ACT in Klinik und Tagesklinik. Группа авторов

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ACT in Klinik und Tagesklinik - Группа авторов

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konflikthaften Situationen entstehenden Übertragungs- und Gegenübertragungsreaktionen auseinanderzusetzen (Kratz und Diefenbacher 2016).

      Was hat dies nun mit ACT zu tun? Grundsätzlich gilt, dass gerade für die Arbeit mit Patientinnen und Patienten mit medizinisch nicht heilbaren (z. B. demenziellen) Erkrankungen eine Selbstreflexion über das eigene Lebensende hilfreich sein kann, was aber möglicherweise in einer an Leistungsfähigkeit und Jugendlichkeit orientierten Gesellschaft schwerfallen mag (Schindler-Marlow 2014). ACT als Haltung und Therapieansatz beinhaltet wesentlich auch die Diskussion von individuellen Werten in Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit, und erscheint uns daher geeignet, gerade in diesem Setting einen offenen Umgang mit diesem Thema entwickeln zu helfen (Drossel und McCausland 2015, Burian 2015). Hierbei ist wichtig, dass es sich um einen teambezogenen Ansatz handelt, sodass insbesondere das Pflegepersonal sich einbringen kann und soll, welches schließlich 24 Stunden rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche mit demenziell erkrankten Patientinnen und Patienten arbeitet, die z. T. bei aller erlebten Gebrechlichkeit ein recht herausforderndes Verhalten zeigen können. Hier wird umsichtig und kritisch zu beachten sein, inwieweit bei einigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Pflege und auch anderen Berufsgruppen, die dauerhafte Arbeit mit dieser Klientel eine etwaige Überforderung darstellt. Es ist dann Aufgabe der Dienstvorgesetzten, gemeinsam zu erörtern, inwieweit der Erwerb von Kenntnissen und Fertigkeiten für diesen speziellen Bereich eine Weiterentwicklung unterstützt (z. B. Validation; Romero 2019). Oder aber auch, inwieweit externe Beratung oder spezielle pflegerische Supervision in Angriff genommen werden muss (z. B. bei Organisationen wie »Pflege in Not«; www.pflege-in-not.de, Zugriff am 20.08.2020). Hier wird zudem deutlich, dass es sich bei der Implementierung eines solchen Ansatzes letztlich um den Beginn einer Organisationsentwicklung, eines Change-Managements handelt: Es geht nicht nur um die Einführung einer neuen Technik (ACT), sondern auch um die Entwicklung einer gemeinsamen Haltung des Teams mit gemeinsamen Werten, was dazu beitragen soll, dass die unterschiedlichen Vektoren auf der Station sich zu einem für die Patientinnen und Patienten nützlichen Parallelogramm bündeln lassen. Dies aber bedeutet, dass von Seiten der Dienstvorgesetzten und der Leitung der Abteilung auch die Bereitschaft vorhanden sein muss, ggf. – im Konsens zu entwickeln – eine Umstrukturierung der Station einschließlich Veränderung der Zuordnung (z. B. Arbeitsfelder) von Mitgliedern des dort bislang arbeitenden Teams vorzunehmen (Diefenbacher 2019). Idealerweise sind also alle Beteiligten, inklusive Dienstvorgesetzte und Abteilungsleitung, in einen werteorientierten Veränderungsprozess einbezogen (vgl. »Prosocial«-Prozesse; www.prosocial.world, Zugriff am 29.07.2019). Zudem kann der Prozess der gemeinsamen Klärung von Werten sowohl Schwierigkeiten (z. B. Ängsten vor Veränderungen, Widerwillen, Überforderungsgefühle etc.), als auch Phasen der Akzeptanzbildung und aktive Handlungen wie Umstrukturierungen und Umverteilung von Arbeitsfeldern nach sich ziehen.

      Im zweiten Teil unseres Buches zu »ACT in Klinik und Tagesklinik« soll es um die Arbeiten mit der Akzeptanz- und Commitment-Therapie im multiprofessionellen Klinikalltag gehen. Hierzu haben wir Beiträge aus unterschiedlichen Perspektiven zusammengestellt. Zum einen finden sich in diesem Abschnitt Kapitel zur Arbeit mit der ACT aus Sicht unterschiedlicher Professionen, die an der Behandlung in Klinik und Tagesklinik beteiligt sind, im Detail die Ärzteschaft (image Kap. 6), die psychologische Psychotherapie (image Kap. 7 und 8), die Pflege (image Kap. 9), Ergo- und Kunsttherapie (image Kap. 10), Physiotherapie (image Kap. 11) und Tanz- und Bewegungstherapie (image Kap. 12). Anzumerken ist an dieser Stelle, dass hier die möglichen Perspektiven keineswegs vollständig sind, z. B. wären ebenso Beiträge zur Arbeit mit ACT aus der Sozialarbeit oder aus der Musiktherapie denkbar und spannend. Zum anderen enthält dieser Teil des Buchs Kapitel, die auf die Besonderheiten der Behandlung nach ACT im Gesamtsetting einer Klinik fokussieren (image Kap. 5) sowie auf die psychotherapeutische Arbeit in verschiedenen kliniktypischen Behandlungsformaten, wie Einzelpsychotherapie (image Kap. 7) und Gruppenpsychotherapie (image Kap. 8), und die Gestaltung von typischen Elementen der interdisziplinären Zusammenarbeit und Qualitätssicherung mit der ACT, wie Team- und Fallbesprechungen (image Kap. 13) bzw. Supervisionen von klinischen Teams (image Kap. 14), eingehen. Viel Freude beim Lesen und Umsetzen!

      Literatur

      Burian R (2015) Der Stahlhelm des Sozialisten – ACT im Konsiliardienst bei körperlichen Erkrankungen. In: Waadt M, Martz J, Gloster A (Hrsg.) Arbeiten mit der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT). Ein Fallbuch. Bern: Hogrefe. S. 241–274.

      Diefenbacher A (2019) Aufbau eines Zentrums für Menschen mit intellektueller Entwicklungsstörung und psychischer Erkrankung in Berlin. In: Sappok T (Hrsg.) Psychische Gesundheit bei intellektueller Entwicklungsstörung, Ein Lehrbuch für die Praxis. Stuttgart: Kohlhammer. S. 495–501.

      Drossel C, McCausland C (2015) Zu Hause ist dort, wo unsere tiefsten Ängste wegfallen können: ACT in der Begleitung Angehöriger von Menschen mit neurokognitiven Störungen. In: Waadt M, Martz J, Gloster A (Hrsg.) Arbeiten mit der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT), Ein Fallbuch. Bern: Hogrefe. S. 97–129.

      Kratz T, Diefenbacher A (2016) Geistesgegenwärtig behandeln, psychosomatische Medizin bei verwirrten Patientinnen und Patienten und ihren Angehörigen im demenzsensiblen Krankenhaus. In: Ehm S, Giebel A, Lilie U, Prönneke R (Hrsg.) Geistesgegenwärtig behandeln, Existenzielle Kommunikation, Spiritualität und Selbstsorge in der ärztlichen Praxis, Neukirchener Verlagsgesellschaft. S. 199–214.

      Linden M (2011) Therapeutisches Milieu, Healing Environment in medizinischer Rehabilitation und stationärer Behandlung. Berlin: Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft.

      Romero B, Geschke K (2019) Selbsterhaltungstherapie für Menschen mit Demenz. InFo Neurologie und Psychiatrie 21: 28–36.

      Schindler-Marlow S (2014) Ärztinnen und Ärzte in NRW nehmen die Demenz in den Blick. Rheinisches Ärzteblatt 4: 22–24.

      Charles Benoy, Barbara Annen

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