Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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die ungeladenen Flinten aus den Händen reißen.

      Während einer solchen Scene vermochte niemand die vorübereilenden Augenblicke zu zählen. Zehn Minuten, für sie ebenso viele Jahrhunderte, mochten die Schwestern erstarrt vor Entsetzen und beinahe rettungslos gestanden seyn. Als der erste Streich gefallen war, hatten sich ihre Begleiterinnen laut kreischend um sie zusammengedrängt, jede Flucht verhindernd, und nun, da Furcht oder Tod die Meisten, wo nicht Alle, zerstreut hatte, sahen sie nirgend einen Ausweg, der nicht unter die Tomahawks der Feinde geführt hätte. Von allen Seiten hörte man Geschrei, Gestöhn, Ermahnungen und Flüche. In diesem Augenblick war es Alicen als erblickte sie die hohe Gestalt ihres Vaters unaufhaltsam über die Ebene in der Richtung des französischen Lagers dahin eilend. Er war allerdings, keine Gefahr achtend, auf dem Wege zu Montcalm, um die nur zu späte Begleitung, die er ausbedungen hatte, zu verlangen. Fünfzig blitzende Streitäxte, Speere mit Widerhaken drohten seinem Leben, aber selbst noch in ihrer Wuth achteten die Wilden seinen Rang und seine unerschütterliche Ruhe. Die verderblichen Waffen wichen der immer noch nervigen Hand des Veteranen, oder senkten sie sich, als hätte Keiner den Muth, den lange gedrohten Streich zu vollführen. Zum Glück suchte der rachesüchtige Magua sein Opfer gerade unter der Abtheilung, welche der Veteran so eben verlassen hatte.

      »Vater! – Vater! – wir sind hier!« schrie Alice, als er in geringer Entfernung, wie es schien, ohne auf sie zu achten, an ihnen vorübereilte. »Komm zu uns, Vater, oder wir sterben!« Der Hülferuf ward wiederholt und in Worten und Tönen, die ein Felsenherz gerührt haben würden, aber er blieb unbeantwortet. Einmal Wohl schien der alte Mann wirklich die Töne vernommen zu haben, denn er hielt inne und horchte; aber Alice war besinnungslos zu Boden gesunken und Cora kniete ihr zur Seite, mit unermüdlicher Zärtlichkeit über der leblosen Gestalt weilend. Munro ging getäuscht und kopfschüttelnd weiter, nichts als die hohen Pflichten seiner Stellung im Auge.

      »Lady,« sprach Gamut, der, so hülf-und nutzlos er auch war, nicht davon träumte, seine Schutzbefohlenen zu verlassen, »das ist ein Jubelfest der Teufel, und kein Ort, wo Christen verweilen können. Auf! laßt uns fliehen!«

      »Geh,« sprach Cora, immer noch ihre besinnungslose Schwester anstarrend; »rette dich. Mir kannst du nichts mehr helfen!«

      David begriff die Festigkeit ihres Entschlusses vermöge der einfachen, aber ausdrucksvollen Geberde, welche ihre Worte begleitete. Einen Augenblick schaute er noch auf die dunkeln Gestalten, welche rings um ihn her ihr Höllenwerk vollbrachten, und seine hagere Gestalt ward noch höher, während seine Brust sich hob, jeder seiner Züge schwoll und die Gewalt der Gefühle, die ihn beherrschten, hervorströmen zu wollen schien.

      »Wenn der jüdische Hirtenknabe durch den Klang seiner Harfe und die Worte heiligen Gesanges Saul’s bösen Geist bezwingen konnte, so wird es nicht am unrechten Orte seyn,« sprach er, »wenn ich hier die Macht der heiligen Musik versuche.« Seine Stimme zur höchsten Höhe erhebend, begann er einen so mächtigen Gesang, daß er selbst in dem Getümmel des blutigen Schlachtfeldes hörbar wurde. Einige Wilde stürzten eben heran, um die unbeschützten Schwestern ihres Schmucks zu berauben, und ihnen die Skalpe abzuziehen, als sie aber diese seltsame und unbewegliche Gestalt fest an ihre Stelle gefesselt erblickten, blieben sie horchend stehen. Ihr Staunen ging bald in Bewunderung über, und offen ihren Beifall über die Standhaftigkeit ausdrückend, womit der weiße Krieger sein Todtenlied sang, wandten sie sich ab, um andere, weniger muthige Schlachtopfer zu suchen. Erhoben und zugleich getäuscht durch diesen ersten Erfolg verdoppelte David seine Anstrengung, um die Kraft dieses, wie er glaubte, heiligen Einflusses zu erhöhen. Diese ungewohnten Laute drangen in das Ohr eines entfernten Wilden, welcher wüthend von Gruppe zu Gruppe eilte, gleich einem, der, den gemeinen Haufen anzurühren verschmähend, nach einem Opfer jagte, würdiger seines Rufes. Es war Magua, der einen Freudenschrei ausstieß, als er seine alten Gefangenen wieder in seiner Gewalt erblickte.

      »Komm!« rief er, seine befleckte Hand auf Coras Kleid legend, »der Wigwam des Huronen ist noch leer. Ist er nicht besser als dieser Ort?«

      »Hinweg!« rief Cora, ihre Augen vor seinem empörenden Anblick verhüllend.

      Der Indianer lachte höhnisch und antwortete, seine rauchende Hand emporhaltend: »sie ist roth, aber das Blut kommt von weißen Adern!«

      »Ungeheuer! Blut, Ströme von Blut lasten auf deiner Seele: – dein Geist hat diese Scene herbeigeführt!«

      »Magua ist ein großer Häuptling!« erwiederte der frohlockende Wilde: – »will das schwarze Haar zu seinem Stamme gehen?« »Nimmermehr! führe deinen Streich, wenn du willst, und vollende deine Rache!«

      Der schlaue Indianer zögerte einen Augenblick; dann aber faßte er rasch die leichte und anscheinend leblose Gestalt Alicens in seine Arme und enteilte über die Ebene dem Wald zu.

      »Halt!« schrie Cora, und eilte ihm mit wildem Ungestüme nach. »Laß das Kind! Elender! was willst du mit ihr?«

      Aber Magua war taub für ihre Stimme; oder vielmehr er kannte seine Macht und war entschlossen, von ihr Gebrauch zu machen.

      »Haltet – Lady – haltet!« rief Gamut der besinnungslosen Cora nach, »Der heilige Zauber beginnt zu wirken und bald werdet Ihr diesen schrecklichen Aufruhr gestillt sehen!«

      Da er sah, daß man nicht auf ihn hörte, folgte der treue David der trostlosen Schwester, seine Stimme wieder zu einem heiligen Gesang erhebend, mit seinen langen Armen in steter Begleitung die Luft durchfurchend, das Zeitmaß anzugeben. So eilten sie über die Ebene hin, mitten durch Fliehende, Verwundete und Todte. Der wilde Hurone war Schutz genug für sich selbst, wie für das Schlachtopfer, das er trug; aber Cora wäre mehr denn einmal unter den Streichen ihrer wilden Feinde gefallen, hätten nicht die erstaunten Eingebornen das außerordentliche Wesen, das ihr auf dem Fuße folgte, mit dem schützenden Geiste der Verrücktheit begabt geglaubt.

      Magua, welcher den dringendsten Gefahren zu entgehen wußte, trat, um alle Verfolgung zu vereiteln, durch eine kleine Schlucht in den Wald, wo er bereits die Narragansets seiner wartend fand, welche die Reisenden so kurz zuvor verlassen hatten. Hier bewachte sie ein Hurone, dessen Züge eben so wild und boshaft waren als die seinigen. Er setzte Alice auf eines der Pferde und winkte Cora, das andere zu besteigen. Trotz des Abscheus, den die Gegenwart Magua’s in ihr erregte, fühlte sie sich doch für den Augenblick erleichtert, daß sie dem gräßlichen Schauspiele auf der Ebene entronnen war. Sie nahm ihren Sitz ein, und streckte ihrer Schwester die Arme entgegen, mit einem bittenden Ausdruck der Liebe, dessen Gewalt sich sogar der Hurone nicht entziehen konnte. Er brachte Alice auf dasselbe Pferd, auf welchem Cora saß, ergriff den Zügel und drang, seinen Weg fortsetzend, in die Tiefe des Waldes. Als David merkte, daß man ihn allein ließ, als einen, den es nicht einmal verlohne zu verderben, warf er eines seiner langen Beine über den Sattel des zurückgelassenen Pferdes und kam so schnell vorwärts, als es die Schwierigkeiten des Pfades erlauben wollten.

      Bald begannen sie zu steigen; da aber diese Bewegung die schlummernde Lebenskraft Alicens wieder zu erwecken schien, so war Cora’s Aufmerksamkeit zu sehr zwischen der zärtlichen Sorgfalt für die Schwester, und dem Geschrei, das sich immer noch laut genug von der Ebene her vernehmen ließ, getheilt, um darauf achten zu können, nach welcher Richtung hin sie reisten. Als sie jedoch auf die ebene Fläche eines Berggipfels gelangt waren, und dem östlichen Absturze nahten, erkannten sie den Platz wieder, zu welchem sie vor einigen Tagen unter der freundlicheren Leitung des Kundschafters geführt worden waren. Hier ließ sie Magua absteigen, und trotz ihrer eigenen Gefangenschaft, trieb sie doch die Neugierde, die vom Schauder unzertrennlich scheint, einen Blick auf das entsetzenvolle Schauspiel unter ihnen zu werfen.

      Das grausame Werk war noch nicht zu Ende. Auf allen Seiten flohen die Besiegten vor ihren erbarmungslosen Verfolgern, während die bewaffneten Kolonnen des allerchristlichsten Königs mit einer Gefühllosigkeit

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