Handbuch der Sprachminderheiten in Deutschland. Группа авторов

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Handbuch der Sprachminderheiten in Deutschland - Группа авторов

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Andresen (1925–1993) unterscheidet sich von den übrigen südschleswigschen AutorInnen darin, dass er im Sønderjysk/südjütischen Dialekt von Sydtønder/Südtondern (Südschleswig) über das Leben auf dem Land schreibt. Am bekanntesten sind seine Novellensammlungen Æ gahmands bænk (1976) und Jørn Bommands enghø (1986).

      Die bereits verstorbenen südschleswigschen LyrikerInnen teilen eine Reihe von Themen mit den RomanautorInnen, so zum Beispiel Aksel Lieb (1912–1984), dessen Digte 1985 erschienen ist und das Grenzgebiet und die Ostfront im Zweiten Weltkrieg, in dem der Verfasser selbst Soldat war, zum Thema hat. Gerhard Ernst (1931–2009) gab 1955, 1961, 1989 sowie 2009 Gedichtsammlungen (Livssplinter) heraus, in denen sich das tiefe Verständnis des Verfassers für die menschliche Vielfältigkeit spiegelt. Die Gedichtsammlung (Ucensurerede) Avisdigte (1988) von Hermann Liebers (1935–1989) enthält humoristische und nachdenkliche Gedichte und weist Ähnlichkeit mit dem Band von Rolf Lehfeldt (1928–2002) auf (Lyriske tegn, 1998), der Gedichte und Gelegenheitspoesie aus rund 40 Jahren umfasst.

      Die Literatur der dänisch-südschleswigschen VerfasserInnen wird rezipiert, nicht zuletzt auch aus literaturwissenschaftlicher Perspektive (vgl. z.B. Wischmann 2016), jedoch offenbar nicht in dem Umfang, in dem es sich die Minderheit wünscht. So wird im Vorwort der Sydslesvig Antologi (Andersen et al. 2015) festgestellt, dass sowohl das Wissen über als auch das Bewusstsein für die südschleswigsche Minderheit und ihre Literaturprodukte in Dänemark gering ist.

      4 Soziolinguistische Situation: Kontaktsprachen, Sprachform(en) des Deutschen und der Minderheitensprache, sprachliche Charakteristika, Code-Switching und Sprachmischung

      4.1 Kontaktsprachen

      In Schleswig-Holstein, wie in der übrigen Bundesrepublik Deutschland, ist Deutsch die einzige offizielle Sprache. Darüber hinaus ist Dänisch in den drei Varianten Standarddansk (Standarddänisch), Sydslesvigdansk (Südschleswigdänisch) und Sønderjysk (Südjütisch) sowie Nordfriesisch als Minderheitensprachen und Niederdeutsch als Regionalsprache in der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen des Europarats anerkannt.

      Das Dänisch, das von der Mehrheitsbevölkerung als Fremdsprache gelernt wird, weist keine Merkmale des Südschleswigdänischen auf.

      Sønderjysk ist eine Varietät, die früher sowohl unter der dänisch- als auch der deutsch-orientierten Bevölkerung Nord- und Südschleswigs die meistverbreitete Variante des Dänischen war. In den vergangenen gut 100 Jahren ist seine Verwendung sehr stark zurückgegangen, wie auch schon Untersuchungen aus Agtrup/Achtrup (Petersen 1973) und Rødenæs/Rodenäs (Spenter 1977, Larsen 1984, 1986) gezeigt haben. Heute wachsen nur wenige Kinder der dänischen Minderheit mit Sønderjysk als Muttersprache auf; häufig sind ihre Eltern aus Dänemark zugezogen.

      Nordfriesisch als Minderheitensprache ist auch innerhalb der dänischen Minderheit repräsentiert, da eine der dänischen Minderheitenschulen eine friesisch-dänische Schule ist. Der Friisk Foriining (‚Friesischer Verein‘)1 ist dem dänischen SSF angeschlossen.

      In Bezug auf Niederdeutsch ist die Situation ähnlich wie für Sønderjysk. Es handelt sich auch hier um eine Varietät, die im Rückgang begriffen ist, und nur noch von wenigen Kindern muttersprachlich erworben wird. Häufiger wird es in ländlichen Regionen verwendet. Als Regionalsprache wird Niederdeutsch vor allem von älteren Mitgliedern der dänischen Minderheit gesprochen. Es spielt außerdem im (lokalen) Theater eine Rolle, und gelegentlich enthält die Flensborg Avis einen niederdeutschen Beitrag.

      4.2 Die einzelnen Sprachformen des Dänischen

      4.2.1 Standarddansk/Standarddänisch – Rigsdansk/Reichsdänisch

      Standarddänisch ist die heutige Bezeichnung für eine Standardform des Dänischen, das mit kleineren Variationen gesprochen wird. Die Bezeichnung entspricht im Wesentlichen dem, was mit Rigsdansk (‚Reichsdänisch‘) gemeint ist, doch Rigsdansk wird häufig als Dachbezeichnung für eine einheitliche gesprochene und geschriebene Sprachform verwendet, die ihren Ursprung in Kopenhagen als historischem Machtzentrum hat. In Bezug auf die Schriftsprache gibt es ein offizielles orthographisches Regelwerk, das vom Dansk Sprognævn (‚Dänischer Sprachrat‘) festgelegt wurde, doch es gibt keine offiziellen Richtlinien für eine Standardaussprache des Dänischen.

      4.2.2 Sydslesvigdansk/Südschleswigdänisch

      Südschleswigdänisch wird von den zweisprachigen Sprecherinnen und Sprechern gesprochen bzw. geschrieben, die in Südschleswig geboren und aufgewachsen sind und sich der dänischen Minderheit zugehörig fühlen. Es wird in der Mehrzahl der Fälle als Minderheitenzweitsprache in Kindergarten und Schule der Minderheit oder in ihren Dänischkursen und Vereinen erworben. Es kann auch als Erstsprache von Minderheitsangehörigen zweisprachiger Eltern erworben werden. Südschleswigdänisch ist durch ein linguistisches Variationsmuster charakterisiert, das sich von dem Gepräge dänischer Varietäten, die in Dänemark erworben werden, unterscheidet. Es ist gekennzeichnet durch spezifische Merkmale in Phonologie, Grammatik und Semantik, die primär auf den Einfluss des Deutschen zurückgehen und die weder auf der individuellen noch auf der kollektiven Ebene ein festes Muster aufweisen. Diese Kontaktsprache ist sowohl eine gesprochene als auch eine geschriebene Sprache. Die Sprechergruppe beherrscht außerdem Deutsch (zumeist als Erstsprache) und zum Teil zusätzlich Niederdeutsch, Friesisch oder/und Sønderjysk.

       Phonologie

      In der Segmentalphonologie unterscheidet sich Südschleswigdänisch vom Standarddänischen besonders in den Vokalen a, æ, ø und å.

      Das ist auf einen Transfer des deutschen Vokalsystems in das dänische zurückzuführen. Da es im Deutschen 14 Vokale gibt (sieben lange und sieben kurze), auf Dänisch jedoch 25 (zwölf lange und 13 kurze), lassen sich deutsche Aussprachemuster nicht problemlos auf das Dänische übertragen. Daneben ist ein Einfluss der deutschen Laut-Buchstaben-Zuordnung der Schriftsprache auf die Aussprache festzustellen, wenn Grapheme nach der deutschen Zuordnung realisiert werden statt nach der dänischen. Dies ist zum Beispiel der Fall in dem dänischen Wort brugt (‚gebraucht‘), das häufig mit /u/ und nicht mit /å/ ausgesprochen wird.

      In der Prosodie gibt es Unterschiede zum Standarddänischen innerhalb der Realisierung des Stoßtons (Glottalverschluss), der Betonung und der Satzprosodie. Der Stoßton des Standarddänischen wird im Südschleswigdänischen selten realisiert (wie auch in einigen Regionen in Süddänemark ohne direkten Kontakt zum Deutschen). Er kann jedoch in einzelnen Wörtern, die mit Stoßton gelernt wurden, auftreten.

      Innerhalb der Betonung werden schwachbetonte Silben oft kräftiger als im Standarddänischen artikuliert, eine Betonungsverteilung, die vermutlich auf Transfer aus dem Deutschen zurückzuführen ist.

       Satzprosodie

      Südschleswigdänisch ist prosodisch dadurch charakterisiert, dass am Ende von vorangestellten Gliedsätzen wie im Deutschen eine lokal steigende Intonation erfolgt; dieses Muster steht im Kontrast zum Dänischen, wo die Intonation auf gleicher Höhe fortgesetzt wird. In fortführenden Sätzen tritt, ebenfalls wie im Deutschen, innerhalb der letzten Wörter eine fallende Intonationskontur auf. Auch hier besteht ein Kontrast zu Standarddänisch, wo die Intonationskurve über mehrere Wörter zum Satzende graduell abfällt.

       Aussprache von Eigennamen

      Im Südschleswigdänischen werden die Personennamen der Minderheitsangehörigen häufig auf Deutsch

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