Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 53
Doch Dr. Norden verzog keine Miene. Nachdem Lammers geendet hatte, herrschte tiefes Schweigen im Büro. Aus dem Vorzimmer klang Frau Sanders Stimme zu ihnen herüber. Offenbar telefonierte sie. Als sie geendet hatte, war alles still. Volker wurde nervös.
»Warum haben Sie nicht besser recherchiert?«, fragte er.
Endlich brach Daniel sein Schweigen und erhob sich.
»Wie oft haben Sie schon Grenzen überschritten, um Patienten zu helfen?«, stellte er eine Gegenfrage. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen.« Er ging zur Tür und öffnete sie. »Ich habe zu tun.«
Trotz seines Siegs war Lammers’ Blick voller Hass, als er an seinem Chef vorbei aus dem Zimmer stürmte. Der Rauswurf war schwer zu verkraften.
Kopfschüttelnd kehrte Daniel in die Besucherecke zurück, um wenigstens das Sandwich aufzuessen. Er wollte gerade einen wohlverdienten Bissen tun, als Andrea Sander den Kopf hereinsteckte.
»Was haben Sie denn mit Lammers angestellt? Normalerweise ist es mein Job, ihn zur Weißglut zu treiben.«
»Offenbar habe ich ungeahnte Qualitäten«, schmunzelte Dr. Norden, ehe er sich einen herzhaften Bissen Brötchen gönnte.
*
In Leonie Jürgens’ Leben kam es nicht oft vor, dass sich ein Tag wie Kaugummi in die Länge zog. Doch an diesem Dienstag ertappte sie sich mehrmals dabei, wie sie auf die Uhr auf ihrem Schreibtisch starrte.
»Noch so früh! Das kann doch nicht wahr sein!«, seufzte sie jedes Mal vor sich hin.
Doch endlich war es so weit, und am Ende musste sie sich sogar beeilen, um nicht zu spät zu ihrer Verabredung mit dem faszinierenden Moritz zu kommen. Er wartete schon vor der Tür des kleinen Cafés auf sie, als sie nach langwieriger Parkplatzsuche endlich über die Straße hastete.
»Tut mir leid, dass ich so spät bin.«
»Kein Problem. Ich hatte nur Angst, du hättest es dir anders überlegt«, gestand Moritz mit entwaffnender Offenheit und hielt ihr die Tür auf.
Ein feiner Duft nach Butter, Zucker und Vanille empfing sie. Das Murmeln der Gäste wurde vom lässigen Barjazz untermalt, den Tatjana so gern auflegte, passte er ihrer Meinung nach doch perfekt zu dem eigenwilligen Ambiente ihres Cafés.
Wie immer, wenn Leonie in diese Welt eintauchte, sah sie sich staunend wie ein Kind um.
»Weißt du, was mich hier immer wieder überrascht?«, wandte sie sich an Moritz.
»Du siehst so aus, als würdest du es mir gleich verraten«, erwiderte er, während er ihr aus dem Mantel half.
»Kein Stück in diesem Raum passt zum anderen. Und in einem anderen Kontext wäre diese gehämmerte Silberdecke ein Albtraum. Aber alles zusammen gesehen ergibt die perfekte Harmonie.«
»Wie bei einem alten Ehepaar.« Moritz lachte, ehe er ihren Mantel zur Garderobe brachte. Es dauerte, bis er sich einen Weg zurück zu Leonie gebahnt hatte. Obwohl das kleine Café in einer Stunde schließen würde, war es um diese Uhrzeit gut besucht. Sie saß inzwischen in der Ecke, die er für sie ausgesucht hatte. »Gefällt dir der Tisch? Ich habe ihn extra für uns reservieren lassen. Es ist mein Lieblingstisch.«
»Ach, dann bist du der Typ, der ihn mir immer vor der Nase wegschnappt?« Leonie lehnte sich zurück und musterte ihn. »Ich hoffe, du bist mit Rotwein und Flammkuchen einverstanden.«
»Ausgezeichnet. Wir haben keine Zeit zu verlieren.« Moritz setzte sich ihr gegenüber.
Nur mit Mühe konnte Leonie ihre Enttäuschung verbergen.
»Du hast heute Abend noch etwas vor?«
»Nein. Aber Frau Bohde schließt das Café um neunzehn Uhr. Und das, obwohl ich sie schon ungefähr hundert Mal gebeten habe, die Öffnungszeiten zu ändern.«
Der Wein wurde serviert. Leonie und Moritz sahen sich tief in die Augen, als sie anstießen.
»Ehrlich gesagt kann ich sie aber verstehen«, fuhr er fort, nachdem sie einen Schluck getrunken hatten. »Ich arbeite selbst in der Gastronomie und weiß, wie anstrengend es sein kann, rund um die Uhr für die Gäste da zu sein.«
Seine Worte hatten Leonie neugierig gemacht.
»Darf ich fragen, womit genau du deine Tage verbringst?«
»Du musst nur in das Hotel kommen, in dem ich arbeite. Dort kannst du mich in Aktion bewundern. Aber um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich bin Assistent der Direktion.«
»Interessant.« Das war die Untertreibung des Jahrhunderts. In Wahrheit konnte Leonie ihr Glück kaum fassen. Endlich ein Mann vom Fach, der nicht nur die Themen, sondern auch die Arbeitszeiten kannte, die eine Stelle in der Gastronomie mit sich brachte.
»Das stimmt. Allerdings bin ich im Augenblick nicht ganz zufrieden«, fuhr Moritz fort. Gedankenverloren drehte er sein Glas in den Händen. »Weißt du, in so einem großen Haus ist kein Platz für eigene Ideen. Immer geht es nur um Organisation, Umsätze, Auslastung, Zeitmanagement. Allmählich habe ich das Gefühl, dass meine Kreativität auf der Strecke bleibt.«
Leonie wusste nur zu gut, wovon er sprach. Erst seit sie selbst Chefin des familieneigenen Hotels geworden war, hatte sie Raum für eigene Ideen.
»Du klingst nicht sehr glücklich«, sagte sie ihm auf den Kopf zu.
»Das ist richtig.« Als Moritz sie ansah, blitzte die Begeisterung in seinen Augen auf. Es war offensichtlich, dass ihm gefiel, was er sah. »Aber ich bin nicht der Typ, der resigniert. Ich werde mir eine andere Aufgabe suchen.«
Schon wollte Leonie von ihrem Hotel und ihren Nachwuchsproblemen erzählen, als Marla mit dem Flammkuchen an den Tisch kam.
Leonie und Moritz griffen tatkräftig zu und schafften Platz für die großen Holzbretter. Ihre Hände berührten sich, und wie von einem Stromschlag getroffen zuckten beide gleichzeitig zurück.
Leonie beschloss kurzerhand, sich mit einem Scherz aus ihrer Verlegenheit zu retten.
»Die erste große Aufgabe, die auf dich wartet, ist dieser Flammkuchen hier.«
Moritz schenkte ihr einen durchdringenden Blick.
»Falsch. Die erste große Aufgabe ist es, das Herz dieser wunderschönen Frau zu erobern, die mir gegenübersitzt.« Ohne sie aus den Augen zu lassen, griff er nach einem Stück Flammkuchen.
Leonie tat es ihm nach, wohl wissend, dass sie vor Aufregung keinen Bissen hinunter bekommen würde.
*
Eine Stunde später verließen die beiden lachend und schwatzend das Café