Mehrsprachigkeit und das Politische. Группа авторов

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besaß Manieren. Mit den einfachen Leuten die Sprache der Herrschaft sprechen zu müssen, war peinlich. Sie hatten ja nicht die Umgangsformen von Herrschaften und konnten das Ansehen des DeutschenDeutschlandDeutsch nur vermindern. […] Er, Ovelacker, hatte sich als bedingungsloser Gegner dieser Umvolkung bekannt, aber was half es, […]. (404–405)

      Solche Ausführungen verweisen auf den soziokulturellen Hintergrund der Sprachverwendung und des SprachwechselsSprachwechsel. Es wird jedoch ersichtlich, dass Risse in der vorher beschriebenen Sprachhierarchie möglich waren und Bewegung zwischen den Gruppen vorkam. Dies hilft auch, den symbolischen Wert des Romanendes besser zu kontextualisieren, wenn der Deutschbalte Graf von Ovelacker auf EstnischEstland/EstoniaEstnisch/Estonian zu sprechen anfängt: „Ich werde schreiben, daß der… der Junge kommt! fügte er in seinem mühsamen EstnischEstland/EstoniaEstnisch/Estonian hinzu, ohne auch nur im mindesten zu zögern, ohne daß sein Stolz sich dawider empörte.“ (749) Dieser latentlatent dargestellte SprachwechselSprachwechsel illustriert, wie die Sprache die gesellschaftliche Position und Haltung definierte, und unterstreicht den symbolischen Akt der Versöhnung.

      4 Zusammenfassung

      Die Analyse zeigt, dass die MehrsprachigkeitMehrsprachigkeit in allen drei ausgewählten Werken deutschbaltischerDeutschbaltendeutschbaltisch Literatur als ein Marker des Lokalkolorits gelesen werden kann – die Einbeziehung der lokal gesprochenen SprachenSprache, gesprochene EstnischEstland/EstoniaEstnisch/Estonian und RussischRusslandRussisch/Russian weist ähnliche Züge auf und die Baltizismen unterstreichen die deutschbaltischeDeutschbaltendeutschbaltisch Lokalidentität. Des Weiteren fällt die Verwendung der ‚bildungssprachlichen‘ Ausdrücke auf LateinLatein oder auf FranzösischFrankreichFranzösisch auf. Die Motivierung für die Verwendung weiterer Sprachen ist jeweils kontextuell unterschiedlich begründet.

      Wie gezeigt wurde, öffnet die MehrsprachigkeitMehrsprachigkeit ein weiteres Interpretationsfenster bezüglich der in den Werken dargestellten Kulturkontakte. In einem hermeneutischen Deutungskreis lassen sich die Ergebnisse der Analyse der fiktionalenFiktionalitätfiktional Verwendung von einzelnen Sprachen als Aussagen zur tatsächlichen Sprachhierarchie lesen – die Literatur spiegelt die sozialen und sprachlichen Unterschiede wider, kann sie womöglich auch kritisieren oder in Frage stellen, doch durch das Verschriftlichen werden die Hierarchien stets auch zementiert. Die Haltung der Autoren und Autorin gegenüber dem EstnischenEstland/EstoniaEstnisch/Estonian und dessen latentelatent und manifeste Verwendung – von der genussvoll-spielerischen (Schultz-BertramSchultz-Bertram, Georg Julius von) über die weitgehend inexistente (Hunnius) bis zur anthropologischenAnthropologieanthropologisch (SchaperSchaper, Edzard) – kann als eine Aussage zu ethnisch-politischenPolitik/politicspolitisch/political Fragen gelesen werden. Die Verwendung oder Vermeidung von Baltizismen wiederum zeigt die Position der Autoren und die Autorin auf der Skala des Lokalpatriotismus an, beziehungsweise betont die Ausrichtung der deutschbaltischenDeutschbaltendeutschbaltisch Gesellschaft auf DeutschlandDeutschland. Die Autoren und die Autorin verwenden diese bewusst, um entweder das Lokalkolorit oder die historischenhistorisch Umstände weiterzugeben. Obwohl zwei von ihnen im BaltikumBaltikum geboren wurden und ansässig waren, und somit wahrscheinlich mündlichMündlichkeitmündlich die deutschbaltische VarietätDeutschbaltendeutschbaltische Varietät verwendeten, distanzieren sie sich davon in ihren Texten. Wenn Baltizismen vorkommen, sind diese meistens mit einer Bemerkung oder ÜbersetzungÜbersetzung/translation versehen und kein organischer Teil des Textes.

      Auf weitere Determinanten, die die literarische MehrsprachigkeitMehrsprachigkeitliterarische Mehrsprachigkeit beeinflussen, wie z.B. die Erwartungshaltung der implizierten Leser, die politischePolitik/politicspolitisch/political Situation im deutschenDeutschlanddeutsch Mutterland oder die einschränkende Wirkung des konkreten literarischen Genres, konnte im vorliegenden Beitrag nur hin und wieder verwiesen werden. Da die Mehrsprachigkeit als Thema eine wachsende Beachtung genießt, kann man hoffen, dass künftig den hier aufgeworfenen und weiteren Fragen in vergleichenden Studien und Einzelinterpretationen nachgegangen wird.

      Die Positionierung des Themas als Forschungsprojekt im auslandsgermanistischen Studium auf unterschiedlichen akademischen Stufen hat sich als ergiebig erwiesen. Die Beschäftigung mit der literarischen MehrsprachigkeitMehrsprachigkeit gibt den Studierenden eine Möglichkeit, sich als Sprachexperten zu fühlen, denn obwohl ihre Deutschkenntnisse im Studium ja erst geübt und geschliffen werden, bringen die Studierenden für derartige Analyseaufgaben eine in DeutschlandDeutschland seltene Sprachkombination (DeutschDeutschlandDeutsch, RussischRusslandRussisch/Russian, EstnischEstland/EstoniaEstnisch/Estonian) und damit eine Stärke mit, die man beruflich anwenden kann. So kann im Idealfall das Selbstbewusstsein der Studierenden gestärkt werden und ein Grundstein für ihre IdentitätIdentität/identity als Kulturvermittler gelegt werden.

      Literaturverzeichnis

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      Schaper,

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