Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg Chefarzt Dr. Norden Paket

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das ist es ganz und gar nicht«, widersprach sie. Sie löste sich aus der Umarmung, um ihm in die Augen zu sehen. »Glaub mir, ich kenne mich damit aus.«

      Moritz’ Herz zog sich zusammen. Er streckte die Hand aus und strich Leonie eine blonde Strähne aus der Stirn.

      »Du scheinst bisher nicht viel Glück in der Liebe gehabt zu haben. Das werde ich ändern. Ich schwöre es!« Er hob die Hand zum Schwur. »Aber jetzt erzähle mir erst einmal, was überhaupt passiert ist.«

      In stockenden Worten berichtete Leonie von der unglaublichen Unterstellung ihres Sohnes.

      »Er hat mir vorgeworfen, das alles mit dir geplant zu haben. Und dann ist er zusammengebrochen.« Leonie war wild entschlossen, an Moritz’ Unschuld zu glauben. Und doch blieb ein winziger Zweifel.

      Er sah ihn in ihren Augen.

      »Du glaubst ihm?«

      »Nein … Vielleicht … Ach, ich weiß überhaupt nicht, was ich noch denken soll.« Tränen stiegen ihr in die Augen, und sie wandte sich schnell ab. Auf keinen Fall sollte er sie weinen sehen.

      Moritz betrachtete ihren Rücken und kämpfte mit der Enttäuschung. Doch wenn er ganz ehrlich mit sich selbst war, konnte er Leonie sogar ein wenig verstehen. Wäre es ihm in so einer Situation nicht genauso ergangen?

      »Es gibt da etwas, was ich dir sagen muss.«

      Schlagartig verknotete sich Leonies Magen. Hatte sie nicht den ganzen Tag schon geahnt, dass an dieser Geschichte etwas faul war? Es wäre auch zu schön gewesen, um wahr zu sein. Sie musste allen Mut zusammennehmen, damit es ihr gelang, sich umzudrehen.

      »Ja?« Ihre Miene war verschlossen und abweisend.

      Moritz ahnte, was in ihr vorging, und lächelte sanft.

      »Keine Angst. Ich bin nicht vergeben. Zumindest nicht so, wie du denkst.« Leonies Miene sprach Bände. Am liebsten hätte er sie an sich gezogen, um ihre Bedenken zu zerstreuen. Doch das war jetzt nicht der richtige Moment. »Ich habe eine Tochter. Sie ist ein paar Jahre älter als Caspar. Wenn sie mir so etwas an den Kopf werfen würde, hätte ich auch meine Zweifel.«

      Leonie starrte ihn an, als hätte er um ihre Hand angehalten. Es dauerte einen Moment, bis sie ihre Gedanken sortiert und ihren Humor wiedergefunden hatte.

      »Gib zu, dass du ein Außerirdischer bist, der die Gedanken der kleinen, dummen Menschen lesen kann«, scherzte sie, um ihre Verlegenheit zu überspielen.

      Moritz lachte und wollte sie endlich wieder in seine Arme ziehen, als sich die Tür des Behandlungsraums öffnete und Dr. Kayser zu ihnen trat.

      Sofort vergaß Leonie alles andere um sich herum.

      »Wie geht es meinem Sohn?«, fragte sie atemlos.

      Carsten Kayser lächelte.

      »Lungenprobleme sind eine typische Komplikation der Chikungunya-Infektion. Zum Glück haben Sie schnell reagiert. Es ist uns gelungen, seine Spontanatmung aufrecht zu erhalten. Wir unterstützen seine Atmung nun mit ­einer Maske. Außerdem erhält er einige Medikamente. Ich denke, wir haben die Sache jetzt im Griff.«

      Vor Erleichterung wäre Leonie um ein Haar wieder in Tränen ausgebrochen.

      »Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll.«

      »Denken Sie an die Anstalts­tracht!«, schmunzelte Dr. Kayser und wollte sich schon verabschieden.

      Doch Leonie hatte noch eine Frage auf dem Herzen.

      »Kann ich Caspar sehen?«

      Die Miene des Tropenmediziners verfinsterte sich.

      »Er hat ausdrücklich um Ruhe gebeten. Keine Besuche. Von niemandem.« Es war ihm anzusehen, dass es ihm nicht gefiel, diese Botschaft zu überbringen. »Es tut mir leid.« Mehr gab es nicht dazu zu sagen.

      *

      »Jetzt habe ich dich!« Zufrieden wie lange nicht blickte der Verwaltungsdirektor am nächsten Morgen auf die Telefonlisten, die ihm seine Assistentin Regina Kampe auf den Tisch gelegt hatte. Eine Nummer hatte sie mehrfach markiert. Gleich drei Mal hatte Dr. Daniel Norden mit dem Forschungsinstitut telefoniert. »Das ist der Beweis, nach dem ich gesucht habe.« Fuchs griff zum Telefonhörer und wählte Daniel Nordens Nummer.

      Ein paar Minuten später stand der Chefarzt in seinem Büro.

      »Sie wollten mich sprechen?«

      »Ah, Herr Dr. Norden.« Rasch fuhr sich Dieter Fuchs über die Halbglatze, um sich zu versichern, dass die schütteren Strähnen noch an ihrem Platz lagen. Er stand auf, strich das Cordsakko glatt und kam um den Schreibtisch herum. »Gut, dass Sie gleich kommen konnten.« Er bat Daniel hinüber in die Besucherecke. Das abgewetzte Ledersofa machte seinem Spitznamen ›Sparfuchs‹ alle Ehre. »Setzen Sie sich, setzen Sie sich.«

      Zögernd kam Daniel der Aufforderung nach. Fuchs nahm ihm gegenüber Platz. Sein aufgesetztes Lächeln war verdächtig.

      »Dauert es lange? Ich habe ein paar dringende Fälle …«

      »Die können warten«, beschied Dieter Fuchs. »Besser noch, Sie geben diese Patienten gleich an Ihren Stellvertreter ab.«

      Überrascht runzelte Daniel die Stirn.

      »Warum sollte ich das tun?«

      Siegessicher bleckte der Verwaltungsdirektor die Zähne. Auf diesen Moment hatte er sehnsüchtig gewartet. Jetzt wollte er ihn bis zur Neige auskosten.

      »Mir ist da eine sehr unschöne Geschichte zu Ohren gekommen«, begann er, ohne seinen Gegenspieler aus den Augen zu lassen. Wie würde Norden auf die Anschuldigungen reagieren? »Ihr Ehrgeiz in Ehren, Norden. Aber dass Sie Patienten, noch dazu Kinder, als menschliche Versuchskaninchen missbrauchen, geht einen Schritt zu weit.«

      Überrascht bemerkt er das feine Lächeln, das um Dr. Nordens Mundwinkel spielte. Was, wenn Lammers sich getäuscht hatte? Wie würde er, der Verwaltungschef, dann dastehen? Doch so schnell wollte sich Dieter Fuchs nicht verunsichern lassen. Vom Hörensagen wusste er, dass der neue Chefarzt ein Mann war, der sich nicht gern in die Karten schauen ließ.

      »Lassen Sie mich raten«, verlangte Daniel in seine Gedanken hinein. »Das hat Ihnen der geschätzte Kollege Lammers erzählt.«

      Innerlich zuckte Fuchs zusammen. Er konnte nur hoffen, dass seine Miene so undurchdringlich war wie erhofft.

      »Woher ich meine Informationen beziehe, tut hier nichts zur Sache«, erwiderte er schärfer als beabsichtigt. Jede Freundlichkeit war aus seinem Gesicht verschwunden. Hektische rote Flecken erschienen auf seinen Wangen. »Ich frage Sie noch einmal: Haben Sie ein Kind mit einem nicht zugelassenen Medikament behandelt?« Als er sah, wie Daniel sich in aller Seelenruhe zurücklehnte und die Beine übereinanderschlug, wäre er ihm am liebsten an die Gurgel gegangen.

      »Nein, das habe ich natürlich nicht«, antwortete Dr. Norden schlicht.

      »Was für eine unglaubliche Dreistigkeit, mir einfach so ins Gesicht zu lügen!« Wütend sprang Dieter Fuchs auf und eilte zum Schreibtisch. »Sie halten sich wohl für

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