Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 52
»Darf ich Niklas ganz kurz untersuchen? Es dauert auch nicht lange.«
»Natürlich.« Gregor stellte den Teller zur Seite und stand auf, um Platz zu machen.
Felicitas fühlte Niklas’ Puls, hörte seine Brust ab und kontrollierte die Werte der letzten Blutuntersuchung. Die Ergebnisse waren erstaunlich. Trotzdem nahm sie Gregor Kronseder zur Seite.
»Im Augenblick scheint es Ihrem Sohn tatsächlich besser zu gehen. Ich möchte Sie nur bitten, nicht zu erschrecken, wenn sich das wieder ändern sollte.« Aus eigener bitterer Erfahrung wusste sie, wie schnell Eltern neue Hoffnung schöpften. Und wie tief der Fall war, wenn sich diese Hoffnung nicht erfüllte.
»Wie meinen Sie das?«, fragte er skeptisch.
»Besonders bei Kindern kommt es manchmal vor, dass sich der Zustand kurzfristig bessert. Leider lässt sich daraus nicht auf die weitere Genesung schließen.«
Gregors Augen wurden schmal.
»Sie gönnen uns den Erfolg nicht, was?«
Diese Worte trafen Fee mitten ins Herz.
»Wenn mir etwas am Herzen liegt, dann ist es jedes Kind, das ich gesund aus dieser Klinik entlassen kann«, erwiderte sie reserviert.
Trotz ihres Ärgers verabschiedete sie sich freundlich von Vater und Sohn, ehe sie sich auf den Weg zu ihrem Mann machte. Was hatte Daniel mit dem Zustand von Niklas Kronseder zu tun?
*
Bei seinem nächsten Besuch in Dieter Fuchs’ Büro nahm Volker Lammers die Bitte des Verwaltungsdirektors ernst. Er meldete sich telefonisch an und traf seinen Verbündeten an einem verschwiegenen Ort.
Fuchs betrachtete ihn mit deutlicher Skepsis im Blick.
»Ich hoffe, du verschwendest meine Zeit nicht.«
»Norden hat angebissen.« Volker Lammers konnte sein Geheimnis nicht länger für sich behalten.
»Woher weißt du das?«
»Heute Vormittag sind ein paar merkwürdige Dinge passiert. Zuerst war der Bote eines Labors bei mir, der sich verlaufen hatte. Er wollte zu Dr. Daniel Norden. Als ich selbst etwa eine halbe Stunde später zum Chef wollte, war er nicht zu sprechen. Daraufhin beschloss ich, dem Bengel einen Besuch abstatten.« Lammers machte ein geheimnisvolles Gesicht. »Stell dir vor: Die Tür war verriegelt.«
Dieter Fuchs lachte abfällig.
»Tut mir leid. Aber das reicht bei Weitem nicht, um einen Chefarzt loszuwerden.«
Obwohl sich Lammers über die Zweifel seines Kompagnons ärgerte, blieb er unverändert freundlich.
»Immer langsam mit den jungen Pferden«, beschwor er Fuchs mit erhobenen Händen. »Vorhin habe ich mir den Balg selbst angesehen. Es geht ihm tatsächlich besser. Das ist der Beweis, dass Norden das nicht zugelassene Präparat besorgt und ihm verabreicht hat.«
Nachdenklich wiegte Dieter Fuchs den Kopf. Allmählich gerieten seine Zweifel ins Wanken.
»Du glaubst wirklich, dass er einen Alleingang gewagt hat?«
»Wenn du mir nicht glaubst, kannst du dir Nordens Telefonlisten besorgen. Dann hast du es schwarz auf weiß, dass er mit dem Institut Kontakt aufgenommen hat.«
»Eine gute Idee.« Der Verwaltungsdirektor erhob sich vom Stuhl und begann, mit auf dem Rücken verschränkten Händen im Zimmer auf und ab zu gehen. Schließlich blieb er vor Volker Lammers stehen. »Dann fehlt nur noch ein Geständnis«, teilte er ihm das Ergebnis seiner Überlegungen mit.
»Das bekommst du«, versprach der Kinderchirurg und ging zur Tür. »Heute noch.« Damit verließ er das kleine Zimmer im hintersten Eck der Klinik und machte sich auf den Weg zu Dr. Daniel Norden. Nie zuvor hatte er sich mehr auf eine Begegnung ihm gefreut wie in diesem Moment.
*
Zum ersten Mal an diesem ereignisreichen Tag fand Daniel Norden ein paar Minuten Ruhe. Er packte das belegte Brötchen aus, das er bei Lenni im Klinikkiosk erstanden hatte. Seit es im Hause Norden kaum mehr etwas zu tun gab, hatte sich die Haushälterin mit ihrem Lebensgefährten einer neuen Aufgabe verschrieben, und beide halfen immer dann im Kiosk aus, wenn Tatjana keine Zeit hatte.
Daniel hatte es sich in der Besucherecke gemütlich gemacht und wollte eben in sein Sandwich beißen, als es klopfte. Seufzend legte er das Brötchen zurück, ehe er den Besucher hereinrief.
»Tut mir leid, dass ich Sie störe, Chef«, entschuldigte sich Andrea Sander aufrichtig. »Aber Dr. Lammers ist heute schon zum zweiten Mal hier. Er sagt, es sei wichtig.«
»Ist es das bei ihm nicht immer?« Daniel schnitt eine Grimasse. »Dann wollen wir ihn nicht länger auf die Folter spannen. Herein mit ihm.«
Entschieden griff Daniel wieder zu seinem verspäteten Mittagessen und biss in das knackige Brötchen. Andrea unterdrückte ein herzhaftes Lachen und bat den Kinderchirurgen herein.
Dir wird der Appetit gleich vergehen!, schoss es Volker beim Anblick des Chefs durch den Kopf.
»Guten Appetit«, wünschte er scheinheilig. »Lassen Sie es sich schmecken.« Als er das Büro durchquerte, warf er einen Blick auf den Schreibtisch. Dort lag gut sichtbar das Kuvert des Forschungsinstituts. Um ein Haar hätte Volker Lammers laut aufgelacht. Die Schlinge um Nordens Hals hatte sich zugezogen. Er wusste es nur noch nicht.
Statt einer Antwort nickte Daniel mit vollen Backen. Mit einer Geste bot er Lammers den Sessel gegenüber an. Während er ihm dabei zusah, wie er sich setzte, trank er einen Schluck Wasser.
»Was kann ich für Sie tun, Kollege Lammers?« Seine Ahnungslosigkeit war geheuchelt.
»Ich war vorhin bei dem kleinen Kronseder. Es geht ihm viel besser als noch heute früh.«
Daniel stellte das Glas zurück auf den Tisch.
»Hoffentlich haben Sie sich ebenso darüber gefreut wie ich.«
»Natürlich.« Lammers bleckte die Zähne. »Ich frage mich nur, wie das sein kann. Heute Morgen war der Bengel dem Tod noch näher als dem Leben. Und jetzt …« Er machte eine kunstvolle Pause. Doch nicht das kleinste Zucken in Dr. Nordens Gesicht verriet seine Gedanken. »Was haben Sie ihm gegeben?«
Es gab vielfältige Gründe, warum Daniel Norden Chefarzt der Behnisch-Klinik geworden war. Einer davon war sein scharfer Verstand. Er durchschaute Lammers’ Absicht sofort.
»Spielt das eine Rolle? Hauptsache, es geht dem Kleinen besser.«
Volker Lammers wähnte sich auf der Zielgeraden. Von einer plötzlichen Unruhe ergriffen, sprang er auf und begann, im Zimmer auf und ab zu laufen.
Mit gerunzelter Stirn sah Dr. Norden ihm dabei zu. Endlich blieb Lammers stehen. Er nahm seinen Chef ins Visier.
»Sie haben dem Jungen tatsächlich ein Mittel verabreicht, das noch nicht einmal an Menschen getestet wurde?«
»Haben