Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper
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Читать онлайн книгу Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper страница 183
»Sie haben genug gesagt, Major Heyward!« rief der erzürnte Alte; »genug, um einen Kommentar über französische Höflichkeit zu schreiben. Da ladet mich der Herr zu einer Zusammenkunft ein, und wie ich ihm statt meiner in Ihnen einen tüchtigen Stellvertreter schicke, denn das sind Sie, Duncan, so jung Sie auch noch sind, so antwortet er mir in einem Räthsel.«
»Er hatte vielleicht eine minder günstige Meinung von dem Stellvertreter, mein theuerster Herr! und Sie werden sich erinnern, daß die Einladung, die er nun wiederholt, an den Kommandanten des Forts und nicht an einen Untergebenen geht.«
»Recht, Sir! ist aber nicht der Stellvertreter mit aller Gewalt und Würde desjenigen bekleidet, der ihm den Auftrag gibt? Er wünscht mit Munro zu sprechen! Meiner Treu, Sir, ich habe große Lust, ihm die Unterredung zu gewähren, und sollt’ es nur seyn, ihm zu zeigen, wie fest wir ihm trotz der Zahl seiner Truppen und seinen Uebergabevorschlägen ins Auge sehen, ‘s wäre vielleicht keine üble Politik, junger Mann.«
Duncan, welcher es für höchst wichtig hielt, möglichst bald den Inhalt des von dem Kundschafter überbrachten Briefs zu erfahren, unterstützte ihn gerne dann, indem er sagte:
»Ohne Zweifel wird unsre Gleichgültigkeit seine Zuversicht herabstimmen.«
»Nie haben Sie wahrer gesprochen. Ich wollte, Sir, er käme, und beschaute sich unsere Werke am hellen Tage und zwar in einem Sturm. Das ist das untrüglichste Mittel, zu sehen, ob sich der Feind wacker hält, und tausendmal besser, als das Beschießungssystem, welches er angenommen hat. Das Schöne und Männliche der Kriegskunst hat durch die Künste Ihres Monsieur Vauban sehr gelitten, Major Heyward! Unsre Vorfahren waren über diese systematische Feigheit weit erhaben.«
»Das mag ganz wahr seyn, Sir; jetzt aber müssen wir uns eben mit den Waffen vertheidigen, mit denen wir angegriffen werden. Was sind Sie gesonnen in Betreff der Zusammenkunft?«
»Ich will den Franzosen sprechen, und das ohne Furcht oder Aufschub; prompt! Sir, wie’s einem Diener meines königlichen Gebieters ziemt. Gehen Sie, Major Heyward, lassen Sie eine Fanfare blasen und schicken Sie einen Trompeter, um dem Marquis zu melden, wer komme. Wir folgen mit einer kleinen Bedeckung; denn Ehre gebührt dem, der über die Ehre eines Königs zu wachen hat; und hören Sie, Duncan,« fügte er halbflüsternd, obgleich sie allein waren, hinzu: »es wird gut seyn, eine Verstärkung bei der Hand zu haben, falls eine Verrätherei zulezt Allem zu Grunde läge.«
Der junge Mann benützte den Befehl, um das Zimmer zu verlassen, und beeilte sich, da der Tag zu Ende ging, unverzüglich die nöthigen Vorkehrungen zu treffen. In wenigen Minuten waren Truppen unter das Gewehr getreten, und eine Ordonnanz mit einer weißen Fahne abgeschickt, die Ankunft des Kommandanten von Fort William Henry zu melden. Sobald dies geschehen war, führte er die Bedeckung nach dem Ausfallthor, wo sein Oberer bereits auf ihn wartete. Nach den bei einem Auszug von Truppen üblichen Förmlichkeiten verließ der Veteran und sein jüngerer Gefährte, von der Bedeckung begleitet, die Festung.
Kaum waren sie einige hundert Schritte aus den Festungswerken marschirt, als der kleine Trupp Soldaten, der den französischen General begleitete, aus einem Hohlwege hervorkam, der das Bett eines zwischen den Batterien der Belagerer und dem Fort fließenden Baches bildete. Sobald Munro seine eigenen Werke verließ, um seinen Feinden entgegenzutreten, nahm seine Miene eine gewisse Hoheit an, und Schritt und Haltung wurden ächt kriegerisch. In dem Augenblicke, da er des weißen Federbusches, der von Montcalms Hute wehte, ansichtig ward, blitzten seine Augen und das ganze Feuer der Jugend schien wieder in dem hohen, muskulösen Körper des Greises zu erwachen.
»Sagen Sie den Jungen, sie sollen auf ihrer Hut seyn,« flüsterte er Duncan zu, »und Flinten und Säbel wohl bei der Hand halten, denn man ist bei einem Diener dieser Louis niemals sicher; dabei wollen wir aber die Stirne von Männern zeigen, die sich in tiefer Sicherheit glauben. Verstehen Sie mich, Major Heyward?«
Ein Zeichen mit der Trommel unterbrach sie, und ward sogleich von ihrer Seite beantwortet. Während jede Partei eine Ordonnanz mit einer weißen Fahne vortreten ließ, hielt der vorsichtige Schotte seine Bedeckung dicht hinter dem Rücken. Sobald diese flüchtige Begrüßung vorüber war, trat Montcalm mit leichtem, anstandsvollem Schritte auf ihn hinzu, und entblößte sein Haupt gegen den Veteranen, so daß sein weißer Federbusch beinahe den Boden berührte. War das Aeußere Munro’s männlicher und ehrfurchtgebietender, so fehlte ihm dagegen die leichte, einschmeichelnde Artigkeit des Franzosen. Beide schwiegen eine Weile, indem sie sich mit neugierigem Auge betrachteten; sodann unterbrach Montcalm, wie es sein höherer Rang und die Art der Unterhandlung mit sich brachte, das Stillschweigen. Nach der gewöhnlichen Begrüßung wandte er sich an Duncan und fuhr mit einem Lächeln des Wiedererkennens in französischer Sprache fort:
»Es freut mich, mein Herr, daß Sie uns bei dieser Veranlassung das Vergnügen Ihrer Gegenwart schenken. Wir können so des gewöhnlichen Dolmetschers entbehren; denn bei Ihnen fühle ich die gleiche Sicherheit, als wenn ich selbst Ihre Sprache spräche.« Duncan dankte für dieses Compliment; Montcalm aber wandte sich zu seiner Bedeckung, welche nach dem Vorgang von Munro’s Leuten sich dicht hinter ihm aufgestellt hatte, und fuhr fort:
»Zurück, Kinder – es ist warm; zieht euch ein wenig zurück!«
Ehe Major Heyward diesen Beweis von Vertrauen erwiederte, warf er einen Blick auf die Ebene umher und gewahrte nicht ohne Unruhe die zahlreichen dunkeln Gruppen von Wilden, welche als neugierige Zuschauer der Zusammenkunft aus dem Saum der sie umgebenden Wälder hervorschauten.
»Herr von Montcalm wird ohne Zweifel den Unterschied unserer Lage einsehen,« sprach er mit einiger Verlegenheit und wies zugleich auf die gefährlichen Feinde, die von allen Seiten sichtbar wurden. »Entließen wir unsere Bedeckung, so wären wir der Willkühr unserer Feinde preisgegeben.«
»Monsieur, sie haben das Ehrenwort eines französischen Edelmannes für Ihre Sicherheit!« erwiederte Montcalm, die Hand auf das Herz legend: »das sollte genügen.« »Und genügt auch. Zurück!« sprach Duncan zu dem Offizier, der die Bedeckung befehligte. »Zurück, Sir, bis auf weitere Ordre, so weit, daß Sie uns nicht hören können.«
Munro sah diese Bewegung mit sichtbarer Unruhe und fragte sogleich, was sie zu bedeuten habe.
»Liegt es nicht in unserem Interesse, Sir, sein Mißtrauen zu verrathen?« versetzte Duncan. »Monsieur de Montcalm verpfändet sein Ehrenwort für unsre Sicherheit, und ich habe den Leuten befohlen, sich etwas zurückzuziehen, um zu zeigen, wie fest wir auf seine Zusicherung bauen.«
»Sie können Recht haben, Sir; ich habe aber kein überschwängliches Vertrauen auf diese Marquis, oder wie sie sich nennen. Ihre Adelspatente sind zu gemein, als daß man ihnen auch das Siegel wahrer Ehre zutrauen könnte.«
»Sie vergessen, theuerster Herr, daß wir einen Offizier vor uns haben, der sich durch seine Thaten in Europa und America gleich ausgezeichnet hat. Von einem Kriegsmann seines Rufes können wir Nichts zu befürchten haben.«
Der Veteran machte ein Zeichen, daß er nachgebe; allein seine strengen Züge verriethen immer noch das Beharren in einem Mißtrauen, welches seinen Grund eher in einer gewissen anererbten Verachtung seines Feindes haben mochte, als in klaren, ein so liebloses Gefühl rechtfertigenden Gründen. Montcalm wartete geduldig das Ende dieses halblauten, kurzen Zwiegesprächs ab, trat dann näher und eröffnete die Unterredung mit folgenden Worten:
»Ich habe Ihren Obern um diese Zusammenkunft gebeten, Monsieur, weil ich glaube, er werde sich überzeugen lassen, bereits Alles gethan zu haben, was für die Ehre seines Fürsten nothwendig war, und jetzt auf die Stimme der Menschlichkeit hören. Ich werde ihm stets das Zeugniß des tapfersten