Emma schreibt. Armand Amapolas

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Emma schreibt - Armand Amapolas Emma auf Teneriffa

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erst feiern wir mal. Mensch, ich ruf Hauke an. Wir köpfen eine Flasche Champagner. Auf die gute Zeit, die wir miteinander hatten. Auch wenn’s leider eine kurze war.«

      Emma war dermaßen geplättet, dass ihr nichts anderes einfiel, als stumm zu nicken. Und so fand sie sich denn, ohne recht zu wissen, wie ihr geschah, ein Stündchen später auf der Terrasse des Bueraner Schlossrestaurants wieder. Tanja orderte Champagner und Austern, »und dann Gambas, gegrillt, dann sehen wir weiter«. Ihrem Hauke habe sie am Telefon nichts davon erzählt, was auf Emmas Handy zu sehen war, versicherte sie Emma. Aber ordentlich neugierig habe sie ihn schon gemacht. Hauke von Dückers und Lambert Schulte-Bückendorf kannten sich nicht nur vom Golf, sie waren auch im selben Rotary-Club.

      »Nun, Mädchen, zeig’s ihm schon. Der gute Hauke platzt uns sonst vor Neugier. Wie sähe das denn aus auf dem gepflegten Kiesbeet hier?«

      Irgendwie hoffte Emma noch immer, sie habe sich verhört, vorhin in Tanjas Büro. Schließlich: sie war doch die »Star-Schreiberin« der Revue! »Unser Goldfederchen«, hatte Tanja sie gern vorgestellt. Und mehr als das, sie fühlte sich befreundet mit den beiden. Außerdem: hatte sie nicht gerade einen echten Scoop gelandet? Die Geschichte ›Reifenhändler zieht vor Reporterin blank‹ würde die Revue in aller Munde bringen. Solche Publicity hatte Tanja noch nie. Das war doch Geld wert, Rotary-Freundschaft hin oder her. Am Gelde hängt, zum Gelde drängt doch alles – war das von Goethe? –, auch im nördlichen Ruhrgebiet. Nein, mit einem Glas Champagner in der Hand und Hauke von Dückers beobachtend, wie der das Display auf Emmas Handy fixierte, dabei erst die Augen weit aufriss, dann die Mundwinkel verzog, zu einem breiten Grinsen, da war sich Emma ganz sicher: sie musste sich verhört haben, vorhin.

      Bis Hauke anfing, auf dem Handy herumzuklimpern. Emma reagierte alarmiert. »Was machst du da?«

      »Was ich mache? Ich lösche das Foto. Das mache ich, für dich. Dir dürfte es schwerer fallen. So, jetzt ist es weg.«

      Emma lehnte sich zurück und wusste mit einem Mal mit ihrem halbvollen Champagnerkelch nichts anzufangen. Irritiert stellte sie das Glas auf den Tisch. Der Kellner servierte die Austern.

      »Sylter. Köstlich. Die sind um Klassen besser als die Fines de Claires aus der Bretagne. Probier mal, Emma! Wertvolles Eiweiß. Fast so frisch wie das von LSB.« Tanja schlug sich vor Freude über den eigenen Scherz auf die Schenkel, dann klatschten sie und ihr Hauke sich ab wie amerikanische Basketballspieler. Emma hockte noch immer verdattert daneben.

      »Bei aller Liebe, Hauke, aber du kannst doch nicht meine Fotos auf meinem Handy löschen, einfach so«, raffte sie sich schließlich auf und griff nach ihrem Handy. Hauke überließ es ihr ohne Widerstand und ohne ein weiteres Wort.

      »Emma, Mädchen, jetzt hör mir mal gut zu.« Tanja wurde ungewöhnlich ernst. »Ich kann ja verstehen, dass du stolz auf dich bist. Hauke und Tanja sind auch mächtig stolz auf dich, das kannst du mir glauben.« Hauke nickte Emma zu, seiner Frau ausnahmsweise keine Widerworte gebend. »Wie du unseren drögen LSB dazu gebracht hast, diese Nummer zu reißen, das war super. Echt super. Ganz offensichtlich warst du nicht die Erste, bei der er in seinem Büro die Hosen runtergelassen hat. Das hast du super gemacht. Große Klasse. Dem Hauke musst du das gleich alles noch mal haarklein schildern. Aber erst nach den Austern. Ich bin auch ganz sicher, dass unsere Leser die Geschichte verschlingen würden, Wort für Wort, Buchstabe für Buchstabe. Sie würden die Buchstaben förmlich ablecken. Und nicht nur unsere Leser. Die Revue wäre in aller Munde…«

      »Ob das jetzt das geeignete Sprachbild ist?«, fiel Hauke seiner Frau ins Wort, mit gespielter Sorge. Tanja grinste ihn an, dann wandte sie sich wieder Emma zu, schlagartig ernst werdend: »Aber nur einmal. Danach wären wir raus aus dem Geschäft. All unsere feinen Anwälte, Doktoren, Unternehmenslenker und auch die Politiker und ihre Gattinnen, Haukes rotarische Freunde: sie alle würden sich das letzte Heft der Revue gut aufheben. Wir müssten nachdrucken lassen. Und dann würden sie ihr Abo kündigen.«

      »Was so schlimm nicht wäre«, mischte sich Hauke ein: »Dann könnte Tanja endlich mal was Seriöses machen. Zum Beispiel Golf spielen. Oder sich zuhause um den Abwasch kümmern. Aber du, Emma, du würdest durch den Dreck gezogen.«

      »Bitte?«

      Etwas anderes fiel Emma nicht ein. Selten hatte sie sich derart klein und dumm gefühlt.

      »Denk doch mal nach!« Hauke rückte mit seinem breiten Korbstuhl enger an Emma heran und legte ihr die Hand fest aufs Knie. Derartiges hatte er noch nie getan, aller Flirterei zum Trotz. Die Geste war offenkundig väterlich gemeint. »Der gute Lambert ist ein Arschloch. Wer ihn kennt, wusste das schon immer. Er ist, das war mir allerdings so klar bisher noch nicht, auch ein Schwein. Und ein Idiot. Sich vor einer Journalistin zu exhibitionieren, darauf muss man erst mal kommen.« Damit zog Hauke seine Hand zurück.

      Emma konnte sich nicht erinnern, dass Hauke jemals zuvor so eindringlich, ernsthaft und so wortreich mit ihr geredet hatte. Oder in ihrer Gegenwart mit irgendjemandem sonst.

      »Aber Lambert Schulte-Bückendorf ist nicht nur ein großes Arschloch, er ist unser großes Arschloch. Er wird alle Register ziehen. Und er kann sich darauf verlassen, dass ihm zwar keiner glaubt, aber jeder so tun wird, als ob. Wahrscheinlich hockt er jetzt schon in irgendeiner teuren Anwaltskanzlei und lässt sich beraten. Ich kann mir gut denken, was er dort hört. Fakt ist, von mir könnte er den Rat billiger bekommen – würde er aber nicht. Was er tun wird, ist folgendes: er wird behaupten, und zwar noch bevor du auch nur eine Zeile in die Tastatur gegeben hast, er sei von dir gelinkt worden. Du hättest ihn verführt und provoziert. Wahrscheinlich hast du ihn geradezu vergewaltigt, ihm den Hosenlatz gegen seinen Widerstand aufgerissen, dem armen, harmlosen Lambert. Der ja schließlich auch nur ein Mann ist und in einer schwachen Minute – er hat ja so viel um die Ohren – sich fast hätte gehen lassen. Fast.«

      »Lambert und seine Anwälte werden dich als Schlampe dastehen lassen«, übernahm Tanja: »Womöglich werden sie sogar die Teneriffa-Story infrage stellen. Warst du damals wirklich so unschuldig, wie du behauptet hast? Der arme Mann, von dem du angeblich fast vergewaltigt worden bist, der ist schließlich tot. Und du lebst. Und jetzt hast du dich an den nächsten rangemacht. Der ehrenwerte Lambert Schulte-Bückendorf! Fast wäre er dein Opfer Nummer 2 geworden. Wenn seine ehrenwerten Anwälte nicht rechtzeitig dazwischen gegangen wären. Und LSB persönlich natürlich auch, der gelinkte, aber tapfere Mann. Er hätte den Vorfall sofort seiner Frau gebeichtet, kleinlaut und reuig. Und die hätte ihm vergeben, ganz die treue Gattin an seiner Seite. So etwa wird die Story laufen.«

      Hauke nickte ernst. Emma starrte abwechselnd Tanja und Hauke an, zu keiner weiteren Reaktion fähig.

      »Dein Privatleben würde durchleuchtet werden, wahrscheinlich von Detektiven«, nahm Hauke wieder den Ball auf. »Und von Reportern, allen voran die von der Bildzeitung. Die hätte die seltene Gelegenheit, sich zerknirscht zu geben: ›Hat die schöne Bild-Reporterin gelogen?‹ oder so ähnlich. Und Lamberts Anwälte würden dich mit Unterlassungsklagen beschießen, dass du nicht mehr stehen kannst. Und schneller pleite wärst, als du dich umdrehen kannst. Auch wenn der Journalistenverband dir Rechtsschutz gewähren sollte. Falls er das täte. Denn ob der Verband sich mit solchen investigativen Methoden identifizieren will, wie du sie offenbar angewandt hast…« Hauke wiegte zweifelnd das Haupt. »Aber jetzt lasst uns erst mal die Austern genießen. Die werden vom Rumstehen schließlich nicht besser.«

      Tanja griff sich eine der Muscheln, tröpfelte etwas Zitronensaft darauf und schlürfte sie genussvoll aus der Schalenhälfte. Sie schob die Platte näher an Emma heran. »Mädchen, greif zu!«

      Emma ignorierte die Aufforderung. Sie war baff. Und empört. Und fand endlich wieder Worte. »Dann soll ich jetzt also wohl dankbar sein, dass Hauke mein Foto gelöscht hat? Immerhin

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