Die Edda (Deutsche Ausgabe). Karl Simrock

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Die Edda (Deutsche Ausgabe) - Karl Simrock

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Schnappendem Wolf, geschwätziger Krähe,

       Grunzender Bache, wurzellosem Baum,

       Schwellender Meerflut, sprudelndem Keßel;

      85

      Fliegendem Pfeil, fallender See,

       Einnächtgem Eis, geringelter Natter,

       Bettreden der Braut, bruchigem Schwert,

       Kosendem Bären und Königskinde;

      86

      Siechem Kalb, gefälligem Knecht,

       Wahrsagendem Weib, auf der Walstatt Besiegtem,

       Heiterm Himmel, lachendem Herrn,

       Hinkendem Köter und Trauerkleidern;

      87

      Dem Mörder deines Bruders, wie breit wär die Straße,

       Halbverbranntem Haus, windschnellem Hengst,

       (Bricht ihm ein Bein, so ist er unbrauchbar):

       Dem Allen soll Niemand voreilig trauen.

      88

      Frühbesätem Feld trau nicht zu viel,

       Noch altklugem Kind.

       Wetter braucht die Saat und Witz das Kind:

       Das sind zwei zweiflige Dinge.

       89

      Die Liebe der Frau, die falschen Sinn hegt,

       Gleicht unbeschlagnem Ross auf schlüpfrigem Eis,

       Muthwillig, zweijährig, und übel gezähmt;

       Oder steuerlosem Schiff auf stürmender Flut,

       Der Gemsjagd des Lahmen auf glatter Bergwand.

      90

      Offen bekenn ich, der beide wohl kenne,

       Der Mann ist dem Weibe wandelbar;

       Wir reden am Schönsten, wenn wir am Schlechtesten denken:

       So wird die Klügste geködert.

      91

      Schmeichelnd soll reden und Geschenke bieten

       Wer des Mädchens Minne will,

       Den Liebreiz loben der leuchtenden Jungfrau:

       So fängt sie der Freier.

      92

      Der Liebe verwundern soll sich kein Weiser

       An dem andern Mann.

       Ost feßelt den Klugen was den Thoren nicht fängt,

       Liebreizender Leib.

      93

      Unklugheit wundre Keinen am Andern,

       Denn Viele befällt sie.

       Weise zu Tröpfen wandelt auf Erden

       Der Minne Macht.

      * *

      *

       94

      Das Gemüth weiß allein, das dem Herzen innewohnt

       Und seine Neigung verschließt,

       Daß ärger Uebel den Edeln nicht quälen mag

       Als Liebesleid.

       95

      Selbst erfuhr ich das, als ich im Schilfe saß

       Und meiner Holden harrte.

       Herz und Seele war mir die süße Maid;

       Gleichwohl erwarb ich sie nicht.

      96

      Ich fand Billungs Maid auf ihrem Bette,

       Weiß wie die Sonne, schlafend.

       Aller Fürsten Freude fühlt ich nichtig,

       Sollt ich ihrer länger ledig leben.

      97

      »Am Abend sollst du, Odhin, kommen,

       Wenn du die Maid gewinnen willst.

       Nicht ziemt es sich, daß mehr als Zwei

       Von solcher Sünde wißen.«

      98

      Ich wandte mich weg Erwiedrung hoffend,

       Ob noch der Neigung ungewiss;

       Jedennoch dacht ich, ich dürft erringen

       Ihre Gunst und Liebesglück.

      99

      So kehrt ich wieder: da war zum Kampf

       Strenge Schutzwehr auferweckt,

       Mit brennenden Lichtern, mit lodernden Scheitern

       Mir der Weg verwehrt zur Lust

      100

      Am folgenden Morgen fand ich mich wieder ein,

       Da schlief im Saal das Gesind;

       Ein Hündlein sah ich statt der herlichen Maid

       An das Bett gebunden.

       101

      Manche schöne Maid, wers merken will,

       Ist dem Freier falsch gesinnt.

       Das erkannt ich klar, als ich das kluge Weib

       Verlocken wollte zu Lüsten.

       Jegliche Schmach that die Schlaue mir an

       Und wenig ward mir des Weibes.

       102

      Munter sei der Hausherr und heiter bei Gästen

       Nach geselliger Sitte,

       Besonnen und gesprächig: so schein er verständig,

       Und rathe stäts zum Rechten.

      103

      Der

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