Mehrsprachigkeit und das Politische. Группа авторов

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seine PopularisierungPopularisierung der litauischenLitauenlitauisch Literatur ausgezeichnet wurde, darf nicht vergessen werden, dass er selbst ein Dichter ist, einer der bekanntesten Dichter LitauensLitauen, die auf RussischRusslandRussisch/Russian schreiben. Den litauischenLitauenlitauisch Lesern ist er jedoch bestens bekannt, da seine Lyrik von den von ihm übersetzten litauischenLitauenlitauisch Dichtern aus dem RussischenRusslandRussisch/Russian ins LitauischeLitauenLitauisch übertragen wird.

      Die Tradition der literarischen ÜbersetzungÜbersetzung/translation, insbesondere der Lyrikübersetzung, erhielt in RusslandRussland von den Dichtern des Silbernen Zeitalters4 vielfältige Impulse und wurde in der sowjetischenSowjetunionsowjetisch/Soviet Zeit fortgesetzt. In russischerRusslandrussisch Sprache wurden Anthologien der Literatur fast aller sowjetischenSowjetunionsowjetisch/Soviet Republiken herausgegeben. Gewiss waren diese Ausgaben politischPolitik/politicspolitisch/political und ideologischIdeologieideologisch motiviert. Wie sonst erklärt man die zahlreichen Ausgaben der litauischenLitauenlitauisch Literatur während des Zweiten WeltkriegesWeltkriegZweiter Weltkrieg.5 Mit ihren Werken sollten die Autorinnen und Autoren die kommunistischen Ideen und sozialistischen Werte popularisieren. Auch nach dem Zweiten WeltkriegWeltkriegZweiter Weltkrieg erschien eine Reihe von Anthologien litauischerLitauenlitauisch Literatur in russischenRusslandrussisch ÜbersetzungenÜbersetzung/translation: „Поэты Литвы“ (Dichter LitauensLitauen), 1947; „Поэты Советской Литвы“ (Dichter des sowjetischenSowjetunionsowjetisch/Soviet LitauensLitauen), 1948; „Литовские новеллы“ (LitauischeLitauenLitauisch Novellen), 1948; „Поэзия Литвы. Антология“ (Dichtung LitauensLitauen. Anthologie), 1950; „Проза Советской Литвы“ (Prosa des sowjetischenSowjetunionsowjetisch/Soviet LitauensLitauen), 1950, u.a.

      Einer der meistübersetzten und bekanntesten Autoren des sowjetischenSowjetunionsowjetisch/Soviet LitauensLitauen war Eduardas MieželaitisMieželaitis, Eduardas.6 Der 1919 in Kareiviškis geborene Dichter war nicht nur in seiner Jugend ein aktiver Anhänger der kommunistischen Ideen, sondern blieb Parteimitglied auch nach der Wende. Dabei wurde er 1946 „für die Ideenlosigkeit“ seiner Dichtung von Literaturfunktionären scharf kritisiert. Vermutlich um weniger Oden an die kommunistische Partei schreiben zu müssen, begann Mieželaitis für Kinder und Jugendliche zu dichten und übersetzte Werke anderer Autoren ins LitauischeLitauenLitauisch. Neben PuschkinPuschkin, Alexander und LermontovLermontov, Michail übersetzte er auch Leonid MartynovMartynov, Leonid aus dem RussischenRusslandRussisch/Russian, der seinerseits Mieželaitis Werke ins RussischeRusslandRussisch/Russian übertrug. Für seine literarische Tätigkeit wurde er 1962 mit dem Leninorden der SowjetunionSowjetunion ausgezeichnet. Im unabhängigen LitauenLitauen wurde er für seine politischePolitik/politicspolitisch/political Haltung zwar angefeindet, aber gleichzeitig gilt er bis heute als einer der größten litauischenLitauenlitauisch Dichter des 20. Jahrhunderts. Seine Lyrik zeichnet sich durch Pathos, Liedhaftigkeit und philosophische Lebensbetrachtung aus.

      Das gegenseitige Übersetzen ist unter den Lyrikern durchaus verbreitet. Der 1937 in Memel geborene Tomas VenclovaVenclova, Tomas, der seit 1977 als Dissident im US-amerikanischenAmerika/USAamerikanisch ExilExil lebt, übersetzte den polnischenPolenpolnisch Dichter Czesław MiłoszMiłosz, Czesław und den russischenRusslandrussisch Joseph BrodskyBrodsky, Joseph, während die beiden seine Lyrik aus dem LitauischenLitauenLitauisch übertrugen (vgl. Veser 2017: 14).7 In den USA schrieb Venclova nicht nur auf LitauischLitauenLitauisch, sondern auch auf RussischRusslandRussisch/Russian. Diese ZweisprachigkeitZweisprachigkeit war gewiss nicht politischPolitik/politicspolitisch/political motiviert, sondern ergab sich aus seiner literarischen und literaturwissenschaftlichen Tätigkeit.

      Die Literatur des heutigen LitauensLitauen orientiert sich am globalen Buchmarkt, der englischsprachig ist. Die Online-Zeitschrift Vilnius Review bietet eine beeindruckende Zahl an literarischen Texten der litauischenLitauenlitauisch Gegenwartsliteratur und setzt sich deren PopularisierungPopularisierung zum Ziel.8 Dieses soll erreicht werden, indem literarische Texte in englischerEnglisch/English ÜbersetzungÜbersetzung/translation dem breiteren Leserkreis zugänglich gemacht werden. Um das anfallende Arbeitspensum zu bewerkstelligen, wird ein Übersetzerteam beschäftigt. Ohne finanzielle Unterstützung sind solche Projekte kaum realisierbar. Als Sponsoren von Vilnius Review werden folgende Stiftungen genannt: Lithuanian Council for CultureLithuanian Council for Culture, Association LATGAAssociation LATGA, City of VilniusCity of Vilnius, modernaus meno centrasmodernaus meno centras, SpaudosSpaudos, radijo ir televizijos rėmimo fondasradijo ir televizijos rėmimo fondas.9 Es handelt sich also um staatliche Strukturen, die im Einklang mit der (Kultur)Politik der litauischenLitauenlitauisch Regierung insbesondere seit 2010 vermehrt das EnglischeEnglisch/English als KommunikationsspracheKommunikation verwenden. Zum einen wird dadurch die Weltoffenheit LitauensLitauen deutlich, das sich im Zuge der Globalisierungsprozesse immer stärker in die europäischeEuropaeuropäisch und Weltgemeinschaft integriert. Zum anderen geht damit die Bedeutung und die Kenntnis des RussischenRusslandRussisch/Russian und des PolnischenPolenPolnisch/Polish verloren. Diese Sprachen sind ein wichtiger Teil der Geschichte LitauensLitauen, scheinen jedoch mehr der Vergangenheit anzugehören, als in der Zukunft eine wichtige Rolle zu spielen.

      Dieser Pessimismus müsste allerdings angesichts der 2019 erschienenen dreibändigen Anthologie der russischenRusslandrussisch Dichtung LitauensLitauen (Антология русской поэзии Литвы) relativiert werden. Sie bringt Texte von knapp 350 Autorinnen und Autoren, die seit Jahrhunderten mit LitauenLitauen verbunden waren und auf RussischRusslandRussisch/Russian schrieben.10 Die Initiatoren dieser Anthologie sind Mitglieder von „LogosLogos“, des Vereins der russischsprachigen Dichter LitauensLitauen. Inspiriert wurden sie von der Anthologie RussischeRusslandRussisch/Russian Poesie LettlandsLettland/Latvia, die im Nachbarland erschien. Gleichzeitig setzt „Logos“ mit seiner dreibändigen Ausgabe ein Zeichen des Protests gegen die Sprach(en)politik im heutigen Litauen.

      Seit seiner Unabhängigkeit ist LitauenLitauen bemüht, LitauischLitauenLitauisch vor Einflüssen des RussischenRusslandRussisch/Russian sowie vor AnglizismenAnglizismen und nicht litauischenLitauenlitauisch Wörtern zu schützen. Mit dieser Aufgabe sind zwei staatliche Behörden beauftragt, die Staatliche Kommission der litauischenLitauenlitauisch Sprache und die Staatliche Sprach-InspektionSprach-Inspektion, die nicht nur mit Argusaugen, sondern mit Tadel, Verwarnungen und Geldstrafen bis zu 434 Euro für die Reinheit der litauischenLitauenlitauisch Sprache sorgen sollen (Stašaitytė 2017). Als Richtlinie dient der „SprachpolizeiSprachpolizei“, wie diese Behörden im Volksmund genannt werden, ein 25-seitiger Katalog der „großen Fehler der litauischenLitauenlitauisch Sprache“, die insbesondere Autoren, Journalisten und öffentliche Funktionsträger nicht begehen dürfen. Die Leiterin der SprachkommissionSprachkommission, Daiva Vaišnienė, beteuert allerdings, dass für die Literatur „eine totale Freiheit“ gelte (Stašaitytė 2017). Der Roman Pietinia kronikas (2016) von Rimantas KmitasKmitas, Rimantas, der in der Umgangssprache geschrieben wurde und mit Schimpfwörtern gespickt ist, soll als Beweis für die Freiheit der Literatur im heutigen Litauen herhalten (Stašaitytė 2017). Allerdings ist bemerkenswert, dass eine solche SprachzensurSprachzensur wie in Litauen in den anderen postsowjetischenSowjetunionpostsowjetisch Staaten nicht praktiziert wird – mit Ausnahme von RusslandRussland. Die SprachpolitikSprachpolitik LitauensLitauen erklärt Heiko F. Marten zutreffend mit der postkolonialenKolonialismuspostkolonial Ausgangssituation: „Die durch die postkolonialeKolonialismuspostkolonial Ausgangssituation begründete Sprachpolitik führt zu einigen Praktiken, die im internationalen Vergleich ungewöhnlich sind.“ (Marten 2017: 217).

      3 Sprach(en)politik und literarische MehrsprachigkeitMehrsprachigkeitliterarische Mehrsprachigkeit in LettlandLettland/Latvia

      Eine „postkolonialeKolonialismuspostkolonial Ausgangsposition“ gilt auch für LettlandLettland/Latvia. Die Eroberung seiner Gebiete durch den DeutschenDeutschlanddeutsch Orden und die HanseHanse(bund), die schwedischeSchwedenschwedisch Herrschaft im 17. Jahrhundert, die Besetzung durch das RussischeRusslandRussisch/Russian Reich Anfang

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