Unheimlich. Ursula Isbel-Dotzler

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Unheimlich - Ursula Isbel-Dotzler

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stimmte; doch es war auch so, daß ihre Anwesenheit mich daran hinderte, einfach von hier fortzugehen. Aber das sprach ich nicht aus. Die Bedienung kam aus der Imbißstube und sagte etwas, worauf Kristin ganz begeistert war und rief: „Du, Frankie, sie backt jetzt Waffeln, und wir können welche haben! Schwedische Waffeln sind einfach ein Gedicht, sage ich dir!“

      Das „Gedicht“ wurde uns eine Viertelstunde später im Freien serviert. Jede von uns bekam eine große, halbmondförmige Waffel, noch heiß, mit Sahne und Blaubeermarmelade darauf.

      Es schmeckte wirklich göttlich. Hinterher hatten wir Sahneschnurrbärte und blaue Zähne, saßen wie aufgeblähte Frösche da und rührten uns nicht von der Stelle.

      Kristin stöhnte. „Teufel, bin ich satt! So voll war mein Bauch schon lange nicht mehr.“

      Eine Weile sahen wir friedlich durch das Laubdach der Birke zum Himmel auf, und ich dachte: Jetzt rühre ich mich nicht mehr vom Fleck! Das Pfarrhaus und alles, was damit verbunden war, schien sehr fern, wie zurückgelassen in einem anderen Land, einem Land, das ich am liebsten aus meinem Gedächtnis gestrichen hätte.

      Da sagte Kristin: „Jetzt suchen wir uns eine Telefonzelle und rufen Sten und Magnus an!“

      Ich sagte gar nichts. Nicht einmal an Magnus mochte ich denken. Er war zu eng mit all dem verknüpft, was ich vergessen wollte.

      Doch ich widersprach nicht. Ich wußte ja, daß wir nicht hierbleiben und einfach alles aus unserem Leben streichen konnten, was geschehen war.

      Wir zahlten, stiegen auf unsere Fahrräder und stellten fest, daß es in Rävbo keine Telefonzelle gab. Dafür fanden wir einen Wegweiser an der Landstraße, der anzeigte, daß es links nach Lilletorp und rechts zu einem Ort namens Ekeby ging.

      Wir machten halt. „Wer weiß, ob Ekeby nicht genauso ein Nest ist wie Rävbo“, sagte Kristin. „Da finden wir vielleicht auch kein Telefon. Am besten radeln wir jetzt gemütlich nach Lilletorp zurück und sehen dort gleich selbst nach, ob Sten und Magnus zu Hause sind.“

      Sie sah mich von der Seite an. „Mach doch nicht so ein Gesicht, als würde ich dich in die Verbannung schicken, Frankie! Wir müssen schließlich irgendwann wieder nach Hause zurück.“

      Ich sagte bitter: „Du hast gut reden. Du schläfst nachts wie ein Stein und hörst keinen Ton, hast auch keine seltsamen Träume und denkst, daß ich mir im Grund alles nur einbilde…“

      Dabei starrte ich Kristin an und merkte, daß meine verzweifelte Lage richtig feindselige Gefühle gegen sie, meine beste Freundin, in mir auslösten, wie ich sie nie vorher gekannt hatte.

      „Aber Frankie!“ sagte sie erschrocken. „Sieh mich nicht so an, als wäre ich dein Feind! Und jetzt versprich mir eines: Wenn du nachts wieder Geräusche hörst oder etwas Gruseliges träumst, weckst du mich sofort auf, einverstanden? Dann fühlst du dich nicht so allein gelassen, und wir sind beisammen und können gemeinsam überlegen, was wir tun sollen… Versprichst du mir das?“

      „Ja“, erwiderte ich. „Ich hab mir das schon vorgenommen. Allein könnte ich es nicht durchhalten. Ich würde sowieso am liebsten auf und davonlaufen.“

      Schweigend fuhren wir nach Lilletorp zurück. Ich glaube, Kristin ahnte noch immer nicht, wie ernst mir damit war, und daß ich nur ihretwegen blieb – daß ich nur aus Freundschaft zu ihr ausharrte.

      12

      Sten und Magnus waren nicht zu Hause. Stens Mutter sagte etwas von einer Werksbesichtigung, zu der die beiden mit ihrer Klasse gefahren waren, und versprach, Sten bei seiner Rückkehr auszurichten, daß er uns im Pfarrhaus anrufen solle.

      Als wir auf die Hauptstraße von Lilletorp kamen, hupte es plötzlich hinter uns. Es war Kristins Vater in seinem blauen Volvo.

      „Ich lade euch zu einem Eis ein“, sagte er. „Wenn euch das mit mir altem Kerl nicht zu langweilig ist, natürlich.“

      Wir sagten, daß wir uns sehr gern zu einem Eis einladen ließen, obwohl unsere Bäuche noch voll von den Waffeln waren. Dann setzten wir uns auf die Korbstühle vor dem Krogen und bekamen zwei große Eisbecher mit Sahne und Fruchtsalat.

      Professor Zetterlund war in ungewöhnlich redseliger Stimmung. „Ich habe eine ganze Kiste voller Bücher mitgebracht“, sagte er. „Ausländische Fachbücher sind hier in der Provinz nicht leicht zu bekommen. In Stockholm war das etwas anderes; da hatte ich einen Buchhändler, der konnte alles für mich auftreiben. Aber ich kann nicht jedesmal eigens nach Stockholm fahren, um…“

      Kristin unterbrach ihn. „Weshalb bist du eigentlich von Stockholm weggezogen, Vater?“ fragte sie. „Ich verstehe das nicht. Du hattest da doch eine prima Wohnung, und hier ist wirklich nichts los. Ich würde nie in so ein einsames altes Haus im Wald ziehen, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen.“

      Er erwiderte: „Für mich ist die Einsamkeit ein Vorzug – ich kann hier ungestört arbeiten und fühle mich sehr wohl.“ Doch ich fand, daß die Antwort ausweichend klang.

      Er rückte an seiner Brille. Kristin sah ihn an und widersprach: „Aber deine Wohnung in Stockholm war doch auch sehr ruhig!“

      „Ruhig?“ sagte er. „Dauernd ging das Telefon. Vor allem nach dem Diebstahl der Ausgrabungsstücke hatte ich keine Ruhe mehr vor den Reportern. Sie belagerten mich wochenlang. Jetzt weiß kaum jemand meine neue Adresse. Hier bin ich sicher vor all den Leuten, die mich von der Arbeit abhalten und belästigen.“ Er stockte. „Außerdem ist zuletzt mehrmals bei mir eingebrochen worden.“

      „In deiner Stockholmer Wohnung?“ fragte Kristin erstaunt.

      Ihr Vater nickte. „Ja. Irgend jemand bildete sich wohl ein, ich hätte eine Menge Geld in der Matratze versteckt oder so.“

      Er lachte, aber ich merkte, daß er die Sache gar nicht lustig fand. „Nicht sehr angenehm, wenn man immer befürchten muß, seine Wohnung durchwühlt vorzufinden, sobald man für ein paar Tage verreist. Hier kann ich in Ruhe leben und arbeiten.“

      Ich fragte: „Ist denn etwas aus Ihrer Stockholmer Wohnung gestohlen worden?“

      Er musterte mich nachdenklich. „Nein, eigentlich nicht. Ich habe ja keine Kostbarkeiten um mich angehäuft, weder größere Geldsummen noch Schmuck oder Antiquitäten. Es lohnt sich wirklich nicht, bei mir einzubrechen. Trotzdem hat man es viermal versucht.“

      „Viermal!“ rief Kristin. „Davon hast du mir ja gar nichts geschrieben! Meinst du, daß es immer die gleichen Leute waren – daß sie etwas Bestimmtes bei dir gesucht haben?“

      „Keine Ahnung“, sagte Professor Zetterlund zögernd. „Ein Kollege meinte einmal, die Einbrecher könnten es auf Dokumente über bestimmte Ausgrabungsstätten abgesehen haben, aber das glaube ich nicht. Damals gab es in Stockholm eine regelrechte Einbruchswelle, und es waren mehrere Banden am Werk, wie man mir bei der Polizei sagte.“

      „Du hättest dir eben eine Alarmanlage einbauen lassen müssen“, meinte Kristin.

      „Unsinn! Bei mir gibt es nichts zu holen, da brauche ich auch keine Alarmanlage. Solche Geräte lohnen sich nur für reiche Leute. Ich bin schießlich nur ein Archäologe mit mittelmäßigem Einkommen.“ Und er lachte leise.

      „Immerhin

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