden Männer waren nicht anwesend. Die Tür zum Hygieneraum stand offen, auch darin waren sie nicht. Min Jian-Ksu stieß eine Verwünschung aus, sein Groll gegen Taff wuchs ins Unermessliche. Nun hegte er bereits einen konkreten Verdacht, nur die letzte Bestätigung fehlte noch.
Er fand sie, als er im Beiboothangar der PROKYON angekommen war. Eine der beiden Spears fehlte, mehr brauchte er nicht zu wissen.
»Sie können es einfach nicht lassen! Die Frage ist nur, ob diese beiden eigenmächtig gehandelt haben mögen. Nein, das ganz bestimmt nicht – oder sie sind zumindest von den anderen gedeckt worden. Der Astrogator musste das Boot auf seinen Schirmen haben, sobald es das Schiff verließ, und er hat geschwiegen! Das besagt genug.«
Der Minister begab sich zurück in die Steuerzentrale. Als er sie betrat, genügte ein Blick in sein Gesicht, um die anderen wissen zu lassen, was ihnen nun bevorstand.
»Armer Taff!«, flüsterte Mitani ihrem Gefährten ins Ohr. »Gleich bricht der Sturm los, und der Vogel hat kein Nest, in dem er Zuflucht finden kann ...«
Langsam kam Min auf den Commander zu, der sich erhoben hatte und ihm ruhig entgegensah. Drei Schritte vor ihm blieb er stehen, und seine Blicke musterten der Reihe nach alle Anwesenden. Dorit und Orvid beugten sich geflissentlich über ihre Instrumente und mimten Harmlosigkeit, Mitanis Augen glitten zwischen den beiden Männern hin und her. Nur Toburu-Chan und Rhegos Kytall lächelten versteckt und schienen gespannt zu sein, wie sich Caine diesmal gegen seinen höchsten Vorgesetzten behaupten würde.
»Oberst Taff Caine!«, sagte Min Jian-Ksu betont ruhig, aber mit einem unüberhörbar grollenden Unterton. »Sie wissen natürlich sehr gut, was ich gefunden – oder vielmehr nicht gefunden habe. Außer Gunnarsson und Ladora fehlt noch eine Spear. Würden Sie bitte die übergroße Güte haben, mich über ihren Verbleib aufzuklären?«
Taff neigte den Kopf, wich aber seinem zornigen Blick nicht aus. Er erklärte genauso ruhig und deutlich akzentuiert: »Selbstverständlich, Herr Minister. Das Fahrzeug ist mit diesen beiden Männern unterwegs, um die Verhältnisse in dieser Falle zu erkunden, damit vielleicht eine Stelle entdeckt; wird, an der ein Ausbruchsversuch unternommen werden kann. Eine Maßnahme, die allein unserer Sicherheit dienen sollte, die im Augenblick höchst fraglich ist, und für die ich die volle Verantwortung trage.«
»Sagten Sie Maßnahme?«, brüllte Min nun plötzlich los. »Ich würde dies eher als Insubordination bezeichnen, als eine bewusste Missachtung meines eindeutigen Befehls! Sie bewegen sich wieder einmal auf jenen Pfaden, die Ihnen schon zu Marschall Drechslers Zeiten Strafen und Misskredit eingebracht haben. Wenn unsere Sicherheit bedroht ist, dann nur Ihretwegen, denn ohne Ihr Zutun wären wir niemals hierher und in diese Blase gelangt! Wie können Sie in diesem Zusammenhang überhaupt noch von Verantwortung reden, Herr?«
»Insofern, dass ich nicht vorhabe, mich vor ihr zu drücken, soweit es diese Exkursion betrifft«, gab Taff mit weniger als der halben Phonstärke zurück. »Im Übrigen muss ich zugeben, dass Sie vollkommen Recht haben. Jetzt bin ich selbst nicht mehr davon überzeugt, ob dies wirklich ein so guter Einfall war, wie ich glaubte.«
Min Jian-Ksu sah ihn mit ehrlicher Verblüffung an.
»Solche Worte ausgerechnet aus Ihrem Mund klingen so unglaublich, dass ich meinen Ohren kaum zu trauen wage. Was hat Sie zu diesem radikalen Sinneswandel veranlasst, Taff?«
»Die Umstände, die deutlich gegen mich sprechen, Meister des Tadels. Das Boot mit den beiden Männern konnte von den Instrumenten anfänglich gut verfolgt werden. Es erreichte die Nähe der Energiewand, verharrte dort und nahm verschiedene Testmessungen vor. Dann kam es jedoch an dieser Stelle zu einer ungewöhnlichen Störung, die alle Ortungen für einige Zeit lahmlegte. Orvid hat diese Tatsache erst vor wenigen Minuten feststellen können, als er die gespeicherten Werte nachkontrollierte. In dieser Zeit verschwand die Spear spurlos, und auch die Funkverbindung brach ab. Es ist also offenkundig, dass ich einen Fehler begangen habe, als ich Lars und Luca bat, diesen Flug anzutreten. Wir alle machen uns jetzt die größten Sorgen um sie.«
»Ich kann dies alles voll bestätigen, Min«, warf Toburu-Chan ein. »Zu Taffs Verteidigung möchte ich anführen, dass ich kaum anders gehandelt hätte. Ganz ohne Risiko geht es eben nicht, weder im normalen Leben, noch in der Raumfahrt.«
»Normales Leben?«, knurrte der Asiate mit verzogenem Gesicht. »Ich bezweifle stark, ob es ein solches je wieder für mich geben wird. Es war leichtsinnig von mir, mich an Bord der PROKYON zu begeben, und Leichtsinn wird stets von den Göttern bestraft, wie die Erfahrung lehrt.«
»Die berühmte Einsicht, die bekanntlich stets zu spät kommt«, bemerkte Mitani halblaut. Die Atmosphäre hatte sich deutlich entspannt, das reinigende Gewitter war zwar heftig, aber kurz gewesen. Min Jian-Ksu sah zu Boden und überlegte kurze Zeit. Dann fuhr er herum und wandte sich an Caine.
»Was auch immer geschehen ist, es soll vorerst vergessen sein. Starten Sie sofort das Schiff, Taff! Fliegen Sie die Stelle an, an der die Spear mit den beiden Männern verschwunden ist. Wir müssen alles tun, was in unseren Kräften steht, um sie zu finden und zu retten.«
Taff nickte kurz und begab sich in den Pilotensitz. Seine Finger hasteten über die Kontrollen, die Konverter im Maschinenraum liefen an. Im gleichen Moment stieß jedoch Orvid Bashkiri einen Warnruf aus.
»Warte noch, Taff! Da drüben tut sich etwas, ich muss die Daten aber erst kontrollieren und auswerten. Eine halbe Minute genügt.«