ACT in Klinik und Tagesklinik. Группа авторов

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Welche inneren Barrieren gibt es für ihn?

      3. Wie geht er damit um? …

      Im Folgenden trägt das Team eine kurze Fallkonzeption anhand einer ACT-Matrix zusammen (image Kap. 13), aus der deutlich wird, dass Herr N. in Vermeidungsverhalten verstrickt ist. Es wird offensichtlich, dass der Patient zum jetzigen Stand der Therapie vor allem weniger Beschwerden haben möchte: keinen Schmerz, weniger Angst und Sorgen, weniger Erschöpfung und Lustlosigkeit, und dass er offenbar annimmt, dies könne durch Medikation, Massagen und Ausruhen erreicht werden. Diese vermeintlichen Lösungsstrategien setzt er seit Jahren ein, ohne nachhaltigen Erfolg. Stattdessen sind sein Schmerzproblem und seine depressive Verstimmung nunmehr erheblich chronifiziert. Auf der anderen Seite zeigt die ACT-Matrix, dass das Team noch wenig über die Werte weiß, an denen Herr N. sich orientiert. Außerdem ist dem Team offensichtlich noch nicht ganz klar, mit welchen schwierigen inneren Ereignissen im Sinne von Gedanken, Gefühlen, Regeln und Selbstkonzepten Herr N. fusioniert ist. Es wird deutlich, dass der Druck und die Frustration vieler Teammitglieder daraus resultieren, dass das Team eine klare Idee hat, wo es bei Herrn N. hingehen sollte (z. B. sich mehr bewegen, Gewicht reduzieren, an Gruppenaktivitäten teilnehmen etc.), wohingegen der Patient sehr wahrscheinlich an einem anderen Punkt des Behandlungsverlaufs steht. Aus der ACT-Matrix leitet das Team folgende Schritte ab, die in den nächsten Tagen gemeinsam mit Herr N. angegangen werden sollen:

      1. Bessere Klärung der Werte als Hilfe zur Motivation und auch für das bessere Verstehen des Patienten durch das Team

      2. Verbesserung der Selbstwahrnehmung im Sinne von Achtsamkeit. Förderung der Wahrnehmung und Verbalisierung von Gedanken und Gefühlen bei dem Patienten.

      Wenn es dem Team gelingt, Herrn N. bei der Klärung der Werte zu helfen und die Präsenz im Hier und Jetzt zu verbessern, können in den folgenden Wochen weitere Schritte folgen, wie etwa die Förderung der Bereitschaft zur Akzeptanz schwieriger Gefühle (Frustration, Lustlosigkeit, innere Unruhe) und Defusion von selbstentwertenden bzw. wenig hilfreichen Gedanken (»Ich kriege nichts auf die Reihe«, »Die Ärzte sollen mir endlich helfen«, »Es ist eh alles zu spät«).

      4.2.5 Vorbereitung der Entlassung bzw. Entlassmanagement

      Im Verlauf der Behandlung, aber besonders auch im Zusammenhang mit der Entlassung können bei Patientinnen und Patienten eine Vielzahl an aversiven Gedanken und Gefühle auftauchen, die es therapeutisch möglichst gut im Sinne der Behandlungsziele zu handhaben gilt. Dies ist im Allgemeinen wichtig, aber insbesondere bei längeren Aufenthalten in der Klinik oder Tagesklinik, bei Patientinnen und Patienten mit chronischen Erkrankungen, bestehender Residualsymptomatik und hoher (interpersoneller) Funktionalität der Symptomatik zu berücksichtigen. Entsprechend geplant, gezielt und rechtzeitig ist das individuelle Entlassmanagement organisatorisch und therapeutisch zu gestalten.

      Bei Patientinnen und Patienten spielen mit Blick auf die Entlassung aus der Klinik oder Tageklinik häufig verschiedene belastende Gefühle und Gedanken eine wichtige Rolle: dies können Ängste vor der Zeit nach der Entlassung sein, mit dem Übergang verbundene Verunsicherung und Ungewissheit, Traurigkeit aufgrund des nahenden Abschieds von Menschen, Sorge vor dem »Zurückfallen« in alte Muster, Angst vor erneuter Exazerbation der Symptomatik, Überforderungserleben, Scham- und Schulderleben rund um den krankheitsbedingten Ausfall bei Kontaktaufnahme mit Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern oder auch bei Wiederaufnahme länger brachliegender sozialer Kontakt etc.

      Aus einer ACT-Perspektive ist es wichtig, dieses menschliche Erleben rund um die anstehende Entlassung bewusst wahrzunehmen und zu benennen, als valide zu markieren und anzunehmen und im Sinne von auftauchenden inneren Barrieren zu betrachten. Um dann schauen zu können, welche Handlungsimpulse daraus erwachsen und ob diese dann Handlungen im Sinne der Werte und Ziele der Patientin oder des Patienten unterstützen (Hin-Bewegungen) oder diesen im Wege stehen (Weg-Bewegungen auslösen). Eine direkte Adressierung möglicher belastender Gedanken und Gefühle und eine Handhabung derer vor dem Hintergrund der ACT-Kernprozesse ist also dringend anzuraten. Analog dazu lassen sich auch andere akute Belastungen, intensiv erlebte Zustände und Krisen der Patientinnen oder Patienten im Behandlungsverlauf im Sinne der ACT handhaben.

      Praktisches Beispiel

      Therapeutin Frau M. hat Frau Z. mit einer schweren psychotischen Symptomatik (ausgeprägtes Misstrauen, Schuldwahn) sowie einer schweren Zwangserkrankung (umfangreiche Schutzrituale, Kontaminationsängste, Waschzwänge etc.) über ca. sechs Monate behandelt. Der Verlauf war schleppend, die Behandlungserfolge begrenzen sich auf eine deutliche Entlastung und Begrenzung einer drohenden Ausweitung der seit Jahrzehnten bestehenden chronischen Symptomatik. Die Patientin kann zeitnah wieder in das ambulante Setting wechseln, wo bereits mehrere Hilfsangebote installiert sind, wie etwa eine betreute Wohnform und Wiedereingliederungshilfe. Die Patientin ist in der ersten Rücksprache zum Entlasstermin sehr aufgebracht und formuliert, sie könne jetzt noch nicht gehen und habe Angst vor der Verschlimmerung von Schuld- und Verfolgungserleben und dem Wiederauftreten suizidaler Gedanken.

      Frau Z.: Sie verstehen das nicht, es ist wirklich unmöglich, dass ich Ende nächster Woche entlassen werden soll. Ich kann mir das nicht vorstellen.

      Therapeutin Frau M.: Beschreiben Sie mir doch gerne einmal genauer, was in Ihnen im Moment vorgeht.

       Frau Z.: Ich fühle mich doch morgens immer so schuldig und wenn ich dann aufstehe und in die Tageklinik komme, wird es besser. Wenn ich nicht mehr herkomme, werde ich liegenbleiben und mich quälen. Ich kann das aber auch keinem Betreuer sagen, die werden sich lustig machen.

      Therapeutin Frau M.: Das heißt, Sie haben Gedanken wie »Ich kann nicht entlassen werden« und »Die Schuldgefühle werden wieder mehr werden« … und »Die Betreuer werden sich lustig machen«? Ist das richtig?

      Frau Z.: Ja.

      Therapeutin Frau M.: Was taucht noch auf?

      Frau Z.: Ich denke, ich falle allen zur Last. Fühlt sich schlimm an.

      Therapeutin Frau M.: Da ist ein Gedanken wie »Ich falle allen zur Last«, und ein Gefühl wie »schlimm«. So wie »nicht okay« oder »Scham«?

      Frau Z. nickt.

      Therapeutin Frau M.: Da ist es ja sehr verständlich, dass Sie den Gedanken haben »Ich kann nicht entlassen werden«, wenn wir berücksichtigen, dass Sie auch Gedanken haben wie »Die Schuldgefühle werden wieder mehr werden« oder »Die Betreuer werden sich lustig machen« oder dieses unangenehme Gefühl von »schlimm«, was auch auftaucht.

      Therapeutin Frau M. (Nimmt wahr, dass sie den Gedanken hat »Vielleicht hast Du Dich nicht genug angestrengt, Du hättest mehr für Frau Z. tun müssen«, sowie den Impuls, den Aufenthalt erneut zu verlängern. Gleichzeitig kennt sie dies von sich als eine Weg-Bewegung, welche der Vermeidung des Gefühls, nicht zu genügen, dient. Sie fragt sich, was ihr in der Behandlung für Frau Z. wichtig ist, nämlich »unterstützend zu sein« und entscheidet sich, nach den Werteorientierungen der Patientin zu fragen und diese zu reaktivieren): Das heißt, es treten eine ganze Reihe Ereignisse in Ihrem Inneren auf, so wie innere Barrieren, die Sie ja auch an anderer Stelle schon kennengelernt haben. Wozu laden sie Sie ein, was empfehlen diese unangenehmen Gedanken und Gefühle?

      Frau Z.: Na, dass ich unbedingt noch nicht gehen kann!

      Therapeutin Frau M.: Ja, das verstehe ich. Wenn Sie sich an das erinnern, was Ihnen für sich und Ihr Leben wichtig ist … Erinnern Sie sich? Führt Sie dies dann

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