ACT in Klinik und Tagesklinik. Группа авторов

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ACT in Klinik und Tagesklinik - Группа авторов

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Rahmen bietet generell eine Vielzahl an Möglichkeiten, das therapeutische Wirken nicht nur auf den Therapieraum zu beschränken. Dies gilt auch für die Arbeit mit ACT im klinischen Setting und kommt diesem Ansatz sehr entgegen, da es bei der ACT viel um Prinzipien zur Förderung psychischer Flexibilität geht, die Menschen im Allgemeinen betreffen und damit für viele alltägliche Situationen und Interaktionen relevant sind. Anhand der oben erläuterten Beispiele möchten wir dazu ermutigen, den klinischen Behandlungsrahmen und alle stattfindenden Interaktionen auch als Chance zum Vermitteln und (Vor-)Leben psychischer Flexibilität zu betrachten. Auch und gerade bei bestehender, teils hoher Symptombelastung der Patientinnen und Patienten.

      Ein wichtiger Faktor der Anwendung und Förderung von ACT-bezogenen Kompetenzen und Fähigkeiten bei Patientinnen und Patienten im klinischen Alltag, d. h. erfolgreicher InterACTion, sind die Teammitglieder und deren Verinnerlichung der Kernprozesse, die zu psychischer Flexibilität beitragen:

      • Sind die Mitglieder des Teams offen und bereit für Gefühle, Gedanken und Körperreaktionen, auch wenn sie schwierig und unbehaglich sind? Dies ist eine Frage der Präsenz im Hier und Jetzt (Achtsamkeit) sowie der Bereitschaft und Akzeptanz.

      • Macht sich das Team eigene Selbstkonzepte und Rollenerwartungen im Zusammenhang mit der Arbeit immer wieder bewusst und nimmt unterschiedliche Blickwinkel und Perspektiven auf sich selber ein? Dies ist eine Frage des Perspektivwechselns bzw. des Selbst-als-Kontext.

      • Inwieweit machen sich die Mitglieder des Teams ihre eigenen Werte in Bezug auf die Arbeit mit den Patientinnen und Patienten, aber auch miteinander, stets aufs Neue bewusst? Und lassen diese handlungsleitend sein? Dies ist eine Frage der Werteklärung, aber auch der Präsenz im Hier und Jetzt (Achtsamkeit).

      • Kann das Team aus dieser Offenheit und Bereitschaft sowie den gemeinsamen Werten heraus, als Team und individuell Handlungsschritte ableiten, die in der direkten Interaktion mit den Patientinnen und Patienten hilfreich sind, um diese in ihrem Heilungsprozess (mit ACT gesprochen: ein sinnvoll gelebtes Leben führen) zu unterstützen?

      Ziel der multidisziplinären Arbeit nach der ACT ist es, alle Teammitglieder in der Weiterentwicklung dieser Kompetenzen zu unterstützen, so dass die ACT-Prozesse sowohl in der InterACTion mit Patientinnen und Patienten als auch in der InterACTion der Teammitglieder untereinander wirksam werden und psychische Flexibilität im Dienste der Gesundheit und der Lebenszufriedenheit aller Beteiligten befördern können.

      Literatur

      Burian R (2015) Der Stahlhelm des Sozialisten. ACT im Konsiliardienst bei Patienten mit körperlichen Erkrankungen. In: Waadt M, Gloster A, Martz J (Hrsg.) Arbeiten mit der Akzeptanz- und Commitment-Therapie. Bern: Hogrefe Verlag. S. 241–275.

      Harris R (2011) ACT leicht gemacht. Freiburg: Arbor Verlag.

      Harris R (2014) Schwierige Situationen in der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT). Weinheim, Basel: Beltz Verlag.

      Vilatte M, Vilatte JL, Hayes SC (2016). Mastering the Clinical Conversation. New York: The Guilford Press.

      Waadt M, Martz J, Gloster A (2015) Arbeiten mit der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT). Bern: Hogrefe Verlag.

Teil II – ACT im multiprofessionellen Klinikalltag

      Multiprofessionelle Arbeit mit der ACT im voll- oder teilstationären Setting einer psychiatrischen oder psychosomatischen Abteilung – Überlegungen zum Kontext

      Albert Diefenbacher, Ronald Burian und Nina Romanczuk-Seiferth

      Es dürfte unbestritten sein, dass das therapeutische Milieu als »heilsame Umgebung« einen wichtigen Faktor für die Genesung der in psychiatrischen oder psychosomatischen Einrichtungen behandelten Patientinnen und Patienten darstellt. Das ist im Grunde allen Mitgliedern eines multiprofessionellen Teams klar: Alle gehen davon aus, dass man gemeinsam am Behandlungserfolg arbeitet und beteiligt ist. Dabei wird jedoch eher selten reflektiert, wie die unterschiedlichen Vektoren der Aktivitäten verschiedener Berufsgruppen in einer Art Kräfteparallelogramm zusammenwirken, um den Patientinnen und Patienten dabei zu helfen, sich in die geeignete Richtung zu entwickeln. Bereits an dieser Stelle wird klar, dass eine unterschiedliche (Selbst-)Einschätzung unterschiedlicher Professionen die jeweilige Wichtigkeit oder Rolle für den therapeutischen Erfolg, bei aller gegenseitigen Wertschätzung, unterschiedlich beurteilen können. Dabei kann der ärztliche Primat hinsichtlich der Behandlungssteuerung im Krankenhaus die Ärztin oder den Arzt unter Umständen durchaus überfordern: nämlich wenn bei einer Patientin oder einem Patienten gegen Ende der Behandlung sozialmedizinische Probleme (wie z. B. Gestaltung der Wohnsituation) deutlich in den Vordergrund treten, die Behandlung aber fälschlicherweise nun nicht dem Sozialdienst übertragen wird, sondern die Ärztin oder der Arzt (oder auch die Psychologin oder der Psychologe) in den Visiten nach wie vor einen primär medizinischen Ansatz verfolgt, da sie oder er sich einer Führungsrolle verpflichtet fühlt. Dies lenkt aber möglicherweise vom Ziel ab und beeinträchtigt den Erfolg der Behandlung.

      Optimalerweise können hierbei auftretende Konflikte im Rahmen von Team- oder Fallsupervisionen besprochen und konstruktiv weiterentwickelt werden. Allerdings zeigt sich in der täglichen klinischen Praxis, dass die Bereitschaft zur Teilnahme an Supervisionen von Teammitglied zu Teammitglied oder auch von Team zu Team durchaus unterschiedlich sein kann: Vom begeisterten Einfordern externer Supervision bis hin zur Ablehnung einer solchen; oder wenn Letzteres wegen entsprechender Verpflichtung durch die Dienstvorgesetzte oder den Dienstvorgesetzten nicht gelingt, ein mögliches passives Teilnehmen an einer 90-minütigen Supervisionssitzung, was möglicherweise von der externen Supervisorin oder dem Supervisor nicht wahrgenommen oder nicht thematisiert wird.

      Grundsätzlich gilt, dass Therapeutinnen und Therapeuten unterschiedlicher Professionen »verstehen müssen, dass sie nicht als Individuen arbeiten, sondern in sozialen und ökologischen Bezügen« und dass sich aus der »Gestaltung des sozialen Netzes (in der Klinik) […] auch unmittelbar therapeutische Ansätze« ergeben (Linden 2011, S. IX). Dieses Zusammenwirken wird zumeist erschwert, wenn die einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterschiedliche psychotherapeutische Ausbildungen oder grundsätzliche Einstellungen hinsichtlich der Behandlung von Menschen mit psychischen Erkrankungen haben, die jeder und jede in einem individuellen Ansatz bei den Patientinnen und Patienten fruchtbar zum Einsatz bringen will. Im besten Fall sollte hier ein Abgleich in fallbezogenen Teambesprechungen (z. B. soziotherapeutische Sitzungen) stattfinden.

      Beispielhaft sei hier auf eigene Erfahrungen mit der Implementierung von ACT zurückgegriffen: Überlegungen im Kontext der Einführung von ACT im zunächst teil-, dann auch vollstationären Bereich veranlassten uns dazu, dieses Problem durch Thematisierung in unterschiedlichen Formen unserer externen Supervisionen anzugehen. Dabei erscheint uns wesentlich, dass die Supervisionen explizit auf einer transparent gemachten Grundlage der Orientierung an ACT stattfinden. Interessant (und vielleicht auch beispielhaft) erscheinen uns etwa Erfahrungen im Bereich der Gerontopsychiatrie und -psychotherapie, und dabei vor allem auf einer Station für Menschen mit Verhaltensauffälligkeiten bei demenziellen Erkrankungen. Hier gab uns die Zurückhaltung der ärztlichen Weiterbildungsassistentinnen und -assistenten bei der Rotation auf diese Station den Anlass, diese Zurückhaltung näher zu erfragen. Dabei zeigte sich eine gewisse Scheu, sich mit dem auf dieser Station sichtbarer werdenden Thema des sich nähernden Lebensendes zu beschäftigen. Die Psychoanalytikerin Grete Bibring hat bereits 1956 die Problematik »junge Ärzte müssen sich um ältere Patienten (Elternfiguren) kümmern« unter folgendem Aspekt diskutiert: Möglicherweise führt es zu Konflikten, wenn nach gerade stattgefundener z. T. vielleicht konflikthafter Ablösung aus dem eigenen Elternhaus nun plötzlich die Elternfiguren auf einer kranken, geschwächten und hilfebedürftigen Ebene gewissermaßen zurückkommen und vermehrt Rücksicht

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