Handbuch der Sprachminderheiten in Deutschland. Группа авторов

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die in einem deutschen Kontext gestaltet sind, erscheinen Rahmen- und Metainformationen (Hinweise auf Datenschutz oder Impressum) auch auf den dänischen Seiten häufig auf Deutsch (z.B. www.stjernen.de/da/hjem-2/), das dadurch visuell die Rolle der (gesellschaftlich) rahmengebenden Sprache erhält. D.h., auf diesen Internetseiten der dänischen Minderheit bleibt ihre Einbettung in die deutschsprachige Mehrheitsgesellschaft sprachlich sichtbar: Selbst wenn die Internetauftritte dänischsprachig sind, unterscheiden sie sich von jenen, die im Bezugsland Dänemark erstellt wurden.

      7 Zusammenfassung

      Bei der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein handelt es sich um eine historisch-autochthone Minderheit, deren gesellschaftliche Strukturen v.a. seit Anfang der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gut etabliert sind. Die Rechte der Minderheit sind völkerrechtlich bindend fixiert. Die Mitglieder der Minderheit sind gut in die Mehrheitsgesellschaft integriert, dennoch ist die Minderheit als Gruppe präsent. Die Förderung und Verwendung des Dänischen erfolgt institutionell in monolingual dänischen Schulen, aber auch im Freizeit-, Vereins- und Kulturleben.

      In der Minderheit, insbesondere in der mündlichen Kommunikation, besitzt die dänische Sprache jedoch einen variablen Status. Für die Mitglieder der Minderheit ist es weitestgehend die Zweitsprache, die sie in Kindergarten oder Schule erworben haben. Einen hohen Status hat Dänisch in erster Linie in Arbeitsbereichen, die einen direkten Bezug zur Minderheit aufweisen, sowie im Bereich des Schulunterrichts, der Hort- und generellen Betreuungsstruktur und auf den obersten Führungsebenen der Minderheitsorganisationen. Um in diesen Bereichen Einfluss ausüben zu können, ist Dänisch unerlässlich. Die dänischsprechenden Mitglieder der Minderheit spielen hier die maßgebende Rolle und stellen die Entscheidungsträger.

      Im öffentlichen Raum der Minderheit erhält Dänisch demgegenüber weder Funktionsbereiche noch Status in nennenswertem Ausmaß, und zwar weder innerhalb der Privatsphäre noch in der Kommunikation im kleinen Kreis zwischen nicht-professionellen Dänischsprechenden. Dadurch, dass Dänisch in der Regel als Zweitsprache in Schule und Betreuungseinrichtungen erworben wurde, ist es für die Mitglieder der Minderheit mit diesen Institutionen (und weniger mit privater Kommunikation) verknüpft. Sich dänisch zu fühlen ist daher nicht gleichbedeutend damit, in allen minderheitsrelevanten Situationen Dänisch zu sprechen: Man kann gleichzeitig dänisch gesinnt sein und Deutsch sprechen. Diese Realität steht jedoch in deutlichem Gegensatz zum traditionellen nationalen Ideal der Minderheit. Dieses umfasst die Verwendung der dänischen Sprache in allen Funktionsbereichen, einer dänischen Nationalkultur und einer dänischen nationalen Identität, die eng miteinander verbunden sind und in Einklang stehen. Der Widerspruch zwischen der alltäglichen Realität und diesem Ideal gibt seit über hundert Jahren Anlass für Diskussionen in der Tageszeitung der Minderheit, der Flensborg Avis.

      Heute lässt sich sowohl in der Minderheit als auch in Dänemark eine steigende Erkenntnis und Akzeptanz dafür wahrnehmen, dass die sprachliche Wirklichkeit von einem variablen Status des Dänischen und einer Vielfalt an Identifikationsmöglichkeiten geprägt ist. Nationalkonservative Kreise in Dänemark warnen die Minderheit jedoch davor, Dänisch als Sprache aufzugeben, und sie drohen mit Konsequenzen in Bezug auf die ökonomische Unterstützung durch den dänischen Staat, sollte die dänische Sprache in der Minderheit ihre Bedeutung verlieren. Möglicherweise ist das der Grund dafür, dass eine Reihe von dänischen Minderheitseinrichtungen und -vereinigungen keine deutsche oder deutsch beeinflusste Beschilderung mehr vornimmt (z.B. die Dänische Zentralbibliothek, der Dänische Gesundheitsdienst oder die Sportvereine). Die Warnungen können auch Ursache dafür sein, dass 2018 vom SSF ein Vorschlag für eine gemeinsame Sprachpolitik der Minderheit vorgelegt wurde, den die übrigen Organisationen der Minderheit allerdings ablehnten.

      Die Tatsache, dass die Flensborg Avis ihre deutschsprachige Sektion einstellte (auch wenn Deutsch nicht völlig aus der Zeitung verschwunden ist), lässt sich in gleicher Weise damit in Verbindung bringen, dass die Zeitung ihr dänisches Profil stärken und hervorheben möchte.

      Die besondere Fokussierung auf die dänische Sprache findet auch ihren Ausdruck in der Sprachpolitik des SdU und darin, dass einige der zugehörigen Vereine ausschließlich dänische Internetseiten betreiben, wodurch sie zudem deutlich machen, dass Dänisch die Vereinssprache ist. In diesem Kontext stellt sich die Frage, ob sich auch in der mündlichen Kommunikation innerhalb der Minderheit der Status des Dänischen geändert hat. Umfassende teilnehmende Beobachtungen in der Minderheit lassen jedoch den Schluss zu, dass in dieser Hinsicht zwischen 2000 und 2020 keine Veränderung eingetreten ist. Der Status des Dänischen in der mündlichen Kommunikation, üblicherweise in Form von Südschleswigdänisch, ist in der Minderheit nach wie vor variabel.

      8 Literatur

      Andersen, Signe/Jensen, Erik/Lohse, Maike (2015): Sydslesvig Antologi. Flensburg: SSF.

      Bonner Erklärung (1955). Abrufbar unter: https://www.wahlrecht.de/doku/doku/19550329.htm. (Letzter Zugriff 25.3.2020)

      Boyd, Sally (1985): Language Survival: A Study of Language Contact, Language Shift, and Language Choice in Sweden. Göteborg: Department of Linguistics, University of Göteborg.

      Braunmüller, Kurt (1991): Sydslesvigdansk – et interferenssprog? In: Kunøe, Mette/Vive Larsen, Erik (Hrg.): 3. Møde om Udforskningen af Dansk Sprog. Aarhus Universitet 11.–12. oktober 1990. Aarhus: Institut for Nordisk Sprog og Litteratur/Aarhus Universitet, S. 55–62.

      Braunmüller, Kurt (1996): Sydslesvigdansk – et regionalsprog? In: Jul Nielsen, Bent/Pedersen, Inge Lise (Hrg.): Studier i talesprogsvariation og sprogkontakt. Til Inger Ejskjær på halvfjerdsårsdagen den 20. maj 1996. København: C.A. Reitzel, S. 33–44.

      Buck, Anna/Bonhoff, Lena/Clausen, Ruth/Rasmussen, Réne (2011): Auf den Spuren des Minderheitenlebens 2009–10. Sønderborg: Museum Sønderjylland-Sønderborg Slot.

      Ewer, Wolfgang (2006): Die Stellung der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein. In: Trunk, Alexander (Hrg.): Recht im Ostseeraum. Berlin: Berliner Wissenschaftsverlag (BWV), S. 69–95.

      Fredsted, Elin (2000): Hvordan gør sprogkontakt sig gældende i en sprogkontaktzone? In: Jahr, Ernst Håkon (Hrg.): Språkkontakt – Innverknaden frå nedertysk på andre nordeuropeiska språk. Kopenhagen: Nordisk Ministerråd, S. 131–151.

      Fredsted, Elin (2009): Sprachen und Kulturen in Kontakt – deutsche und dänische Minderheiten in Sønderjylland/Schleswig. In: Stolz, Christel (Hrg.): Neben Deutsch. Die autochthonen Minderheiten- und Regionalsprachen Deutschlands. Bochum: Universitätsverlag Dr. N. Brockmeyer, S. 1–23.

      Fredsted, Elin (2016): Language contact in the German-Danish border area in the twenty-first century. Multilingualism at the interface between oral and written language use. In: STUF 69, 3, S. 437–465.

      Fredsted, Elin (2019): Dänisch in Deutschland. In: Meißner, Franz Joseph/ Fäcke, Christiane (Hrg.): Handbuch der Mehrsprachigkeits- und Mehrkulturalitätsdidaktik. Tübingen: Narr, S. 547–549.

      Henningsen, Lars N./Lubowitz, Frank (2011): Stemmer fra mindretallene/Stimmen aus den Minderheiten. Flensborg/Apenrade: Studieafdelingen ved Dansk Centralbibliotek for Sydslesvig/Archiv der deutschen Volksgruppe.

      Henningsen, Lars N. (2011): Zwischen Grenzkonflikt und Grenzfrieden. Die dänische Minderheit in Schleswig-Holstein in Geschichte und Gegenwart. Flensburg: Studieafdelingen ved Dansk Centralbibliotek for Sydslesvig.

      Ivković, Dejan/Lotherington, Heather (2009): Multilingualism in cyberspace: Conceptualising the virtual linguistic landscape. In: International Journal of Multilingualism

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