Handbuch Schulbibliothek. Группа авторов

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landläufiger Meinung enthält die Lesebibliothek nicht nur Print-medien. Auch andere Medien wie animierte Bilderbücher, Filme und Hörspiele sind enthalten. Leseförderung mit Tablets und Apps ist eine ausgesprochen erfolgreiche Form der Leseanimation, die auch bei der Integration von Flüchtlingskindern punkten kann. Die Schulbibliothekarische Arbeitsstelle der Stadtbücherei Frankfurt a.M. hat eine eigene Broschüre mit Anregungen für Tabletprojekte herausgegeben (s. http://www.frankfurt.de/sixcms/media.php/738/ANSICHT_STB_Broschuere_iPaed_170x240_dy250416.pdf, Abruf: 11.10. 2017).

      Die Lesebibliothek enthält aber nicht nur fiktionale Stoffe. Jungs lesen oft lieber Sachbücher als Romane und auch mit einem Buch über Fussball, einer Autozeitschrift oder einem Comic lässt sich lesen lernen. Lesebibliothek und Leseecke sind Orte der Leseanimation und des ausserunterrichtlichen Lesens (Dahm 2008, 9), gehen also deutlich über das hinaus, was im Unterricht an Themen behandelt wird, knüpfen an die Freizeitinteressen der Kinder und Jugendlichen an und eröffnen neue Horizonte.

      Die Gestaltung des Raumes ist farbenfroh und gemütlich. Die Lesebibliothek enthält keine oder wenige Tische. Sie ist auf das Lesen – alleine oder in Gruppen – ausgerichtet. Man findet deshalb in der Lesebibliothek vorwiegend gemütliche Sofas, Sessel, Sitzsäcke, Sitzwürfel, Hocker, eine Liegelandschaft oder Sitztreppe. Ausserdem sind Hörstationen für die parallele Nutzung von Hörbuch und gedrucktem Buch, ein grosser Bildschirm oder ein Smartboard zur Vorführung von Bilderbuchkino und animierten Bilderbüchern sowie ein Tabletwagen für Tabletprojekte sinnvoll.

      Mehr als andere Formen der Schulbibliothek ist die Lesebibliothek auf Aktionen in und mit der Bibliothek angewiesen. Die Ergänzung einer Bühne oder eines Podests ist deshalb zu überlegen. Dort können die oben genannten Medienprojekte stattfinden, aber auch Kamishibais* vorgeführt oder kleine Theaterstücke aufgeführt werden. Die Bibliothek aufzubauen und dann darauf zu hoffen, dass die Kinder und Jugendlichen schon kommen werden, funktioniert heute nicht mehr. „Das Lesen fördern mit allen Sinnen und allen dem Zweck dienlichen analogen und digitalen Materialien – das ist die Devise …“ (Lücke/ Holderried 2016, 202), der die Lesebibliothek folgt.

      Die Bibliothek als Informationszentrum findet sich in verschiedenen Ausprägungen. Meist dient sie der selbstständigen Vor- und Nachbereitung des Unterrichts oder der spontanen Benutzung während des Unterrichts, und zwar immer dann, wenn spezielle Fragen auftauchen (Deutsches Bibliotheksinstitut, Materialien 1994, H. 13, 1).

      Bei der Fülle an Literatur und Medien, die der Markt bietet, ist zwangsläufig immer eine Auswahl erforderlich. Sie richtet sich nach dem Bibliotheksprofil, das durch die zu erfüllenden Aufgaben bestimmt wird. Ein umfassendes Selbstlernzentrum benötigt Literatur, Medien und Datenbanken für alle Fächer und deshalb eine ausreichend grosse Fläche für Präsentation und Nutzung.

      Es versteht sich von selbst, dass alle Teilfunktionen auf Erweiterung angelegt sind und Bestandteile eines Stufenkonzeptes sein können.

      Grosser Beliebtheit in Gymnasien erfreut sich die Oberstufenbibliothek, in der Abiturhilfen, Spezialliteratur und Fachdatenbanken für die Zielgruppe der Oberstufenschüler – beispielsweise für Facharbeiten – bereitgehalten werden. Sinnvollerweise sind dort auch die oft verstreut gelagerten Fachschafts- und Lehrerbibliotheken integriert, die dann zum Wohle aller professionell erschlossen und zugänglich gemacht werden. Gegen diese Bibliotheksform ist zwar nichts zu sagen, sie lässt aber das Fundament vermissen. Wie alles andere auch, muss die Nutzung der Bibliothek eingeübt und gelernt werden, und das kann nicht erst in der Oberstufe geschehen. Bibliothekskompetenz*, Medien- und Informationskompetenz müssen „von unten“ aufgebaut werden, um in der Oberstufe als Basis vorhanden zu sein. In der Oberstufe kann man dann die Früchte der Bibliotheksarbeit, die in der Unter- und Mittelstufe geleistet wurde, ernten: Die Schüler können selbstständig und kompetent in allen Medienarten recherchieren, die gefundenen Informationen auf Verlässlichkeit prüfen, auswählen und in neuen Zusammenhängen anwenden. Die Nutzung der Schulbibliothek führt – wie zahlreiche amerikanische, britische und kanadische Studien beweisen (s. http://www.iasl-online.org/advocacy/make-a-difference.html, Abruf: 28.08.2017) – zu besseren Prüfungsergebnissen und erfolgreicheren Abschlüssen, ganz zu schweigen von der Entlastung, die die Lehrkräfte erfahren, wenn ihre Schüler medien- und informationskompetent sind.

      „Für die Schülerinnen und Schüler bewährt sich die Schulbibliothek im Unterricht und ausserhalb als multimediale Lernumgebung“ (Frankfurter Erklärung, S. 257). Das bedeutet, dass sowohl die Bibliothek als Ort als auch ihre Inhalte konsequent im Unterricht genutzt werden sollten. Um das zu erreichen, müssen verbindliche Absprachen getroffen werden, die die Verzahnung von Schulbibliothek und Unterricht festlegen. Hat man in den entsprechenden Schulgremien vereinbart, dass bestimmte Themen des Lehrplans mit und in der Bibliothek zu bearbeiten sind oder dass bestimmte Kompetenzen in Klassenstufe x mit Hilfe der Bibliothek erworben werden, erhält die Nutzung eine gewisse Verbindlichkeit, die mit einem reinen Selbstlernzentrum kaum erreicht werden kann. Als gelungenes Beispiel seien hier die Medienkompetenzbausteine der zum Netz der Stadtbibliothek gehörenden Mediothek der Gymnasien in Biberach genannt (s. https://miz.biberach-riss.de/media/custom/1516_3387_1.PDF?1357270938), die verbindlich für einzelne Klassenstufen zwischen Bibliothek und Schule vereinbart sind.

      Die Schulbibliothek mit ihren Medien und ihrer technischen Infrastruktur bietet also einen Unterrichtsort, an dem die neuen kompetenzorientierten Lehrpläne besonders gut umgesetzt werden können. Bardo Herzig und Silke Grafe fassen das in ihrem Aufsatz „Zukunftsfähiges Lernen an Freien Lernorten“ zusammen: „… es geht insbesondere darum, Lernenden solche Umgebungen bereitzustellen, in denen sie – mit Unterstützung durch Lehrpersonen – eigene Vorstellungen entwickeln, erweitern und erproben können“ (Herzig/Grafe 2006, 24). Gedacht ist dabei an Lernarrangements, „… welche traditionelle und moderne Medien sowie unterschiedliche Methoden und Unterrichtskonzepte vereinen …“ und an denen „verschiedene Sozialformen des Lernens umgesetzt werden können“ (Freie Lernorte – Raum für mehr, 2006, 23). Auf diese Weise wandelt sich die Schulbibliothek zum unterrichtlichen Lern- und Kommunikationszentrum.

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