Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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      »So sehr ich ein solches Zeugniß von Monsieur de Montcalm zu schätzen weiß, so wird es mir doch noch werther seyn, wenn ich es besser verdient haben werde.«

      Der französische General lächelte, als ihm diese Antwort übersetzt wurde, und bemerkte:

      »Was man erprobtem Muthe so gerne gewährt, dürfte nutzloser Hartnäckigkeit verweigert werden. Monsieur beliebe, mein Lager anzusehen, meine Truppen zu zählen und sich selbst von der Unmöglichkeit eines längeren Widerstandes zu überzeugen!«

      »Ich weiß, daß der König von Frankreich gut bedient ist,« erwiederte der unerschütterliche Schotte, sobald Duncan seine Uebersetzung beendigt hatte; »aber mein königlicher Gebieter hat ebenso viele und ebenso getreue Truppen.«

      »Die aber zum Glück für uns nicht bei der Hand sind,« entgegnete Montcalm, ohne in seinem Eifer auf den Dolmetscher zu warten. »Es gibt ein Kriegsgeschick, dem sich der tapfere Mann mit demselben Muthe unterwerfen muß, mit dem er den Feinden die Stirne bietet.«

      »Hätte ich gewußt, daß Monsieur de Montcalm des Englischen so mächtig ist, so hätte ich mir die Mühe eines so unvollkommenen Verdolmetschens erspart.« versetzte Duncan empfindlich und trocken, indem er sich augenblicklich seines neulichen Intermezzo’s mit Munro erinnerte.

      »Verzeihen Sie, mein Herr,« entgegnete der Franzose, indem eine leichte Röthe über seine dunkle Wange flog. »Es ist ein großer Unterschied zwischen dem Sprechen und dem Verstehen einer fremden Sprache, Sie werden daher die Gefälligkeit haben, mir auch ferner Ihren Beistand nicht zu entziehen.« Dann fuhr er nach einer Pause fort: »Diese Berge hier machen es uns sehr bequem, ihre Werke zu rekognosziren, meine Herren, und ich kenne vielleicht ihren schwachen Zustand so gut, als Sie selbst.« »Fragen Sie den französischen General, ob seine Gläser bis an den Hudson reichen!« sprach Munro mit Stolz; »und ob er weiß, wann und wo Webb’s Heer erwartet werden darf.«

      »General Webb mag sein eigener Dolmetscher seyn,« versetzte der schlaue Montcalm, indem er mit diesen Worten Munro einen offenen Brief hinhielt; »Sie werden daraus ersehen, mein Herr, daß seine Bewegungen meinem Heere nicht eben viel in den Weg legen werden.«

      Der Veteran ergriff das dargebotene Papier, ohne zu warten, bis Duncan Montcalm’s Worte verdolmetscht hatte, mit einer Heftigkeit, welche verrieth, wie wichtig ihm sein Inhalt seyn müsse. Während sein Auge das Schreiben überlief, ging seine Miene plötzlich von dem Ausdruck militärischen Stolzes in den des tiefsten Kummers über. Seine Lippe begann zu beben, das Papier entfiel seiner Hand und das Haupt sank ihm auf die Brust, wie einem Manne, dessen Hoffnungen ein Schlag vernichtet hat. Duncan hob den Brief auf und ohne die Freiheit, die er sich nahm, zu entschuldigen, warf er einen Blick auf dessen grausamen Inhalt. Ihr gemeinschaftlicher Oberer ermunterte sie nicht nur nicht zum Widerstände, sondern rieth ihnen sogar selbst, sich unverzüglich zu ergeben, indem er mit dürren Worten als Grund anführte, es sey ihm durchaus unmöglich, ihnen auch nur einen einzigen Mann zu Hülfe zu senden.

      »Hier findet keine Täuschung Statt!« rief Duncan, indem er den Brief sorgfältig außen und innen untersuchte, »Er trägt Webb’s Siegel und es muß der aufgefangene Brief seyn.«

      »Der Mann hat mich verrathen!« rief Munro endlich bitter aus; »er hat das Haus eines Mannes entehrt, dem Schande bisher unbekannt war, und Schmach über meine grauen Haare gebracht!«

      »Sagen Sie das nicht!« rief Duncan; »noch sind wir Herren des Forts und unserer Ehre. Wir wollen unser Leben um einen Preis verkaufen, der selbst unsern Feinden zu theuer erscheinen soll!«

      »Sohn, ich danke dir!« rief der alte Mann, der wie aus einer Betäubung erwachte. »Mit einem Male hast du Munro zu seiner Pflicht zurückgerufen. Wir wollen heim, und unsere Gräber hinter jenen Bollwerken graben!«

      »Messieurs,« sprach Montcalm, mit edelmüthiger Theilnahme, einen Schritt vortretend, »Sie kennen Louis de St. Veran wenig, wenn Sie ihn für fähig halten, diesen Brief zur Demüthigung tapferer Soldaten und zur Befleckung seines eigenen Rufes benutzen zu wollen. Hören Sie meine Bedingungen, ehe Sie mich verlassen.«

      »Was sagt der Franzose?« fragte der Veteran finster; »macht er sich ein Verdienst daraus, einen Kundschafter mit einem Zettel aus dem Hauptquartier aufgefangen zu haben? Sir, er thäte besser, die Belagerung aufzuheben, und sich vor Fort Edward zu legen, wenn er einen Feind mit Worten einzuschüchtern wünscht.«

      Duncan erklärte ihm, was Montcalm gesagt hatte.

      »Monsieur de Montcalm, wir sind bereit, Sie anzuhören,« fügte der Veteran hinzu, als Duncan geendet hatte.

      »Das Fort zu behaupten, ist jetzt unmöglich,« sprach sein hochsinniger Gegner; »das Interesse meines Gebieters fordert, daß es zerstört werde: was aber Sie selbst und Ihre wackern Kameraden betrifft, so soll Ihnen kein Vorrecht, das dem Soldaten theuer ist, verweigert bleiben.«

      »Unsre Fahnen?« fragte Heyward.

      »Nehmen Sie nach England, um sie Ihrem Könige zu zeigen.«

      »Unsre Waffen?

      »Sie sollen ihnen bleiben; Niemand kann sie besser führen.«

      »Unser Auszug, die Uebergabe des Platzes?«

      »Alles soll auf die ehrenvollste Weise für Sie vor sich gehen.«

      Duncan wandte sich jetzt zu seinem Kommandanten, um ihm diese Punkte mitzutheilen. Der Greis hörte ihn mit Erstaunen an und war von einem so ungewöhnlichen und unerwarteten Edelmuth tief ergriffen.

      »Gehen Sie, Duncan,« sprach er, »gehen Sie mit diesem Marquis, der ein ächter Marquis ist, gehen Sie mit ihm in sein Zelt und bringen Alles in Ordnung. Zwei Dinge habe ich in meinem Alter erlebt, die ich nie für möglich gehalten hätte. Ein Engländer ist so feig, seinem Waffenbruder Hülfe zu versagen, und ein Franzose hat zu viel Ehrgefühl, um seinen Vortheil auszubeuten.« Mit diesen Worten ließ der Veteran sein Haupt wieder auf die Brust sinken und kehrte langsamen Schrittes nach dem Fort zurück, wo seine Niedergeschlagenheit die bestürzte Besatzung üble Botschaft erwarten ließ.

      Dieser unerwartete Schlag hatte Munro’s stolzen Sinn so niedergebeugt, daß er sich nie mehr erholte. Von dem Augenblicke an war in seinem entschiedenen Charakter eine Veränderung vorgegangen, die ihn bald mit in das Grab begleiten sollte. Duncan blieb zurück, um die Bedingungen der Kapitulation festzusetzen. Man sah ihn um die erste Nachtwache in das Fort zurückkehren und unmittelbar nach einer kurzen Besprechung mit dem Kommandanten dasselbe wieder verlassen. Es ward jetzt öffentlich bekannt gemacht, daß die Feindseligkeiten aufzuhören hätten. Munro hatte eine Kapitulation unterzeichnet, laut welcher der Platz mit dem anbrechenden Morgen dem Feinde übergeben werden, die Besatzung aber ihre Waffen, ihre Fahnen und ihr Gepäcke, folglich nach militärischen Begriffen ihre Ehre behalten sollte.

       Inhaltsverzeichnis

      Laßt weben uns. Den Faden dreht geschwind.

       Webt das Geweb. Das Werk ist schon zu End’.

      Gray.

      Die feindlichen Heere, welche in den Wildnissen des Horican gelagert waren, brachten die Nacht des neunten Augusts 1757 ungefähr auf dieselbe Weise zu, wie wenn

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