Die Totenbändiger - Äquinoktium - Die gesamte erste Staffel. Nadine Erdmann

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Die Totenbändiger - Äquinoktium - Die gesamte erste Staffel - Nadine Erdmann Die Totenbändiger - Die gesamte Staffel

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der City of Westminster, grenzte im Norden aber an das Stadtgebiet von Camden. Westminster zählte zu den nobleren Stadtgebieten und hatte vor fünf Jahren den Hyde Park verloren. Eine Terrorgruppe, die sich Death Strikers nannte, hatte dort an einem Wochenende während des Frühlingsfestes gleich acht Sprengsätze explodieren lassen und so mehrere tausend Menschen getötet. Seitdem war der Park ein Verlorener Ort, weil sich dort zu viele Geister tummelten, die eine Säuberung zu gefährlich und zu teuer machten. Gleiches galt für das Scarlet Theatre, das Cloverfield Shopping Centre, den Longbury Tower und drei weitere Orte in der Stadt. Auch hier hatten die Terroristen durch Bombenattentate oder das Einleiten von Giftgas in den letzten Jahren für massenhaft Geister und entsprechend Verlorene Orte gesorgt, weil der Stadtrat nicht auf ihre Forderungen eingegangen war.

      Nachdem der Hyde Park als innerstädtisches Erholungsgebiet verloren gegangen war, blieb Westminster nur der Regent’s Park und für ihn hatten die gut betuchten Bewohner nach jahrelangem Ringen – und einigen großzügigen Spenden aus eigenen Kreisen – hohe Eisenzäune und das Pflanzen von Schutzpflanzen durchgesetzt. Diese Maßnahmen waren im Frühjahr durchgeführt worden, was den Park als Unterschlupf für Geister unattraktiv machte. Seitdem suchten sie neue Verstecke in weniger wohlhabenden Vierteln, in denen Parks, Straßen und Häuser nicht so kostspielig gesichert werden konnten.

      »Ich hab von Anfang an gesagt, dass dieser verdammte Zaun besonders Camden Probleme machen wird«, grollte Sky. »Seit das Ding steht, gibt es bei uns mehr Geisterangriffe. Und dass wir hier nördlich der Nobelviertel in diesem Jahr schon acht Wiedergänger hatten, kommt auch nicht von ungefähr.«

      Sie kickte einen losen Kiesel über den Gehweg hin zum Durchgang in der Hecke, die den Golders Hill Park von der Straße trennte. »Klar reden sich die Politiker damit raus, dass wir uns in einem Unheiligen Jahr befinden und die Aktivität der Seelenlosen in solchen Zeiten immer krasser ist. Aber wen wollen die denn für blöd verkaufen?«

      Sie verpasste dem armen Kiesel einen weiteren Tritt woraufhin der mitten in einem Blumenbeet landete.

      Sky blieb stehen und sah sich um. »Wow, ist ja echt spießig hier. Kein Wunder, dass die Anwohner wollen, dass der Park wieder sicherer wird.«

      Golders Hill war ein kleiner Teil des gut dreihundertzwanzig Hektar großen Hampstead Heath. Doch während der Heath zum größten Teil aus wildem Wald und ebensolchen Wiesen bestand, durch die nur eine Handvoll Wege führten, war Golders Hill deutlich gezähmter. Hier gab es ordentlich angelegte Beete, die Rasenflächen waren penibel gepflegt, die Büsche gestutzt und weiter im Norden fand man einen Kinderspielplatz sowie einen kleinen Teich samt Wasserfontäne.

      »Hm.« Skeptisch betrachtete Sky die Beete, in denen die Blumen streng nach Farben und Pflanzenhöhe sortiert waren. »Also Natur geht irgendwie anders, oder? Wenn ich das hier sehe, ist mir die Wildnis in unsere Ecke jedenfalls tausend Mal lieber.«

      Der Crescent Drive, wo ihre alte Stadtvilla stand, lag am nordöstlichen Ende des Heath und ihr Garten grenzte direkt an den Rand des wilden Waldes.

      Connor stöhnte vernehmlich. »Schatz, ich liebe dich. Wirklich. Aber du redest zu viel. Viel zu viel, dafür, dass ich noch nicht genug Kaffee intus habe. Und wen juckt es, wie die blöde Botanik hier wachsen darf? Sag uns lieber, wo dieser verdammte Lüftungsschacht ist, damit wir die Inspektion schnell hinter uns bringen können.«

      Sky bedachte ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue, verzichtete aber großmütig darauf, einen entsprechenden Kommentar zurückzuschießen, als sie sah, wie sehr Connor wirklich noch mit dem Wachwerden zu kämpfen hatte.

      Gabriel dagegen hätte sich beinahe am letzten Rest aus seinem Kaffeebecher verschluckt und starrte seinen besten Freund ungläubig an. »Hast du sie gerade Schatz genannt?«

      Connor runzelte die Stirn. »Ja, warum?«

      »Echt jetzt? Was kommt als Nächstes? Willst du sie in den Schicksalsberg werfen? Nicht, dass ich was dagegen hätte. Ich helf dir sogar, wenn wir sie damit zum Schweigen bringen.«

      »Du bist unmöglich!« Empört verpasste Sky ihrem Bruder einen Hieb gegen die Schulter. »Und du brauchst echt dringend mal wieder einen Menschen für dein Herz, nicht bloß welche für ein paar Stunden unverbindlichen Spaß.«

      »Nee, lass mal. Ich bin nicht gemacht für Herzensmenschen.«

      »Ja, klar«, gab Connor ironisch zurück. »Denkst du nicht, du solltest langsam damit aufhören, dir das so vehement einzureden? Ich weiß, wie schlimm es für dich war, und ich will es ganz sicher nicht runterspielen. Aber es ist jetzt fast drei Jahre her …«

      Gabriel schnaubte bloß. »Um das mit dir auszudiskutieren, ist jetzt die falsche Uhrzeit und Kaffee definitiv das falsche Getränk.«

      Er ließ Connor stehen und stiefelte zu einer Metallplatte, die ein Stück abseits des Parkwegs hinter kaschierenden Sträuchern in den Rasen eingelassen war.

      »Wow! Guckt mal!«, rief er übertrieben begeistert. »Was haben wir denn hier? Den Lüftungsschacht. Wie praktisch, dass wir unsere Unterhaltung dann jetzt von privat auf beruflich umschalten können.«

      »Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!«

      »Danke. Ich stehe voll auf subtile Drohungen.«

      Gabriel stieß ein paar Mal mit den Fuß gegen die Eisenplatte, die zwar einige rostige Stellen aufwies, aber weder löchrig noch brüchig wirkte. Connor trat zu ihm und beide gingen in die Hocke, um sich die Schweißnähte genauer anzusehen. Doch auch dort gab es nichts zu beanstanden.

      »Sieht alles völlig in Ordnung aus. Hier sind mit Sicherheit keine Geister aus dem Untergrund entkommen.« Gabriel richtete sich wieder auf. »Wo ist dieser Wartungsschacht?«

      Sky checkte ihre Karte. »Knapp hundertfünfzig Meter den Weg entlang.«

      »Na, dann hoffen wir mal, dass wir dort was finden«, meinte Connor. »Wenn die Schächte alle in Ordnung sind und die Geister nicht aus dem Untergrund kommen, können wir den Anwohnern hier nämlich nicht helfen. Gegen die Geistermigration aus den Nobelvierteln sind wir machtlos, solange der Stadtrat die Spuk Squads nicht aufstockt. Und dafür werden die mit Sicherheit so schnell keine Gelder lockermachen.«

      »Ich fürchte, selbst wenn an einem der Schächte etwas nicht in Ordnung ist, liegt ein Teil des Problems trotzdem an der Geistermigration.« Gabriel trat zu den anderen beiden zurück auf den Parkweg. »Sky hat schon recht. Es war klar, dass wir hier in Camden die Leidtragenden vom Zaun am Regent’s Park sein werden.«

      »Wow, dann hat mir ja doch jemand zugehört und ich hab gerade keine Selbstgespräche geführt.«

      »Das heißt nicht, dass ich meinen Kaffee nicht trotzdem lieber ohne Gebrabbel geschlürft hätte.«

      »Vielleicht bekommen wir dann ja jetzt endlich die versprochene Verstärkung in unser Team«, überging Sky seinen Kommentar geflissentlich. »Wenn die Schächte hier alle okay sind, können Thad und Pratt sicher mehr Druck machen, damit wir die Nächsten sind. Wichtigstes Einstellungskriterium für unseren Zuwachs: Es muss ein Morgenmensch sein.« Sie grinste frech zu ihrem Bruder und deutete dann nach links. »Da drüben hinter den Büschen müsste laut Karte der Eingang zum Wartungsschacht liegen.«

      Tat er auch – halb verdeckt unter altem Laub. Die Eisenplatte, die man als Siegel über dem eigentlichen Eingang angebracht hatte, ähnelte der Platte am Lüftungsschacht, war allerdings deutlich größer. Auch sie war schon älter und hatte Rost angesetzt, Löcher oder Risse

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