Handbuch der Sprachminderheiten in Deutschland. Группа авторов

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vor. Man kann den Zusammenhang andererseits auch als Ausdruck einer gegenseitigen Übereinstimmung der Grammatiken beschreiben. Aus dieser Perspektive existieren keine grammatischen Barrieren für das Ineinanderübergehen von einer Sprache in die andere oder in die dritte (und umgekehrt) innerhalb eines Satzes. Neben der grammatischen Seite des Code-Switching gibt es dabei auch die psychologische Seite, die mit der Kompetenz in Zusammenhang steht. Sowohl Sender als auch Empfänger muss über eine linguistische und kommunikative Kompetenz in beiden bzw. allen drei Sprachen verfügen. Die Botschaft hat keine Bedeutung und kann nicht verstanden werden, wenn man diese linguistische Kompetenz nicht miteinander teilt, produktiv oder rezeptiv. Das Code-Switching setzt auch eine soziale und kulturelle Kompetenz voraus, die weiter greift als nur in Bezug auf das Gesellschaftssystem. Zusammengenommen kann man von einer semantisch-referentiellen Kompetenz in den beteiligten Sprachen sprechen (im Original keine typographische Unterscheidung).2

       (3) Vi (du brauchst keine Feinde, du hast ja uns) ønsker dig et „muntert“ år som Bunde (Schlammrobben) og derefter good luck mht. uddannelse til Realschullehrer ved Uni-Flensburg – Mach die Sutties fertig, sie haben es verdient. (S. 52)‚Wir […] wünschen dir ein munteres Jahr als Bundi3 […] und danach viel Glück hinsichtlich der Ausbildung zum Realschullehrer an der Uni Flensburg […].‘

       (4) Dette gælder på flere områder, denn „wenn jemand mit Alkohol umgehen kann, dann B.“ tror vi, remember Wallsbüll '93, denn wer hoch fliegt, kann tief stürzen, sogar bis ins Krankenhaus, aber was soll’s, inden vi kunne nå at besøge hende, mødte vi hende på festivals-pladsen igen. (S. 58)‚Das betrifft mehrere Bereiche, […] glauben wir, erinnere dich an Wallsbüll ’93 […] bevor wir es schafften, sie zu besuchen, trafen wir sie schon wieder auf dem Festival-Platz.‘

       (5) Også i 12. årg. lå han på knæ for en af årgangens skønheder „I would do anything for love….!“. Aber leider wieder abgeblitzt! Da S. har fransk på linje (was kann er denn dafür) bliver han ofte klandret af en speciel lærer for ikke at være en rigtig mand. (S. 77)‚Auch im 12. Jahrgang lag er auf den Knien für eine der Jahrgangsschönheiten „Ich würde alles für die Liebe tun …!“ […] Weil S. Französisch hat […], wird er oft von einer speziellen Lehrkraft kritisiert, kein richtiger Mann zu sein.‘

       Globalisiertes Cross-Switching

      Wenn das konversationelle Code-Switching Dänisch, Deutsch und Englisch zugleich umfasst, kann es als globalisiertes Cross-Switching bezeichnet werden. Es geht über Nationalsprachgrenzen hinweg und fügt dem Code-Switching-Repertoire Englisch als internationale Sprache, als Lingua franca, hinzu. Dieser Typ des Code-Switchings ist unter Kindern und Jugendlichen sowohl in der mündlichen als auch der schriftlichen Kommunikation weit verbreitet, kommt jedoch bei Erwachsenen, insbesondere in der Schriftsprache, bisher nur selten vor.

      Sofern die Kinder und Jugendlichen diesen Sprachgebrauch des globalisierten Cross-Switchings weiterentwickeln und bis ins Erwachsenenalter hinein fortsetzen, bedeutet das, dass sich unter ihrem Einfluss in der Minderheit wahrscheinlich neue Sprachgebrauchsnormen entwickeln werden. So, wie Südschleswigdänisch mit der Zeit akzeptiert wurde und im mündlichen Gebrauch ein Identitätsfaktor geworden ist, kann auch das globalisierte Cross-Switching diese Entwicklung durchlaufen. Das wird jedoch nicht allein die Minderheit betreffen, denn die Sprachentwicklung in den europäischen Nationalstaaten deutet darauf hin, dass nicht nur diejenigen Bevölkerungsgruppen, die sich als Minderheit definieren, sondern auch der mehrheitliche Bevölkerungsteil im Prozess ist, zwei- oder mehrsprachig zu werden. Das kann zu einer Zweisprachigkeitsnorm führen, die das Code-Switching als integralen Teil des Sprachgebrauchs einschließt (Pedersen 2000/I: 290).

      5 Spracheinstellungen gegenüber dem Südschleswigdänischen als Schriftsprache

      Systematische Untersuchungen zu Spracheinstellungen gegenüber dem Südschleswigdänischen stellen bislang ein Desiderat dar. Im Folgenden gehen wir darauf ein, welche Reaktionen auf die Verwendung von Südschleswigdänisch als Literatursprache zu beobachten sind.

      Sofern südschleswigsche Verfasser und Verfasserinnen Literatur auf Dänisch schreiben, benutzen sie hauptsächlich Standarddänisch. Einige der älteren Autorinnen und Autoren, u.a. Sigfred Andresen, verwenden jedoch auch Sønderjysk. Südschleswigsche Literatur umfasst sowohl Lyrik als auch Romane und Theaterstücke.

      Südschleswigdänisch wird von verschiedenen südschleswigschen Verfasserinnen und Verfassern bewusst als Literatursprache gewählt. Daran wird deutlich, dass es zumindest von dieser Gruppe als eigenständige Varietät des Dänischen angesehen wird, zudem mit einem hohen Identifikationsfaktor. Die Stellungnahmen dieser Autorinnen und Autoren reflektieren eine Einordnung des Südschleswigdänischen als eine dänische Varietät, die von Standarddänisch zu unterscheiden ist. Sein Gebrauch als Literatursprache kann als Hinweis auf seine Eigenständigkeit als Identitätsmerkmal interpretiert werden.

      Aus standarddänischer Perspektive wurde diese Sprachverwendung in der Vergangenheit wiederholt auf eine Weise kritisiert, die widerspiegelt, dass Südschleswigdänisch demgegenüber als eine defektive Variante des Schriftdänischen wahrgenommen wird.

      In dem Roman Regnbuelandet (‚Regenbogenland‘) (1987) thematisiert Karin Johannsen-Bojsen die Probleme, die Verfassern begegnen können, wenn sie in ihrer Minderheitssprache schreiben. Im selben Jahr gab sie ihrer Sicht auf dieses Thema in einem Interview mit der Flensborg Avis Ausdruck:

      Det kan være meget vanskeligt at skulle skrive på et sprog, der ikke er ens modersmål, så det hæmmer en del. Det, der gør det vanskeligt, er at skulle hente nuancerne ud af det danske sprog, og min erfaring er den, at der mange steder i Danmark ikke er en særlig bred tolerance over for os sydslesvigere. Det hævdes, at vi ikke taler ordentlig dansk, og at vort sprog i den skrevne form er forkert, for ikke at sige halvtysk. (Flensborg Avis 21.2.1987).1

      Im selben Artikel gab ihr ein anderer südschleswigscher Verfasser, Helmuth Leckband, recht:

      Man møder en intolerance, men for mig at se kan der ikke være noget galt i, at sproget formuleres som vi nu gør det. Når alt kommer til alt er det også et spørgsmål om den stilistiske linje. Det må være tilladt for en forfatter at formulere sig i det sprog han kender, ligesom en maler også har sin særlige måde at føre penslen på. (Flensborg Avis 21.2.1987).2

      Herman Liebers nimmt in seinem Vorwort zu seiner zweiten Gedichtsammlung, Ucensurerede avisdigte (‚Unzensierte Zeitungsgedichte‘) (1988), eine ähnliche Haltung ein. Er merkt an, dass manche die südschleswigschen Merkmale positiv bewerten, während andere sie kritisieren. Das begrüßt er:

      Medens nogle i Sydslesvig glæder sig over, at jeg leger med det danske sprog, støder det til gengæld andre, at sproget i mine digte tydeligt rø­ber sydslesvigeren. Det er jeg kun glad for.3

      Mangelnde Akzeptanz gegenüber Südschleswigdänisch zeigte sich selbst noch Ende der 1990er Jahre, als ein Rezensent über Karin Johannsen-Bojsens Roman Himmel med mange stjerner (‚Himmel mit vielen Sternen‘) (1997) schrieb:

      Den sproglige instrumentering i romanen er den flydende og let læste danske gangart, men som splinter af grænselandets sproglige troldspejl supplerer og karakteriserer tyske sentenser den danskskrevne sydslesvigske samtidshistorie. Og selv om mit måske for sarte sprogøre ind­imellem hører de valgte tyske markeringer som brud på romanens sprogligt episke flow, medgiver jeg gerne forfatteren, at den valgte sprogdragt forbilledligt understøtter romanens anliggende – den ærlige, vildt engagerede og klartskuende beskrivelse af mindretallets brogede mangfoldighed. (Flensborg Avis 19.3.1998)4

      Rolf Lehfeldts Gedichtsammlung

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