Berliner Kriminalpolizei von 1945 bis zur Gegenwart. Polizeihistorische Sammlung

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Berliner Kriminalpolizei von 1945 bis zur Gegenwart - Polizeihistorische Sammlung

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hinaus hatte die politisch motivierte Gewaltbereitschaft eine „Qualität“ erreicht, bei der Brand- und Sprengstoffanschläge in verschiedenen deutschen Städten an der Tagesordnung waren. Örtlich agierende „Tupamaro“ übernahmen zum Teil die „Verantwortung“ dafür.

      Bedeutsamer als diese Verbrechen erwies sich für die kommende Entwicklung des Terrorismus in Deutschland jedoch die Brandstiftung in einem Kaufhaus Anfang April 1968 in Frankfurt am Main.

      Unter den Verhafteten, die einen erheblichen materiellen Schaden angerichtet hatten, befanden sich der aus München stammende Andreas Baader sowie die schwäbische Pfarrerstochter Gudrun Ensslin, die die Brandstiftung als „politische Aktion“ deklarierte und aussagte, diese aus Protest gegen die Gleichgültigkeit, mit der die Menschen den Völkermord in Vietnam hinnahmen, begangen zu haben.

      Baader und Ensslin wurden im Oktober 1968 zu drei Jahren Haft verurteilt, jedoch bereits im Juni 1969 wegen eines Revisionsantrages aus der Haft entlassen und kehrten nach Ablehnung dieses Begehrens nicht in die Haftanstalt zurück.

      Baader-Meinhof-Bande

      Erst 1970 nahm die Westberliner Polizei Baader bei einer Verkehrskontrolle fest, während Gudrun Ensslin endgültig in den Untergrund ging, um das „kapitalistische System in der Bundesrepublik“ mit Gewalt zu bekämpfen. Dazu sollte jedoch Baader befreit werden.

      Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof, die sich in Berlin kennen gelernt hatten, bereiteten die gewaltsame Befreiung vor. Am 14. Mai 1970 holten sie ihn gewaltsam aus der Bibliothek des Instituts für soziale Fragen in Berlin-Dahlem heraus, in die sich Baader zuvor vom Gefängnis aus hatte bringen lassen, und fügten einem Institutsangestellten eine schwere Schussverletzung zu.

      Neben Ensslin und Baader hatte nun auch Ulrike Meinhof den Weg in die Illegalität beschritten, und als sich ihnen auch noch Horst Mahler anschloss, sorgten sie in ganz kurzer Zeit als „Baader-Meinhof-Bande“ für Schlagzeilen.

      Sie gab sich zudem den programmatischen Namen „Rote Armee Fraktion“ (RAF) und war, nachdem sie in einem palästinensischen Camp in Jordanien paramilitärisch ausgebildet worden war, für Banküberfälle, mehrere Attentate, die Tote und Verletzte forderten, für Sprengstoffanschläge auf amerikanische Einrichtungen und anderes mehr verantwortlich.

      Nachdem im Oktober 1970 bereits Horst Mahler festgenommen werden konnte, endeten die verbrecherischen Karrieren von Andreas Baader, Holger Meins und Jan Carl Raspe am 1. Juni 1972 in Frankfurt am Main.

      Als nur wenige Wochen später (7. Juni 1972) Gudrun Ensslin in Hamburg und am 15. Juni 1972 Ulrike Meinhof und deren Begleiter Gerhard Müller festgenommen werden konnten, hatte man die Hoffnung, den Kern der RAF zerschlagen zu haben.

      Allerdings war diese Ansicht trügerisch. Nachdem die RAF-Aktivistin Brigitte Mohnhaupt aus der Haft entlassen worden war, ging sie sofort wieder in den Untergrund und übernahm dort die Führung einer Gruppe, zu der Peter-Jürgen Boock, Knut Folkerts, Rolf Heister, Christian Klar, Rolf Clemens Wagner und Stefan Wiesniewski gehörten.

      Am 7. April 1977 ermordete diese Gruppe den Generalbundesanwalt Siegfried Buback und dessen Fahrer Wolfgang Göbel auf der Fahrt zum Gebäude der Bundesanwaltschaft durch Schüsse aus einer Maschinenpistole und verletzten den Justizhauptwachmeister Georg Wurster so schwer, dass dieser nur wenige Tage später seinen Verletzungen erlag.

      Am 30. Juli 1977 versuchten sie den Vorstandsvorsitzenden der Dresdner Bank, Jürgen Ponto, aus dessen Haus zu entführen.

      Kurz zuvor hatte sich die der Familie Ponto seit Jahren bekannte Susanne Albrecht über die Sprechanlage der Eingangspforte gemeldet.

      Nachdem man sie und ihre Begleiter eingelassen hatte, kam es zum Versuch der Entführung, in dessen Verlauf der sich heftig wehrende Ponto erschossen wurde.

      Am 5. September 1977 entführten die Mitglieder des RAF-Kommandos „Siegfried Hausner“ den Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer. Beim Überfall wurden die Begleiter Schleyers, die Polizeihauptwachtmeister Ulmer und Brändle, der Polizeimeister Pieler sowie der Fahrer Marcisz erschossen.

      Nachdem im Anschluss an diese Tat die Forderungen der Erpresser, RAF-Häftlinge freizulassen, am harten Widerstand der Bundesregierung scheiterten, und auch das Kapern der Lufthansamaschine „Landshut“ durch palästinensische Terroristen zu einem Desaster für sie wurde (eine GSG-9-Einheit hatte die Maschine in Mogadischu gestürmt und die Geiseln befreit), begingen die in Stammheim inhaftierten Häftlinge Baader, Ensslin und Raspe Selbstmord (Ulrike Meinhof war bereits im Jahr zuvor freiwillig aus dem Leben geschieden).

      Am 19. Oktober 1977 fand die Polizei im Kofferraum eines geparkten Personenkraftwagens in Mühlhausen/Frankreich den ermordeten Arbeitgeberpräsidenten Schleyer.

      Im Jahre 1982 gelang der Polizei die Festnahme von Christian Klar und Brigitte Mohnhaupt.

      Mit dem Fall der Mauer am 9. November 1989 und den sich daraus ergebenden Möglichkeiten, Stasi-Unterlagen sichten zu können, wurde deutlich, wie eng die Kontakte der RAF-Mitglieder zum MfS gewesen sind. Inge Viett verhandelte ebenso mit dem MfS über die Lieferung von Sprengstoff und Waffen wie Christian Klar, Adelheid Schulz, Henning Beer und Helmut Pohl. Hinzu kam der Vorschlag des MfS zur Einbürgerung aussteigewilliger RAF-Kader, was den Vorteil beinhaltete, erstens eine gewisse Kontrolle ausüben und zweitens verhindern zu können, selbst Zielscheibe terroristischer Aktivitäten zu werden.

      Aktenfunde des Polizeilichen Staatsschutzes und anderer Dienststellen belegen darüber hinaus, das Viett, Klar, Schulz unter anderen an regelmäßiger paramilitärischer Ausbildung teilgenommen hatten. Da zum Übungsprogramm auch die Beschulung an der sowjetischen Panzerfaust RPG 7 gehörte und das Attentat gegen den US-General Kroesen in Heidelberg am 15. September 1981 mit einer solchen Waffe erfolgte, liegt zumindest der Verdacht nahe, dass das MfS bei der Vorbereitung dieses Verbrechens Hilfestellung geleistet hat.

      Mit dem „Untergang“ der DDR und dem „realen Sozialismus“ aber wurde den Linken und den Terroristen ein Großteil ihrer Basis entzogen. Eine Gruppe von Inhaftierten, der sich allerdings nicht alle RAF-Terroristen anschlossen, gab dann Anfang November 1992 die Erklärung ab, dass man nach Freilassung aus der Haft nicht mehr „zum bewaffneten Kampf“ zurückkehren werde.

      Da der Polizeiliche Staatsschutz in der Vergangenheit immer wieder mit Spionagetätigkeiten im ehemaligen Westberlin konfrontiert wurde, sollen nun einige Beispiele unterstreichen, unter welchen Voraussetzungen hier Aufklärungsarbeit betrieben wurde.

      Mordfall Moldenhauer

      Am 16. Juli 1980 wurde der in Heilbronn wohnhaft gewesene Bauarbeiter Bernd Moldenhauer auf einem Autobahn-Parkplatz zwischen Bad Hersfeld und Kirchheim erdrosselt aufgefunden.

      Nachdem bekannt geworden war, dass sich Moldenhauer noch am Wochenende zuvor in Westberlin aufgehalten hatte und hier mit Personen aus seinem Bekanntenkreis zusammengetroffen war, wurden diese auf Ersuchen der Kripo Bad Hersfeld beim Polizeilichen Staatsschutz vernommen, da bei diesem Treffen politische Hintergründe vermutet wurden.

      Zu ihnen gehörte der 45-jährige BVG-Angestellte Aribert Freder aus Berlin-Reinickendorf.

      Dieser brachte sich mit seiner Aussage in engen, persönlichen, örtlichen und zeitlichen Zusammenhang sowohl zum Getöteten als auch zur Tatzeit und zum Fundort der Leiche. Er wurde noch während seiner Vernehmung vorläufig festgenommen und später dem Vernehmungsrichter vorgeführt, der Haftbefehl erließ.

      Die

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