Mehrsprachigkeit und das Politische. Группа авторов

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Autorinnen und Autoren und Übersetzerinnen und Übersetzern ins LettischeLettland/LatviaLettisch/Latvian, die ihrerseits selbst Dichter sind, die auf LettischLettland/LatviaLettisch/Latvian schreiben, generiert nicht nur Synergien und Kreativität, sondern auch Experimentierfreude. Artur PuntePunte, Artur, einer der Redakteure der zweisprachigenZweisprachigkeitzweisprachig Ausgaben, brachte 2014 seinen Gedichtband Поэтические посвящения/Poētiskie veltījumi heraus, in dem zwischen russischenRusslandrussisch Originalen und ihren ÜbersetzungenÜbersetzung/translation ins LettischeLettland/LatviaLettisch/Latvian auch Gedichte stehen, die Punte auf LettischLettland/LatviaLettisch/Latvian verfasste. Auch wenn dies noch lange nicht bedeutet, dass Punte in der zweiten Sprache seines kreativen Schaffens den gleichen literarischen Rang hat, zeigt sich jedoch, dass Versuche, in einer anderen Sprache Literatur zu schreiben, einen experimentellen Charakter haben, dem durchaus spielerische Momente und Kreativität generierende Absichten zugrunde liegen. Gleichzeitig wird deutlich, dass der literarische Text nicht frei vom Einfluss der textexternen MehrsprachigkeitMehrsprachigkeit bleibt. Er manifestiert sich vordergründig in der auditivenauditiv Gestaltung der Sprache, in der akustischen Wahrnehmung des Textes sowie in sprachvergleichenden, sprachkonsolidierenden oder sprachkontrastierenden Elementen, sowie in den vielfältigen onomatopoetischen Stilmitteln, worauf auch Ilva Skulte verweist:

      Reading Punte, it seems the poet speaks following a developmental logic of events, conversations or associations, but then suddenly changes course, remaining under the disguise of language: what comes to the foreground is a linguistic interplay, transfers, breaks, sound repetitions, rhythmRhythmus/rhythm and metre. It is as if the poetry emerges from the story and language (or vice versa) in front of our eyes, thanks to its special, textually tangible form, a form that can express itself in tonality.6

      Die ZweisprachigkeitZweisprachigkeit und das Zusammenspiel der Sprachen werden auch durch das Design des Bandes Вплавь/Peldus von Semjon ChaninChanin, Semjon betont. Magnete wurden eingesetzt, um so die Anziehung zwischen dem Band mit russischenRusslandrussisch Originalen und dem Band mit ÜbersetzungenÜbersetzung/translation ins LettischeLettland/LatviaLettisch/Latvian eindrucksvoll zu veranschaulichen. Die ÜbersetzungenÜbersetzung/translation wurden von Dichtern wie Kārlis Vērdiņš Vērdiņš, Kārlis, Pēteris DragunsDraguns, Pēteris, Liana LangaLanga, Liana, Jānis Rokpelnis Rokpelnis, Jānis, Marts Pujāts Pujāts, Marts, Jānis ElsbergsElsbergs, Jānis u.a. vorgenommen. Gedichte einiger von ihnen sowie von Eduards AivarsAivars, Eduards, Edvīns RaupsRaups, Edvīns, Māris SalējsSalējs, Māris übersetzt Semjon Chanin aus dem LettischenLettland/LatviaLettisch/Latvian ins RussischeRusslandRussisch/Russian. Ferner überträgt er auch aus dem EnglischenEnglisch/English, etwa den amerikanischenAmerika/USAamerikanisch Dichter russischerRusslandrussisch Herkunft Eugene OstashevskyOstashevsky, Eugene.7

      Die Gegenwartsliteratur LettlandsLettland/Latvia – unabhängig ob in lettischerLettland/Latvialettisch oder in russischerRusslandrussisch Sprache – entsteht vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen ZweisprachigkeitZweisprachigkeit. Dies führt zur Herausbildung verschiedener Formen der literarischen MehrsprachigkeitMehrsprachigkeit. Diese existieren sowohl in textexternen als auch textinternen Bereichen. Neben literarischen ÜbersetzungenÜbersetzung/translation, die für die textexterne MehrsprachigkeitMehrsprachigkeittextexterne Mehrsprachigkeit lettischerLettland/Latvialettisch Gegenwartsautorinnen und -autoren kennzeichnend ist, scheint zunehmend die textinterne MehrsprachigkeitMehrsprachigkeittextinterne Mehrsprachigkeit eine wichtige Rolle zu spielen. Dabei ist zu beobachten, dass nicht so sehr manifeste als vielmehr latentelatent Mehrsprachigkeit diese Texte kennzeichnet. InterferenzInterferenz der Sprachen (z.B. russischeRusslandrussisch Syntax in der lettischenLettland/Latvialettisch Sprache), LehnübersetzungenÜbersetzung/translationLehnübersetzung, SprachlatenzSprachlatenz und interlingualesinterlinguales Wortspiel scheinen die häufigsten Formen der latenten MehrsprachigkeitMehrsprachigkeitlatente Mehrsprachigkeit (Blum-Barth 2020) in der lettischenLettland/Latvialettisch Gegenwartsliteratur zu sein. In diese Richtung geht auch die Bewertung der beabsichtigten Sichtbarkeit und der Wechselwirkung des RussischenRusslandRussisch/Russian und LettischenLettland/LatviaLettisch/Latvian in zweisprachigenZweisprachigkeitzweisprachig Ausgaben der „OrbitaOrbita“ durch den Dichters und Kritiker Kirill Kortchagin als „utopischesutopisch Projekt der gemeinsamen lettisch-russischenRusslandrussisch poetischenPoetik/poeticspoetisch Sprache“ (Kortchagin 2015).8

      4 ÜbersetzungenÜbersetzung/translation im Kontext literarischer MehrsprachigkeitMehrsprachigkeit

      Sieht man von traditionellen VolksliedernVolkVolkslied und -märchen ab, so entstand die Literatur LitauensLitauen wie auch LettlandsLettland/Latvia Anfang des 19. Jahrhunderts vor einem mehrsprachigenMehrsprachigkeitmehrsprachig Hintergrund. Historischhistorisch bedingt übte der Einfluss der polnischenPolenpolnisch Sprache und Literatur in LitauenLitauen sowie der deutschenDeutschlanddeutsch in LettlandLettland/Latvia einen großen Einfluss auf die Autorinnen und Autoren des jeweiligen Landes aus. Viele unternahmen ihre ersten literarischen Schreibversuche nicht in der MutterspracheMuttersprache/mother tongue, sondern auf PolnischPolenPolnisch/Polish bzw. auf DeutschDeutschlandDeutsch, die Schulunterrichtssprache im jeweiligen Land waren. Gleichzeitig spielten Orientierung an westeuropäischer, skandinavischerskandinavisch und russischerRusslandrussisch Literatur, die sich nicht zuletzt in der ÜbersetzungÜbersetzung/translation manifestierte, eine wichtige Rolle bei der Entstehung der nationalenNationnational Literatur LitauensLitauen und LettlandsLettland/Latvia.

      Die sowjetischeSowjetunionsowjetisch Epoche stellte beide Länder vor vergleichbare Herausforderungen – RussifizierungRussifizierung und Ideologisierung –, die in LitauenLitauen und LettlandLettland/Latvia im Vergleich zu anderen sowjetischenSowjetunionsowjetisch/Soviet Republiken noch moderat ausfielen. Im Unterschied zu Autorinnen und Autoren anderer sowjetischerSowjetunionsowjetisch/Soviet Republiken waren bei litauischenLitauenlitauisch und lettischenLettland/Latvialettisch Autorinnen und Autoren weder SprachwechselSprachwechsel noch ZweisprachigkeitZweisprachigkeit, die häufig politischPolitik/politicspolitisch/political-ideologischIdeologieideologisch motiviert sind, geläufige Phänomene. In der literarischen MehrsprachigkeitMehrsprachigkeit dominiert ihre textübergreifende/textexterne Form.

      Für die Erforschung der literarischen MehrsprachigkeitMehrsprachigkeit, insbesondere der ÜbersetzungÜbersetzung/translation als eines der Formate der textexternen MehrsprachigkeitMehrsprachigkeittextexterne Mehrsprachigkeit lassen sich sowohl in LitauenLitauen als auch in LettlandLettland/Latvia während der sowjetischenSowjetunionsowjetisch/Soviet Epoche zwei interessante Aspekte beobachten: 1. Die Gründe für ÜbersetzungenÜbersetzung/translation und 2. die konsultierende Funktion der russischenRusslandrussisch Sprache.

      1. Literarische ÜbersetzungÜbersetzung/translation war eine Option, literarisch tätig zu sein, wenn Autorinnen und Autoren ein Schreib- und Veröffentlichungsverbot erhielten, ideologischeIdeologieideologisch Instrumentalisierung ihrer Werke verweigerten oder mit ihrer literarischen Tätigkeit den Lebensunterhalt bestreiten wollten.

      2. Bemerkenswert ist dabei, dass auffallend viele Autorinnen und Autoren aus sehr vielen verschiedenen Sprachen übersetzten. Ohne ihre Fremdsprachenkenntnisse schmälern oder hinterfragen zu wollen, muss vermutet werden, dass die russischeRusslandrussisch Sprache im ÜbersetzungsprozessÜbersetzung/translation eine Vermittlungsrolle spielte. Anders gesagt: dem RussischenRusslandRussisch/Russian kam die sogenannte konsultierende Funktion zu. Auf RussischRusslandRussisch/Russian lagen mehrere ÜbersetzungenÜbersetzung/translation der Klassiker der WeltliteraturWeltliteratur vor und übertrafen sich gegenseitig in ihrer hohen künstlerischen Qualität, so dass ihre Hinzuziehung bei der ÜbersetzungÜbersetzung/translation in eine andere Sprache eine vergleichende Vorgehensweise ermöglichte und viele Übersetzungsentscheidungen erleichterte. Diesen Status behält RussischRusslandRussisch/Russian immer noch im Prozess der literarischen ÜbersetzungÜbersetzung/translation in die Sprachen der ehemaligen Sowjetrepubliken und der Ostblockstaaten bei. Ähnlich konsultierend können auch EnglischEnglisch/English, SpanischSpanienSpanisch, FranzösischFrankreichFranzösisch u.a. herangezogen werden, um eine Übersetzungsentscheidung zu treffen. Dadurch wird deutlich, dass Sprachen an textexterner literarischer

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