Die Lady und der Admiral. Hans Leip

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Die Lady und der Admiral - Hans Leip

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er emporgestiegen in der Sonne Allahs und war ein Schrecken der weissnäsigen Männer aus dem Westen. Die aber eines teuflischen Tages schlugen ihn, und er fiel in der Schlacht und ward von den Huris hingeführt zum siebenten Paradies, wo die Helden sitzen, gefallen im Kampfe mit den Ungläubigen. Und die ungläubigen Hunde raubten alles, bis in die geheimsten Frauenzelte drangen sie und nahmen, was sie fanden, und zogen zurück durch die Wüste, und einige desertierten und schleppten sie, kleine arme Fatme, Fatuma, mit, dass sie die Sprache spreche des Landes um Wasser und Brot.

      Wie kam es denn, dass sie nun wieder durch die Wüste sollte? War es das Ende nicht, dass sie an eine weisse Herrin geraten war, die gut zu ihr war oder böse, sie streichelte oder sie schlug, wie es Allah und ihrem weissen Gott gefallen mochte? Und dass kein Mann mehr Begehren trug nach ihrer schwarzen Schöne?

      Rings das Land tot, öde, Gestein, weiss wie Salz in der Wüste. Es war der Karst. Weiss und kahl wie aus bleichen Gebeinen aufgeschüttet.

      Herr Andersson kroch fröstelnd neben Herrn Tyson in den Wagen, und die hübsche Zofe nahmen sie als Pastete zwischen sich. Sir William schlief; alle andern druselten vor sich hin in der dumpfen Wagenwärme. Ab und an schrie der Papagei: Avanti! Und die Meerkatze streckte gekkernd den Arm durch die Trallen, um ihm eins zu rupfen, und zog ihn mit einem Schmerzensschrei wieder zurück.

      Und über allen hockte vergessen die Mohrin und blickte in eine wenig einladende Ferne schroff zerborstener Bergzacken, von denen soeben der letzte Sonnenwiderschein in eine endlos kalte Himmelswölbung entglitt. Und ihr Gesicht war uralt.

      Man kam über Sessana, über Prewald, nahm einen Imbiss im Wirtshaus zu den drei Schwestern, über die und deren geistlichen Tröster Seume so erquickend berichtet, als er ein Jahr später auf der Wanderung nach Syrakus einkehrte.

      Schief und dunstig stieg der Mond herauf, letztes Viertel. Man würde etwa mit Neumond in Wien einrücken. Das schien nicht ungünstig, und die Betrachtung darüber munterte Sir William sonderbar auf, so dass er, als man spät in der Nacht Adelsberg erreichte, sich sogar noch fähig erwies, eine Gesteinsprobe zu betrachten, die Gaetano pflichtbewusst unterwegs aufgesammelt hatte.

      „Tonschiefer mit proletarischem Marmordreck. Unmögliches Zeug!“ erklärte er. Dieser kernige Ausspruch deutete auf Gesundung. Und alle freuten sich.

      Schnee auf den Gipfeln.

      Am andern Morgen zählte man ärgerlich die Floh- und Wanzenstiche.

      Die Gegend blieb unerquicklich, die Strasse miserabel, und sie ging durchs sogenannte Birnbaumerland, wo nur wilde Heide, aber kein Birnbaum zu sehen war.

      Als man höher kam, sah man Gebirgsspitzen, und der Konsul bezeichnete sie mit Karawanken. Auch wies er bald auf andere, die schneebedeckt waren und zu den Steirischen Alpen gehören. Das ist ein ungewohnter Anblick für die meisten, die aus den Mittelmeerländern kommen, und ein feierlicher Augenblick, der erschauernd ins Herz weht. Die Negerin Fatme sagte fromm etwas von den weissen Zähnen Allahs. Übrigens hatte niemand bisher sich um ihre Bekehrung besorgt. Es ist im allgemeinen erhebend, jemand neben sich zu wissen, der bestimmt nicht in den Himmel kommt.

      Nelson aber gedachte der graurauhen Winterabende in England, da er einen weiten Weg zur Schule hatte und oft bis über die dünnen Knie im Schnee versunken war.

      Gaetano beispielsweise aber dachte nichts als an die schneeigen Schultern Loinettes, Loinette aber an ein Kupfer mit der weissen, strammen Hose des ersten Konsuls Frankreichs, Bonaparte; während die Hamilton schreckliches Verlangen empfand, eine Sahne-Gefrorenes zu verspeisen, was natürlich im Birnbaumerland nicht aufzutreiben war, und das zu Neapel am Geburtstag der Königin, der heute war, in Massen vorhanden gewesen.

      Sir William dachte wehmütig an seine weissen Haare, und Miss Knight fiel ein, dass in der feingestrickten Geldkatze, die sie für Lord Nelsons Geburtstag in Arbeit hatte, ganz gut wie hier gegen das Firmament ein wenig Weiss zu der dunkelblauen Seide stehen könne. Mutter Cadogan überzählte in Gedanken die Nachthauben ihrer Tochter und dann die übrige Wäsche, und wie lange man damit reichen würde. Denn sie war dafür verantwortlich und musste auch für Ersatz sorgen, hatte aber schreckliche Angst vor dem deutschen Gelde.

      Von Herrn Tyson nehmen wir an, dass er stillschweigend abseits ging und seine Pfeife anzündete, die weisse Asche seines Tabakes lobte und die Strahlenweisse seines Ringdiamanten genoss. Brace dachte pietätvoll an Polargegenden, die er als Matrose befahren, da Lord Nelson im selben Boote Coxswain war. Und die kleine Mary-Ann dachte, dass sie mal verschwinden müsse, und fand zugleich beschämt, dass ihre Nagelränder nicht mit der Weisse der Firne dort oben und mit dem Hermelin einer Königin in Wettstreit treten könnten.

      Die Westminsterhöhle.

      Sie kamen an einer Grotte vorbei, und da Bauern mit Stangen davor standen, erregte es ihre Aufmerksamkeit. Man stieg aus. Die Bauern entzündeten die gespaltenen und gefetteten Haselstauden, die an die Stangen gebunden waren, und leuchteten mit diesen Fackeln ins Innere der Höhle. Sir William hatte Bedeutenderes in seinem Leben erforscht, aber seine Frau und Nelson waren neugierig, und man schickte Brace zu ihrer Begleitung hinterher.

      Der Grund senkte sich und verlor sich in Nacht und stieg wieder an zu einer Art Kanzel. Von der Decke hingen sonderbare Tropfsteingebilde und gestalteten sich im Fackelschein zu Bögen, Pfeilern, gotischen Gewölbezieraten. Die Hamilton flüsterte: „Westminster Abbey.“ Ein Wort, bei dem jedes englische Herz erbebt. Nelson ergriff die Hand seiner Freundin. Es deuchte ihm eine Minute aus Ewigkeit. Brace machte ein würdiges Gesicht, eines Erzbischofs würdig.

      Trauung in der Westminster-Abbey mit Emma, geschiedener oder verwitweter Hamilton? Ganz England würde Kopf stehen. Sie lachte: „Horrä, alter Seelöwe. Es geht auch ohne Brimborium. Liebe, das ist alles, und wenn man’s richtig nimmt, gerade genug!“

      Wasser glitzerte aus den Bodenritzen, netzte Nelsons Schuh. Aha, dachte er, das Wasser leckt mir die Füsse wie ein Hund, dass ich es nicht vergessen soll. Gut, gut!

      „Emely“, entgegenete er: „Sir William ist ja noch da, und mich frisst der Teufel auf See eines Tages, das ist klar wie ein Ankertau, und dann sitzt du da.“

      „Und dann gehe ich hin und weine auf deinem Monument in der Westminster-Abbey!“ sagte sie kühn, „und will neben dir begraben sein.“

      Er aber entgegenete: „Nicht dort, mein Herz! Denn du siehst hier deutlich, die Abtei ist auf Feuchtigkeit gebaut, und eines Tages ist die ganze Pracht versackt und ihre Heldendenkmäler und Sarkophage glatt mit ihr. Denk dran, Emely, mich nicht in die Westminster! Mich in Saint Pauls! Da steh ich ewiger, wenn es denn schon sein muss.“

      Es hallte dies alles, was sie sagten, knöchern wider in dem verzwickten Raume und zerspellte lächerlich. Doch der Wunsch des Helden blieb unvergessen und ging später in Erfüllung.

      Die Krainer schreien nicht Vivat.

      In Loitsch ass man zu Mittag, und da es mager ausfiel, konnte man es mit Lunch bezeichnen, um sich allmählich wieder an die englischen Sitten zu gewöhnen. Der Gasthof hiess: „Zur Fortuna“. Dafür waren die Bestecke schmutzig und die Preise unmässig, und selbst der Postknecht wollte Herrn Tyson übers Ohr hauen. Denn es gibt dort einen Schlag Leute, gemischt aus deutschem und italienischem Blute, so wie etwa einige im Buchensteiner Tal zu Tirol, die hatten alle Laster und wenig Tugenden von ihren beiden Stammvätern geerbt.

      Hatten auch kein Vivat für Admiral Nelson übrig, hatten nie von ihm gehört, taten rülpssatt

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